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Es ist ja nicht so, dass sich Fotografie in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht schon dramatisch gewandelt hätte. Als ich 1993 von meinem Aufenthalt an der Uni Berkeley zurückkam wurde ich zum guten Freund des örtlichen Fotoladens. Denn ich hatte aus Gewichtsgründen die Fotos der Zeit in Kalifornien nicht dort entwickeln lassen. Und nun zahlte ich – so ich es richtig im Gedächtnis habe – runde 250 Mark für alle die Bilder.

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Irgendwann kamen Digitalkameras, dann Handy-Kameras – nun sind viele bei digitalen Spiegelreflexkameras gelandet. In unseren Nachrufen wird stehen: „Er hinterließ 5 Terabyte Fotos“.

Für gewöhnlich verlangsamt sich der Fortschritt in einem Markt, der so radikale Wandelung erfahren hat. Denkste. AllthingsD berichtet heute über eine Technik, die das Fotografieren nochmals drastisch verändern könnte: Lytro.

Das Startup aus Mountain View hat eine neue Kameratechnologie entwickelt, die sämtliches Licht, das aus egal welchem Winkel auf die Sensoren fällt, auffängt. Das bedeutet, der Nutzer muss nichts mehr scharf stellen, er muss nicht mehr auf den Autofokus warten, er muss sich nicht entscheiden, welche Bildebene er betonen möchte.

Möglich wird dies durch Mikrolinsen, die zwischen die Hauptlinse und die Sensoren gesetzt werden. Angeblich soll es sogar möglich sein, Bilder bei extrem schlechten Lichtverhältnissen zu machen. 3D soll ebenfalls möglich sein – allerdings ist zur Betrachtung ein spezieller Monitor nötig.

Statt diese Technik nun an Kamerahersteller zu lizenzieren, will Lytro selbst Geräte auf den Markt bringen. Mutig. Denn an dieser Idee scheiterte ja schon Flip mit seiner (sicherlich weniger revolutionären) Videokamera mit dieser Idee. Erst übernahm Cisco das Unternehmen – dann wurde es dichtgemacht. Die Herstellung harter Ware ist ein ganz anderes Geschäft als die Entwicklung einer Technik im Rahmen eines Startups mit 45 Mitarbeitern.

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Sollte die Lytro-Technik jedoch auf den Markt kümmern, würde sie vieles verändern. Foto-Kunst, zum Beispiel. Schon Apps wie Instragram lassen zweifeln, ob es noch einmal einen Stephen Shore geben wird. Auch stellt sich die Frage, wie gut diese Bilder druckbar sind. Gibt es da Probleme, wird sich das Theme Bürgerjournalismus komplett abkoppeln von Print-Medien.

Das alles steht noch am Anfang. Doch vielleicht teilen Sie meine Schnappatmung, wenn Sie ein wenig mit Lytro spielen. Klicken Sie bei den hier eingebetteten Bildern einfach auf einen beliebigen Punkt und warten eine Sekunde…

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Kommentare


Christian Faltin 22. Juni 2011 um 9:12

Wow, tolle Effekte.

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TV [Mobile] 22. Juni 2011 um 9:18

Leider gibt’s keine Fotos in der iPad-App ;-(

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TV [Mobile] 22. Juni 2011 um 9:24

Ich muss leider ergänzen: Die Fotos gibt es weder in der iPad-App, noch im Safari-Browser auf dem iPad ;-((

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Dirk Kirchberg 22. Juni 2011 um 9:25

Technik hat noch nie und wird auch nie den Kopf und den Blick des Fotografen ersetzen. Zwar mag diese Technik es vielen Menschen erleichtern, Bilder zu machen, bei denen man hinterher die Schärfe definieren kann. Es wird sich aber nichts daran ändern, dass ein geschulter Blick und die Idee des Fotografen die Komposition bestimmen. Denn ein gutes Foto entsteht zuerst im Kopf des Fotografen und nicht in irgendeiner Linse.

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Nebula 22. Juni 2011 um 9:30

technologisch: tolle sache. ideologisch: folgt der „alles kann nichts muss“-logik der letzten jahrzehnte. individualität und (mehr)wert durch oder trotz ex-ante-determination gehen verloren. also schnappatmung löst das bei mir nicht unbedingt aus… change happens eben.

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Alphager 22. Juni 2011 um 9:47

Shit, wenn diese Technik Verbreitung findet, hat CSI:$Stadt mit Ihrem „Zoom, Enhance!“ Recht gehabt…

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Andi 22. Juni 2011 um 9:57

@Dirk in meinen Augen macht diese Technik schlicht eines: Barrieren abbbauen. Oder auch „neue Möglichkeiten schaffen“.
Spricht ja keiner davon Fotografen zu ersetzen/abzuschaffen.

Es wird nur mehr möglich. Wie auch immer die Menschen das dann am Ende einsetzen werden…

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Tom 22. Juni 2011 um 10:04

Das ist super! Diese Technik könnte endlich meine Probleme bei Makroaufnahmen lösen. Ich kann machen was ich will: entweder ist der linke Flügel des Schmetterlings scharf oder der rechte. Aber nie beide. Und stell da mal manuell den Fokus ein. Das Fotoobjekt sitzt ja nicht still und wartet auf dich. Du hast bestenfalls 2-3 Sekunden dein Bild zu machen. Bei anderen Tieren sind es sogar nur Bruchteile einer Sekunde. Momentan brauche ich 10-20 Aufnahmen, damit 1 davon am Ende scharf ist. Nur 1 Aufnahme unter 100 wird wirklich gut.
Mit einer Technik wie dieser wäre das alles plötzlich ein Kinderspiel!

Ja – ich teile Deine Schnappatmung.

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M 22. Juni 2011 um 10:06

„Ich muss leider ergänzen: Die Fotos gibt es weder in der iPad-App, noch im Safari-Browser auf dem iPad ;-((“

Ist ja auch Flash…

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Strabo 22. Juni 2011 um 10:15

„Ist ja auch Flash…“

braucht heute ja keiner mehr sagt Steve.

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Lars Reppesgaard 22. Juni 2011 um 10:27

Mit Raytrix in Kiel gibt es auch eine deutsche Firma, die an einer Art der Raumfotografie arbeitet. Ob länger oder nicht mag ich nicht so mal eben abschätzen, ich hab die Jungs von der Förde in meinem letzten Buch einfach mal als Pioniere und einzigartig bezeichnet 🙂 Aber egal, wer zu erst da war, Raytrix oder diese Jungs – tolle Technik gibt es nicht nur in den USA. Wer das hier spannend findet, sollte sich auch mal www.raytrix.de ansehen.

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Thias 22. Juni 2011 um 12:07

Danke für diesen Blogbeitrag, das ist wirklich fantastisch.

Profitieren werden von einer solchen Technik (falls entsprechende Telebrennweiten verfügbar sein werden) besonders Natur- und Sportfotografen. Die Makrofotografen wurden ja schon genannt, aber auch jeder „normale“ Naturfotograf kennt das Problem, dass in der Vogelkolonie gerade dort die Post abgeht, wo die Fokusebene nicht liegt. Der Sportfotograf wird dann hinterher aus seinen Bildern auch noch das Foul scharf herausholen können, auch wenn der Ball und der „Fokus“ bereits woranders gewesen sein sollten.

Insgesamt eine vielversprechende Technologie, die außerdem durch die räumliche Information auch noch selektive Bildbearbeitung ohne Masken etc. ermöglicht – z.B. Farbsättigung und Kontrast in der Bearbeitung stärker erhöhen je weiter ein Objekt vom Fotografen entfernt ist – und schwupps wird auch ein diesig / nebeliger Tag zum besten Wetter, um z.B. Stadtansichten zu fotografieren.

Ich bin jedenfalls gespannt, was sich daraus noch entwickelt – machen die eigentlich eine Angabe, wie viel MB ein solches Foto am Ende hat ? Nicht das die 5 Terrabyte schon bald das Jahrespensum eines Fotografen sind 😉

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Foto-Revolution | OnlinErleben – LN Online Blog 22. Juni 2011 um 13:22

[…] – Lytro will die angeblich selbst produzieren und das ist für ein 45-Mann-Unternehmen (Quelle: Indiskretion Ehrensache) dann wohl doch etwas […]

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olafkolbrueck 22. Juni 2011 um 14:12

Mir fehlt da noch die Motivklingel. Trotzdem. Es hat was. Extremst massenmarkttauglich, wenn es jedes Foto gelingen lässt.

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Tim K. 22. Juni 2011 um 14:46

Ui, beeindruckend!
Ich befürchte es wird auch dazu führen, dass sich noch mehr an professionellen Fotografen gespart wird und es damit mehr mittelgute aber weniger sehr gute Bilder gibt.

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Kommentator 22. Juni 2011 um 16:23

Komisch – mit meinem unkühl-rückständigen Tragrechner auf Fenster-Basis mit Feuerfuchs incl. Blitz-Zusatz kann ich die Bilder problemlos sehen… So, genug Apfeljünger-Veralberung.

@Tim K. (14):
Ich sehe eben gerade das Potential, dass es (mit Hilfe dieser Technik) noch mehr gute und mittelgute Bilder geben wird – die schon erwähnten Anwendungsfälle (Sport, Tiere) lassen sich problemlos um Totalen/Landschafts- und Städteaufnahmen/Bilder von Menschemengen erweitern (da bin ich auf die Ergebnisse gespannt; die Bilder hier sind ja eher auf kurze Distanzen konzentriert) – solche „großen“ Motive würden allemal inhaltsreicher und spannender, wenn man auf verschiedene Ebenen fokussieren könnte. (Ein feuchter Traum für Überwacher, nebenbei: Ein Klick, und die 5.000 nervenden Demonstranten sind alle scharf abgebildet und identifizierbar…)
Professionelle Fotografen werden vermutlich immer ein Geschäftsfeld finden – schon allein dadurch, dass sie sich die entsprechende Hardware, den richtigen Aufnahmeort (an die Bande hinter dem Tor bei der WM darf Otto Normal-Knipser nicht, und das ist auch gut so) und die Wartezeit auf das Motiv werden leisten können. Und werden 🙂

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Stephan 23. Juni 2011 um 12:35

Ich habe vor einigen (>5) Jahren ein Video einer Kameratechnik gesehen, die auch mit Mikrolinsen arbeitet, allerdings hatte es noch den Vorteil, dass man nicht nur verschiedene Schärfebenen erhält, sondern auch noch das Foto um ein paar Grad (wahrscheinlich abhängig von der Brennweite) drehen und neigen kann. 🙂

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SXSW 2013 – Versuch eines Fazits 21. März 2013 um 15:40

[…] die Lichtfeldkamera Lytro noch immer keinen Europavertrieb hat, gibt es sie hier zu kaufen (klicken Sie mal auf das […]

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