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Der Hauptstädter entwickelt langsam eine gewisse Form von Egomanie. Eigentlich hätte ich gestern in Berlin sein sollen.

Ich mag Berlin, das sei hier eingefügt. Da zu leben, könnte ich mir gut vorstellen (im Gegensatz zu anderen prominenten Weblog-Autoren). Doch im Vergleich mit London oder New York hat Berlin eben immer noch diese gewisse Piefigkeit. Es ist eben eine merkwürdige Mischung aus Zukunft und 80er Jahren, aus Ballonseidenanzugträgern und Hüftjeansfetischisten.

Nun nimmt sich das Berliner Kunst-, Politik- oder Medienszenemitglied allerdings immer wichtiger. Und ignoriert, dass es auch andere Immobilienanhäufungen in der Republik, die von Berlin aus regiert wird, existieren. Und da leben sogar Menschen.

Gestern also hätte ich in Berlin sein sollen. Bei einem Galeristen, den ich für unsere Serie Kunst-Macher portraitieren sollte. Am Mittwoch also rufe ich bei jener Galerie an und frage nach dem Chef.

„Der ist nicht da.“

„Es ist so, ich habe morgen einen Termin mit ihm und wollte kurz nachhören, ob es bei der Uhrzeit bleibt.“

„Sie haben einen Termin bei ihm?“

„Ja. Um 11.“

„Das kann eigentlich nicht sein.“

„Doch. Habe ich vor zwei oder drei Wochen mit ihm ausgemacht.“

„Also ich kann ihnen definitiv sagen, dass das nichts wird. Er ist morgen in Graz.“

„Aha. Und wann gedachte er, mich davon zu unterrichten?“

„Weiß ich nicht.“

„Immerhin habe ich einen Flug gebucht…“

„Wohin?“

„Nach BERLIN!“

„Ach so. Ja, das tut mir leid.“

Nachdem der Chef sich bei einem späteren Rückruf nicht mal großartig entschuldigte, ist sein Vorkommen in dieser Serie nun mehr als fraglich.


Kommentare


Don Alphonso 6. Januar 2006 um 17:10

Ich sage es nur ungern, aber das ist typisch Berlin. man kann in der Regel davon ausgehen, dass es nicht klappt. In Bonn etwa waren die Ministerien nicht weniger verlogen, aber wenigstens noch zuverlässig.

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Martina 6. Januar 2006 um 22:02

Du, vielleicht war die Tussnelda auch für seine Terminplanung verantwortlich? Schon mal darüber nachgedacht? 😉

Ich stell‘ mir das Gespräch zwischen den Beiden folgendermaßen vor:

„War was?“
„Ne.. nix besonderers..“ Sie feilt sich weiter die Nägel, pustet etwas Staub vom Fingernagel…“Ach ja, da war so ein Typ, der anrief.“
„Was wollte er denn?“
„Ach, …“ sie feilt weiter. „Er redete Quatsch, denn er meinte, er hätte ein Termin mit Ihnen gehabt…“
„Und?“
„Neeeeeeee… da stand nix im Terminplan. Ich habe genau nachgesehen.“

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roland 8. Januar 2006 um 12:42

Hm. Würd jetzt nicht sagen, das sei typisch Berlin, aber vielleicht ja doch. Jedenfalls kommt mir das eher meinen Vorurteilen von halbgaren Galerien entgegen. Naja.

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