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Anhalten – Starren – Augen nach unten – Sammeln -Weiterlesen. Die Rede von Horst Köhler am gestrigen Abend hatte leider das Zeug, bei Stefan Raab verwurstet zu werden.
Aber der hat ja Sommerpause.

Überrascht hat mich Horst Köhler gestern. Nicht mit dem WAS er sagte, sondern WIE er es sagte.

Steif, nämlich. Fernseh-unerfahren. Mit versteinertem Gesicht, das vielleicht noch der Ernsthaftigkeit des Themas geschuldet sei, eventuell auch einer großen Nervosität. Selbst beim Aufruf an die Bürger, ihre Wahlentscheidung sorgsam zu treffen, kam kein Schwung auf, keine Motivation an die Urnen zu eilen. Dazu noch der starre Blick, die weit aufgerissenen Augen, die sich viel zu oft von der Kamera abwandten um, um auf dem offensichtlich zu niedrig aufgestellten Teleprompter den nächsten Satz aufzusammeln.

Schließlich noch der Hintergrund. Am Morgen noch hatte das Frühstücksfernsehen eine Szene aus dem Jahr 1972 eingespielt, als Gustav Heinemann den Bundestag auflöste. Hinter Heinemann: eine Nichts. Nur Grau.

Der Hintergrund, prophezeite Cherno, werde diesmal sicher interessanter. Wieder einmal lag er daneben. Blau-graue Wand, durchbrochen von Bundesadlern, dazu als Horror-Kontrast eine aufdringliche, quietischig-gelbe Fahne.

Würde eine, von Privatsendern in Auftrag gegebene, wegen Unterfinanzierung mit Mittelmaß-Akteuren besetzte TV-Produktion einen Polit-Krimi drehen: Genauso sähe da eine Ansprache des Bundespräsidenten aus.

Vielleicht aber ist es genau das, was Deutschland jetzt braucht: Bodenständigkeit, Natürlichkeit, kein Medien-Präsident, sondern einer, der sich vor einer Kamera genauso benimmt, wie Otto-Normalwähler. Und das vor einem Hintergrund, der genauso wenig schön ist, wie viele deutsche Wohnzimmer.

Nachtrag: Eine wunderschöne Vision, wie solch eine Rede unter Privatsender-Regie aussähe, gibt es hier.


Kommentare


matze 22. Juli 2005 um 11:04

Kennen Sie noch Max Headroom?
Herr Köhler machte diesen Eindruck auf mich. Allerdings in Zeitlupe.

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waldemar kierl 22. Juli 2005 um 11:21

Was Deutschland auch nicht braucht sind notorische
Meckerer, die überall ein Haar in der Suppe suchen.

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matze 22. Juli 2005 um 11:30

@waldemar :
Wer hat denn hier gemeckert?

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ix 22. Juli 2005 um 12:13

was braucht deutschland? haare-fresser? suppenschlucker?

ich bin beim lesen hier immer wieder überrascht wie herr knüwer es immer wieder schafft seinen beiträgen in den letzten zwei, drei sätzen immer noch einen positiven drall mitzugeben (ausser bei den stadtrand-pr-agentur-geschichten). respekt.

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tknuewer 22. Juli 2005 um 12:25

Wir Münsterländer sind halt genetisch bedingte Optimisten. In diesem Zusammenhang: Preußen Münster steigt diese Saison auf! Jawoll!

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SZOn-Blog 22. Juli 2005 um 13:46

„Nein, Mr. Godot,
nett, dass Sie sich die Zeit genommen haben – allein, ich fürchte Ihr Angebotsprofil ist nicht deckungsgleich mit unserem Anforderungsprofil, wenn Sie verstehen.
Nichts gegen Sie persönlich, wir haben da eine hochinteressante Bewerbu…

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MH 22. Juli 2005 um 16:06

Genau das ist das Problem in D: Was Köhler im Detail gesagt und angemahnt hat, beachtet keiner! Es wird vielmehr herausgehoben, wie er aufgetreten ist! Eine Fernseh-Gesellschaft eben! Wir haben also auch einen Fernseh-Kanzler nach den Neuwahlen verdient, der sich gut präsentieren kann, was er tatsächlich tut, ist egal, rumgemosert wird sowieso. Armes D-Land!

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Thorsten 22. Juli 2005 um 16:39

Naja, dafür, daß unser Bundespräsident eigentlich als guter Redner bekannt ist, war das schon eine komische Sache gestern. Trotz des Ernstes der Lage hätte er sich etwas lockerer verhalten können.

Das mit dem quitschgelb will ich nicht noch mal lesen, das ist GOLD.

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tknuewer 22. Juli 2005 um 16:45

Lieber MH,
in diesem Blog geht es um Medien, nicht um Politik. Deshalb kommentiere ich hier auch nicht den Inhalt von Köhlers Rede.
Dies überlasse ich lieber meinem Chef (wo auch diskutiert werden kann):
http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=1074084

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