Skip to main content

Die unerfreuliche Affaire um Xavier Naidoo und den Eurovision Song Contest liefert immerhin noch eine lustige Randnotiz für Medieninteressierte und Werbungschaltende. Konzertveranstalter Marek Lieberberg scharte ja seine Geschäftspartner um sich und ließ deren Namen in eine Anzeige in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ veröffentlichen unter der Überschrift „Menschen für Xavier Naidoo“, was selbst der NDR-ESC-Experte Jan Feddersen als „merkwürdigen Schlussakkord“ bezeichnete .

Menschen für Xavier NaidooMehrere Medien berichteten, diese Anzeige habe 70.000 Euro gekostet, Spiegel Online schrieb von „mindestens 67.000“. Im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ sagte Lieberberg zu diesem Thema:

„Die Summe ist völlig falsch. Das hat nicht mal die Hälfte gekostet.“

Der „Tagesspiegel“ mokiert sich kollegenscheltig über diese scheinbar falsch kolportierte Zahl in einem Kommentar unter der Überschrift „Protest und Vorurteil“ (der vielleicht das krudeste ist, was zum Thema verfasst wurde):

„Kurz nach der Soli-Annonce hieß es, diese habe knapp 70 000 Euro gekostet (falsch), sei eine reine Marketing-Aktion. Bescheidwisser und Selbstgerechte gaben sich die Hand. Wie rasch doch jeder Zweifel verbannt wird, wenn es gilt, am einmal gefällten Urteil über einen Menschen festzuhalten.“

Tatsächlich kann man keiner Redaktion einen harten Vorwurf machen, wenn sie von 67.000 bis 70.000 Euro schreiben – die Autoren haben in dem Fall einfach recherchiert. Und ein ganzseitige Anzeige in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, Samstagsausgabe, kostet laut Preisliste:

Anzeigenpreise FAZ

68.010,- Euro.

Was Journalisten nur einfach nicht realisieren: Die Anzeigenpreislisten von Print-Medien sind nur noch grobe Annäherungen an mögliche Realitäten. Man darf Lieberberg ruhig glauben, wenn er von einem Rabatt über 50% spricht – so etwas ist heute Normalität. Tatsächlich wird sogar von Rabattierungen im Bereich von 80% bei einigen Blättern gesprochen, wenn ein entsprechendes Volumen geschaltet wird.

Und so ist die „Menschen für Xavier Naidoo“-Anzeige zumindest in einem Punkt wertvoll: Wir wissen, wie tief die „Frankfurter Allgemeine“ mit ihren Anzeigenpreisen geht, selbst wenn es nur um eine einmalige Schaltung geht.


Kommentare


Mirko Laudon 2. Dezember 2015 um 14:07

Die Preise in den Mediadaten sind/waren doch schon immer „Mondpreise“. Ich habe selbst jahrelang in einem Verlag gearbeitet und die Preisliste galt nur für die großen Agenturen und als Verhandlungsbasis. Die Rabatte waren auch schon damals, in den Werbekrise um 2000 grandios!

Antworten

sixand20 2. Dezember 2015 um 15:31

Jein; Lieberbergs Agentur schaltet ja ständig Anzeigen, wahrscheinlich auch in der FAZ. Guten Kunden gibt man auch mal ein Rabättchen.

Antworten

Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*