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shutterstock römische statue weinen kleinAm vorvergangenen Sonntag erschien in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ ein Lamento – zeitgemäßer formuliert: ein Rant – auf die mitteljungen Deutschen. „Hört auf zu jammern!“, stand darüber. Es war eine böse Abrechnung mit einer ganzen Generation, jenen die jetzt so um die 30 sind. Die Generation Praktikum gebe es nicht, wurde behauptet, stattdessen wunderbare Einstiegsgehälter für Akademiker und eine geringe Arbeitslosigkeit.

Nun kann es dem Elite-Organ „FAS“ nicht verdacht werden, dass Nicht-Akademiker einfach mal ausgeblendet werden – was in der darauf folgenden Ausgabe zu wütenden Leserbriefen führte. Doch womit der Artikel schloss, das ist bemerkenswert. (Foto: Shutterstock)

Auszug:

„Was fehlt, ist Orientierung. Alles, was die Jungen lesen, deuten sie gegen sich. Im Zweifel wird das Erbe der Eltern nicht reichen für alle Kinder, Horrorszenarien kursieren zuhauf: Links und rechts türmen sich die Schulden auf, nachdem der Staat Banken und Griechen rettet.

Irgendjemand wird die Milliarden eines Tages bezahlen müssen: vermutlich sie, und da sie – Stichwort „demographischer Wandel“ – immer weniger werden, hat der Einzelne mehr zu schultern. Ein einziger Graus.

Da kann der Soziologe Bude seinen Abgängern erzählen, was er will – von den Jobmöglichkeiten, die das für sie verheißt, wie begehrt sie bald sein werden mit ihrer Ausbildung, ihrem Wissen.

Für die Studenten kommt am Ende nur das Gefühl heraus: Wir sind so wenige. Wie sollen wir das alles reißen?“

Handeln wir zunächst mal das Grundsätzliche ab: Autorin Bettina Weiguny blendet geschmeidig jede volkswirtschaftliche Logik oder gar Kompetenz aus. Denn, ja, irgendwer wird irgendwann für das zahlen müssen, was derzeit passiert. Sie findet auch kein Argument dagegen, außer einer Art Joint-Haltung: „Ey, Alter, mach Dich locker, passt schon.“ Vielleicht ist sie Kölnerin, da heißt es ja „Et hätt noch immer jot jegange.“

Und doch passt dieses Finale zum heutigen Rücktritt von Horst Köhler, der mehr ist als der Abgang eines Frustrierten, der viel zu spät erkannt hat, dass er für sein Amt nicht geeignet ist. Nein, der Abgang von Köhler offenbart ein Problem – ein besonderes, deutsches Generationenproblem. Eines, das die Zukunft des Standortes nachhaltig gefährdet.

Denn natürlich hat „FAZ“-Autorin Bettina Weiguny (selbst übrigens Jahrgang 1970) ja recht: Es fehlt die Orientierung. Das Vorbildhafte. Die (in Deutschland als Wort immer noch verpönte) Führung.

Fast schon visionär mutet in diesen Tagen Jürgen Leinemanns Buch „Höhenrausch“ an.

Der „Spiegel“-Mann klagt da über die Politikergeneration, denen es an Lebenserfahrung mangelt, die kein „inneres Geländer“ an Werten hat, an denen sie sich entlang hangeln kann. Horst Köhler ist der wohl älteste Vertreter dieser Generation. Nie hat er sich freigemacht von seiner CDU-Nähe. Nie hat er moralische Stäbe in den Boden gerammt, durch die der Berliner Slalom hätte wedeln können. Und in dem Moment, da er für eine – das wird er kaum bestreiten können – auf verschiedenste Arten missverständlich interpretierbare Äußerung einen drüber bekommt, gibt er auf.

Das Aufgeben ist allein seine Sache, er hat das Recht dazu – aber nicht in diesem Moment. In einer Zeit Extremkrise, in der man aus Berlin Schlimmstes vernimmt. Die anderen Vertreter jener geländerlosen Generation haben sich längst verfangen in Ratlosigkeit. Niemand entscheidet mehr. Schlimmer: Anscheinend redet man nicht einmal mehr miteinander.

Nicht anders Roland Koch. Sein „Gestaltungsspielraum“ sei gesunken, sagt er. Und es ist legitim, sich einen neuen Job zu suchen, wenn einem der aktuelle nicht passt. Nur: Politiker übernehmen eine größere Verantwortung als andere Menschen. Und wer sich in dem Moment verwirklichen will da eine solche Krise wütet, entzieht sich der Verantwortung, der er sich einst verschrieben. Und das ist feige.

Genau das ist es, was dem normalen Bürger – und gerade jener Generation, die zwischen Karriereaufstieg, krisenbedingter Angst um den Arbeitsplatz (und somit gleich der Angst vor Hartz IV) und der Fragen nach Familie nicht erklären kann. Dass da oben so offensichtlich kein Wille besteht, Dinge voranzubringen. Auf der Brücke zu stehen, auch wenn die Wellen einen fast umhauen. Vor der NRW-Wahl wollte die Regierung nicht handeln in der Angst, die NRW-Wahl zu verlieren. Nun gibt es nicht mal eine Regierung in NRW – gehandelt wird noch immer nicht. Gäbe es die Blockade, weil offen um die beste Lösung gestritten wird – es wäre noch hinnehmbar. Aber so?

„Spätrömische Dekadenz“ warf Guido Westerwelle den Deutschen vor (nun ist Rom nicht wegen der Dekadenz seiner Elite untergegangen – aber nutzen wir einfach mal dieses Bild). Mir scheint, er hatte Recht. Denn tatsächlich erinnert Berlin in diesen Tagen an das späte Rom im westerwellschen Hirn. Die Mächtigen debattieren und intrigieren während vor der Stadt schon der Wald brennt. Es ist das Bild einer Generation, die sich allein mit dem aus ihrer Sicht Wichtigsten beschäftigt ist: sich selbst. Und die bei der kleinsten Form von Kritik zu weinen beginnt: „Die Welt ist ja so böse zu mir.“

Ihr Vorbild ist der Zement: Es möge sich bitte nichts ändern. Deshalb auch haben Lobbyisten so leichtes Spiel: Sie versprechen Konstanz, sie sind das Morphium für Politiker. Lieber Autoindustrie als Biotech, lieber Straßenbau als digitale Infrastruktur. Weil es schon immer so war und man nicht aus seiner Komfortzone heraus will.

Zu leiden hat darunter genau jene Generation zwischen 30 und 45, die die „FAS“ so attackierte. Denn je älter, desto geringer werden die Möglichkeiten, sein Leben komplett zu ändern. Schließlich sollen Kinder erzogen und die Eltern gepflegt werden. Die Familienpolitik egal welcher Partei-Couleur richtet sich an jene, die schön im Land bleiben und sich redlich nähren. Tja, und wer soll dann später die Schulden abtragen? Eben. Die.

shutterstock alter mann weint wein alkoholismus klein(Foto: Shutterstock)

Am vergangenen Wochenende traf ich ein paar Teenager aus dem, was gemeinhin als „gute Häuser“ bezeichnet wird. Sie weinen nicht. Ihr Leben sieht komplett anders aus als meines in diesem Lebensstadium. Die eine war gerade von einem halben Jahr Internat in Kanada zurückgekehrt und will in den USA studieren. Zwei gehen derzeit in Cambridge zur Schule, auch sie wollen im Ausland an die Uni. Eine trennt sich gerade von ihrem Freund – weil der auf einem anderen Kontinent studieren möchte als sie (bei beiden heißt dieser Erdteil nicht Europa).

Der „FAS“-Artikel schließt so:

„,Erstaunlicherweise gehen die Zwanzigjährigen damit schon wieder ganz anders um‘, sagt der Soziologe. ,Die sehen ihre Chancen. Und die werden sie auch ergreifen.‘

Für die Dreißigjährigen hat Bude einen Trost: Sie gehören nicht zu den Aufsteigern wie ihre Eltern, damit müssen sie sich abfinden. Aber sie werden auch nicht abstürzen. „Und ihre Kinder, das belegen unsere Studien, die werden wieder zu den Aufsteigern gehören.““

Wie wahr. Die Jüngeren, die gut ausgebildeten Jüngeren, gehen anders mit der Krise um. Sie gehen. Weg, aus Deutschland. Warum sollten sie auch bleiben? Dieses Land wird derzeit regiert von einer Generation ohne das Rückgrat, Dinge zu Ende zu bringen, auch wenn es hart wird. Die spätrömisch-dekadente, weinerliche Horst-Köhler-Generation.


Kommentare


Die spätrömisch-dekadente, weinerliche Horst-Köhler-Generation at 1.4.all 31. Mai 2010 um 18:30

[…] “Spätrömische Dekadenz” warf Guido Westerwelle den Deutschen vor. Mir scheint, er hatte Recht. Denn tatsächlich erinnert Berlin in diesen Tagen an das späte Rom. Die Mächtigen debattieren und intrigieren während vor der Stadt schon der Wald brennt. Es ist das Bild einer Generation, die sich allein mit dem aus ihrer Sicht Wichtigsten beschäftigt ist: sich selbst. Und die bei der kleinsten Form von Kritik zu weinen beginnt: “Die Welt ist ja so böse zu mir.” via indiskretionehrensache.de […]

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Tobias 31. Mai 2010 um 18:34

Volle Zustimmung!
Eine Anmerkung noch zur Generation der Jüngeren (unter 30): Sicherlich gibt es hier einige, die die Chancen dieses enormen Wandels, den wir gerade erleben, erkennen und nutzen möchten. Man sollte sich aber klar machen, dass diese (zukünftigen) Führungskräfte, die wir so dringend brauchen, nur eine ganz ganz kleine Minderheit ihrer Jahrgänge darstellen. Und noch viel schlimmer: In Deutschland will niemand bleiben, wie du schon richtig festgestellt hast. Manche gehen jetzt schon, viele werden es in den nächsten Jahren tun.
Was bleibt? Viele Menschen, die lieber feiern als an ihre Zukunft zu denken. Viele, die überfordert sind mit den Herausforderungen in Deutschland und Europa. Viele, die auf finanzielle Hilfe angewiesen sein werden. Nur wer soll ihnen helfen? Es ist ja niemand mehr da.

Ich selbst bin übrigens 19, habe ein Unternehmen gegründet und will Arbeitsplätze im Zukunftsmarkt Internet schaffen. Unterstützung? Gibts nicht. Dafür viele Steine, die uns von staatlichen Stellen in den Weg gelegt werden.
Deutschland (und viele andere Länder) brauchen schnell einen radikalen Umbruch! Wir müssen die Diskussionen um lächerliche Reformen stoppen und ALLES in Frage stellen!

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mediaclinique | ralf schwartz 31. Mai 2010 um 18:48

Wir sind Lena? Sorry, aber wir sind Angela!…

Wacht auf, liebe Politiker! Liebe Träumer aller Kommunen, Städte und Landkreise. Liebe Berliner! Liebe Bundespolitiker, Beamte und sonstige Verwalter Verweser dieses Landes. Liebe Medien, liebe Bewahrer des Status Quo. Wenn Ihr meint, Ihr könntet jemal…

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Soup von blaueslicht 31. Mai 2010 um 19:18

„Dieses Land wird derzeit regiert von einer Generation ohne das Rückgrat, Ding…“…

Dieses Land wird derzeit regiert von einer Generation ohne das Rückgrat, Dinge zu Ende zu bringen, auch wenn es hart wird. Die spätrömisch-dekadente, weinerliche Horst-Köhler-Generation….

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kopfzeiler.org » Blog Archive » Horst Köhler: Alles ein Missverständnis? 31. Mai 2010 um 20:08

[…] Jürgen Trittin vollzogen hat. Denn das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass Köhler aus Egoismus ein Amt beschädigt, das bislang eines der wenigen war, das durch seine Vertreter wirklich noch die Aura des […]

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Nina 31. Mai 2010 um 20:19

Viele wunderbare Einstiegsgehälter gibt es nicht, dafür viele nicht-bezahlte Praktika oder Volontariatsplätze. Aber ich (22 Jahre alt) bin durchaus guter Dinge, dass wenn ich etwas dafür tue, einen zufriedenstellenden Arbeitsplatz bekomme.
Politik ist dabei ein ganz anderes Thema. Ich gehe wählen, weil ich das Schlimmste verhindern will, aber die Willkür, die manche Politiker an den Tag legen, kann einen zur Verzweiflung treiben. Das kann man möglicher Weise aufs System schieben – die Jugendorganisationen der Parteien scheinen immer etwas frischer und idealistischer zu sein als die Abgeordneten. Wieso Führungspersönlichkeiten wie Horst Köhler und Roland Koch zurücktreten, bleibt mir allerdings ein Rätsel.

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Mit Horst Köhler verlässt der letzte Ökonom die Machtzentrale Berlin « Blick Log 31. Mai 2010 um 23:59

[…] IE: Die spätrömisch-dekadente, weinerliche Horst-Köhler-Generation […]

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hans 1. Juni 2010 um 6:00

Netter Artikel. Geht mir nicht weit genug, denn ich kann einfach nicht ernst bleiben, wenn mir jemand mit ‚da oben‘ oder ‚Autorität‘ kommt.

Da nimmt einer den Entschluss zurückzutreten, bereitet sich vor, hat seine Alte an der Seite, hat einen Zettel in der Hand … und ist dann nicht einmal in der Lage diese paar Zeilen zusammenhängend vorzutragen. Herr Gott, was soll ich da Jugendlichen sagen, zu einer solchen lächerlichen Performance?

Und wenn ich gehe, dann nicht mit feuchten Dackelaugen; da hau ich noch mal in die Sahne und kicke ass.

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Doro 1. Juni 2010 um 7:53

Ob Köhlers Rücktritt etwas mit spätrömischer Dekadenz zu tun hat? Ich weiß es nicht. Die FAZ und FAS aber auf jeden Fall. Selbstreferentiell und -gefällig wird da eine – eigentlich gute – Idee in der Ausführung so zurecht gebogen, dass die Mehrheit der Abonnenten sich endlich mal verstanden fühlt. Und nur für die wird die Zeitung ja gemacht, schließlich sind es sogar online nur sie, die kommentieren können etc. – Was ich meine: Schirrmacher & Co. lassen sich fürstlich für´s rumschwallern bezahlen, von einem System, dass dem Untergang geweiht ist. Das wissen sie, bejammern es aber allenfalls. Aufrichten können sie sich dann daran, den Vernichtern ihrer Komfortzone wiederum das Jammern vorzuwerfen. Dabei tun die nur das, dessen Unterlassung sie immer von der FAZ-Generation bezichtigt werden: sie protestieren. Vielleicht empfinden sie es nicht einmal als Protest, aber in letzter Kosequenz ist ein solcher, ganz still, unaufgeregt und selbstverständlich. Sie kaufen diesen reaktionären Scheiß nicht, sie bezahlen online nicht dafür und sie tragen damit dazu bei, dass diese Schwätzer endlich keine fürstlichen Gehälter mehr für´s Schwätzen bekommen. Statt sich über die Masse an Büchern und Filmen dieser Generation „über sich selbst und ihre missliche Lage“ zu beklagen, sollten die „Bildungsbürger 50+“ täglich dem Herrgott danken, dass sich Auseinandersetzung „der Jungen“ mit ihrer Lage darauf beschränkt und sie ihnen nicht die Doppelhaushälften und Mercedes-Limousinen abfackeln. – Herrgott! Wie dreist diese verkopfte, selbstzufriedene Generation unserer Eltern ist!

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sebastianh 1. Juni 2010 um 9:16

Ein sehr schöner Artikel der mir aus dem Herzen spricht! Vielen Dank dafür.

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Sebs 1. Juni 2010 um 11:47

„Die spätrömisch-dekadente, weinerliche Horst-Köhler-Generation.“

????
Tret mal mehr auf Schäuble, Merkel, Westerwelle etc rum und nicht auf Köhler. Dort ist viel Mehr Handlungsunfähigkeit, Ahnungslosigkeit offene Bestechlichkeit am Start und es wäre mal Zeit daran zu nörgeln.

Mit so einem Artikel wird nur geholfen die Hinterzimmerspielchen zu decken. Diese Regierung widert mich komplett an. Den Messwert für Inkompetenz pro Mensch nennt mann in Zukunft „Ein Schwarzgelb“

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Sebastian Valmont 1. Juni 2010 um 14:34

„Und doch passt dieses Finale zum heutigen Rücktritt von Horst Köhler, der mehr ist als der Abgang eines Frustrierten, der viel zu spät erkannt hat, dass er für sein Amt nicht geeignet ist. “

Also mal ehrlich: So einen Unsinn glauben Sie doch nicht wirklich oder? Erstaunlich wie viele – vor allem Medienvertreter und ehemalige – mit dieser halsbrecherischen Interpretation daherkommen. Köhler ist verbittert und das zu Recht. Widerlich finde ich all jene, die die Wahrheit, die Köhler in seinem Interview gesagt hat, nicht ertragen konnten und können und jetzt aus allen Löchern gekrochen kommen, um über ihn und seine ach so schreckliche Amtszeit herzufallen. Einzig Ihr ehemaliger Arbeitgeber, das Handelsblatt, hielt die Flagge des Respekts vor der Person Köhler, seinem Amt und seinem Rücktritt hoch. Was man dagegen in vielen anderen Medien und auch in Ihrem Blog lesen muss, nämlich Köhler sei ungeeignet für dieses Amt, ist absolut nicht nachvollziehbar und an den Haaren herbeigezogen. Wer sonst hätte diesen Job so gut gemacht wie Köhler? Warum ist er ungeeignet? Weil er sich nicht solch permanenter, destruktiver und lächerlicher Kritik von Witzfiguren wie Trittin und Co. ausgesetzt sehen will? Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, in diesem Sinne war nachvollziehbar, dass er die Reißleine gezogen hat, bevor er noch weitere vier Jahre dieses Kasperletheater der deutschen Politik und Medien mitmachen musste. So jemanden wie ihn müssen Sie erst mal finden! Provokativ zu schreiben jemand sei unfähig, obwohl er sein Amt nach bestem Wissen und Gewissen, authentisch und bürgernah, stets bemüht und freundlich (nicht arrogant!) ausgeführt hat (in Ggs zu all den Politikern, die genau DAS! nicht sind) ist einfach und falsch zugleich. Ich weiss nicht, welchen Bundespräsidenten Sie sich wünschen, aber für mich sollte er eine eigene Meinung haben und diese auch äußern dürfen. Wenn man dann Menschen extra missverstehen will, um sie zu demontieren und sich gleichzeitig zu profilieren, fällt dies nur auf die angreifenden Personen zurück – und zwar im größten Maße negativ. Nicht Köhler hat dem Amt Schaden zugefügt, wie man allenthalben lesen musste, sondern Menschen, die aus den verschiedensten Beweggründen nicht mit seiner sympathischen Art klargekommen sind. Schade, dass man sogar hier – wenn schon in fast allen überregionalen Tageszeitungen – auf eine derartige Meinung trifft. Mitleid mit Köhler habe ich nicht, sondern Hochachtung! Bemitleidenswert sind höchstens solche Kommentare, wie das oben zitierte. Horst Köhler hat etwas anderes verdient, als wie der letzte Dreck behandelt zu werden von Menschen, die selbst mehr Dreck am Stecken haben als es in Italien Müllberge gibt.(schönen Gruß an dieser Stelle an die dilletantischen, respektlosen Schreiberlinge von der Süddeutschen und ihren „Der Null-Bock-Horst“). Mehr dazu in meinem Blog. Amen

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Stoltenberg 1. Juni 2010 um 20:40

„Barackenkind in Schloss Bellevue“ bei you tube vom 21.Mai 2004 beleuchtet und erhellt den Charakter unseres Ex-Präsidenten: wagemutig, durchsetzungsfähig, sprunghaft, arbeitswütig , ehrgeizig, diskussionsscheu und auch absprungbereit. Das hat er nun in die Tat umgesetzt.Man hätte es wissen müssen, aber business as usual half beim Verdrängen.

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Horst Köhler tritt zurück « Zivilschein 1. Juni 2010 um 22:16

[…] Update 2: Till Westermayer spricht Köhler für seinen Rücktritt Respekt aus und spekuliert über das Weitere. Max Steinbeis findet, Horst Köhler hat gezeigt, dass wir eigentlich gar keinen Bundespräsidenten brauchen. Auch der Spiegelfechter findet den Bundespräsidenten austauschbar. Thomas Knüwer analysiert die aktuelle Rücktrittswelle als Versagen der Generation der Mächtigen a…. […]

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Armin 1. Juni 2010 um 22:28

Ach komm, so ziemlich genau das gleiche von wegen „die jungen gut ausgebildeten Land verlassen das Land“ konnte man schon vor 10, 15, 20 Jahren ueberall lesen als Kohl alles ausgesessen hat. Die muessen wohl alle inzwischen wieder zurueckgekehrt sein, oder wo sind die alle geblieben? Und die Beispiele da oben, junge Leute „aus gutem Hause“ gehen ins Ausland zum Studieren oder zur Schule, das ist doch auch schon lange nichts neues mehr.

Meckern auf hohem Niveau. The grass is always greener on the other side.

Die USA hat eine noch gigantischere Schuldenlast als die EU, nur scheint das noch nicht so vielen aufgefallen zu sein weil zur Zeit halt alles ueber die Katastrophe des Euros am rumkrakeelen ist. Und bis jetzt haben die auch noch nicht gross mit einer Haushaltskonsolidierung angefangen, eher im Gegenteil. Dem Pfund geht’s auch nicht gerade gut, und ob die ConLibs mit ihren grossen Versprechen weit kommen werden muss sich auch erst noch zeigen.

Beruhigt Euch mal wieder da drueben.

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Jeff Kelly 2. Juni 2010 um 10:56

Ich finde es nicht lustig, dass der FAZ zur aktuellen Gemütslage der unter 40 jährigen nur ein ausladendes „Heult doch!“ einfällt.

In der aktuellen Führungsriege gibt es keinen der eine wirkliche Vision hat. Keiner der eine Gesellschaft skizziert, eine Idee hat wie wir in Zukunft leben wollen und sollen.

Keine Entscheidung folgt irgendeiner Linie oder Vision. deshalb haben es die neoliberalen Lobbygruppen der Industrie auch so leicht ihre Vorstellung durchzusetzen. Sie füllen die Leere in den Köpfen der Herrschenden durch ihre Ideen.

Dabei wird durch das Kartell aus Industrie und Politik die Zukunft unseres Landes ruiniert. Der Generation unter 40 fällt der undankbare Job zu in diesem Politikbetrieb keine Rolle zu spielen (nennen sie mir mehr als einen wichtigen Politiker unter 45) aber alle Enscheidungen ausbaden zu müssen.

Wir zahlen die Renten der Leute, die dafür gesorgt haben das wir selbst keine Rente mehr bekommen werden.
Wir zahlen die Arztrechnungen der Leute, die dafür gesorgt haben das wir selbst keine Krankenversicherung mehr bekommen werden.
Wir arbeiten bis 70 um den Staat der Frührentner zu finanzieren.
Wir bekommen nur noch befristete Verträge oder dürfen uns bei Leiharbeitsfirmen verdingen, Entscheidungen die von alten Leuten mit dicker Rente und festen Arbeiststellen getroffen wurden.
Wir müssen die Bildung unserer Kinder und deren Betreuung privat finanzieren, weil die unser gutes Bildungssystem ruiniert haben.
Wir können uns Kinder nicht mehr leisten, weil uns trotz doppeltem Einkommen am Monatsende nicht mehr genug übrig bleibt.

Die Möglichkeit irgendeine dieser Entscheidungen zu beeinflussen ist gleich null, da der Politikbetrieb von alten Leuten beherrscht wird.

Kein Wunder das viele junge Leute ihr Heil im Ausland suchen, die Menschen zwischen 28 und 40 sind da leider oft schon zu sehr gebunden um diesen Weg noch gehen zu können.

Das einer Zeitung wie der FAZ nur noch ein „Heul doch!“ einfällt zeigt die geistige Armut dieser Journalistenbratzen. Die Abstimmung findet, ganz wie am Ende der DDR mit den Füssen statt, wenn man mit dem Wahlzettel keinen Erfolg mehr hat.

Gut ausgebildete deutsche Menschen haben im Ausland gute, sogar exzellente Chancen. Im Inland fristen sie ihr Dasein oft bei Zeitarbeitsfirmen zu mickrigen Gehältern und dürfen zusehen wie eine Allianz aus mutlosen greisen Politikern und der Industrie das Land ausplündert und Millionen von Menschen zwangsverarmt und bald auch zum Zwangsdienst verpflichtet werden.

Vielleicht ein sinnvolleres Thema für den deutschen „Qualitätsjournalismus“ als gleich ganze Generationen in die Sippenhaft zu nehmen? Komischerweise ist das ein Thema das fast nur durch Blogs besetzt wird

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WR 2. Juni 2010 um 11:08

Hallo Herr Knüwer,

Ihnen ist offenbar wie auch Herrn Westerwelle entgangen, dass es die „spätrömische Dekadenz“ nie gab. Es wäre die Aufgabe von Journalisten wie Sie, solche Fehler nicht zu übernehmen.

Ansonsten bringt es Malte Lehming im Tagesspiegel heute gut auf den Punkt, was auch für Ihren Artikel gilt: „Und so erinnert die deutsche Medienlandschaft in ihrer Empathiearmut an die alte Hooligan-Devise: Immer eins in die Fresse, und wenn er fragt, warum, noch eins für die dumme Frage.“

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Thomas Knüwer 2. Juni 2010 um 11:11

Hallo anonymer Kommentator,

ich zitiere mal kurz aus dem von Ihnen kritisierten Artikel: „…nun ist Rom nicht wegen der Dekadenz seiner Elite untergegangen – aber nutzen wir einfach mal dieses Bild…“

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Weltenwandler 29. September 2010 um 16:49

Ihr Standpunkt zur Gruppe der 30-40 Jährigen so wie die Kritik an Herrn Köhler mag verständlich und gerechtfertigt sein, doch die Generation der jungen Menschen beurteilen Sie doch sehr positiv, woher kommt dieses Vertrauen? Insbesondere da diese, so von Ihnen beschrieben, jegliche Heimatverbundenheit vermissen lassen und lediglich dem eigenen wirtschaftlichen Erfolg nacheifern. Da sollten Sie differenzierter herantreten.

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