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Da geht sie wohl dahin, die Ilse Aigner. Zumindest nach Informationen von Netzpolitik wird die Verbraucherschutzministerin ihr Facebook-Konto löschen. Wir dürfen gespannt sein auf die endgültige Erklärung. Obwohl, so gespannt auch wieder nicht.

Denn Ilse Aigner war ja nie in Facebook. Ihr Stab hat nicht mal ansatzweise den Anschein erwecken wollen, innerhalb des Ministeriums besteht auch nur der Hauch von Interesse an den Möglichkeiten, die Facebook und ähnliche Dienste bieten.

Zahlreiche Wähler meldeten sich auf der Seite zu Wort, das Spektrum der Themen reichte von Bankgebühren über Wahlschutz bis jüngst zu Gänsetötungen.

Reaktion von Aigner? Null.

Dann waren da die allgemeinpolitischen Einträge. Wer wird Bundespräsident? Wie geht’s in Bayern weiter?

Reaktion von Aigner? Nottig.

Schließlich das zwischenmenschliche: digitale Küsse, Nachrichten von (anscheinend) Schulfreundinnen.

Reaktion von Aigner? Nix.

So fluteten schließlich vor allem Walaktivisten das Profil während Ilse Aigner Freundschaft auf Freundschaft sammelt wie ein hormongetriebener Teenager auf der Hatz nach Pornobildchen ist. Man merkte dem ganzen  an: Ilse Aigner ist all das – verzeihen Sie das Wort – scheißegal.

Vielleicht glaubt sie tatsächlich – Vermessenheit hat ja sporartige Ausmaße angenommen auf dem Planet Berlin – die Bürger würden ihr folgen. Tatsächlich wird haben die sich längst arrangiert mit Facebook. Missen möchten viele den Dienst nicht mehr. Also verhalten sie sich wie auf der Autobahn: Immer schön 22 Stundenkilometer zu schnell fahren – das gibt zwar eine Geldstrafe aber keinen Führerscheinentzug. Und genauso ist in den vergangenen 12 Monaten die Zahl der verfänglichen Fotos und problematischen Äußerungen sowohl auf Facebook wie bei StudiVZ/SchuelerVZ erheblich gesunken.

Ilse Aigner war nie daran interessiert, tatsächlich über Facebook Kontakt mit Menschen aufzunehmen. Aus ihrem Haus gab es – man möge mich korrigieren, wenn ich mich irre – zum Beispiel kein nutzwertiges Lesewerk dazu, wie Menschen Social Networks positiv für sich nutzen können.

Nun ist Ilse wieder allein in IHREM Haus. Auf dessen rückständig konzeptionierten Homepage gibt es eine Verlinkung zu Direktzu, bei dem Wähler Fragen einreichen können und andere darüber abstimmen. Irgendwann, derzeit so einmal im Monat, greift sich dann wahrscheinlich die Kommunikationsabteilung eine Frage raus und beantwortet sie länglich salbadernd. Und natürlich werden nur jene Fragen beantwortet, die in den Kram passen. Gutsherrenmanier.

So ist das halt mit den Volks-Vertretern im Jahr 2010: Mit den Bürgern mögen sie nur unter den Bedingungen reden, die ihnen passen. Einst war Demokratie mal anders gedacht. Aber über solche grundsätzlichen Zusammenhänge mag sich im Zeitalter des Pragmatismus niemand mehr den Kopf zerbrechen.

Nachtrag: Netzpolitik hatte die richtigen Informationen.


Kommentare


Ilse Aigner verlässt Facebook « Gehirnschluckauf 4. Juni 2010 um 8:04

[…] via Ilse Aigner verlässt Facebook. […]

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prüfer 4. Juni 2010 um 11:04

Das ist der berühmte Sack Reis . . .

Aber mehr ehrlich, bei aller Web 2.0 Begeisterung, wenn ich mit einem politischen Vertreter kommunizieren möchte, warum muss ich dann erst schauen ob er bei Facebook (oder sonstwo) angemeldet ist.

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Raventhird 4. Juni 2010 um 15:10

Ilses genialer Plan: Ich melde mich bei Facebook an, meckere drei bis vier Mal im Monat über Facebook, poste dazu drei Ankündigungen, in welchen Fernsehshows ich über Facebook meckere und trete dann wieder aus.

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amo 4. Juni 2010 um 20:46

oh, ich glaub sie ist raus!

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Google mit Sprachsteuerung für mobile Suche und Navigation « Googlereport – Google-Experte Lars Reppesgaard 9. Juni 2010 um 12:13

[…] für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, an desen Spitze das “ehemalige Facebook-Mitglied” Ilse Aigner steht. Von dort gab es auf eine Anfrage des Googlereport noch keine […]

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Hypothesen zur Entwicklung datenzentrierter Geschäftsmodelle | NETZBARON.de – Online Produktmanagement & Digitale Medien 6. Dezember 2011 um 0:24

[…] z. B. Ilse Aigner – neben einem Redeverbot für Karl-Theodor zu Guttenberg – eine Facebook-freie Regierung. Ähnliche Schlagzeilen lassen sich ohne größere Mühe identifizieren. Einerseits ist es zwar […]

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