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Marketing ist eigentlich eine rechtschaffene und spannende Disziplin. Eigentlich. Bis eine Werbeagentur ein neues Bläh-Wort ausstößt. Zum Beispiel "Massclusivity".

Ich gebe es zu: Ich bin ein Marketing-Fuzzi. Und ich stehe dazu. So hat mich zumindest mein Lehr-Herr auf der Journalistenschule immer bezeichnet, weil ich bei Professor Meffert studiert hatte, den man gern mal als Marketing-Papst bezeichnet.

Ich gestehe auch: Ich halte Marketing weiterhin für unterschätzt, zumindest das Marketing, das man als "Marktorientierte Unternehmensführung" versteht. Zu viele halten Marketing immer noch für Werbung.

Nun gibt es an der Uni Münster einen weiteren Marketing-Professor, Klaus Backhaus heißt er und seine Vorlesungen zählen zum Unterhaltsamsten, was ich im Hörsaal genießen durfte. Gern zeigte er eine Grafik, in der die immer neuen Modeworte des Marketings auf einer Zeitachse aufeinander geschichtet wurden. Sie sah aus wie ein Bergprofil bei der Tour de France, der Col du Marketing, sozusagen.

Daran fühlte ich mich gerade erinnert, als ich auf eine Pressemitteilung einer mir bisher unbekannten Werbeagentur namens Vaporisateur stieß. Die bezeichnet sich als "eine der fröhlichsten Werbeagenturen der Welt" (Kleiner Hinweis: Wenn Kunden Fröhlichkeit wollen, engagieren sie Clowns für’s Betriebsfest)

Vaporisateur also glaubt einen neuen Trend entdeckt zu haben: "Massclusivity" – "Hinter dieser Wortschöpfung steckt die Erkenntnis, daß Konsumenten eine individuelle und exklusive Ansprache wünschen, selbst wenn sie in der Masse auftreten."

WOW! HALTET DIE DRUCKMASCHINEN AN! WIR HABEN EINEN AUFMACHER! Der könnte lauten: "Vaporisateur-Spitze hat ein Buch gelesen". Zum Beispiel "Direktmarketing für Dummies". Denn nichts anderes als das seit Jahrzenten diskutierte Direktmarketing ist Massclusivity (wobei die Vaporisatoren in der Beschwerde-Mail, die sie schreiben, wenn sie das hier lesen, sicher der Meinung Ausdruck verleihen werden, es sei etwas gaaaaaanz anderes).

Ein Vaporisateur übrigens, ist ein Fläschchen mit Sprühverschluss, das eine Flüssigkeit über den Körper verteilt, bis sie nur noch ganz leicht und dezent spürbar ist – so wie der Neuigkeitswert von Massclusivity. Nur der duftet nicht nach Armani, sondern stinkt nach schwerer, heißer Luft.


Kommentare


Gerold Braun 19. April 2005 um 11:46

Ich hatte auch mal eine so eine grandiose Marketing-Idee. Aus den Begriffen „Masse, Turbo und Penetration“ habe ich einen neuen Begriff geschöpft. Eigentlich wollte ich ihn Meffert schicken, aber dann hab ich erfahren, den gibt’s schon im Marketing.

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hanno 19. April 2005 um 15:44

ist doch im marketing leider die regel: gib dem kind einen neuen namen und verkauf es als innovation…

Dazu: brandeins 02/2005, Thema: Das Prinzip Marketing. Sehr lesenswert!

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