Wandelnde Langeweile

Ein hübsches Foto, dass die Kollegen von Ad-hoc da beim Cebit-Rundgang des Kanzlers ausgemacht haben. Aber so etwas entsteht halt bei einem für alle Beteiligten so überflüssigen Anlass wie einem Messerundgang.

Ich gehöre zu den wenigen Journalisten, die Messen gar nicht so schlecht finden. Doch. Ehrlich! Sogar die Cebit! D

ieses Jahr schaffe ich es leider nicht nach Hannover. Aber generell finde ich das Gewusel und die Energie, die von solch einem Riesenereignis ausgeht wirklich spannend. Für Journalisten ist es eine gute Übung in der Menschenbeobachtung, sich einfach mal eine Stunde auf dem Freigelände aufzuhalten, zwischen tütenschleppenden Teenagern in viel zu weiten Hosen, dauertelefonierenden Jung-Dynamikern in verschnittenen Prince-of-Wales-Pseudomaßanzügen und fastfoodgefütterten IT-Fricklern.

Doch es gibt eben auch viel Überflüssiges. 80 Prozent der Pressekonferenzen zum Beispiel. Vor allem die, bei denen zwei Journalisten 20 Mitarbeitern des Gastgebers gegenüberstehen. 15 davon werden flux von ihren Firmenschildern befreit und sollen so tun, als seien sie auch Schreiber – damits nicht so peinlich aussieht. Dumm ist nur, dass die Maskerade direkt auffällt, weil die wenigsten IT-Journalisten so geschäftsmäßig korrekt gekleidet sind.

Und natürlich Messerundgänge von gestressten Politikern. Von ihren Kommunikatoren werden sie von Stand zu Stand geschoben und sollen wahnsinnig interessiert aussehen. Dann noch nen Foto für das mit dämlichem Gesicht das Produkt des Standbesitzers präsentiert wird. Die Leere des Blickes verrät die tatsächlichen Gedanken: "Ich weiß nicht, wovon Ihr hier redet, ich will nach Hause!"

Doch die Journalistenmeute rennt hinter dem Volksvertreter her, versucht irgendwelche Sätze einzufangen und hinterher es so zu beschreiben, wie es die Redaktion angefordert hat: "Schreib das mal bunt, feature es an. 80 Zeilen oder so."

Und als Bebilderung? "Nimm mal das Foto von dem Schröder mit dem Laptop. Sieht doch lustig aus."