Nun soll ein ganzes Hochhaus Big-Brother-überwacht werden. Das lässt noch viel Raum für Fantasie
Dank der sparsamen Bauweise ab den 70er Jahren kommt mancher Mieter ja schon nicht mehr umhin, von weitreichenden Details seiner Nachbarn Kenntnis zu erlangen. Bin ich im Bad, zum Beispiel, bedauere ich die jungen Elten im Nebenhaus zutiefst: Anscheinend scheint der einzige Lebensinhalt ihres circa dreijährigen Sohnes darin zu bestehen, seine Erziehungsberechtigten schreienderweise in den Wahnsinn zu treiben.
Ähnliches hat vermutlich auch John Demol erlebt, und so kam er auf die Idee zu "Big Brother": dünnes Programm statt dünner Wände. Ich habe die Begeisterung für dieses merkwürdige Programm nie verstanden. Meine ehemalige Nachbarin aber (was für ein Zufall), war bei den ersten beiden Staffeln mehr oder weniger Verfolgende. "Wenn ich nach Hause komme, läuft das gerade. Ich schalte es an und höre nur Stimmen. Das ist so, als ob ich nicht allein wohnen würde", hat sie mir mal erzählt.
Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass sie nicht ein Big-Brother-Haus einziehen würde, dass nun ernsthaft in den merkwürdig gewundenen Gehirnen deutscher TV-Macher herumspukt. (Gefunden bei Blogbar)
Aber gut, wenn die Leute es sehen wollen. Ich bin gespannt, wann der erste Sender versucht, die Grenze zwischen simulierter und tatsächlicher Realität zu überwinden. Zum Beispiel per Big-Brother-Restaurant: Die Crew wird gefilmt, die künstlichen Rosen auf den Tischen verbergen Mini-Kameras, unter den Tischplatten kleben Mikrofone. Und dann darf jeder dort essen und seine von Andy Warhol versprochenen 15 Minuten Ruhm abholen.
PS: Big Brother hat nach meiner Meinung nur eine gute Sache hervorgebracht – den Roman "Dead Famous" von Ben Elton. Lesenswert!
Kommentare
Herta 24. Februar 2005 um 17:34
Hochhaus? Das ist mir neu. Ich habe stattdessen gelesen, die planten angeblich ein „Big-Brother-Dorf“. Also fast so wie in der „The Truman Show“.