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Redaktionsmitglieder lieben Redaktionsmitglieder – das kommt häufig vor. Manchmal führt das dazu, dass die Redaktion ihren Chef für einen Königshasen hält.

"Ob die wohl abends noch Spaß aufeinander haben?", fragte sich eine gute Freundin von mir, kam die Rede auf gemeinsame Bekannte. Diese teilten nämlich einen Schreibtisch im gemeinsamen Redaktionsbüro. Zumindest entsprangen dieser Verbindung bisher zwei Kinder, die Frage scheint also mit "Ja" beantwortet zu sein.

Und die beiden sind nicht allein: Liebende Paare gibt es reichlich in jeder Redaktion (auch wenn sie nur selten die Arbeitsplatte teilen und in der Regel versuchen, in unterschiedlichen Ressorts zu landen).

Solche Verbindungen sind aber leider oft auch ein Zeichen der sozialen Verarmung von Journalisten. Es gab mal eine Studie für ein "Spiegel Spezial", so um 95 muss das gewesen sein, vielleicht finde ich sie noch irgendwo. Diese behauptete, zwei Drittel aller Journalisten umgäben sich in ihrer Freizeit ausschließlich mit anderen Journalisten. Weder damals noch heute habe ich verstanden, warum das so ist. Lange Arbeitszeiten? Große Egos, die nur mit anderen großen Egos kommunizieren möchten? Fachidiotie? Ich weiß es nicht, beobachte dies jedoch auch bei einigen Kollegen, besonders bei Magazin- und TV-Journalisten übrigens.

Solche Kombinationen aber können problematisch werden. Schreibt zumindest der Evangelische Pressedienst in einem wunderbaren Artikel über die bekanntesten Medienpaare. Hier ein paar schöne Auszüge:

"Und die Praktikantin Katja Kessler traf den Chefredakteur Kai Diekmann praktischerweise in der Redaktion von "Bild" – zur Kenntnis nahm er sie allerdings erst, nachdem sie einmal seinen Namen falsch geschrieben hatte. Das berichtet zumindest das Medienmagazin mit dem unaussprechlichen Namen "V.i.S.d.P.". – Journalistenschüler und Volontäre, aufgepasst! Das also steht als Höchststrafe auf die Verletzung des ersten journalistischen Gebots ("Du sollst alle Namen richtig schreiben!"): Man muss den Chefredakteur heiraten."

""V.i.S.d.P." verschweigt allerdings, dass Katja Kessler in ihrer "Für Sie"-Kolumne "Kesslers Kosmos" alle zwei Wochen Intimstes aus der Beziehung Kai-Katja ausplaudert. Denn seit sie mit dem "Bild"-Chefredakteur zwei Kinder hat, schreibt die einstige Praktikantin keine schlüpfrigen Texte über das Mädchen von Seite eins mehr, sondern launige Kolumnen über das gemeinsame Familienleben.

Darin nennt sie ihren Mann schon mal "mein Königshase", und man malt sich gerne aus, wie "Bild"-Redakteure morgens in der Konferenz einmal kurz "Königshase" denken, wenn der Chef sie mal wieder auflaufen lässt."

"In ihrer Kolumne äußert sich Katja Kessler auch schon mal über schrecklich lange Körperteile ihres Mannes ("Nein! Schatz! Wie laaaang!"), was umso erstaunlicher ist, als besagter Herr Diekmann vor knapp drei Jahren in einem Aufsehen erregenden Prozess der Berliner "tageszeitung" untersagen ließ, in einer Satire zu behaupten, er habe sich den Penis verlängern lassen. Diekmann sah damals seine Persönlichkeitsrechte "grob verletzt"."


Kommentare


marcc 31. August 2005 um 11:58

Journalisten haben andere Arbeitszeiten als die anderen. Wochenende, spät abends, morgens etwas später. Da passen am besten andere Journalisten als Partner, denn die kennen das, da muss man nichts erklären.

Ich kenne das aus dem Labor. Das stiftet auch so manche Ehe. Man arbeitet am Wochenende, spät abends, morgens etwas später…

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hanno 31. August 2005 um 16:37

ist doch nicht ungewöhnlich, das sich partner am arbeitsplatz finden. nicht wirklich ein journalistenphänomen…

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