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Kürzlich schrieb ich über die dumme Masche von Unternehmen, Viral-Effekte bei Facebook zu fälschen. Dann macht eine unterdurchschnittlich kompetente Agentur ein paar Profile auf, bevorzugt von Frauen. Diese Frauen beschreiben sich selbst mit Poesi-Album Gedichten von epischer Länge, haben meist zwei weitere Interessen, sind meistens Single und im Web außerhalb von Facebook und Twitter nicht zu finden.

Ist solch ein gefälschtes Profil erstellt, kontaktiert es anschließend möglichst viele im Web sehr aktive Menschen, zum Beispiel Blogger. Denn für sie sind solche Netz-Kontakte auch ein Marketing-Instrument. So entstehen dann Gruppen und Netzwerke, die voll sind mit nicht-existenten Personen oder Beziehungen auf absolut niedrigstem Nenner. Und – zack – schon kann ein unterdurchschnittlich seriöser Viral-Dienstleister gegenüber dem Kunden behaupten, man hätte ja gar so viele Fans eingesammelt.

konzert fans shutterstock(Foto: Shutterstock)

Diese Masche geht munter so weiter. Jüngster Fall scheint das Musikunternehmen Universal Deutschland zu sein.

Denn mehrere Facebook-Profile rühmen sich derzeit des Fan-Seins der Band Silly und dem Sänger Stromae. Beide sind unter Vertrag bei Universal. Meine Anfrage an deren Presseabteilung wurde mit keinerlei Reaktion gewürdigt.

Man könnte das achselzuckend hinnehmen. Nur mischen sich solche Fake-Profile eben in den Nachrichtenstrom der Nutzer, der Nutzwert der Dienste verfällt. Gleichzeitig werden die Unternehmen von den Dienstleistern, die sei zu diesem Unsinn überreden über den Tisch gezogen. Das tolle Instrument Social Media Marketing wird entwertet.

Aber es gibt ja ein Gegenmittel – und zu meiner eigenen Überraschung funktioniert es erstaunlich gut. Links unten bei Facebook gibt es die Möglichkeit, Profile zu blockieren und zu melden. Dies habe ich in mehreren Fällen getan, wobei ich die Begründung für die Meldung auf Englisch verfasst habe. Ergebnis: Nach einiger Zeit waren all die Fakes verschwunden. Anscheinend betreibt das Reich Zuckerberg tatsächlich ein brauchbares Community-Management.


Kommentare


Tilman 17. März 2010 um 12:46

solche fakeprofile sind mir auf studivz aufgefallen. hübsche junge frauen mit sehr magerem profil haben seiten von usern besucht. im profil nur ein link, dass das kommunizieren auf einer anderen plattform „einfacher“ wäre. der link hat auf eine datingseite geführt. auch meinen freunden ist das aufgefallen – die profile waren aber nach gut 2-3 tagen gelöscht.

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Jeeves 17. März 2010 um 14:02

Mein Gott, das ist Popmusik, nur Popmusik, da wird seit Urzeiten den Teenagern was vorgemacht (vulgo: gelogen), in den Texten wie in der Reklame. Wussten Sie das nicht? (Gilt übrigens nicht nur für Popmusik).
Und: Sie nehmen „Facebook“ tatsächlich ernst?

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Kai 17. März 2010 um 15:07

Also irgendwie find ich es ja auch arm, gefälschte Profile seine Produkte supporten zu lassen, aber so eine Petzaktion kann ja auch nicht der Sinn der Sache sein, oder?
Der Nutzwert von Facebook wird wohl von Facebook selber definiert und da – wie bei anderen Diensten auch – werden sich die entsprechenden Stellen schon gegen zu wehren wissen. Wenn man die Entwicklung von Social Media etwas weiterspinnt, und ich gehe davon aus, das Sie, Herr Knüwer, in diesem Punkt weit vorne liegen werden, sollte man doch eher die Selbstreinigungskraft der Plattformen einfordern (inkl. Aussonderung von Kriminellen, wegen Mißbrauchs Verurteilten, Mobbern usw.), als sich dazu genötigt zu sehen, unkreative Trittbrettfahrer zu denunzieren.

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alex 17. März 2010 um 16:56

Ich denke daran sind Marketing Abteilungen in Firmen und ihre Excel-Brille schuld. Da zählt Quantität immer noch mehr als Qualitäten.

Ich finde es aber um so erschreckender, wie viele Freunde manche dieser Fake-Profile finden, mache mir aber keine Sorge dass damit Freundeskreise unterwandert werden können. Leute die jeden Scheiß verbreiten, werden wie in der Wirklichkeit auch bei Social Media ignoriert.

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Berni 18. März 2010 um 19:43

“Sie nehmen “Facebook” tatsächlich ernst?“
Genau das habe ich mir auch wieder gedacht 😉
Ich empfinde Facebook auch zu 90% als Käse und zu 10% ernsthaft. Mehr als 10% Nutzwert konnte ich noch nicht ausmachen – Sorry!
Ich hoffe nach wie vor, daß dieser Hype, genauso wie es bei der MySpace-Kiste war, bald wieder abebbt.

Wenn ich so etwas wie „mache mir aber keine Sorge dass damit Freundeskreise unterwandert werden können“ muß ich mir immer wieder kurz an den Kopf schlagen und kann nur hoffen, daß es außerhalb von der RTL2-Zielgruppe nicht viele Menschen gibt, die wirklich glauben, der Begriff „Facebook-Freunde“ hat irgendetwas mit „Freunde“ zu tun. Willkommen im wahren Leben möchte ich da oft sagen…

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Sascha Pallenberg 19. März 2010 um 6:06

es gibt da noch eine 2. masche und zwar auf Youtube. In den letzten wochen stelle ich vermehrt fest, dass von mir gefilmte produkte auf einmal schoen geredet werden.

„i got one of these and it’s fantastic“ etc, pp.

Ein Blick auf das Profil laesst dann schnell erkennen, dass diese meisstens erst ein paar Minuten alt sind.

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