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Auch Journalisten machen Fehler. Und mancher macht besonders viele. Eine 15-Prozent-Fehlerquote allerdings ist schon bemerkenswert. Erst recht, wenn die Verursacherin bei der „New York Times“ arbeitet. Laut unserem elektronischen Archiv sind in diesem Jahr rund 200 Artikel im Handelsblatt erschienen, die entweder meinen Namen trugen oder mein Kürzel thk. Darunter wird es auch Stücke gegeben haben, die inhaltliche Fehler enthielten. Läge diese Zahl aber bei 30 Artikeln – ich würde mir eine Auszeit gönnen, um über das Leben und den Beruf an sich zu meditieren.

Solch eine Fehlerquote aber bringt anscheinend Alessandra Stanley zustande, eine Fernsehkritikerin der „New York Times“. 15 Prozent ihrer Artikel werden später berichtigt, errechnete das Medien-Weblog Gawker:

„We checked 2005 corrections rates on 19 Times cultural critics, and we discovered that Stanley can comfortably claim the title as Most Inaccurate 2005. Indeed, she?s more than twice as inaccurate as the average non-Stanley critic at the Times.“

Besonders erschreckend: Die meisten der Fehler scheinen schlichte Schlamperei zu sein. Bei Reference Tone gibt es eine Auflistung, die einen nur den Kopf schütteln lässt.

Vor allem aber stellt diese massive Häufung auch das US-System von Redaktionen in Frage. Denn eigentlich müssten alle Artikel von einem Editor gegengelesen werden. Dass aber Kritikerin und Editor ein derartiges Fehler-Waterloo anrichten, scheint doch schwer zu glauben. Vielleicht also, zählt die Dame zu jener Star-Journalisten-Kategorie wie Mr. Winner, die sich jegliche Bearbeitung ihrer Texte verbitten.

Nachtrag vom 29.12.: Auch Gawker listet jetzt die schönsten Fehler der Dame auf.


Kommentare


Don Alphonso 28. Dezember 2005 um 19:04

Nur 15%? Wow, da würde men bei Spiegel-Online aber sicher von sich selbst begeistert sein.

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tknuewer 29. Dezember 2005 um 10:32

Nein, 15 Prozent halte ich wirklich für sehr, sehr hoch. Die Liste bei Reference Tone zeigt, dass es größtenteils vermeidbare Fehler sind, zum Beispiel falsch geschriebene Titel von Sendungen.

In Deutschland liegt die Fehlerquote definitiv niedriger. Rechtschreibfehler seien dabei mal außen vor, denn durch die Rechtschreibreform ist eine deutliche Unsicherheit entstanden: Häufig genug sprechen mich Leser auf angebliche Fehler an – die nach Reformordnung aber gar keine sind.

Die Diskussion der Quellen ist dagegen eine schon lang geführte. Agenturen muss man als Journalist vertrauen und man muss ihnen auch vertrauen können. Meist sind es auch nicht einmal Exklusivmeldungen der Agenturen, die verwendet werden, sondern Brot und Buttermeldungen, deren Wahrheit und Richtigkeit problemlos erkennbar sind – vom Formel-1-Ergebnis bis zur Eröffnung einer neuen Autobahn.

Das heißt nicht, dass alles blind übernommen wird, der gesunde Menschenverstand gehört schon eingeschaltet. Generell aber müssen Agenturen fehlerfrei sein. Bei Reuters und Bloomberg ist dies auch fast immer der Fall. DPA kann ich nur im Hinblick auf Wirtschaft und (eingeschränkt) Politik beurteilen, in beiden Feldern schneiden die Kollegen sehr gut ab.

Eines allerdings ist problematisch: Die Verwertung von Vorabmeldungen anderer Medien. Solche Vorabs werden häufig am späten Abend oder am Wochenende verschickt. Dann, wenn Agenturredaktionen dünn besetzt sind. Häufig genug kommt es dann zu Fehleinschätzungen, welche Vorabs eine Weiterleitung wert sind.

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