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„Weg mit Bild“ steht derzeit auf Plakaten rund um Deutschland. Nein, das ist nicht „Günter Wallrauf Reloaded“ sondern die neue Kampagne des Axel Springer Verlags, erdacht von Jung von Matt. Kratze ich aber mein Marketing-Wissen zusammen, dürfte sie eher kontraproduktiv sein. Auch ich hab drei Mal hingeguckt, die Augen noch kaffeelos schlaff, morgens an der Straßenbahnhaltestelle. „Bild muss weg“ stand da hinter der Plexisglaswand. Was denn, was denn? Ist die Modeerscheinung der Anzeigen schaltenden Bürgerinitiativen jetzt auf Außenwerbung umgestiegen?

Nein. Natürlich stammt das Plakat von „Bild“ selbst, „Bund der korrupten Politiker“ steht drunter. Klein. In der Ecke.

Und genau das lässt mich, mit koffeeingetriebenem Hirn nun grübeln. Schließlich gab es ja mal die Diskussion um die Moral der unterschwelligen Werbung, hab ich im Studium gelernt. Da schalteten US-Forscher Bilder von Produkten in Kinofilme. Diese Bilder waren so gar nicht zu erkennen, sie blitzten nur Bruchteile von Sekunden auf. Trotzdem bekamen die Zuschauer der Filme plötzlich Lust auf Cola oder Fritten – unterschwellig hatte ihr Hirn die Werbebilder schon wahrgenommen.

Womit wir nun bei „Bild muss weg“ wären. In der Zeitung gedruckt erkennt man schnell die Ironie der Motive. Wobei noch zu klären wäre, ob der intellektuelle Stand vieler „Bild“-Konsumenten ausreicht, dies als Ironie zu identifizieren.

Doch nun hängen da Plakate, draußen, an befahrenen Straßen. Was also ist mit den Autofahrern, die mit Innenstadtgeschwindigkeit unterwegs sind? Nehmen die alles wahr, was auf den Plakaten steht? Oder nur das Große, das „Bild muss weg“? Und brennt sich das in ihr Unterbewusstsein? Als persönliche Meinung?

Vielleicht wäre das mal ein schönes Thema für eine Marketing- oder Psychologie-Dissertation.


Kommentare


Björn Eichstädt 25. November 2005 um 11:14

Also, ich bin zweimal in München dran vorbei gefahren und bei mir blieb „BILD muss weg“ hängen. Das Andere / Kleine konnte ich erst lesen, nachdem ich mal angehalten habe und ausgestiegen bin. Und selbst dann musste ich kurz nachdenken. Beim durchschnittlichen BILD-Leser wird das glaube ich eher nicht richtig ankommen – zuviele Ecken, um die man denken muss.

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headhunters.twoday.net 25. November 2005 um 12:19

Finden jedenfalls die Bildzeitung und Jung von Matt. Thomas Kn

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wirtschaftsweiser_ch 25. November 2005 um 12:26

ich habe das aus dem auto gesehen. im vorbeifahren, sogar der vermerk unten. mein gehirn sagte mir nach kurzem stutzen, dass es blöde werbung ist.

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netzausfall 25. November 2005 um 12:42

Was sieht man diese Tage an der Bushaltestelle? Plakate, die stilistisch aus einer Zeit kommen, als Plakate noch mit der Hand gemalt wurden. Und für einen Moment fühle ich mich zwanzig Jahre jünger, und in Gedanken trotte ich mit dem Palästinensertuch…

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Storyblogger 25. November 2005 um 13:44

Komplizierte Werbung für ein einfaches Produkt führt meist nur zu Verwirrung. Und so scheint das auch bei der neuen Kampagne von Jung von Matt für die Bild-Zeitung zu sein. Ich gebe Thomas Knüwer vom Handelsblatt da vollkommen recht. Denn wenn man…

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Liberale Stimme Online 25. November 2005 um 15:27

An Bushaltestellen im ganzen Land prangt derzeit eine dreiste Kampagne gegen die führende überregionale Zeitung Deutschlands. Die für ihre überaus gewissenhafte Arbeit bekannte BILD wird dabei auf eine unmögliche Art und Weise durch den Dreck gez…

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Karsten 25. November 2005 um 15:28

Da ich schon vor ein paar Tagen etwas dazu gebloggt habe, bin ich auch schon seit Tagen damit beschäftigt, Leute nach dieser Kampagne zu befragen. Und das erschreckende Ergebnis war, dass etwa die Hälfte der Leute tatsächlich dachte, es handele sich hier um eine Kampagne GEGEN die BILD. Gut, außer den Leuten, mit denen ich bei flickr diskutiert habe, waren alle schnell zu überzeugen, aber so eindeutig ist die Botschaft jedenfalls nicht.

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Nicola 25. November 2005 um 16:00

Ich vermute das Creativ Team bei Jung von Matt ist insgeheim Bild-Hasser und hat sich einen schlauen Weg überlegt wie sie damit auch noch Geld machen können. Der Kunde wird von der intelligenten Kampagne überzeugt und die Zielgruppe lernt, dass ihre Zeitung für den Eimer ist. Rein damit!

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Alexander 25. November 2005 um 18:18

Ich habe eine traurigere Hypothese: Die Diskussion — auch in Weblogs –, ob es sich dabei nun um Pro- oder Anti-Bild-Reklame handelt bzw. das Belehren anderer, dass es sich dabei um Pro-Bild-Werbung handelt, ist genau der beabsichtigte Effekt. Neben dem Verunglimpfen von Bild-Kritikern natürlich.

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Karsten 26. November 2005 um 7:26

@Alexander:
Ja, das habe ich auch anderswo schon gelesen. Die Gratiswerbung durch die öffentliche Diskussion wird schon einkalkuliert sein – sonst wär die Kampagne zu schwach, oder?

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Arnold 26. November 2005 um 21:09

Quatsch – Wer darüber diskutiert, ist kein Bildleser, war keiner und wird garantiert nicht aufgrund dieser Kampagne einer werden.
Die Frage bleibt, wem diese Diskussionen mehr schaden; der Bild oder JvM.

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zweitnormalität 27. November 2005 um 4:34

Vor ein paar Tagen, ich saÃ? (trotz aller guten Vorsätze) in einem öffentlichen Verkehrsmittel, sah ich im Vorbeifahren an einer Bushaltestelle ein Plakat, das meine Aufmerksamkeit erregte. „Zerstört BILD“, stand in unübersehbaren Lettern darauf, u….

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Christian 27. November 2005 um 20:47

Hallo zusammen,
wie viele Kampagnen von JvM ist auch diese sehr gelungen, denn
1. erstens erregt sie aufmerksamkeit. und das ist bei außenwerbung extrem wichtig.
2. löst sie spontane diskussionen aus – egal, ob man erkannt hat, dass die kampagne von bild stammt.
3. unterstreichen diese diskussionen einmal mehr die gesellschaftliche bedeutung von BILD.
Gruß, Christian

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Arnold 28. November 2005 um 12:49

Eine Kampagne soll aber letzten endes immer noch die Verkaufszahlen verbessern. Ob diese Kampagne mehr Bildzeitungen verkauft, ist doch sehr fraglich.

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Christian 28. November 2005 um 18:46

Wobei die Betonung auf „letzten endes“ liegt. Eine Werbekampagne ist keine Verkaufspromotion. BILD demonstriert einmal mehr Meinungsführerschaft. Es geht um eine Image-Kampagne, die langfristig wirkt.

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echtzeit 29. November 2005 um 13:09

… bei bild geht KEINE kampagne ungetestet raus…
nur kann man nichts testen was auf ein konto in der zukunft einzahlt.

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ramses101 29. November 2005 um 18:03

Es spielt doch überhaupt keine Rolle, ob der Bild-Leser die Ironie versteht oder nicht. Versteht er sie, kann er drüber lachen. Tut er es nicht, ist er in nullkommanix auf 180, schreibt einen Leserbrief und fühlt sich erst recht bestätigt. Absolut kein Risiko. Und exakt das dürfte das Ziel der Kampagne sein.

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nicole 11. Dezember 2005 um 17:47

ich habe vor einigen wochen viele plakate an den bushaltestellen gesehen,und bevor ich fast euphorisch(als bekennende Wallraff lesende BILD-Gegnerin) glauben wollte „ja,endlich mal!“ wurde mir klar, wie daneben doch diese Kampagne ist, da sie indirekt FÜR BILD wirbt. Die Frage, ob dies BILD-Leser verstehen ist rein rhetorischer Natur!

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Niggel 1. Februar 2006 um 13:52

Es is indirekte Werbung für Bild, nur es begreift nicht jeder!! Wenn da steht ‚BILD MUSS WEG‘ denken sich n paar Leute, warum muss Bild weg? Und um das rauszufinden, kaufen sich dir Leute die Zeitung

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