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Vom Unterschied zwischen einem Sportbericht und einer Theaterkritik.

Gestern erhielt ich einen Anruf. Es war ein merkwürdiger, das bekamen auch Passanten in der Wiesbadener Fußgängerzone mit, die mich mitleidig anschauten. Anruferin war Frau M., jene Kollegin, die über ein Eishockeyspiel mit 7500 Besucher berichtete, bei dem 7499 Menschen das Spiel anders beurteilen dürften als sie.

Es war kein freundliches Gespräch und deshalb vorweg zwei Dinge, die ich gerne eingestehe:

1. Der Begriff "belügen" war zu hart gewählt, dafür entschuldige ich mich hier in aller Öffentlichkeit. 2. Den Namen der Kollegin hätte ich herausnehmen sollen, auch wenn er nicht von mir ins Spiel gebracht wurde, sondern durch den offenen Brief der beiden Clubs und der Liga. Nachzusehen auch auf der Homepage der Kölner Haie.

Bemerkenswert bleibt aber, dass ich eine solche konzertierte Aktion im deutschen Sport noch nicht erlebt habe. Frau M. scheint dies nicht mal zu wundern, zumindest hinterfragte sie im Gespräch nicht, warum es diesen Wirbel gibt.

Zwei Schreiber im Forum haben bereits zu diesem Thema angemerkt, es gehe um Meinung. Richtig. Allerdings: Bei der Beurteilung über die Qualität eines Eishockey-/Fußball-/Basketball-/Was-auch-immer-Spiels, ist die potenzielle Meinungsbandbreite deutlich kleiner sein, als bei einem Theaterstück oder einem Film.

So sehr ich Sport liebe: Zu interpretieren gibt es da wenig, im Gegensatz zum Feuilleton. Und: Ein guter Feuilletonschreiber wird selbst beim schlimmsten Verriss anmerken, wenn es dem Publikum gut gefallen hat. Dies aber hat Frau M. nicht getan. Ihre Erklärung im Telefonat: "Klar, dass es den Düsseldorfern gefallen hat." Das würde nahe legen, dass sie bei einem Heimsieg der Kölner Haie auch über die schlechte Stimmung lamentiert. Freudengesänge von Gast-Fans nach einer Niederlage sind relativ selten…
Und so bleibe ich bei einem: Dieser Artikel war weit unter dem üblichen Niveau der Sportberichterstattung des "Kölner Stadtanzeigers" (die ich im übrigen durchaus schätze).

Darüber zu spekulieren, was sie zu diesem Artikel getrieben hat, überlasse ich hiermit anderen. Ich habe keine Lust auf weitere Anrufe dieser Dame, die mich weder zu Wort kommen ließ, noch Argumente lieferte – oder es nötig hatte, das Gespräch mit einem Gruß zu beenden.

Sie legte einfach auf.


Kommentare


blundstone 6. Februar 2005 um 16:53

was soll man dazu sagen… verletzte eitelkeit eben. fehler kann man jedem mal zugestehen, aber sich diese eingestehen ist halt wieder eine andre sache. von journalisten sollte man sich eigentlich etwas mehr kritikfähigkeit erwarten. schließlich werden deren publizierte arbeiten ja auch gelesen, und die zielgruppe sollte eben nicht nur aus einem selbst bestehen.

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Marc 6. Februar 2005 um 17:05

Ist das nicht der heimliche Teil 3 vom Albtraum der Unternehmenskommunikatoren?

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roberto 6. Februar 2005 um 18:30

Meint ihr nicht, dass man der Dame zugestehen darf, dass sie etwas sauer war? Kritikfähigkeit hin und her – immerhin wurde sie von Herrn Knüwer der Lüge bezichtigt. Und das geht entschieden zu weit. Darüber würde ich mich wohl auch aufregen und vermutlich sogar die juristische Lage prüfen. Das nur so am Rande erwähnt.

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Joachim Heinz 9. Februar 2005 um 13:41

Roberto,
Du schiesst mit Deiner „juristischen Lage“ aber ordentlich übers Ziel hinaus. Das wäre Kleimkrämerei.
Und bei aller Aufregung darf man ruhig höflich bleiben. Ohne Gruß ein Telefonat zu beenden finde ich schlimm, denn dies zeugt von mangelndem Respekt gegenüber der anderen Person.
Die Dame sollte nicht sauer sein, sondern sich Gedanken um Ihre Berichterstattung machen.
Grüße
Joachim Heinz

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