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Das größte Geheimnis des Journalismus ist gelüftet – und das zu einem medienpolitisch interessanten Zeitpunkt.

Ob Mark Felt sich wohl absichtlich gerade jetzt offenbart hat? Damit meine ich nicht, dass ein 91-Jähriger sich wohl intensiv mit der Frage des Lebensendes auseinander setzen dürfte. Nein, Felts Bekenntnis, er sei die legendäre Quelle "Deep Throat" gewesen, die den Watergate-Skandal erst ermöglichte, kommt genau zu der Zeit, da die US-Medien sich fragen, ob sie anonyme Quellen weiter verwendet werden dürfen.

Schließlich hatte ein Bericht in "Newsweek" über einen die Toilette herunter gespülten Koran im Gefangenenlager Guantanamo Bay kürzlich für blutige Proteste in der islamischen Welt gesorgt. "Newsweek" hatte wachsweich dementiert und erklärt, die anonyme Quelle habe sich nicht mehr genau erinnern können. In amerikanisch-fatalistischer Weise hatten selbst erfahrenen Journalisten daraufhin gefordert, künftig anonyme Quellen nicht mehr zu verwenden. "Newsweek" selbst legte sich neue Regeln auf.

Man stelle sich vor, Bob Woodward und Carl Bernstein, die Watergate-Entdecker hätten damals ohne anonyme Quellen arbeiten müssen – Watergate wäre wohl niemals passiert.

Übrigens ist dies vielleicht ja mal ein Anlass für Deutschlands Verlage "Die Watergate-Affäre" mal wieder neu aufzulegen. Das Buch ist leider nur noch über Antiquariate zu bekommen.


Kommentare


Karsten Eiß 1. Juni 2005 um 14:03

Wichtig ist doch, ob die Quelle für den Journalisten glaubwürdig ist oder nicht. Mark Felt hatte aufgrund seiner Position als Nummer zwei des FBI durchaus Einblick in die von ihm an Woodward und Bernstein weitergegebenen Vorkommnisse. Etwas anderes wäre es gewesen, wenn sich irgendein Vorzimmer-Mitarbeiter wichtig getan hätte und mit vermeintlichem Insiderwissen an die Journalisten herangetreten wäre. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Woodward und Bernstein diesem auch Glauben geschenkt hätten.

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Johannes Molitor 7. Juni 2005 um 8:05

Und diese Koran-Toiletten-Story führte zum Tod von 17 Menschen. In Saudi-Arabien werden Bibeln verbrannt. Die USA gibt den Gitmo-Häftlingen freiwillig einen Koran und die ziehen die große Show ab.
Versehentliche Urinspritzer auf einem Koran als neues Watergate! Haha!

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tknuewer 7. Juni 2005 um 9:34

Führte die Story zum Tod von 17 Menschen? Schließlich gab es die Meldungen über Koran-Ausgaben in der Toilette schon mehrmals vorher. Und zurückgezogen wurde nur der Teil des Artikels über eine Untersuchung der Vorfälle.

Sollte es so klingen, als wollte ich den Fall mit Watergate gleichstellen, so liegt ein Missverständnis vor. Ich sage nur: Würde man tatsächlich anonyme Quellen nicht mehr verwenden, wäre die Aufdeckung von Skandalen wie Watergate nicht mehr möglich.

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