Die neue „Harald Schmidt“-Show finde ich ziemlich großartig. Wider Erwarten, muss ich hinzufügen. Denn als die ersten Töne zu vernehmen waren, er wolle ein wenig sein wie Jon Stewarts „Daily Show“ war ich höchst skeptisch. Stewart zeichnet die Leidenschaft für Themen aus – Schmidt dagegen seine zynische Grundhaltung gegenüber allem außer dem Theater. Das liebt er. Entstanden aber ist eine Mischung aus „Daily Show“, Kabarett und bizarrem Experimentaltheater.
Die Anleihen bei Jon Stewart sind unübersehbar: Die Reportereinlagen, der Teamgedanke, das Spiel mit TV-Szenen. Was ich bisher noch nicht habe ausmachen können, ist ein unmittelbar geklauter Gag. Früher gab es das durchaus: Ich erinnere mich an einen Gag aus Schmidts frühen Jahren, als er, simuliert durch eine Green Wall, eine Fahrt durch das Studio machte – so wie einige Monate zuvor Conan O’Brian.
So sehr ich geklaute Gags ablehne: Einen wünsche ich mir für Deutschland umgesetzt. Es ist ein Ausschnitt aus der „Daily Show“ von gestern Abend. Er ist ein tragikomisches Dokument des Niedergangs des politischen TV-Journalismus in den USA. Und genau diese Szenen finden ich im deutschen Fernsehen, von „Tagesthemen“ über „Heute“ bis zu N-TV ebenfalls überall:
The Daily Show With Jon Stewart | Mon – Thurs 11p / 10c | |||
CNN Leaves It There | ||||
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Also, Herr Schmidt: Bitte übernehmen Sie!