In meiner Kindheit habe ich herzlich über die Serie „Königlich-bayerisches Amtsgericht“ gelacht. Geht es heute um die Öffentlichkeitsarbeit von Gerichten, vergeht mir jedes Schmunzeln.
Es gibt in unserer ansonsten doch so medienbezogenen Gesellschaft einen Bereich, der nicht nur bar jeder Kompetenz in Sachen Öffentlichkeitsarbeit scheint: Gerichte (Staatsanwaltschaften seien hier mit einbezogen).
Wer sich ein wenig in Weblogs umsieht, stößt schnell auf das Lawblog eines Düsseldorfer Rechtsanwalts. Seine äußerst skurilen Erlebnisse mit Gerichten kann ich als Journalist nur teilen.
Womit wir wieder, als einem Beispiel aus der jüngsten Zeit, bei meinem aktuellen „Lieblingsthema“ (mit nochmaliger Betonung auf den Anführungszeichen) wären, dem BVB.
Die Recherche bei der Staatsanwaltschaft Dortmund ist dabei ein nicht enden wollender Quell der Freude. Offensichtlich gibt es dort zwei Ansprechpartner für die Presse. Der eine ist selten erreichbar und hat auch niemand, der für ihn mal ans Telefon gehen könnte, der arme Kerl.
Die andere ist Oberstaatsanwältin und hat dementsprechend auch mal Außentermine. Also hat sie in vollendeter Dienstleistungsbereitschaft die Nummer eines „Pressehandys“ (so nennt sie es) auf den Anrufbeantworter gesprochen. Dumm nur, dass diese Nummer (zumindest war dies in der vergangen Woche so) das Handy eines mittelständischen Unternehmens ist, dass a) froh ist, mit der Staatsanwaltschaft Dortmund nicht näher zu tun zu haben und b) ziemlich genervt war, als ich anrief.
Bekommt man jemand zu fassen, wird es nicht ununterhaltsamer. Als Anlegerschutz-Anwalt Rotter diese Woche seine Anzeige ankündigte, hat man bei der Staatsanwaltschaft Dortmund (darf man ihren Pressebeauftragten glauben) nicht schon mal vorsorglich geschaut, was denn die Vorwürfe so sind. Im Gegenteil: „Wir machen jetzt erstmal gar nichts, bis die Anzeige kommt.“ Die überbordende Dynamik sichert den Eindruck, dass Justitia in unserer so unsicheren Welt ein stetiges Schutzschild gegen das Böse ist.
Nun will ich nicht allein auf die Dortmunder eindreschen. Denn mit solch tappsigem Verhalten gegenüber der Presse befinden sie sich einfach im Branchenschnitt.
Gute Pressearbeit eines Gerichts? Hab ich noch nie erlebt.
Und so fügt es sich, dass das Oberverwaltungsgericht Münster in diesen Tagen sein eigenes Image aus dem Schrank nimmt, es sich akkurat auf den Boden legt und mal kräftig darauf herumspringt, es gegen die Wand kickt und anschließend noch mit einem spitzen Gegenstand darauf herumhackt, bis es ganz zerschunden ist, das arme Image.
Hintergrund: Der örtliche Regionalligist Preußen Münster, zu dessen Anhängern ich auch zähle, hat einen neuen, jungen, dynamischen Vorstand. Zu dem sollte auch Ex-Spieler Justus Stech zählen, heute Richter an jenem Oberverwaltungsgericht.
Doch das Gericht blockiert diese ehrenamtliche Tätigkeit. Grund: Die Nebentätigkeit bei einem wie ein Wirtschaftsunternehmen geführten Verein sei nicht mit der Richtertätigkeit vereinbar und könnte dem Ansehen der Richterschaft abträglich sein.
Nun lacht jeder, der diesen Club kennt über die Begründung, die Preußen würden wie ein Wirtschaftsunternehmen geführt – schön wärs…
Traurig aber ist das Ergebnis: Ein Richter will sich bei einem Aushängeschild der Stadt engagieren und soll so dem Ansehen der Richtertätigkeit schaden. Das könnte durchaus Folgen haben. Was, wenn ein Richter bei einer großen caritativen Organisation mithelfen möchte? Wo ist die Grenze zwischen Verein und „wie ein Wirtschaftsunternehmen geführtem Verein“?
Auf das Oberverwaltungsgericht Münster und auch Richter allgemein ist man jetzt in Westfalen erstmal schlecht zu sprechen, das ist sicher. Und somit hat nicht Stech dem Ansehen geschadet, sondern jeder Präsident des Oberverwaltungsgerichts. Eine vernüftige Kommunikationsabteilung hätte das verhindern können. Aber vielleicht hat er sie ja nicht erreicht – und auf dem Anrufbeantworter lief eine falsche Nummer.
Kommentare
Europhonie 27. Februar 2005 um 16:14
T.Knüwer, ganz Indiskretion (Ehrensache) beklagt in seiner Kritik hinsichtlich eines höchstwahrscheinlich nur durch den Betroffenen (Richter) selbst publicity-wirksam lancierten oder in dienstrechtlich bedenklicher Weise an die Öffentlichkeit gelangten Fa…
law blog 28. Februar 2005 um 8:36
Handelsblatt-Reporter Thomas Knüwer schildert in seinem Weblog „Indiskretion Ehrensache“ unter anderem die Pressearbeit der Staatsanwaltschaft Dortmund:
Die Recherche bei der Staatsanwaltschaft Dortmund ist dabei ein nicht enden wollender Quell de….