Spricht man derzeit mit Berufskommunikatoren über Weblogs, kommt schnell die Frage: Und wie können wir das für uns nutzen? Ähm, tja, vielleicht… gar nicht? Eines geht bisher aber fast immer schief: Wenn Big Boss bloggen will.
Eigentlich ist es natürlich eine schöne Idee: Der Chef hat sein Weblog. Das macht ihn menschlicher, den Manager. Sympathischer. Da ist man nah dran, als Kunde oder Mitarbeiter. Oder als Öffentlichkeitsmitglied.
Blöd wird es aber, wenn es dem Unternehmen nicht ganz so doll geht. Dann schweigt er lieber, der sonst so wortgewaltige. Bob Lutz, zum Beispiel, Aufsichtsratsmitglied bei General Motors, ergötzt sich an jedem neuen Detail der GM-Kutschen. Und die Gewinnwarnung gestern? Ach, da war die Fastlane zu fast, ist wohl irgendwie durchgegangen. Und auch kein Vorstand des Konzerns mag dazu was schreiben.
Ähnlich bei Randy Baseler, Vize-Präsident Marketing bei Boeing, den wir kumpelig "Randy" nennen dürfen. Dass sein großer Chef Stonecipher gehen musste, weil er mit einer Kollegin eine die körperliche Seite betonende Beziehung pflegte – kein Wort. Lieber ellenlange Elogen über neue Modelle, wie aus dem Verkaufsprospekt abgeschrieben.
Nein, liebe Manager, so wird das nix mit dem Weblog. Auch wenn Eure Kommunikatoren Euch noch so sehr einreden wollen, dass es ein ganz, ganz tolles Instrument ist, um das eigene Unternehmen sympathisch zu machen. Denn wer etwas verschweigt, ist nicht sympathisch – sondern wirkt meist peinlich berührt.
Kommentare
Claudia Wangerin 21. März 2005 um 23:27
Richtig peinlich wird es erst, wenn sich Manager in Politikforen verewigen. Denn dort haben sie es auch mit gerade gefeuerten oder bereits von Hartz IV betroffenen Diskussionspartnern zu tun; vielleicht sogar im Einzelfall mit Menschen, die sie selbst gefeuert haben.
Was die Manager den Betroffenen in der Anonymität zu sagen haben, läuft im Grunde immer nur auf „selber schuld“ hinaus – wird aber großzügig mit Verbalinjurien und Scientologen-Gewäsch garniert.
Einerseits bauen sie ihre Argumentation zu 90% darauf auf, dass sie eben die Fleißigen und Erfolgreichen sind – und ihre Kritiker im Grunde nur die Neider. Andererseits bleiben sie in der Regel den Beweis dafür schuldig, dass ihre Angaben der Wahrheit entsprechen. Weil sie es sich gar nicht leisten können, unter ihrem Klarnamen auf dem Stammtisch-Niveau zu posten, das sie Anderdenkenden, Arbeitslosen und Einkommensschwachen in der Anonymität so gern zumuten. Allerdings vertragen sie selber dort nicht mal das Echo – und schreien, wenn sie von scharfzüngigen Widersachern ihre Medizin zu schlucken bekommen.
Falls ich es in Diskussionsforen nicht ständig mit Fakes zu tun habe, dann zeichnet sich ein erfolgreicher Jungmanager hauptsächlich dadurch aus, dass er Arbeit gut an Andere delegieren kann.
Denn jene Diskutanten, die sich in der Anonymität der Internets als Leistungsträger darstellen, haben offenbar genau soviel Zeit für sinnlose Spammerei wie die von ihnen stets als Faulstricke und Versager geschmähten Arbeitslosen.