Gerhard Randa, einst mächtigster Banker Österreichs, will auswandern. Nach Florida. Schreiben zumindest die Kollegen der „FTD“. Mit Randa hatte ich ein besonders Erlebnis – den unverschämtesten Auftritt, den ich jemals von einem Vorstandschef erlebt habe.
Im Herbst 1996 reiste unsere Journalistenschule nach Wien. Eine Woche, just zu jener Zeit, da sich die Österreicher Sorgen machten um die ganzen Piefke-Firmen, die ihre traditionsreichen Unternehmen aufkauften.
Die Liste der Interviewpartner war beeindruckend. Das hatte einen schlichten Grund: Unterschätzung.
Denn in Österreich gab es zu dieser Zeit keine richtigen Volontariate, allein die Privatuni Krems bot etwas derartiges an (zumindest meines Wissens nach).
Offensichtlich hatte sich in den Köpfen unserer Gesprächspartner ein sicheres Bild dessen gebildet, was sie erwartete. „Georg von Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten“ hieß für viele schlicht: Da kommt ne Schule. Mit Schülern. Teenagern also.
Dieser Irrtum war schnell aufgeklärt beim Anblick von 15 Mittzwanzigern bis Frühdreißigern. Egal, ob bei Kanzler Vranitzky, Jörg Haider oder der Chefetage von Thonet. Und eben auch bei Randa, damals Chef der Bank Austria.
Dem waren unsere kritischen Fragen sichtbar unangenehm. Also warf er nach einer halben Stunde schlicht ein: „Sie schreiben aber doch nichts über das, was ich hier sage, oder?“ Uns blieb der Mund offen stehen. Immerhin hatte er vor sich unsere Interviewanfrage, in der explizit zu lesen war, dass aus dem Termin ein Artikel entstehen würde. Also in dem Fall, meinte Randa, müsse man nochmal von vorne anfangen.
Es gab dann keinen Artikel. Wir haben aber auch keine Gelegenheit ausgelassen, bei weiteren Gesprächspartnern mit vor Ironie triefenden Worten das Verhalten Randas zu würdigen.
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