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Im Jahr 1997 sammelte Nike einige seiner Basketball-Stars zusammen und gruppierte sie mit aufstrebenden Jung-Spielern. Diese Kombination schickte der Sportartikelkonzern dann als „Nike Hoop Heroes“ um die Welt, auf dass sie viel Show betrieben und ein paar U21-Nationalmannschaften auseinander nähmen.

Auch in Dortmund gastierten sie und als Hobby-Basketballer bettelte ich die Sportkollegen des „Handelsblatts“ an, mich akkreditieren zu dürfen. Am Nachmittag führte ich ein Interview mit Jason Kidd, das mangels Internet leider nie in voller Länge erschien. Nie zuvor hatte ich irgendwo einen Spieler derart kühl und berechnend über sich als Marke und die eigene Positionierung reden hören. „Die Marke Nike hilft der Marke Jason Kidd“, war einer der Sätze. So etwas gab es damals von deutschen Sportlern nicht.

Das Gespräch fand in einer Suite des Hotels statt, die der gesamten Mannschaft als Wohnzimmer diente. Mitten im Gespräch kam Scotty Pippen zu uns rüber, schnappte sich ohne zu fragen den kleinen Tisch zwischen Kidd und mir und murmelte nur: „Sorry guys, we need this table…“ So viel zu Hierarchien.

Am Abend dann die Show. Erst ein paar der üblichen Basketball-Belustigungen wie 3-Punkt-Wettbewerb und schönster Dunk. Dann ein kurzes Spiel zwischen den Hoop Heroes und der deutschen U21-Nationalmannschaft. Von der kannte man eigentlich nur Pascal Roller. Und dann gab es da noch diesen Würzburger, der in der zweiten Liga spielte und dem alle eine große Karriere vorhersagten.

Die beiden waren auch die einzigen, die ansatzweise Paroli bieten konnten. Jener junge Würzburger lieferte sogar die Szene des Abends. Er fing einen Fehlpass der Amerikaner ab und ging allein auf dem Korb zu. Vor ihm nur noch Charles Barkley. DER Charles Barkley.

Statt eine sichere Variante zu wählen setzt der Deutsche mit gespreizten Beinen zu einem Michael-Jordan-artigen Slam Dunk an. Barkley, völlig überrascht ob dieser Unverfrorenheit, dreht sich zum eigenen Schutz, kommt dabei aber dem Deutschen in die Flugbahn – der Korb zählt, Barkleys Aktion wird als Foul gezählt.

Der Superstar der Phoenix Suns ist sauer. Aber so was von. Er lässt sich auswechseln und kehrt nicht mehr auf das Spielfeld zurück angesichts dieser Majestätsbeleidigung.

Später dann Pressekonferenz mit Barkley und Pippen. Der junge Shareef Abdur-Rahim, dessen erste NBA-Saison gerade hinter ihm lag, kommt ebenfalls – und setzt sich zur Verwunderung der Journalisten mitten in die Medienvertreter.

Die PK ist langweilig – was will man nach so einem Show-Event auch fragen? Dann hebt Abdur-Rahim die Hand. „Shareef“, fragt verwundert der Moderator. „Charles“, fragt der Abdur-Rahim grinsend, „ich wüsste gern, wie Du dich gefühlt hast, als der Deutsche über dich hinweg gedunkt hat?“

Barkleys Gesicht verdüstert sich. Wir vermeinen ein Grollen durch die Katakomben der Westfalenhalle zu hören, eines, das die Halle in ihre Grundfesten erschüttern könnte.

Barkley: „Das war nicht das erste Mal sein, das jemand über mich dunkt. Und es wird nicht das letzte mal sein. Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man.“

Abdur-Rahim: „Charles, I just wanted to know: Did you feel goooood or did you feel baaaaad?“

Ich weiß nicht, ob Abdur-Rahims mittelmäßige Karriere mit der nun wohl lebenslangen Feindschaft mit Barkley erklärbar ist. Barkley jedenfalls antwortete, man fühle sich in so einem Moment nie gut. Und dann: „The boy is a genius. If he wants to enter the NBA, he can call me.“ Er würde gern etwas an seiner Uni in Alabama arrangieren.

Diese Starthilfe aber war nie nötig. Heute nacht ist der junge Würzburger, der einst so cool über einen der größten Basketballer aller Zeiten hinweg dunkte, NBA-Meister geworden.

Herzlichen Glückwunsch, Dirk Nowitzki.

Und so muss die Ansage des Hallensprechers bei den Nike Hoop Heroes (es ist Frank Buschmann, oder?) heute als sensationell prophetisch gelten:

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Kommentare


fabian. 13. Juni 2011 um 11:27

Genau, Frank Buschmann. Der Frank Buschmann, der gemeinsam mit Manni Winter, glaube ich, einst das deutsche Fernsehpublikum mit den Achselhaaren von Dennis Rodman auf sich aufmerksam machte. Und „am Ende kackt die Ente“!

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Links anne Ruhr (13.06.2011) » Pottblog 13. Juni 2011 um 13:17

[…] Am Abend, als Dirk Nowitzki auf die NBA prallte (Indiskretion Ehrensache) – Thomas Knüwer berichtet, wie ein damals unbekannter Dirk Nowitzki auf NBA-Spieler traf und schon damals ihm eine Karriere in den USA vorhergesagt wurde. Jetzt hat er mit den Dallas Mavericks den Titel in der NBA gewonnen (siehe auch: DerWesten und RP-Online). […]

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Ali Schwarzer 13. Juni 2011 um 13:43

Charles, I just wanted to know: Did you feel goooood or did you feel baaaaad?”

Haha, danke für die sehr nette Anekdote. 🙂

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dogfood 13. Juni 2011 um 16:46

Ich glaub die Achselhaare waren damals Buschmann und Michael Körner – bin mir aber auch nicht sicher.

Die Nowitzki vs Barkley-Episode hat sich auch bei Barkley anscheinend fest eingebrannt. Er hat erst im Mai noch darüber gesprochen:

“We’re on one of those Nike trips and I had Scottie Pippen and Gary Payton, and a bunch of great players,” Barkley recalled. “Dirk had 28 at halftime. He was like 16 years old. He finished up with about 42. I told him ‘You name your price, you’re going to Auburn University.’ I said ‘Here’s a blank check, just fill it in. Just fill it in. You’re going to Auburn.’ He said ‘I gotta go into the army.’ I took his information, called a couple months later, and Don Nelson drafts him for the Mavs. You know how great we would have been? Can you imagine how great Auburn would have been if we had the white mamba?”

aus: larrybrownsports.com, 19.5.2011

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Hanno 13. Juni 2011 um 17:40

Die Aussage Buschmanns (den ich sehr mag) dürfte sich aber vor dem Hintergrund relativieren, daß Blab und Schrempf bereits 1985 die ersten deutschen Spieler in der NBA gewesen sind und Dirk Bauermann gemäß Nowitzkis Wikipedia-Eintrag schon 1996 vom größten deutschen Basketball-Talent der vergangenen zehn Jahre sprach …

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r3v 14. Juni 2011 um 7:03

@Hanno
welche Aussage von Frank Buschmann meinst du denn?
Im Video redet er ja nur davon das er ihm den Titel prophezeit. Das blieb den anderen ja verwehrt. Und er war der erste der direkt in die NBA ging ohne den CollegeUmweg den man normalerweise geht.

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Marc 14. Juni 2011 um 16:56

Da es hier „der Würzburger“ hieß: Warum machen Sportreporter Sportler wie Michael Schuhmacher oder Sebastian Vettel zum Kärpener oder Heppenheimer, obwohl die doch schon seit Jahren in der Schweiz wohnende und Steuern zahlende Deutsche sind?

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Kosta 12. Februar 2013 um 10:42

Barkley hat sich doch damals auf die Tribüne gesetzt und mit den Fans geflirtet.

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