In dieser Woche beginnt die Zukunft des Shopping in Orten wie Cleveland oder Seattle. Der Werbevermarkter InMarket startet mit Handelsketten wie Giant Eagle und Safeway in drei Großstädten Tests mit dem Apple-System iBeacon.
„Dies hat das Potenzial, das Einkaufserlebnis zu revolutinieren“, behauptet InMarket-Geschäftsführer Todd Dipaola gegenüber dem Appleinsider. So könnten Verbraucher ihre Einkaufsliste in einer App erstellen. Gehen sie dann durch einen Laden macht das Handy sie darauf aufmerksam, gehen sie am Regal an einem Produkt vorbei, das sie brauchen. Auch der seit Jahren kolportierte Traum vom Sonderangebot, das beim Betreten eines Ladens angezeigt wird, ist via iBeacon realisierbar.
Apples Technologie basiert auf Bluetooth Low Energy (BLE). Durch sie können Nutzer eines Handys Bluetooth eingeschaltet lassen ohne, dass der Akku in wenigen Stunden leergesaugt wird. Im Gegenzug können nur relativ geringe Datenmengen über eine Distanz von wenigen Metern übertragen werden.
Das aber reicht für Funktionen, die das Einkaufserlebnis verändern können. Zum Beispiel die Navigation innerhalb eines Ladens: Die GPS-Navigation ist einerseits zu ungenau, andererseits in geschlossenen Gebäuden oft nicht erreichbar. In-Store-Systeme, die dies ändern wollten, sind zwar auf dem Markt – aber sehr teuer. Genauso können nun Kundendatenbanken gepaart werden mit ortsbasierten Angeboten: Der Händler generiert aus den im CRM-System gespeicherten Einkaufsgewohnheiten individualisierte Rabatte. Diese werden dem Kunden erst im Laden angezeigt, vielleicht gar erst beim Vorbeigehen am entsprechenden Regal. Dies zeigt die Vorteile gegenüber der im Handel ebenfalls diskutierten Technologie NFC (Near Field Communication): Sie funktioniert nur auf sehr kurze Distanz, der Nutzer muss sein Handy aktiv aus der Tasche nehmen.
Noch dazu ist iBeacon vergleichweise preisgünstig. Im Laden installiert werden müssen die Bojen, die das Bluetooth-Netz aufbauen. In einem Stehcafé reicht schon eine, große Supermärkte dürften Dutzende benötigen. Diese werden jedoch nicht von Apple produziert. Startups wie Estimote nutzen die iBeacon-Technologie um eigene Bojen (oben im Bild) zu entwickeln. Das Entwicklerset von Estimote mit drei der funkenden Plastikschalen kostet nur 99 US-Dollar.
Erster Anwender von iBeacon war der Traditionshändler Macy’s. Das Kaufhaus startete im November ein Pilotprojekt mit dem System Shopkick:
Apple selbst startete Anfang Dezember führte der Konzern ein System in seinen 254 US-Läden ein, das Besucher durch die Geschäfte führen soll. Weitere Anwendungen sind bereits angekündigt oder zu haben: So will der Bezahldienst Paypal die Rechnungsbegleichung mit iBeacon ermöglichen.
Und auf der Unterhaltungselektronikmesse CES in Las Vegas ermöglicht die Technik eine Schnitzeljagd durch die Messehallen mit Hilfe der offiziellen App und dem Dienstleister Radius. Dies sei „eines der besten Beispiele, dass die iBeacon-Technologie sich nicht nur um Werbung dreht, sondern auch neue und innovative Lösungen“ möglich mache, sagte Radius-Chef Marc Wallace in einer Pressemitteilung.
Doch egal ob Sonderangebot oder Spiel – den größten Haken verschweigen die Propheten der Bojentechnik gern. Damit iBeacon funktioniert muss der Nutzer gleich mehrfahr aktiv Erlaubnisse gewähren: Zunächst muss er die passende App herunterladen – und das für jeden Händler. Dann muss er Bluetooth anschalten und der App Zugriff auf seinen Standort gewähren. Und schließlich muss er dem Programm auch erlauben, Nachrichten auf das Handy melden zu dürfen. Je mehr solche Genehmigungen nötig sind, so lehrt die Vergangenheit, desto exponentiell geringer die Zahl der Nutzer.
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