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Hinweis: Dieser Artikel entstand im Jahr 2005. Damals waren einige Dinge anders. Ich stehe heute nur noch halb zu ihm. Einerseits ist die Öffnung des Produktionsprozesses sechs Jahre später auf einer ganz anderen Ebene möglich. Andererseits ist das Graben nach Klatsch und Tratsch in einer (damals) extrem abgeschlossenen Community eher so unterdurchschnittlich begrüßenswert.

In unserer Journalistenschule war es eine der obersten Regeln: „Der ärmste Mensch unter der Sonne ist ein Journalist ohne Thema.“ Somit ist „Park Avenue“-Chefredakteur Alexander von Schönburg ein journalistischer Bettler. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Damals, in der Journalistenschule, lief jeder Morgen gleich ab. Erst Zeitung lesen, dann „Themen finden & verkaufen“. Sprich: Jeder musste ein Thema an den Chefredakteur (also den Schul-Chef) bringen. Leicht war das nicht. Wer mit einem Thema scheiterte hörte: „Nächste Runde Hockenheim“ und war nochmal dran. Es konnte lange dauern…

Denn ein Journalist, der nicht weiß, worüber er schreiben soll ist in der Tat – sagen wir es offen – eine arme Sau. Da lassen verzweifelte Ressortleiter schon mal zehn Jahr alte Ausgaben aus dem Archiv holen, um sich Anregungen aus der Vergangenheit zu holen. Oder Chefredakteure betteln auf Internet-Plattformen, wie gerade in Kress Online (nur über Abo) zu lesen ist:

„Auf Kontakt-Suche im Netz ist Alexander von Schönburg, Chefredakteur von Gruner neuer Edel-Zeitschrift „Park Avenue“. Nein, nein, nicht, was Sie jetzt vielleicht denken! Von Schönburg, der von G+J nicht zuletzt wegen seiner exzellenten Kontakte eingekauft wurde (er ist der Bruder von Fürstin Gloria von Thurn und Taxis), fahndet nach Informanten und Tipp-Gebern für Geschichten in der Online-Community „A Smallworld.net“ Dort schreibt er: „I’ve just started a new magazine in Germany („Park Avenue“). It’s a bit of fusion of ‚Tatler‘, ‚Vanity Fair‘ and ‚The Spectator‘ – in German though. I’m looking for stringers who feel like contributing to my magazine. Little quirky stories, chit-chat, gossip, ‚what’s hot‘-kind of stuff.“ Die Seite, auf der von Schönburg zum Info-Plausch bittet, ist eine Community, bei der man nur über persönliche Einladungen reinkommt und die der Kontaktpflege von jungen Erfolgreichen dient. Über den ungewöhnlichen Weg des Online-Forums sucht der „Park Avenue“-Chef nicht nur „quirky stories“ sondern bietet auch gleich noch 50 Frei-Abos des Edel-Magazins feil. „Schnupper-Abos“, seien das, sagt er selbst zu kress, die nach drei Monaten wieder auslaufen würden. Mittlerweile haben sich schon zahlreiche Bewohner der „Small World“ gemeldet. Die allermeisten haben aber keinen „hot Stuff“ im Gepäck, sondern spechten bloß auf das Frei-Abo.“

Man bedenke: Gerade mal eine Ausgabe ist bisher von „Park Avenue“ erschienen. Sonderlich einfallsreich war die ja nun nicht. Aber vermutlich hält sich von Schönburg einfach an den Bestseller, den er schrieb: „Die Kunst des stilvollen Verarmens. Wie man ohne Geld reich wird.“

Oder ohne Themen zum Chefredakteur.

Nachtrag vom 30.9.: Eine Vermutung, wie „Kress“ an die Informationen aus dem wirklich abgeschotteten „Small World“ kam liegt nahe: An von Schönburgs Stuhl wird systematisch gesägt, jemand streut bewusst Informationen. Darauf deutet auch eine Geschichte des „Tagesspiegels“ hin.


Kommentare


hiddensee 5. Oktober 2005 um 15:28

Du willst nicht zur smallworld. nicht wirklich. ich habe hier eine memberin im buero sitzen. wenn nur solche empfohlen werden, bin ich in schlechter gesellschaft.

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A. v. S. 6. Oktober 2005 um 18:34

„Hey guys“,

Es ist schon sehr merkwürdig, dass Herr Schönburg Park Avenue als sein „Mag“ bezeichnet und vor der ersten richtigen Ausgabe schon keine Ahnung mehr hat, über welche Themen er schreiben soll. „Quirky Stories“ und „Chit-Chat“ gegen ein Freiabo??? Wer in so einem Fall nicht weiß, was die Stunde geschlagen hat, dem ist wohl nicht mehr zu helfen. Wie verzweifelt muss dieser Mann sein, der immerhin als Chefredakteur des ersten qualitativ hochwertigen Magazins von G+J seit Jahren auserkohren wurde?

Von Ideenarmut war in der ersten Testausgabe eigentlich noch gar nichts zu spüren. Dies mag wohl in erster Linie daran liegen, dass der wahre Ideengeber und eigentliche „Starter“ des Magazins Holger Christmann – aus unerfindlichen Gründen nicht mehr an Bord – für die Texte verantwortlich war.

Ein Chefredakteur eines People-Magazins sollte eigentlich genügend Kontakte haben, um zumindest auf diese Weise an ein wenig „hot kind of stuff“ zu gelangen. Herr Schönburg muss da schon auf Naheliegenderes zurückgreifen und über seine aristokratischen Familienmitglieder schreiben. „Bruder schreibt über Schwester“ – entweder sehr originell, oder einfach nur peinlich und an der Grenze des guten journalistischen Geschmacks!

Die Zeit der Luxusartikel sei zu Ende, schrieb Schönburg in seinem Buch „Die Kunst des stilvollen Verarmens“. Kein Wunder, dass man sich da schon eines Forums für Erfolgreiche bedienen muss, um zu wissen was in Magazinen wie Tatler und Vanity Fair überhaupt so für coole Geschichten abgedruckt werden. Ohne Worte.

G+J muss diese Passage wohl gänzlich unbekannt geblieben sein. Wie lange soll das noch gut gehen???

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lord darlington 7. Oktober 2005 um 19:13

was will man schon von verarmtem, niederen adel halten? die ganze hamburger gesellschaft hat vor ihm gewarnt. mitleid mit dem mann: ein wenig paranoid, überfordert, überspannt, überflüssig. dennoch ganz nett. herr liedtke, herr kundrun, konsequenzen bitte!

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Pepita Gimenez 29. Oktober 2005 um 16:47

Mit Alexander von Schönburg und Holger Christmann sind zwei perfekte Wichtigtuer aufeinander getroffen, die mehr scheinen als sind. Dass in der deutschen geistig und inhaltlich immer mehr verarmenden, oberflächlichen Gesellschaft in einer Auseinandersetzung natürlich der mit Glamour – sprich Adel oder Geld – bestückte Kontrahent gewinnt, ist ja wohl logisch. Aber Christmann ist bestimmt mit einem gutdotierten Schweigegeld abgefunden worden. Und Schönburg wird in Zukunft sicher mit einem perfekten Assistenten ausgestattet. Es lebe die deutsche Pressewelt!

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hiddensee 10. November 2005 um 14:10

smallworld = Forum fuer Erfolgreiche?

ich wuerde eher sagen fuer Berufssoehne und -toechter.

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*gelöscht* 6. August 2008 um 16:18

***Hier stand ein ausschließlich beleidigender Kommentar.***

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