Quadratisch, praktisch, fehlgeleitet

Es gibt viele Dinge, die man heutzutage pflegen muss. Sein Auto, zum Beispiel, oder teure Schuhe. Aber vor allem sollten Berufskommunikatoren doch BITTE ihre Verteiler pflegen. Es gibt Unternehmen, die kommunizieren wenig. Wenn es dann in der Krise kracht und sie nicht reagieren können – selbst schuld. Ritter Schokolade ist so ein Beispiel. Viel sagen die nicht.

Da ist es fast logisch, dass es der Kommunikationsabteilung geht wie HSV-Torhüter Sascha Kirschstein am vergangenen Samstag im Spiel gegen Hertha BSC: 75 Minuten hatte er nichts zu tun, steht frierend in der hanseatischen Kälte – und patzt dann, als es endlich was zu tun gibt.

So ähnlich erging es der Presseabteilung von Ritter gestern. Die hatte endlich mal was Wichtiges zu melden. Hier die DPA-Fassung:

„An der Spitze des Schokoladenherstellers
Ritter Sport in Waldenbuch (Kreis Böblingen) gibt es überraschend einen Wechsel. Wie Ritter Sport am Dienstag mitteilte, werde mit sofortiger Wirkung Alfred Theodor Ritter (52), der Enkel des
Firmengründers, den Vorsitz der Geschäftsführung übernehmen. Der seitherige Vorsitzende Olaf Blank, der seit März 2000 das Unternehmen leitete, werde ?auf Grund unterschiedlicher unternehmerischer Auffassungen? Ritter Sport verlassen. Keine Angaben machte das Unternehmen darüber, wie lange der Vertrag von Blank noch gelaufen wäre.“

Wer einen Blick auf den dünnen Internet-Auftritt der Quadratisch-Praktisch-Gut-Schoko wirft, dem wird schnell klar: Neue Medien gehören nicht zu den Kernkompetenzen des Hauses. Und so existiert auch kein E-Mail-Presseverteiler, wie mein Kollege Ingo Reich heute morgen feststellte.

Da nämlich meldeten die Kollegen von der „FAZ“ die Ritter-Personalie. Ein Anruf ergibt: Ritter hatte einfach eine uralte Faxnummer des Handelsblatts, eine Zentralnummer, die seit Jahren nicht mehr aktuell ist.
Und wir sind nicht die einzigen, an denen die Nachricht vorbeiging. DPA schickte seinen Text auch erst heute auf den Draht, denn Ritter hatte das Fax an eine Nummer in der Agenturzentrale geschickt, irgendwo in der Papierflut ist die News dann versandet.