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2020.

Ja, gut, ich sag mal… Wir alle haben schon mal mehr gelacht. Für mich persönlich war es dabei kein so dramatisches Jahr wie für viele andere und dieses Glück weiß ich sehr zu schätzen.

Dieses Pandemie-Jahr wird aber natürlich Auswirkungen haben, die wir erst langfristig realisieren werden. Deshalb möchte ich meine jährliche Trendprognose, die glaskugeligen Kaffeesatzlesereien, auch zweiteilen und ein wenig anpassen.

Normalerweise beziehen sich die Trends ja auf das kommende Jahr. Diesmal möchte ich sie als Blick auf die kommenden zwei Jahre erweitern, denn ich bin zwar absolut überzeugt davon, dass wir im Laufe von 2021 wieder eine Normalität kommen werden (wenn nicht, dann ist das, was ich hier schreiben werde, ohnehin obsolet). Doch wird dieses Stadium eben in unterschiedlichen Teilen der Welt zu unterschiedlichen Zeitpunkten erreicht werden.

Außerdem wird noch ein Text darüber folgen, was die Pandemie langfristig für Gesellschaft, Wirtschaft, Marketing und Medien bedeuten könnte.

Doch wie immer beginnt all dies mit der Rückschau auf meine Prognosen vom Januar 2020. Sie alle wurden ohne Corona gemacht und deshalb bin ich selbst gespannt, ob meine Trefferquote oberhalb des desaströsen Vorjahres liegen wird.

Dies waren meine Trendvorhersagen für 2020:

Moral- (Lebensstil-)Terrorismus

Ich prognostizierte eine steigende Aggression rund um Lebensstil-Fragen wie Umweltschutz, Veganismus oder das Verhalten im Alltag – und der Wandel dieser Aggression in den Beginn von Terrorismus.

Gerade diese Entwicklung wurde durch Corona erheblich verändert. Die grundsätzliche Aggression hat zugenommen, nur sind um Themen wie Masken und Impfungen Stellvertreterkriege entbrannt. Dabei stieg der Wutpegel nach dem Sommer spürbar an. Immer aggressiver wurden die Reaktionen von Halbmaskenträgern, machte man sie auf ihr Verhalten freundlich aufmerksam; Journalisten auf Demos anzugreifen wurde alltäglicher; Plakate mit Todesdrohungen gegen Virologen erinnerten an RAF-Zeiten. Und dann gab es im Oktober tatsächlich Terroranschläge gegen das Robert Koch-Institut und die Leibniz-Gesellschaft.

Der „Tagesspiegel“ berichtete am 28. Dezember dies:

„Wie sich politische Konflikte während der Coronakrise aufheizen, dokumentiert ein Papier der Bundesregierung. Von März bis Ende November hätten die Länderpolizeien dem Bundeskriminalamt 297 Gewaltstraftaten „im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie“ gemeldet, heißt es in einer Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion. Die meisten Straftaten, insgesamt 160, werden linken Tätern zugeordnet, bei 48 Delikten gelten Rechte als verantwortlich. 89 Straftaten sind bislang nicht genau zuzuordnen.“

Ich sag mal: 1:0 für mich.

Brandstanding: Unternehmen werden ethischer

Die Zahl der Beispiele in diesem Jahr ist Legion: In vielen Unternehmen tut sich Handfestes in Sachen Umwelt, Gleichberechtigung oder soziales Engagement – auch wenn das viele partout nicht wahrhaben wollen. Da stellt Aldi auf vollständig zertifizierte Baumwolle um, Nestlé investiert in umweltfreundlichere Verpackungen und Sephora fördert PoC-GründerInnen.

2:0 für mich.

The return of deutsche Automobilindustrie

Vor einem Jahr glaubte ich, dass die deutschen Autohersteller punkten würden in Sachen Zukunftsfähigkeit. Das ist nicht passiert – und Corona dürfte einen kräftigen Teil der Schuld dafür tragen. In einer drohenden Wirtschaftskrise historischen Ausmaßes fährt ein vernünftiges Unternehmen eben „auf Sicht“ (wäre das nicht eigentlich das Wort des Jahres gewesen?).

Somit wäre ein Urteil über diese Vorhersage erst 2022 möglich, aber so funktioniert das hier halt nicht. Deshalb: 2:1.

Fitness is coming home

Peloton & Co. als Bedrohung für Fitnessstudios – ALTER, LAG ICH DA RICHTIG. Corona-bedingt, natürlich. Noch immer glaube ich, dass deutsche Medien unterschätzen, was Peloton insgesamt bedeutet, aber das blogge ich vielleicht demnächst mal. Zwei Großgadgets haben mir das Jahr 2020 zumindest erheblich einfacher gemacht: mein Peloton und mein Weinkühlschrank.

Aktueller Stand: 3:1.

Neue Authentizität: Post as you are

Ich hatte angenommen, dass der Drang von Influencern und Prominenten, sich authentisch und ungeschminkt (wörtlich wie bildlich) zu zeigen, in die Werbung überspringen würden.

Passierte nicht, halte ich für einen Fehler, egal: 3:2.

Happy Places & Social Media Kapseln

Prominente und Influencer, kaffesatzlas ich, würden sich digitale Orte suchen, an denen sie in kleinem Kreis mit ihren Anhängern kommunizieren oder auch nur senden könnten, ganz ohne ihre Hater.

Dies passiert – allerdings kamen neue Entwicklungen ins Spiel. Die offensichtlichere ist der Sprung der Verschwörungstheoretiker wie Hildmann oder Wendler in Richtung Telegram. So nicht erwartet hatte ich Substack: Denn natürlich ist dieses Paid-Newsletter-Modell auch nichts anderes als ein Rückzug in eine geschützte Kapsel.

Also: 4:2.

Neuer Onlinejournalismus

Journalisten mit substantieller Gefolgschaft, hatte ich geglaubt, würden sich selbständig machen. Dies ist passiert, aber sicherlich auch Corona-bedingt in geringerem Ausmaß. So gründeten Marvin Schade und Matthias Bannert den Medieninsider, Daniel Fiene, Dennis Horn und Herr Pähler stellten Was Mit Medien auf neue Beine, das Verfassungsblog machte einen erheblichen Sprung und Richard Gutjahr pimpte sein Heimstudio derart auf, dass er einerseits Schulungen anbietet, andererseits Reportagen produziert, die sich auf Fernsehnivau bewegen:

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Es passierte also durchaus etwas – aber leider nicht genug.

Halber Punkt für mich – 4,5:2,5.

Plattform des Jahres: TikTok

Absolut, trotz des Zoom-Booms. Warum, das analysiert sehr lesenwert die „New York Times“. 

Zwischenstand: 5,5:2,5.

Friktion des Markenerlebnisses

Ich zitiere mich mal:

„2020 werden wir auch in Deutschland erleben, dass

  • Marken miteinander kooperieren, die scheinbar nicht zusammen passen,
  • Marken sich in Produktfelder wagen, die bisher nicht mit ihnen verbunden wurden
  • Marken häufiger Popup-Locations betreiben
  • Marken Erlebniswelten im Handel schaffen, die sie abheben von ihren Mitbewerbern.“

Ähm – nein.

5,5 zu 3,5.

Anlauf zur Big Data-Enttäuschung

Zitat: „Andere Marken werden versuchen, mit IT-Investitionen zu lernen. Marketingverantwortliche werden 2020 sehr hohe Summen in MarTech investieren – und 2021 werden die meisten von den Ergebnissen enttäuscht sein.“

Auch hier: nein. Allerdings werden wir über dieses Thema 2021 und 2022 noch diskutieren. Im vergangenen Jahr war dies für die Marketingbranche einfach kein Bereich, über den sie hätte reden wollen – es gab Wichtigeres.

5,5 zu 4,5.

Regionalzeitungssterben

Ja, da war einiges los. Der „Express“ ging an DuMont, die „Mitteldeutsche“an Bauer, Lensing übernahm die „Recklinghäuser Zeitung“, um einige zu nennen. Und dabei dürfte Corona durch die Möglichkeit der Kurzarbeit manches noch verschoben haben. Mehr dazu hat auch das MDR Altpapier. 

Zwischenstand: 6,5:4,5.

Spiel des Jahres: Dreams

Nein. Aber: warum nicht? Um sachdienliche Hinweise wird in den Kommentaren gebeten.

Stand: 6,5:5,5.

Der ÖR-Überlebenskampf hat begonnen

Absolut. Nun schießt auch die CDU im Einklang mit der AFD gegen das öffentlich-rechtliche System. Der Lobbyismus der Altmedienhäuser unter der Führung von Axel Springer zeigt also Wirkung.

Endstand also: 7,5:5,5

Ich sage mal so: Das hatte ich so nicht erwartet angesichts der Pandemie und des Katastrophen-Ergebnisses vom Vorjahr.

Was bedeutet:

Vorhang auf für die glaskugeligen Kaffeesatzlesereien 2021!

1. Eskapismus

Irgendwann im Laufe des Sommers wird unser Leben wieder normaler. Und es gibt eine große Sehnsucht nach „Leben“. Wie groß die ist, zeigen die Staus vor Skigebieten in diesem Januar – obwohl alle Behörden darum ersucht haben, diesen fernzubleiben.

Und deshalb wird mit Lockerung der Restriktionen eine neue, verrückte Zeit beginnen:

  • Restaurants werden im High-End-Bereich ausgebucht sein, wie nie zuvor.
  • Sportveranstaltungen werden neue Besucherrekorde melden.
  • Fernreisen werden komplett ausgebucht sein – obwohl die geringe Zahl von Flügen sie teuer macht.
  • Konzerte und Festivals werden voll sein.

Das Marketing wird sich diesen Lebenshunger zunutze machen. Wir werden wilde Geschmacksinnovationen im Lebensmittelbereich sehen, Pop-up-Läden und -Restaurants, bunteste, schrägste Werbekampagnen.

2. Billig-E-Commerce boomt

Schon jetzt ist „Das hast Du wohl auf Wish“ bestellt ein geflügeltes Internet-Wort. 2021 wird Wish im Mainstream ankommen, gemeinsam mit anderen Plattformen, die billige Billigwaren zu billigen Billigpreisen anbietet.

3. Prügelknabe des Jahres I: Fridays For Future

Für mich gibt es zwei klare Verlierer der Pandemie-Zeit: Flüchtlinge und die Umwelt. Bei ersteren sehen wir jetzt schon eine Distanzierung aus konservativen Kreisen, Personen wie Friedrich Merz zeigen, dass christliche Werte und die CDU nicht zwingend zusammengehören.

Am Ende wird mangelndes Engagement für Menschen auf der Flucht genauso wie ein schneller Umbau der Wirtschaft in Richtung Ökologie mit einem Argument abgetan werden: Es ist halt nach Corona kein Geld da. Bereits jetzt mucken sich die ersten Haushaltsausgleichsfetischisten und zumindest bei der CDU werden sie Rückendeckung von Wolfgang Schäuble erhalten. Modern Monetary Theory? Die soll sich erstmal ein paar hundert Jahre beweisen.

Während über Geflüchtete aber keine Häme ausgegossen wird (außer in rechtsextremen Kreisen), sieht das bei Fridays For Future anders aus. Die Bewegung wird zum Ablassventil aufgestauten Frustes werden. Und weil sich in ihr sehr stark jene jungen Menschen bewegen, die auf Plattformen wie Wish umweltschädigendes Billigzeugs bestellen, werden die für die Umwelt demonstrierenden Jungen in Sippenhaft genommen werden.

Fridays For Future stehen zwei harte Jahre bevor, es sei denn, die Bewegung wandelt sich vom Mahner zum Macher – und liefert konkretere Vorschläge als bisher und schafft es so, die Schlagzeilen zu drehen.

4. Nostalgie-Marketing

Schon 2012 empfahlen Tanja und Johnny Haeusler in ihrem Eltern-Ratgeber „Netzgemüse„, dass Eltern und Kinder ihre gegenseitigen Lebenswelten durch digitale Medien gemeinsam erforschen sollten.

Genau das ist in den Tagen des Homeschooling und Nicht-Wegfahrens verstärkt passiert. Somit ist die popkulturelle Vergangenheit der Eltern in die der Jugend hineingerutscht. Umgekehrt wird dieser Effekt aber nicht so stark sein: Ab einem gewissen Alter sind die meisten Menschen weniger aufnahmewillig und -fähig für neue Bands, Stars, Spiele oder Serien.

Wir werden sehen, dass in den kommenden zwei Jahren Medienprodukte und Marketingkampagnen besonders gut funktionieren, die Bezug nehmen auf den popkulturellen Hintergrund der heutigen Elterngeneration, egal ob es um Testimonials oder sogar alte Werbebotschaften geht: Raider hat jetzt mehr Chancen als Twix.

5. Social Media Marketing wächst

Viel wurde über die „Zwangsdigitalisierung“ Deutschlands im Pandemie-Jahr geschrieben und geredet. Auch ich sehe bei vielen bisher analog denkenden Entscheidern eine gewisse Hinwendung zum Digitalen. Dies wird den Digitalverantwortlichen und -abteilungen in deren Unternehmen Luft zum Handeln verschaffen.

Ein offensichtlicher, erster Schritt werden verstärkte Media-Investitionen im Social Web sein. Nachdem die Preise für diese Art von Werbung absehbar günstiger wurden, werden die TKP 2021 und 2022 kräftig steigen.

Doch auch die organischen Markenaktivitäten werden zunehmen:

  • Instagram wird Facebook in der westlichen Welt als Top-Plattform für Marken ablösen.
  • TikTok wird Marken mit einem jüngeren Zielpublikum locken.
  • Gleichzeitig wird TikTok aufgrund des höheren Produktionsaufwandes für erste Enttäuschungen sorgen.
  • Twitter wird in Sachen Media-Gelder signifikant wachsen.

6. Prügelknabe des Jahres II: Telegram

Auch ein Impfstoff wird unsere gesellschaftlichen Wunden nicht kitten. Es wird genügend Themen geben, über die sich die große Mehrheit der demokratischen Gesellschaft mit der Minderheit der Verschwörungsgläubigen streiten wird. Ich kann auch keine Einsicht bei den Medien erkennen, absurde Behauptungen und zutiefst unseriöse Expertenbehaupter auszublenden.

In diesen Streitigkeiten wird Telegram eine besondere Rolle übernehmen. Es gibt ja Gründe, warum die Verschwörungsverirrten sich dort einfinden: Es gibt ihnen niemand Widerworte.

Und weil diese Minderheit weiterhin Beachtung finden wird, wird Telegram in den Fokus von Regulierungsbestrebungen rücken und zum neuen Lieblingsgegner im Internet werden.

In einem Punkt wage ich allerdings keine Prognose: Wird Telegram reagieren und seine extrem libertäre Ansicht von Meinungsfreiheit verändern?

7. Techlash läuft vor viele Wände…

Doch auch anderswo im digitalen Raum wird draufgehauen. Der politische und gesellschaftliche Druck (in US-Medien Techlash genannt) auf Digitalkonzerne wird zunehmen, die Regierung von Joe Biden wird versuchen, sich mit den Skalpen großer Namen zu schmücken.

Egal ob in den USA, China oder Europa: Viele dieser Versuche der staatlichen Regulierung werden scheitern. Denn mancher Volksvertreter übersieht, dass jene Vorteile, die Digitalkonzerne für sich nutzen, gar nicht so neu sind. Dass zum Beispiel auch deutsche Großunternehmen Bilanzen so lenken, dass Gewinne in steuerfreundlichen Regionen anfallen. Diese Unternehmen werden die Politik daran erinnern, dass jener Kampf gegen das Digitale ja schön und gut ist, sie aber auch ihre Bedürfnisse haben.

Das gleiche gilt für Gerichte: Auch hier wird mancher Hoffnung von politischer Seite, diese sturen Digitaldinger wegzubekommen ein Riegel vorgeschoben werden.

8. … sorgt aber für den Abtritt von Mark Zuckerberg

Einen Skalp aber wird es geben, zumindest zur Hälfte: Mark Zuckerberg wird Ende 2022 nicht mehr CEO von Facebook sein.

BÄÄM. Ja. Hier. Schreib ich so.

Der politische Druck auf Facebook wird derart zunehmen, dass Zuckerberg sich auf den Posten des Chairman beschränken wird. Dass er den aufgibt, halte ich für unwahrscheinlich, aber nicht für unmöglich. Die Stimmrechte bei Facebook sind ohnehin so konzipiert, dass er immer der bestimmende Mensch im Konzern bleiben wird.

Eventuell wird dies auch den Abgang für Sheryl Sandberg bedeuten, ob er aber so relativ schnell verkündet wird, glaube ich nicht. Und wer wird neuer CEO? Mein Tip: Chris Cox, der im Sommer zu Facebook zurückgekehrt ist.

9. Plattform des Jahres: Zoom

Ich halte Zoom für ein vorbildlich geführtes Unternehmen. Angesichts eines explosionsartigen Wachstums ohne nennenswerte Ausfälle durchzukommen, Kritik aufzunehmen, zu thematisieren und daraus Maßnahmen abzuleiten – all das gehört in die Management-Lehrbücher.

Im kommenden Jahr wird Zoom sich noch einmal wandeln. Schon jetzt wird es in Formen benutzt, für die es nicht gedacht war. Ein Beispiel sind die Weinproben, die wir für unseren Kunden Ludwig von Kapff konzipiert haben. Hier ist Zoom als Fundament ein Ort des Community Building von dem aus das Tasting auf Youtube und Facebook verlängert wird. Ergebnis: ein funktionierendes Geschäftsmodell und ein Platz auf der Shortlist des Deutschen Preises für Onlinekommunikation.

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2021 wird das Jahr, in dem aus dem Dienst eine Plattform für Live-Bewegtbild wird. Bereits angekündigt wurden Apps für Zoom. Sie werden die Nutzungsmöglichkeiten erweitern in Richtung Spontan-Videotelefonie, flexiblere Webinare, Konferenzformate und Livestreaming. Zoom steht noch immer am Anfang dessen, was es einmal werden könnte.

10. Livestreaming wird sich ändern (müssen)

Zum Jahresende haben wir mit kpunktnull ein neues Geschäftsfeld verkündet: Livestreaming-Konzepte. Dies geschah auch aus Frustration heraus. Im vergangenen Jahr war ich bei mehreren Livestream-Veranstaltungen Redner, bei anderen Zuhörer – und viel zu oft war es ein frustrierendes Erlebnis.

Die allermeisten Digital-Events sind schlecht produziert, undurchdacht und für den Teilnehmer sedierend. Den Veranstaltern mangelt es viel zu oft an Kompetenz in zwei Bereichen: Technik und Plattformen. Weil jeder schon mal etwas von Zoom gehört hat, veranstalten halt alle ihre Konferenzen auf Zoom – obwohl es dafür geeignetere Plattformen geben kann.

Die Behauptung mancher Trendforscher, darunter auch der von mir sehr geschätzte Rohit Bhargava, dass ab jetzt Hybrid-Events mit wenigen Zuschauern vor Ort die Norm werden, kann ich nicht teilen. Zum einen, weil Menschen sich weiterhin persönlich treffen wollen. Zum anderen aber, weil die Livestreaming-Konferenzen, egal ob groß oder klein, der Jahre 2020 und 2021 eine so abschreckend Wirkung entwickeln werden, dass sich ihre Ausrichter bald umorientieren dürften.

Wir werden aber 2021 einen Boom der neuen Plattformen erleben. Live gestreamte Konzerte können anders aussehen, als die dies heute tun – Sonidos Immersivos aus Chile liefert einen Vorgeschmack. Es gibt auch keinen rationalen Grund, warum eine digitale Messe aussehen soll, wie eine physische Messe. Viel spannender kann es sein, Produkte im virtuellen Raum so zu präsentieren, wie es analog halt nicht geht – durch das All fliegend oder im Regenwald stehend. Und Redner können mit Prezi Video oder Mmmhmmm ihre Thesen packender überbringen als mit Ichgebeihnenjetztmalmeinepowerpointfrei.

Die Möglichkeiten werden 2021 massiv. Offen ist die Frage, ob sie auch erkannt werden.

11. Flaschenpost wird Wegbereiter des Online-Lebensmittelhandels

Die Chancen des Digitalen erkannt hat die Oetker-Gruppe. Sie übernahm im vergangenen Jahr für angeblich eine Milliarde Euro den Getränkelieferdienst Flaschenpost. In diesem Jahr wird Flaschenpost sich verändern und agieren wie ein Lebensmittelhändler: Das Sortiment wird sich weiten, es wird mehr Eigenmarken geben (die angeblich sehr gut laufen und die Marge steigern) und es wird hart verhandelt um die Listung von Produkten.

Dabei wird eine Gruppe von Herstellern keine Probleme haben, in das Sortiment aufgenommen zu werden: die Töchter von Oetker.

Mit dieser stückweisen Erweiterung der Flaschenpost wird die Online-Bestellung von Lebensmitteln zumindest in deutschen Großstädten (endlich) Alltag.

12. Trügerisches Medienjahr: Verlage jubeln

2021 und 2022 werden etliche klassische Medienhäuser mit donnernden Worten verkünden, dass sie digital mehr Geld einnehmen, als analog. Sie werden das als Zeichen deuten, dass in Paid Content die Zukunft liegt und dem jährlichen Burda-Hausmessenredner Scott Galloway folgen, der keine Zukunft mehr in Onlinewerbung sieht.

Ich halte dies für einen historischen Fehler.

Zum einen, weil deutsche Medienhäuser sehr oft immer noch nicht in der Lage sind, die Grundlagen des digitalen Geschäfts umzusetzen, wie dieser Tweet vom heutigen Tag zeigt:

Funktionieren wird diese Strategie für ganz wenige der Medienmarken, jene, die Masse auf sich konzentrieren können. Und Paid Content funktioniert, dies schrieb ich ja hier schon mehrfach auf Indiskretion Ehrensache, für hochspezielle Inhalte – aber eben nicht für das, was derzeit als Nachrichtenjournalismus so geboten wird.

Wer dagegen als deutscher Medienmanager auf Paid Content setzt muss sich bewusst sein, dass er aus Sicht seiner Kunden in gefühlte Konkurrenz tritt mit „New York Times“, „Economist“, Netflix, Spotify und schon sehr bald seinen eigenen Ex-Redakteuren – denn:

13. Medienbuzz 2021: Paid Newsletter

Substack ist in den USA der aktuell wohl heißeste Medien-Scheiß. Die Newsletter-Plattform ermöglicht nicht nur das Versenden von Newslettern, sondern auch das Generieren von Einnahmen. Dabei ist es möglich, einen Teil Ausgaben frei zu versenden und nur einen Teil hinter die Bezahlwand zu stellen.

Substack-Erfolgsgeschichten sind Legion. So kalkulierte jüngst die „New York Times“, dass die Geschichtsprofessorin Heather Cox Richardson mit ihren nüchtern geschriebenen Einordnungen des politischen Tagesgeschehens im vergangenen Jahr eine Million Dollar eingenommen hat.

Auch in Deutschland gibt es erste Paid Newsletter-Ansätze, so bei Gabor Steingart, dem „Tagesspiegel“ und dem „Handelsblatt“. Doch steht dahinter bisher immer eine Art Unternehmen. Es würde mich sehr wundern, wenn sich 2021 und 2022 nicht spannende Autoren mit digitaler Gefolgschaft mit eigenen Bezahl-Newslettern selbständig machen.

14. Home Office-Schmerz

Ich blogge hier seit jetzt 16 Jahren, aber so was wie am 14. August 2020 ist in all der Zeit noch nicht passiert. Am Vorabend hatte ich einen Artikel online gestellt – und einen halben Tag später hatten den über 200.000 Leute gelesen – und viele erregten sich auch in der Kommentarspalte. Später übernahm Xing den Text – nochmal eine mittlere fünfstellige Zahl von Lesern.

Das Thema: Ich halte es für einen Fehler, dass so viele Großunternehmen Home Office zur neuen Standardeinstellung des Arbeitens machen wollen.

Dazu stehe ich auch weiterhin. Lehrreich war es, dass sich zwei Gruppen ausmachen ließen, die sich mit teils überdeutlichen Worten gegen meine Thesen ausschrieben: einerseits Digitalarbeiter, teilweise in Startups, andere Programmierer; andererseits Personen (vor allem Männer) mit signifikanter Erwerbshistorie, die weder mit Kollegen noch mit Vorgesetzten etwas zu tun haben wollen, paraphrasiert unter dem Motto „Ich will in Ruhe meine Job machen und von sonst nix wissen“ – was ein Stück weit der Definition der „Inneren Kündigung“ entspricht.

In den Jahren 2021 und 2022 werden wir sehen, was der erhöhte Anteil von Home Office anrichtet. Wir werden ein erhöhtes Maß an Krankschreibungen erleben, maßgeblich getrieben durch zwei Bereiche: Orthopädie (aus Mangel an geeigneten Arbeitsplätzen) und Psychologie (in Gestalt von Depressionen und Burnout).

Glauben Sie nicht? Dann blicken wir mal nach Großbritannien. Dort bekamen schon im Sommer 6 Millionen Menschen innerhalb von drei Monaten Antidepressiva verschrieben – 9% der Bevölkerung (Babys und Greise eingeschlossen). Und vergessen wir nicht: Das waren die angenehmen, warmen Tage.

Schon bald werden wir erkennen, dass mehr als ein oder zwei Tage Home Office für sehr viele Menschen gegen ihre Natur geht und auch gegen die Architektur unserer Gesellschaft. Denn spätestens bei Jungfamilien ist einfach nur im Fall des Besterverdienens genug Raum da, um Kinder, Ehe und Job unter das immer gleiche, eine Dach zu bringen.

Das also sind meine glaskugeligen Kaffeesatzlesereien für 2021 (und 2022). Wie immer freue ich mich über eine rege Debatte in den Kommentaren.


Kommentare


Lee Greene 6. Januar 2021 um 18:42

Ich bin sehr gespannt, wie sich digitale Events und besonders Messen entwickeln. Als wir mit dem Foodhub NRW im September unsere Innovationsexpo für die Land- und Ernährungswirtschaft, die Ideenfutter, digitalisieren mussten haben wir uns sehr über den Standard der digitalen Messen gewundert. Schlecht gerenderte Messestände, die man Baukasten-artig zusammensetzen konnte – Yucca-Palmen inklusive. Und Bilder von Mitarbeitern mehr schlecht als recht in die Stände gebastelt. Emotional und einladend geht anders, imho. Wir haben dann die Technologie genutzt, aber die Gestaltung halt total auf den Kopf gestellt. (Wen es interessiert: https://www.youtube.com/watch?v=NPmGVLrwmcQ&list=PL5bh7U_PJkcxJfj9GsxxfOoKf7A5xd_q7&index=23&t=5s)

Die Messe Nürnberg mit der Biofach geht aktuell wiederum einen ganz anderen Weg und setzt auf die Fortentwicklung von Talque (was ja eigentlich mal ein Konferenz-Kontaktmanagement-Tool war). Da sehen die Messestände mehr oder weniger aus wie Profilseiten eines Social Networks, aber dafür sind die Match-Making-Elemente zwischen Teilnehmern und Ausstellern vielversprechend.

Spannende Zeiten!

Antworten

Tobias Hanraths 6. Januar 2021 um 23:24

Zu Dreams: Mir ging es da wie dir – ich war auch davon ausgegangen, dass hier das nächste ganz große Ding kommt. War dann nicht so, und das hat mMn vor allem zwei Gründe:

Erstens ist es ein zwar unglaublich mächtiges, aber dadurch auch relativ kompliziertes Tool. Wer sich da wirklich reinfuchsen will, bringt am besten einiges an Vorwissen über Programmierlogik, Asset Management etc. mit. Und dann kann man besser gleich mit Unity oder vergleichbaren Tools loslegen, mit denen ich, anders als bei Dreams, dann auch plattformunabhängige und vor allem kommerziell verwertbare Spiele erstellen kann.

Und zweitens und wichigstens: Das Ding ist auf seiner Plattform eingeschlossen. Es gibt nicht mal einen guten Weg, spannende Projekte von außerhalb zu sehen oder wenigstens zu verlinken. Und das in Zeiten, in denen der Trend in Spielen ganz klar dahin geht, plattformübergreifend und -agnostisch zu spielen. Eigentlich setzt da nur Sony noch konsequent auf den Walled Garden, wie man das als gefühlter Marktführer halt so macht. Und in der Regel machen die dafür auch die richtigen Spiele – Premium-Einzelspieler-Titel, die es so in der Qualität anderswo nicht gibt und die auch ohne große Community funktionieren, in etwa das HBO-Modell. Aber Dreams klappt halt nur mit Community – und deshalb ist das gescheitert.

Antworten

Thomas Knüwer 7. Januar 2021 um 0:23

Sehr hilfreich – danke für die Erläuterungen!

Antworten

Eli 8. Januar 2021 um 11:59

Also ich gehe davon aus, dass du bis Ende 2021 wieder mindestens mit 7 deiner Aussagen richtig lagst. Ich bin wirklich gespannt, was das neue Jahr für uns im Petto hat. Wenn ich mir gerade so die Nachrichten zu Gemüte führe, dann schwant mir da nichts gutes…

Antworten

Frank70 9. Januar 2021 um 17:44

Was das teuflische Home Office nicht alles anrichten wird (Ich höre schon das Galoppieren der vier apokalyptischen Reiter.):
Ganz viele Rückenbeschwerden und Depressionen, ach wie schlimm es uns doch geht !
–> Des Mitleids eines Neunjährigen, der 16 Std/Tag in einer chilenischen Kobaltmine arbeiten muss, dürfen wir uns wohl gewiss sein…

Antworten

Thomas Knüwer 10. Januar 2021 um 0:13

Keine Argumente – aber mal nen platter Whataboutism. Leider ist das zu häufig alles, was glühende Verfechter des mobilen Arbeitens in die Diskussion einbringen. Schade.

Antworten

Frank70 10. Januar 2021 um 13:43

Eine erweiterte Vergleichsbetrachtung unter Beibehaltung des Kontexts = KEIN Whataboutism

Um mal ein Beispiel für wirklichen Whataboutism zu bringen:
"Du bist Vegetarier aber fliegst mit Billigairlines in den Urlaub…"

Antworten

Wolfgang 7. April 2021 um 2:02

Zukunftsprognosen sind oft recht lustige Sachen, vor allem im Nachhinein betrachtet. Als Unterhaltung aber auch ganz nett zu lesen. Bei zwei Dingen würde ich die Dinge etwas differenzierter sehen:
Homeoffice: Ich habe es aus zwei Perspektiven erlebt – zuerst als junger Vater mit regelmässig einem Tag Homeoffice pro Woche mit gleichzeitiger Aufsicht auf zwei kleine Kinder. Fazit: Mörderisch. Mehr als 3-4h Arbeit am Tag war nicht drin, und das auch nur mit sehr viel Disziplin (ausser man arbeitet noch viel spät abends). Nun, in Zeiten von Corona war es anders: Meine Frau kümmert sich um das Corona-Homeschooling der mittlerweile 5 Kinder, alle im schulpflichtigen Alter. Jedes Kind hat sein eigenes Zimmer, fast alle einen eigenen PC. Ich selbst gehe in mein "Büro" und mache die Tür hinter mir zu. Meinen Arbeitsplatz habe ich entsprechend aufgerüstet, d.h. grosser Monitor, prof. Headset, ergonomischer Bürostuhl. Der Laptop wird vom Unternehmen gestellt. Fazit nun: Seit mehr als ein Jahr fast durchgehend Homeoffice und kein Problem. Natürlich fehlt die Spontankommunikation, die man in der Firma erlebt…aber man ist auch sehr viel ungestörter. Ich werde auf alle Fälle versuchen, auch nach Corona min 2-3 Tage pro Woche im Homeoffice zu bleiben. Das heisst: Unter passenden Gegebenheiten (dazu gehört auch schnelles und stabiles Internet) kann man sehr gut zu Hause arbeiten. Klar, ein paar Häuser weiter wohnt eine Familie mit 11 Kindern in einer Wohnung – da sieht das ganz anders aus. Kurz: Ein pauschales Urteil ist hier nicht möglich.

Lebensmittel auf Bestellung: Ich würde hier keinen Durchbruch erwarten, eher ein zähes Wachstum. Der Grund ist ganz einfach auf wirtschaftlicher Seite zu sehen: Es ist sehr schwierig, hier Geld zu verdienen. Die Lebensmittelpreise in Deutschland sind niedrig, die Margen bei Aldi und Co dünn. Der Weg zum nächsten Supermarkt in der Regel nicht weit. Zusatzgebühren werden nur ungern bezahlt. Das heisst: Vor allem die, für die Geld keine Rolle spielt und denen der Service wichtig ist, kommen als potentielle Kunden in Frage. Im Luxus-Segment also mit Wachstumsaussichten, für den Alltag normaler Menschen eher nicht.

Antworten

Frank70 9. Januar 2021 um 18:01

2015 vertrat ich die Meinung, dass wir in diesem Land verpflichtet sind mindestens solange Flüchlinge aufzunehmen, solange zu besten Sendezeiten im Fernsehen Sendungen laufen (und entsprechende Einschaltquoten erzielen), in denen drittklassige Prominente gegeneinander kochen.
Dies möchte ich heute um folgende Komponente ergänzen: …+ solange über HomeOffice in Verbindung mit Rückenschmerzen und Depressionen rumgejammert wird.

Antworten

Frank70 9. Januar 2021 um 18:17

…ich meinte Flüchtlinge. Ob das auch für "Flüchlinge" gelten soll, überlasse ich mal der Prognose von Thomas Knüwer.

Antworten

Thomas Knüwer 10. Januar 2021 um 0:15

Haben Sie was getrunken oder argumentieren Sie immer so verwirrt?

Antworten

Frank70 10. Januar 2021 um 11:28

Nach dem Vorwurf eines "Whataboutism" selbst nichts weiter zu liefern als die stereotype Hilflosunterstellung schlechthin (Alkoholismus), hat schon wieder einen Unterhaltungswert den ich nicht missen möchte, zumal Sie zu 100 % richtig liegen:

Ohne Alkohol kann ich die Rückenschmerzen und Depressionen des HomeOffice nicht ertragen.

Wobei ich mir gerade die Frage stelle ob die Bedienung des buzzwords "Whataboutism" nicht noch hilfloser ist als die Unterstellung von Alkoholismus ?
…oder vielleicht einfach nur eine Ablenkung von den eigenen Umgangsproblemen mit dem Weinkühlschrank ? 😉

Antworten

Thomas Knüwer 11. Januar 2021 um 9:27

Whataboutismm ist kein Buzzword, sondern ein Fachwort. Und Sie versuchen ohne Argumente auf ein anderes Thema zu lenken – das ist Whataboutism.

Antworten

Frank70 11. Januar 2021 um 14:02

Die meisten Buzzwords haben einen Fachwortursprung und werden nur durch inflationäre und vor allen Dingen falsche Verwendung zu solchen. Beispiel: "Mobbing", ein eindeutiges Fachwort. Bezeichnet sich jedoch jemand, der regelmäßig zu spät zur Arbeit erscheint und darauf vom Vorgesetzten angesprochen wird, als gemobbt, so wird es ein Buzzword.

Gerne wiederhole ich meine Darlegung zu Whataboutism von weiter oben:
Eine erweiterte Vergleichsbetrachtung unter Beibehaltung des Kontexts = KEIN Whataboutism

Um mal ein Beispiel für wirklichen Whataboutism zu bringen:
"Du bist Vegetarier aber fliegst mit Billigairlines in den Urlaub…"

Desweiteren stellt eine überspitzte Vergleichsbetrachtung zur Veranschaulichung einer Absurdität durchaus eine Argumentation dar, womit auch Ihr Vorwurf "ohne Argument" völlig ins Leere läuft. Dass HomeOffice zur Zeit durchaus auch Formenausprägungen hat, die alles andere als erstrebenswert sind, würde ich nie bestreiten, die sinnvollen und gut funktionierenden Instanzierungen, die es ebenfalls unbestritten gibt (Ohje: Das kostet mich doch glatt 20 € in die Behauptungsjournalismuskasse.), betrachte ich jedoch in vielen Bereichen als rettende Errungenschaft, nach einer solchen sich wahrscheinlich jeder Gastwirt zur Zeit die Finger lecken würde (–> nach Ihrer Logik schon wieder ein Whataboutism, der mich weitere 20 € kostet). Zum Thema Rückenschmerzen und Depression: Mit Home Office gesundheitlich verantwortungsvoll umzugehen, sollte dann im Rahmen der Möglichkeiten eines vernünftigen, erwachsenen Menschen liegen, zumal man für die Anschaffung geeigneter Sitzmöbel und Bildschirme keinen Lottogewinn realisieren muss. Um zu vergleichen: Zu dick werden durch den übermäßigen Verzehr von Sahnetorte ist zwar mit Sicherheit irgendwo auf die Sahnetorte zurückzuführen, ausschlaggebend dürfte jedoch das Fehlverhalten „übermäßiger Verzehr“ sein.
Summa summarum: Die coronabedingte erhöhte HomeOffice-Affinität zu bashen ist etwa so sinnvoll als würde man dem Feuerwehrmann vorwerfen, dass es da brennt, wo er hingerufen wird (Mist:…schon wieder 20 €… Ich weiß zwar nicht in welche Kasse, aber irgendeine wird es mit Sicherheit schon sein.).

Thomas Knüwer 11. Januar 2021 um 17:55

Lustig, wie Sie eine Realität erschaffen, die so nicht existiert.

Aber halten wir es doch einfach so: Wie in jedem Jahr werde ich auch im Januar 2022 schauen, was aus meinen Prognosen geworden ist. Warten wir doch mal ab, was kommt.


Walter König 17. Januar 2021 um 11:05

Telegram spielt ja eine wichtige Rolle bei der Opposition in Belarus, insofern ist es seltsam, wenn unsere Medien diese einerseits loben, andererseits auf Telegram verbal einschlagen. Und bei vielen anderen Konflikten ist gar nicht klar, wer "der Böse" und "der Gute" ist. Wer kann schon beurteilen was sich wirklich in Kirgistan abspielt, ob die Wahlen in Uganda wirklich gefälscht waren, oder ob die Opposition dies "nur" behauptet, weil man ihnen die Wahlwerbung so schwer wie möglich gemacht hat ? In den 80er Jahren war hier in Bremen DDR 1 im hauseigenen Fernsehnetz der "Neuen Heimat" eingespeist. Ich habe nie verstanden warum, aber ich fand es interessant, stellenweise auch absurd, mir Volkskammersitzungen und Parteitage der DDR Blockparteien anzusehen.
100% für Gerald Götting( DDR-CDU), tosender Ablaus, Begeisterung, "Hurra, Hurra" Rufe.

Kein Mieter hat sich aber jemals beschwert und "abstellen" gefordert. Kritisiert wurde nur, daß man das DDR Fernsehen ledliglich in s/w sehen konnte, was aber mit der dortigen anderen Fernsehnorm zusammenhing. Multinormfernseher waren damals unerschwinglich.

Die Frage ist natürlich immer wo man eine Grenze bei der Meinungsfreiheit zieht, wenn zum Mord auf den Vizepräsidenten aufgerufen wird, ist die weit überschritten, klar.
Nur dann müsste man ausblenden, wie mal der bayerische Rundfunk beim Scheibenwischer, aus ganz anderen Gründen natürlich, schwierig…
Bei dieser Datenflut ist dies kaum überwachbar, Algorithmen werden noch lange nicht so weit sein.

Das langsame Sterben der gedruckten Zeitungen wird weitergehen, da helfen auch weiter ausgedünnte Zeitungen und prall gefüllte Prämiensäcke für Neuabonnenten nicht. Schön, wenn ich einen Mähroboter oder einen 300 Euro Amazon Gutschein für ein Jahresabo bekomme, nur was nützt es mir, wenn die Tageszeitung selbst für die dann restlichen nur noch 50% vom Copypreis kaum noch etwas bietet ? Wenn sie überhaupt zugestellt wird.

Ich wünsche uns allen ein gesünderes und hoffnungsvolleres Jahr als 2020. Es kann eigentlich nur besser werden……

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