
Wer so intellektuell geschwächt gestern im NRW-Forum zu Düsseldorf auflief, war verwundert. Das Haus wird ja beständig auffällig mit digitalen Aktivitäten wie der tollen Umsetzung einer Ausstellung über große Designer und die intensive Kommunikation mit dem Publikum. Außerdem war das NRW-Forum auch Gastgeber unseres Live-Übertragungs-Experimentes. (Foto: Get shot II – Ana, Student; Munich, 30. April 2010, Styleclicker City © Gunnar Hämmerle)
Gestern nun waren jede Menge Menschen zu Gast, die nach Meinung von Staun zottelig hätten sein müssen. Waren sie aber nicht. Im Gegenteil. Sie wären größtenteils weiblich und jung, bestens gekleidet, frisiert und geschminkt. Viele von ihnen waren Modebloggerinnen im ersten Stadium und gleichzeitig Studentinnen an der Modefachschule in Düsseldorf.
Das NRW-Forum hatte zu einem Blogger-Salon eingeladen anlässlich einer kleinen aber feinen, vor allem aber bemerkenswerten Ausstellung: Denn zum ersten Mal landet ein Blogger so richtig groß im Museum.

Modeblogger haben sich innerhalb der Industrie einen gehörigen Einfluss erarbeitet. Wie sehr, zeigte die „New York Times“ sehr hübsch. Klicken Sie bitte hier entlang und betrachten das wunderschöne Foto einer Modeschau in Mailand, bei der in der ersten Reihe be-t-shirte Laptopaufdemschoßhaber neben sichtlich indignierten Herausgeputzten sitzen. Vor allem jüngere Menschen finden diese Art der Modepräsentation ansprechender, authentischer und kreativer als die gekünstelten Posen von Haut umgebener Skelette. Das Blog I Liky My Style produziert sogar schon ein eigenes, vierteljährlich erscheinendes Print-Magazin.

Und wie zottelig ist Gunnar Hämmerlein? Kein bisschen. Charmant, witzig, ein guter Typ. Szenenapplaus, als er beim Interview auf der Bühne die Frage „Qvest“-Redakteurin Yorka Schmidt-Junker nach der Frage der Käuflichkeit von Bloggern konterte: Er glaube, Journalisten seien viel käuflicher. Übrigens: Styleclicker bringt es bei Facebook auf rund 3700 Fans – Qvest auf nicht mal 1300. Sign o‘ the times.
Modeblogger aber sind nur eine der Stilrichtungen, die zu selten wahrgenommen werden. Das gleiche gilt für Weinblogger, Strickblogger… Ach, es gibt so viele Varianten. Weil Weblogs eben eine Publikationssoftware sind – wie man sie einsetzt, das ist jedem überlassen. Für die Medien scheinen oft genug eben nur die Medienblogs zu existieren. Und das ist schade.
Genauso schade: Dass zwischen diesen Bloggern und denen, die im Licht der Öffentlichkeit zu wenig Austausch herrscht. Bei der Re-Publica gab es zwar ein Modeblogger-Panel, aber das kann es irgendwie nicht gewesen sein. Vielleicht hat ja einer der geneigten Leser hier eine Idee.
Obwohl: Einer wie Gunnar Hämmerle hat dann auch gar keine große Lust sich weiter zu vernetzen. Und vielleicht ist das auch gut so. Weil es demonstriert, dass Blogs nichts Neues, diskutierenswertes sind, sondern schlichter Alltag – und gekommen um zu bleiben.
Hier ein Interview, dass ich mit dem Styleclicker gestern führte:

Kommentare
PlacedelaMode 23. Juli 2010 um 18:39
[…] Styleclicker im NRW-Forum – ein Blogger im Museum » https://www.indiskretionehrensache.de […]