Skip to main content

Auch wenn mancher es noch nicht glauben mag, angesichts des medialen Wirbels: Bisher wurde noch kein einziges Apple Ipad verkauft.

Die Verlagsbranche wartet auf das Gerät mit leuchtenden Augen, die den Blick eines Sechsjährigen fünf Minuten vor der Heiligabend-Bescherung wie Augapfel gewordene Depression erscheinen lässt. Das Ipad ist das neue Klondike, der Goldrauscht tobt noch vor dem ersten Nugget.

Das Ipad, hofft mancher, ebnet den Weg in den Paid Content, zumindest aber in steigende Digital-Einnahmen. Das New Yorker Blog Gawker, dem man nicht immer Glauben schenken darf, berichtet gar von einer internen Schlacht um die Ipad-Hoheit im Haus der „New York Times“. Während die Printler bis zu 30 Dollar im Monat verlangen wollen, zielen die Onliner eher gegen 10 Dollar.

Ich persönlich wär da gaaaaanz vorsichtig.

Ohne Frage besteht die Chance Erstaunliches zu bewegen. Tatsächlich lassen sich nach derzeitigem Stand mediale Inhalte multimedial aufbereiten und konsumieren in einer bisher nicht vorhandenen Leichtigkeit.

Das ist eine Chance. Das von mir hoch geschätzte Magazin „Wired“ will sie nutzen. Eine Ipad-Version wurde bereits präsentiert, hier das Video dazu:

Fällt Ihnen was auf? Wie finden Sie das?

Mich persönlich hat es – enttäuschenderweise – recht kalt gelassen. Was „Wired“ bisher präsentiert fällt eher unter Gehtso. Interessant war nicht der journalistische Part – sondern die Anzeigen. Und hier sehe ich eine viel größere Chance auf Einnahmen für Verlage.

Anzeigenkunden werden sich wie wild auf solche multimedialen, spielerischen Möglichkeiten stürzen. Die Frage ist: Wer wird sie umsetzen. Die wahrscheinliche Antwort: Jene Firmen, die schon Iphone-Apps programmieren.

Warum nicht Verlage? Warum graben sie nicht mit einer neuen Dienstleistung nach Gold? Die Antwort scheint erschreckend einfach: Sie müssten in Vorleistung gehen, müssten Programmierer einstellen. Die aber sind teuer.

So werden die Medienhäuser am Ende ihr Stammgeschäft auf dem Ipad betreiben: Sie platzieren Anzeigen, die ihnen Kunden liefern. Dafür wird nicht sonderlich viel Geld fließen. Und die Abos? Würde es vielleicht geben, wenn tatsächlich spektakuläre, mitreißende Umsetzungen medialer Inhalte entstehen würden, die mit den Möglichkeiten der Technik spielen, die haptische Komponente eines Touchscreens ausnutzen.

Nur: Dafür müssten sich eben auch Mitarbeiter finden, die genau das umsetzen. Wo sollen die her kommen? Es steht zu befürchten: Auch das Ipad wird nur zur Ablaichstelle vorhandenen Contents. Und dafür wird kaum jemand zahlen wollen.


Kommentare


Björn Ognibeni 17. Februar 2010 um 19:18

Genauso ging es mir beim Betrachten des Clips: die inhaltlichen Teile fand ich eher mau. Irgendwie bildet das Layout nur 1-1 die Papierversion nach. Das kann ja wohl nicht alles sein, oder? Aber gleichzeitig wird klar, dass auf diesen Plattformen die „Print-Anzeige 2.0“ ganz interessant werden dürfte – zumindest für die, die verstehen, dass Anzeigen in so einem Magazin ähnlich spannend & interessant gestaltet sein müssen, wie der redaktionelle Teil!

Antworten

m106 17. Februar 2010 um 19:39

Erst einmal muss ich dich mal fragen, warum du immer Ipad statt iPad schreibst? :>

Zweitens, wenn wir Menschen wert drauf legen würden, Nachrichten bzw. Informationen unbedingt Multimedial aufbereitet wahr zu nehmen, dann hätten schon das Radio und das Fernsehen die Zeitungsauflagen gegen Null sinken lassen müssen. Deshalb wird das iPad nicht der erhoffte Heilbringer für die Verlage werden.

Antworten

Armin 17. Februar 2010 um 20:43

Das stimmt so nicht ganz, eine iPad Version gibt es genau genommen naemlich noch gar nicht. Das ist ein Mockup, nichts weiter.

Das ganze Ding ist eine Entwicklung von Adobe, die auf Adobe AIR basiert und damit „cross platform“ ist. Das wird von Apple bekanntlich im iPhone und iPad nicht unterstuetzt, da soll es wohl bis zum iPad Verkaufsbeginn irgendeinen „exporter“ geben mit dem das in eine iPad app konvertiert wird.

Kann man auch bei Adobe selber nachlesen.

Antworten

Mazo 17. Februar 2010 um 23:34

Interessanter Beitrag, aber je mehr sie Kritik an den Web 2.0 Plänen der Verlage äußern, dest mehr erinnern sie mich in gewisser Weise an Karl Marx ;-).
Sie sind recht präzise und scharfsinnig in der Kritik, in der Destruktion, aber konstruktive, umsetzbare Vorschläge gibt es von Ihnen nicht.
Hier hat ein Verlag zwar nicht wie von ihnen gefordert Programmierer eingeswtellt, aber arbeitet mit einem renommierten Softwareunternehmen zusammen, was auch aus Kostengründen für den Anfang bedeutend sinnvoller ist. Man beginnt immerhin, Videos, drehbare Bilder usw. in das Magazin einzubauen und begeht damit einen ersten Schritt. Was haben sie erwartet? Eine Kehrtwende um 180°, die den Journalismus, der über Jahrunderte in dieser Art funktionert hat., komplett umkrempeln wird?
Glaube sie tatsächlich, dass E-Paper den jornalismus komplett revolutionieren werden?
Oder wird nicht eherr eine evolution stattfinden, in der nach und nach neue Elemnte hinzugefügt werden. Die ersten Schritte dieser Evolution werden gerade gemacht, das Modell muss sich erst noch beweisen.
Destruktiv kritisieren werden sie hier auch sicher genug können, doch solange es dabei bleibt und sie außer vagen Verheißungen keine halbwegs konkreten. konstruktiven Konzepte präsentieren können, wage ich zu bezweifeln , dass uns eine Revolution ins Haus steht.

Antworten

Frank Krings 18. Februar 2010 um 0:14

der wired-clip zeigt für mich 2 interessante aspekte:
1. wie schon erwähnt wurde: neue geräte mit komplexen touchscreen-funktionen bieten neue anreize für online-werbung.
2. magazine wie wired haben hier als e-zine ein neues terrain mit neuen möglichkeiten. ein e-zine kann mehr als eine 1:1-umsetzung eines printmagazins sein.
soweit so unspektakulär. mal sehen, welchen push das ipad für magazine in zukunft noch auslöst.

Antworten

Maschinist 18. Februar 2010 um 2:07

Wird das iPad zu einer derartigen Eintagsfliege, dass es zu keiner Evolution der Inhalte kommen kann?
Wer das bejaht wird es erst gar nicht versuchen, im Vertrauen darauf dass das holzgewordene Modell die Zukunft ist. Das ist zu respektieren.
Ich besitze keinen iPod, aber einen Glanzverchromten Walkman, der sogar Pausen zwischen den Liedern suchen kann.

Antworten

@supergr00bi 18. Februar 2010 um 8:58

My hunch: Mit dem iPad wird der durchschnittliche Umsatz pro Leser (ARPU) aus Abos deutlich sinken. Der ARPU aus Werbung wird sich halten, weil zwar weniger Werbung platziert wird, aber dafür wg. Interaktivität, Targeting etc höhere Preise durchgesetzt werden können. Unterm Strich also ein etwas geringerer Umsatz pro Leser/User.

Auf der Kostenseite sehe ich aber das größere Problem: Inhalte (sei es Werbung oder Redaktionelles) für ein erfolgversprechendes „iPad-Erlebnis“ aufzuarbeiten wird deutlich anspruchsvoller und teurer sein, als sie in eine gedruckte Zeitung zu bringen. Aber wenn die Kosten für Druck und Distribution wegfallen, kann das Geschäftsmodell gut funktionieren. UND NUR DANN.

Und hier liegt das Dilemma der Verlage: Wie sollen sie von den riesigen Fixkostenblöcken für physische Distribution und Druck wegkommen ohne die Print-Zeitungen radikal einzustellen? Aus meiner Sicht ist das unrealistisch. Und deshalb stimme ich Dir zu, dass die etablierten Player auch bei iPad etc wieder den Fehler mit der „Ablaichstelle“ machen werden. Weil sie nicht anders können.

Aber ich habe Hoffnung, dass es Andere gibt, die das Thema ohne Altlasten aufrollen werden. Schliesslich gibt es Geld zu verdienen.

Antworten

Thomas Knüwer 18. Februar 2010 um 9:48

@m106: Der Vergleich von Radio und Fernsehen mit der Zeitung ist natürlich schief. Denn Text im Fernsehen funktioniert nicht, das Radio hat kein Bild. Das Internet vereinigt die Ausdrucksformen als erstes Medium zusammen – und das verändert die Lage.

@mazo: Wo habe ich das Wort Revolution verwendet? Es wäre in der Tat eine Evolution, würden Medienhäuser schon heute die Möglichkeiten multimedialen Erzählens nutzen. Tun sie aber nicht. Deshalb könnte das Ipad zum Überspringen einer Evolutionsstufe führen und endlich für Online-Journalismus sorgen. Nur: Billig ist das eben nicht.

Konstruktive Vorschläge kommen von mir auch dauernd – ehrlich! Einer dieser Vorschläge ist ja eben das Engagement eigener Programmierer. Der Grund: Dienstleister sind teurer und erfordern mehr Kommunikation. Wenn ich davon ausgehe, eine solche Ipad-Version dauerhaft zu betreiben und weiterzuentwickeln ist die inhäusige Lösung definitiv überlegen in Sachen Kosten und Schnelligkeit.

Antworten

Mazo 18. Februar 2010 um 11:11

@TK
LIn letzter Konsequenz müsste man wohl aber ohnehin ein eigenständiges E-Paper entwickeln. Nur Programmierer einzustellen würde wohl die stiefmütterliche Behandlung des Online Contents vieler Printmedien lediglich fortsetzen. Programmierer würden wahrscheinlich als Resteverwerter oder bestenfalls Veredler der Printsusgabe angesehen.

Meiner Meinung nach bedarf es um o.g. Evolution richtig in Gang zu bringen eines Magazines, das sich ausschließlich auf die Onlineausgabe spezialisiert – und dadurch nicht Nebenprodukt einer Printausgabe ist.
Ein solches Magazin könnte man wohl auch grundlegend anders konzipieren – und dafür müssten von Beginn an auch Programmierer oder zumindest internetaffine Journalisten verantwortlich zeichnen. Insofern stimme ich Ihnen absolut zu.
Vielleicht wird Wired dies mit der Zeit feststellen, für den Anfang ist aber die zusammenarbeit mit Adobe mMn zumindest ein Anfang.

Antworten

Thomas Knüwer 18. Februar 2010 um 11:13

Den Begriff „E-Paper“ finde ich übrigens sehr problematisch. Bei den meisten Entscheidern impliziert er direkt die 1:1-Umsetzung der Papier-Ausgabe – und genau das ist ja der falsche Weg.

Antworten

Michael Finkenthei 18. Februar 2010 um 13:56

@mazo – umsetzbare Vorschläge auszuarbeiten, das ist wohl kaum die Aufgabe eines Herrn Klüver – auch wenn der nach Kräften versucht, ihr nachzukommen. Für so etwas sind doch wohl eher die Verlage selbst zuständig, die aufgrund solcher Ideen Geschäftsmodelle entwickeln und mit diesen verdienen wollen. Oder hab ich da was verpasst?

Und ganz allgemein – die Analysen des Ist-Zustandes, die bringt der Autor dieses Blogs doch treffend auf den Punkt. Wenn er das als seinen Job ansieht, dann macht er den gut.

Und mal zum Ipad selbst (in der deutschen Sprache schreibt man noch immer den ersten Buchstaben eines Hauptwortes groß, auch wenn das Marketing der Fa. Apple das gern anders sähe): Wer soll eigentlich diese elektronische Fussfessel kaufen, mit der man vom Internet nur noch das zu sehen bekommt, was Apple und diverse Verlage gerne zeigen möchten? Mal ganz abgesehen davon, dass dieses billig in China hergestellte Produkt in der Halbwertszeit der Lebensdauer seiner Akkus entspricht, die mal wieder fest eingelötet sein werden – und ergo nach ca. 2 Jahren (hier schätzen wir mal großzügig) sowieso auf den Müll kommt, weil es bis dahin schon mehrmals überholt ist?

Wer’s mag… herrjeh. Mit Evolution hat das nichts zu tun.

Antworten

Rudy Gasson 18. Februar 2010 um 16:23

Ich werde den Eindruck nicht los, dass das iPad eine schlechte Kompromisslösung zwischen Verlagsinteressen und Produktdesign war und ist. Möglicherweise haben die Verlage bei den Gesprächen mit Apple auch beim Design mitgemischt, vorstellen kann ich mir das, denn immerhin hat Apple den größten Coup mit iTunes, iPhone und iPod und vor allem den dazugehörigen Verträgen mit den Contentanbietern gelandet. Dieser Hintergrund dürfte starken Einfluss auf Geschäftsentscheidungen gehabt haben – womöglich soweit, dass das Produktdesign sich den Interessen der potenziellen und vorhandenen Vertragspartner hat beugen müssen, vielleicht nicht so direkt, aber doch in dem Maße, dass am Ende ein Produkt stand, das auf eine merkwürdige Zielgruppe ausgerichtet ist: nicht computer-affine Zeitungsleser, die keinen Laptop auf dem Frühstückstisch stehen haben wollen und denen der Bildschirm des iPod touch zu klein ist – oder so.

Bisher waren die meisten neuen Produkte von Apple gewagt innovativ oder haben zumindest mehrere Funktionen zusammengeführt (iPhone), das iPad kommt mir aber mehr wie ein technischer Rückschritt vor. Ein Zugeständnis an genau jene Gruppe, die im WIRED-Film vorkommt: „Darauf haben wir seit 15 Jahren gewartet“. Auf das elektronische Äquivalent eines Magazins mit DIN A4-Anzeigen? Das soll Innovation sein?

Ich bin auch ein Retro-Fan in bestimmten Bereichen, und Apple hat schon oft mit Konzepten Erfolg gehabt, die neue Technik wirklich in den Dienst angewöhnter Verhaltensmuster einbettet. Das iPad aber füllt (so) keine Lücke. Das Konzept ist alt und der iPod touch kleiner und robuster.

Antworten

Jack L. 18. Februar 2010 um 20:35

Klondike.

http://tinyurl.com/yktetlj

Antworten

Thomas Knüwer 19. Februar 2010 um 10:35

Ups – korrigiert. Danke für den Hinweis!

Antworten

Jeff Kelly 19. Februar 2010 um 13:10

Apple lässt sich NIE (es lohnt sich das groß zu schreiben) in ihr Design reinreden.

Das iPad sieht asu, wie es aussieht, weil Jobs und seine engen Vertrauten es genau so haben wollten.

Da Apple auch schon mal Kooperationspartner unter den Bus wirft, nur weil sie Geheimnisse zu früh ausplaudern kann ich mir auch kaum vorstellen, das da irgendjemand von außerhalb Input liefern durfte.

Andersrum, als Gerät um multimediale Inhalte aller Art (Internet, Bücher, Zeitungen, Video und Musik) zu genießen. bietet sich ein ein solcher Formfaktor geradezu an.#

Ich sitze im Sessel und halte das Ding mit einer Hand oder beiden Händen fest, während ich lese oder blättere.

Ihr begeht immer noch den Fehler einen Multiuser-fähigen All-Purpose Computer zu sehen, wo keiner ist.

Es ist „the Internet in your hands“ ganz so wie auf der Keyynote vorgestellt.

Antworten

Michael Finkenthei 19. Februar 2010 um 18:32

@Jeff Kelly – „the internet in your hands“: das ist es eben nicht. Eher ist es „itunes, wired and some other stuff we want you to pay for in your hands“.

Der Fehler ist, dass wir elenden Konsumenten einen Multiuser-fähigen All-Purpose Computer haben wollen, wo Apple keinen liefert. Mist.

Achja, und ich hätt ganz gern das Copyright für die Idee zu einem Browser, der nicht nur oben links zwei kleine Pfeile für das Blättern hat, sondern Seiten wirklich vor-und zurückblättert, so in etwa wie in der o.g. Animation. Jetzt, wo doch endlich Multitouchscreens the next big thing sind (wie auch immer man die schreibt). Dankeschön.

Antworten

Sascha Pallenberg 19. Februar 2010 um 23:40

hihi, was ein Spass. Jetzt soll also Flash auf dem iPad rennen?
Thomas, ich habe die Wired App waehrend des MWC diese Woche ausprobiert und sie macht Spass und das liegt daran, dass es ne Adobe Air App ist. Die sollen ja dank des Apple Imperators nicht aufs iPad drauf… Viel Spass mit dem ultimaten Weberlebnis nach Apple-Bauart.

Uebrigens halte ich das iPad aufgrund des Displays fuer eine absolute Kruecke wenn es um eBook-Reader Anwendungen geht. 2-3 Generationen hinter der aktuellen Entwicklung und wenn ihr erstmal 5h b/w Books auf diesem Screen gelesen habt, wisst ihr warum ein Backlight LED mal richtig fuer die Fuesse sein kann.

Dennoch, ich hole mir eins, um damit rumzuspielen, denn fuer mehr wird es nicht taugen, achso ich muss natuerlich auch noch unbedingt die 10h 720p Wiedergabe widerlegen. Aber vielleicht hat Apple ja mit dem A4 die IT-Welt auf den Kopf gestellt….. ich bezweifle es mal ganz stark.

Der Hype geht mir so auf den Senkel, wie jeder ja und amen sagt, nur weil ein Strukturvertriebs-Demagoge euch 50 mal „amazing“ vorkaut. Das Teil ist technisch ne Kruecke und ein derartig geschlossenes System, dass im Vergleich dazu die ehemalige Deutsch/Deutsche-Grenze so loechrig war, wie ein Schweizer Kaese.

Das iPad als letzter Strohhalm? Ich verlose gerne einmal das Topmodell, sollten bis Ende des Jahre mehr als 5 Millionen Einheiten des Systems im Markt sein und das mache ich nur unter den Leuten, die hier nen Kommentar hinterlassen haben.

Ein wenig mehr Realitaetssinn und vielleicht auch Wissen ueber die letzte Dekade auf dem Slate-PC Markt, wuerde manchen „Steve befiehl, wir folgen dir“-Juenger (ok, der war fies aber ich habe auf einigen Kongressen auch von blinden Apple Nazis gesprochen, was durchaus zu nem erhoehten Konsum von Betablockern im Publikum sorgte) gut zu Gesicht stehen….

Also, Top die Wette gilt 😉

Antworten

Jeff Kelly 20. Februar 2010 um 17:42

iTunes ist ein so schreckliches und bürgerrechtsfeindliches geschlossenes System, das es von Google (Android Marketplace), Nokia (Ovi Store), Microsoft (X-Box Live Marketplace) und jetzt auch einer Kooperation vieler Mobilfunkprovider kopiert oder schon länger in ähnlicher Form angeboten wird.

3 Billionen App Downloads, 50 Songs pro Sekunde, 10 Apps pro Sekunde, mehrere Millionen Videos etc. scheinen für andere Firmen eine deutliche Sprache zu sprechen.

Von all den oben aufgezählten Läden ist die iTunes Variante die offenste. Du willst eine App verkaufen? 99 Dollar Jahresgebühr und du bist dabei. Kein Ärger mit Kreditkartenfirmwen oder Webspace Providern. Du willst deine eigene Band in den Musikstore bringen, deinen eigenen Podcast, kein Problem.

Wo ist das ein geschlossenes System? Nur weil ich iTunes verwenden muss? Ein kostenlos erhältliches Tool für Windows und den Mac? Nur weil ich persönliche Infos hinterlegen muss wie bei jedem anderen Online-Store auf dieser Welt? Weil ich trotz DRM mehr mit der gekauften Ware anstellen kann als bei jedem anderen Konkurrenzladen?

Keine normaler Nutzer surft eine Internetseite an, übergibt seine persönlichen Daten an irgendein Shopsystem, lädt sich eine Anwendung runter und spielt die per Datenkabel auf sein Handy. Ertens weil er die Seite des Herstellers und sein Produkt gar nicht kennt und zweitens weil er wahrscheinlich gar nicht weiß wie das geht.

Apples Erfolg beim iPhone basiert nicht darauf den Nerds zu geben was sie verlangen sondern einen Weg gefunden zu haben, wie normale Menschen ohne ungesunde Affinität zur Technik ihre Produkte nutzen können. Etwas was all die Nerds, die Technik und deren intimes Verständnis zum Fetisch erklärt haben und zur Abgrenzung zu den ‚Normalos‘ nutzen, nie verstehen werden. Siehe dieses Zitat:

„Der Fehler ist, dass wir elenden Konsumenten einen Multiuser-fähigen All-Purpose Computer haben wollen, wo Apple keinen liefert. Mist.“

Ein typischer Fall von „Ich finde das Produkt scheiße, also ist es nutzlos“. Da schwingt das „wer zu blöd ist einen richtigen Computer zu nutzen soll es doch bitte gleich lassen“ gleich mit. Eine Einstellung die uns mit Fehlern übersäte völlig unbenutzbare Feature-Monster gebracht hat wo 80% der beworbenen Funktionen nicht gehen oder so frustrierend zu bedienen sind, das es kein vernünftiger Mensch tut. Aber man könnte damit ja HD-Videos abspielen und mit VNC auf dem Heimrechner einloggen.

Das die Leute dann auch vor Nazi-Vergleichen nicht zurückschrecken zeigt mir deren misanthropisches Weltbild.

Keine Sau interessiert das ein HTC Touch HD2 mehr kann als ein iPhone, keine Sau interessiert, dass ein Tablet PC von HP mehr kann als ein iPad, keine Sau interessiert das ein Linux-Netbook „offener“ ist. Nun außer ein paar Nerds im Internet vielleicht die über jeden die Nase rümpfen der sich nicht genauso intim mit Linux-Kernel Versionen und Featurelisten ihrer geliebten Produkte auskennt.

Was die Leute interessiert ist das sie endlich Telefone finden, die sie ohne Technikstudium bedienen können, das sie nicht wieder ein Ding kaufen müssen auf dem eine weitere Version eines Betriebssystems läuft das sie auf dem PC schon hassen. Das sie Anwendungen, Musik und Videos auf das Ding kriegen ohne schon wieder eine kaputte Sync-Software eines weiteren Herstellers zu verwenden. Das sie all die Dinge täglich tun können, E-Mail, Internet, Twitter, Musik, Videos und Co. ohne sich mit einem arkanen, undurchschaubaren, frustrierenden Wust an von Nerds für Nerds entwickelter Software rumschlagen zu müssen.

Andere Hersteller haben das begriffen und ziehen nach. Contentanbieter haben das begriffen und bieten ihre Produkte für solche Plattformen an. Auch weil dieser Kundenkreis tatsächlich noch Sachen kauft und sie sich nicht aus dem Internet runterlädt

Keinen interessieren die Mängel des iPads oder anderer Geräte, denn für die Käufer ist das kein Mangel, im Gegenteil es ist der größte Vorteil.

Antworten

Medienkompetenz und das Internet | Kontextschmiede 23. Februar 2010 um 22:42

[…] aller Zei­ten. Es gibt auch Medi­en­men­schen, die kluge Fra­gen stel­len: Wo sol­len denn eigent­lich die Inhalte her­kom­men, same old same old wird auch auf der eier­le­gen­den Woll­milch­sau iPad nicht […]

Antworten

Marc J. 26. Februar 2010 um 14:52

Ein Aspekt, der bisher vernachlässigt wurde und der mir einleuchtend erscheint, ist, dass Verlage nicht unbedingt auf eine iPad oder iPhone App angewiesen sind. Prinzipiell ist eine Realisierung als Webanwendung möglich, wie es hier beschrieben ist: http://www.vivacities.de/index.php/allerlei/formwandler-konzepte-fur-digitale-magazine-auf-dem-ipad/

Antworten

André 27. Februar 2010 um 13:33

@Jeff Kelly
„Keine Sau interessiert…“
Eher andersrum. Der Apple-Hype interessiert bald keine
Sau mehr. 2% Marktanteil (bei Handys eher 1%) sprechen eine
deutliche Sprache. Ohne unkritische Jubeljournalisten sähe
es noch trüber aus.

Antworten

Ipad Verlage 21. März 2010 um 13:59

[…] die ersten Videos, die es von den Projekten zu sehen gibt, finde ich enttäuschend – selbst jenes aus dem Haus der extrem kreativen “Wired”. Oder nehmen wir das schwedische Verlagshaus Bonnier: optisch schöne Ideen für das Weiterreichen […]

Antworten

Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*