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Der geile Geiz macht vor keiner Branche halt: Jetzt sollen auch PR-Agenturen die Billigschiene fahren – eine Horrorvorstellung für alle Beteiligten.

Gestern habe ich einen Ableger der Uni Münster noch gelobt, da kommt mir über den PR-Blogger folgendes vor die Augen: Julia Schweinberger, selbstständige PR-Beraterin und Mitarbeiterin am Institut für Kommunikationswissenschaften der Uni Münster, entwirft (aus Sicht eines Journalisten) die Horrorvision: Discount-Ableger von PR-Agenturen.

Wenn in Firmen der Rotstift regieren, argumentiert sie, sollten sich die PR-Agenturen doch darauf einstellen. Mit Billig-Töchtern. "Individuelle Service-Leistungen müssten durch Standard-Tools ersetzt werden, jedoch nicht auf Kosten der Qualität", schreibt Frau Schweineberger und leutet, so sich dies machen ließe, das wirtschaftliche Ende vieler Agenturen ein.

Denn wenn ich die gleiche Leistung für weniger Geld bekomme – warum sollte ich dann noch zur teuren PR-Agentur gehen? Discount-Airlines, mit denen sie PR’ler vergleicht, liefern schließlich auch nicht die gleiche Leistung wie die Lufthansa: kein Essen, weniger Flüge, weniger Beinfreiheit, meist weiter entfernte Flughäfen, Schlangen vor den Check-In-Schaltern, und so weiter und so weiter.

In Sachen PR aber ist die Lage ja noch problematischer. Denn im Gegensatz zum Lufttransport ist Kommunikation keine homogene Dienstleistung. Ihr Erfolg ist in der Regel schwer oder nur durch abstruse Konstrukte messbar. Entwerte ich diese Leistung dadurch, dass ich sie günstiger anbiete, entziehe ich ihr die Existenzgrundlage.

Schon jetzt glauben viele Unternehmen, PR sei eine Sklavenarbeit, die auch von der 19-jährigen Sekretärin übernommen werden kann, die gestern von der Zeitarbeitsfirma entliehen wurde. Wer jetzt auch noch herumschreit, dass Geiz geil ist, der schießt die Branche der Berufskommunikatoren endgültig ins Jenseits.

Und für mich als Journalisten bleibt nur das Zittern davor, dass jemand diese Idee auch noch umsetzt: Denn wenn ich mir die aktuellen Leistungen mancher PR-Agenturen anschaue, wage ich mir nicht vorzustellen, wie deren Arbeit aussieht, wenn sie auch noch billig gemacht wird.


Kommentare


Andreas R. 6. Juli 2005 um 14:31

Die Ich-AG-Chance für die Tanjas dieser Welt!

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Amtsleiter 6. Juli 2005 um 15:11

Ich sehe das nicht so eng. Der Billigflieger will einfach nur ankommen und nimmt den fehlenden Service in Kauf. Dafür war der Preis billig.

Eine schlechte PR hat mehr Auswirkungen als ein fehlendes Essen an Bord. Schlechte PR kann viel Geld kosten oder einfach nicht den gewünschten Effekt bringen.

Allerdings, sollte das umgesetzt werden, wird es zu einer gewissen Verschiebung auf dem Markt kommen, was einige Qualitätsanbieter treffen wird.

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Björn Eichstädt 6. Juli 2005 um 15:26

Ein derartiges Angebot wird einfach einen weiteren Aspekt zum Markt hinzufügen. Es gibt ja auch abgepacktes Hackfleisch aus dem Supermarkt oder Filet vom Biometzger. Am Ende wird sich wie immer die Erkenntnis bewahrheiten, dass Qualität ihren Preis hat. Aber: Letztendlich muss wahrscheinlich jeder für sich entscheiden… Nur: Thomas Knüwer möchte ich im Fall der „Auslieferung“ dieses neuen Angebots nicht sein 🙂

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Karsten Eiß 6. Juli 2005 um 16:20

Schon vor zwei Jahren boten zwielichtige oder verzweifelte (oder beides) Gestalten über ebay ihre Dienste an, Pressemitteilungen zu jeder Branche und zu jeder Zielgruppe für ein paar Euro zu schreiben. Dabei kommen dann eben die „maßgeschneiderten Komplettlösungen, die einfach zu implementieren und user-friendly sind“ heraus. Doch die Auftraggeber werden hoffentlich schnell merken, dass der Adressat, sprich der Journalist lieber zum Filet vom Biometzger greift, als zur Bulette aus dem Supermarkt. Der Markt wird’s also schon richten und ich freue mich auf die besten Beispiele der PR-Billigheimer an dieser Stelle.

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Andreas Kunze 6. Juli 2005 um 22:07

Warum nicht? Da die Medien vielfach anspruchsloser werden (dort wird bekanntlich auch heftig gespart), wäre es nur konsequent, bei der PR die Ansprüche ebenfalls weiter unten anzusetzen. Man liefert ja auch kein Bio-Steak an eine Frittenbude.

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Notizen aus dem PR-Business 7. Juli 2005 um 12:46

Geht da noch was?Der geile Geiz macht vor keiner Branche halt: Jetzt sollen auch PR-Agenturen die Billigschiene fahren – eine Horrorvorstellung für alle Beteiligten.
Lesen Sie in diesem Blog mehr darüber…

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Jochen Leufen 7. Juli 2005 um 16:55

Laut aktueller Brand eins Ausgabe werden ca. 6000 PR Meldungen in Deutschland täglich abgesetzt. Wie viele davon erfahren Berücksichtigung? Und habe ich nicht gerade gelesen, daß Aldi jetzt auch wieder verstärkt auf Markenartikel setzt?

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architekkt4you.de 7. Juni 2006 um 22:30

Unser Unternehmen ( www.architekt4you.de ) was sich recht neu am Markt befindet, hat sich auch einer Onlinepressestelle bedient, die die Pressearbeit zum
Betrag einer \“ Faltrate\“ ausgeführt hat. Wenn ich sehe was sonst einzelne Dienstleister für nur eine Pressemitteilung verlangen kann ich nur sagen, das so wenigstens ein überschaubarer Kostenrahmen ist.
Ob der Erfolg bei anderen Dienstleistern größer gewesen wäre, bleibt offen. Als neues Unternehmen in Bereich Vernetzung von Architekten / Architektenbüros mit Bauherrn muß man nun mal an die Kosten denken.
Wenn uns also jemand unterstützen möchte, findet er unter unserer HP www.architetk4you.de die nötigen Kontaktdaten.
Danke und Gruß

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architekt4you.de 7. Juni 2006 um 22:33

Leider hat sich der \“Schreibteufel\“ bei mir eingeschlichen. Unsere HP ist natürlich unter www.architekt4you.de zu finden

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