Selten genug gesteht ein PR-Mensch ein, dass das Produkt seines Kunden nichts taugt.
In jeder dunklen Vergangenheit, in der ich für die "Westfälischen Nachrichten" in der münsterländischen Tiefebene unterwegs war, bekam ich von Josef Thesing, einem meiner damaligen Redakteure, einen Ratschlag, der mir bis heute hilft: "Wenn was gut ist, schreib es auch. Wenn was schlecht war, schreib es."
Solche Offenheit können sich PR-Leute nicht leisten. Zugegeben. Aber manchmal würde man sich wünschen, dass sie wenigstens unter der Hand, ganz im Vertrauen getuschelt oder in dreißigfach codiertem Binärcode gemailt, gestehen: "Als das Produkt meines Kunden ist einfach Schrott."
So kenne ich die Klagen einer Kollegin, die über Mobiltelefonie schreibt. Wenn man sie auf die Palme bringen möchte, fragt man: "Was hälst Du von der Presseabteilung X?", wobei X hier den Namen eines großen Handyherstellers ersetzt, der sich in den vergangenen Jahren häufiger mit massiven Qualitätsmängeln herumplagt. Dann klettert ihre Stimme in ungeahnte Empörungskategorien und erzählt Geschichten darüber, wie bewusste Abteilung selbst offensichtliche Mängel schönredet.
Es geht auch anders: Aus den USA kommt die Geschichte eines PR-Agenturlers im Auftrage von Olympus, der die Wahrheit sagt. Dafür gibts zwar ein Lob in der "New York Times" – aber ob das wirklich einer dauerhaften Anstellung zuträglich ist?
Keine Kommentare vorhanden