Die erste Pressekonferenz von EM-TV – ein Event, bei dem nicht mal die Häppchen angerührt wurden.
Ja, ja, die Buffet leer fressenden Journalisten… Don Alphonso schlägt vor, die Essensqualität bei Presse-Events anzuheben, dann würde auch positiver geschrieben. Das erinnert mich an die einzige Pressekonferenz in all den Jahren, bei der ich erlebte, dass kein einziges Häppchen angerührt wurde – und es war erstaunlicherweise eine Veranstaltung eines düsteren Flaggschiffs der New Economy: EM-TV.
Im Juli 1997 war es und damals betreute ich die leider nicht mehr existente, wöchentliche Seite "Marketing und Medien". Ich erhielt die Einladung eines damals nicht sonderlich bekannten Rechtevermarkters namens EM-TV "anlässlich des Börsengangs".
Ort war ein nobles Hotel in München, ich glaube das Arabella. Zumindest waren die roten Teppiche im Konferenzraum so dick, dass jene gedämpfte Atmosphäre eintritt, die jeder Veranstaltung einen sanften Hauch von Wichtigkeit verleiht, mag sie auch noch so popelig sein.
Voll war es. Ziemlich voll. Alle waren da, von DPA bis "Süddeutsche". Die Börsengangsflut der New Economy war noch fern der Vorstellungskraft und so war ein Unternehmen, dass die Lizenz für die Familie Feuerstein hatte, ein schöner, bunter Farbtupfer für Wirtschaftsjournalisten mit der Sehnsucht nach mehr als Stahl, Schrott und Schrauben.
Allein: Zum Börsengang, zu Umsatz und Gewinn, Bilanzsumme und wichtigen Verträgen mochte Herr Haffa nichts sagen. Selbst die deutlich lauter werdende Wut der versammelten Journaille änderte daran wenig.
Einen Tag später schrieb ich: "Zur starken Verwunderung der Journalisten war Haffa nicht bereit wirtschaftliche Daten seines Unternehmens bekanntzugeben. Stattdessen verstieg er sich zu Formulierungen wie: ,Meinen Kindern geht es gut‘ und verwies auf den Börsenprospekt, der Ende August erscheinen soll. Aus seinen Andeutungen kann man schließen, daß EM 1996 einen Umsatz von etwa 23 Mill. DM erzielte, der in diesem Jahr auf rund 30 Mill. steigen soll."
Nach nicht mal einer Stunde war der Spuk vorbei, die Schreiber sprangen auf, so schnell, wie ich es auch später nie mehr erleben sollte. Die lecker aussehenden Häppchen blieben liegen – alle. Etwas verwirrt flog ich heim und frage mich: "Ist das normal?" Manchen Kollegen schien es so, denn alle anderen schrieben neutral Berichte über die skurile Zusammenkunft.
Am nächsten Tag rief mich ein erzürnter Florian Haffa an: "Was habe ich Ihnen getan?", fragte er mich. "Mich unter einem Vorwand nach München gelockt", antwortete ich. Ja, meinte er, das sei unglücklich gelaufen, er überlege schon seine PR-Berater zu feuern. Heute wissen wir, dass nicht die Kommunikatoren das Problem bei EM-TV waren.
Kommentare
Marc 14. März 2005 um 8:28
Schön. Und dannach waren die Jungs beleidigt und beschlossen es allen heimzuzahlen…
Der Schulz 15. März 2005 um 2:41
Haffa hat einen Fehler gemacht. Bei richtiger PR und Personalauswahl hätte ich heute den Liegeplatz neben seinem in Antibes (?).