Die deutschen Gold-Gewinner im Deutschen Haus. Und Olympia-Korrespondent Grischa Brower-Rabinowitsch geht ran. Gestern Nacht habe ich am eigenen Leibe fest gestellt, dass Weblogs einen Menschen tiefgreifend verändern können.
Es war 1.16 Uhr, wir hatten gerade unsere Olympia-News-Ausgabe fertig. Manches braucht hier länger, weil die WLan-Geschwindigkeit nicht mal für eine Blech-Medaille reichen würde. Wir wunderten uns, was für ein Auflauf noch an der Bar im Deutschen Haus war. Also beschlossen wir, uns vor unserer Heimreise nach Oulx den ersten und einzigen Drink des 15-Stunden-Arbeitstages zu gönnen.
Und da stand er mit hochroten Wangen, der 1,79 Meter große Olympiasieger Georg Hettich. Inmitten des nahezu komplett an der Bar angetretenen (Betreuer-)Teams der nordischen Kombination strahlte er beseelt vom Erfolg – und vielleicht dem ein oder anderen Caipirinha. Um aber Gerüchten gleich vorzubeugen: Hettich war nicht betrunken, nur ordentlich angeschickert!
Nun gut. Was tun? Der arme Kerl war seit seinem Zieleinlauf nicht eine Minute zur Ruhe gekommen, hatte stundenlang im Deutschen Haus ganze Meuten von Journalisten am Hals, war im „Aktuellen Sportstudio“ live aufgetreten und sah inzwischen aus wie ein sehr glücklicher aber auch sehr geschaffter Junge. In meinem früheren Leben hätte ich es nicht gewagt, ihn zu so später Stunde, in der er mit seinen Kumpels einfach nur noch feiern wollte, anzusprechen.
In meinem neuen Leben als Blogger bin ich aber mit einem ziemlich starken Gefühl, gerade einen peinlichen Auftritt hinzulegen, zu ihm hingegangen und habe ihn wie ein Groupie aus dem Allgäu um ein Foto zusammen mit ihm (und meinem fleißigen Kollegen Ralf Drescher) gebeten. Natürlich habe ich mich ? anders als ein kreischender Teenie kurz vor der ersten Ohnmacht ? anständig vorgestellt. Hettichs Antwort: ?Aber das kommt doch nicht in die Zeitung??. Soviel nochmals zu seinem beseelten Zustand…
Und so präsentiere ich (auch ein bisschen stolz, ich gebe es zu) Olympiasieger Georg Schorsch Hettich im Körperkontakt mit Ralf und mir (Im Hintergrund hat sich übrigens unser Mitbewohner Wolfgang , das ist der mit dem Schnäuzer, mit aufs Bild geschlichen) :
Dank unserer Goldjungs und des „Aktuellen Sportstudios“ war gestern im Deutschen Haus übrigens das erste Mal so richtig die Hölle los. Wir haben davon zwar nur immer kurz etwas mitbekommen, weil wir die meiste Zeit in unserem Büro mit der Olympia-News kämpften.
Außerdem war Ralf das erste Mal auch bei einem Wettkampf war (er hat live erlebt, wie Michi Greis Olympiasieger wurde ? Jubel!). Hier sein Blick auf Ricco Groß:
Wenn wir aber unsere Katakomben mal verlassen haben, dann mussten wir geradezu aufpassen, keine Promis umzurennen.
Die standen hier gestern wirklich an jeder Ecke, ob sie Jens Weißflog, Sven Ottke, Frank Luck, Rosi Mittermaier, Michael Otto (Versandhauskönig), Ole van Beust (Hamburger Bürgermeister, Joachim Erwin (Düsseldorfer Oberbürgermeister) oder wie auch immer heißen. Das waren jedenfalls nur die, die ich gesehen und erkannt habe.
Der Auflauf hatte für die Zwei-Mann-Redaktion vom Handelsblatt aber einen entscheidenden Nachteil: Als wir um 1.45 Uhr nach Hause wollten, gab es keinen Fahrdienst mehr. Die waren bis frühmorgens mit Promis und Sponsoren und Stuff (Staff) belegt. Also mussten wir wohl oder übel den Bus zum Bahnhof in Oulx nehmen und von dort die üblichen 30 Minuten zu unserer Wohnung laufen. Um vier Uhr morgens lagen wir endlich im Bett. Heute morgen sind wir dann um acht Uhr wieder aufgestanden.
So langsam bekommt Ringe-Reporter noch eine zweite Bedeutung…
Autor: Grischa Brower-Rabinowitsch
Kommentare
snouka 12. Februar 2006 um 23:55
Große Klasse das Foto, weiter so! Ich hoffe ihr haltet bis zum Ende durch und bekommt noch jede Menge Spitzensportler in die Finger! Immer am Ball bleiben!
jo jmatic 13. Februar 2006 um 8:49
Wuhahaa, ist die schöne neue Welt mit der schönen neuen Technik nicht klasse!? Jetzt mal ehrlich, wer will schon in überheizten Räumen vor normalen PeCee-Tipsen, auf Ikea-Stühlen (evtl. noch was zu trinken auf’m Tisch) hocken? Da sitzt man doch lieber mit’m NotBug auf ’ner Bierkiste im Durchgabgsflur und überlegt während des Schreibens, was die wohl immer mit „Ergonomie“ in der Werbung meinen. :-)))
Goiles Bild.
jo