Krisen haben unterschiedliche Auswirkungen auf Unternehmen, immer aber sind sie extrem. Da sind die einen, die schlechte Zeiten nutzen um zuzuschlagen. Eine Krise ist eine Chance, es ist die Zeit, etwas Neues zu starte, zu gründen (Disclosure: Dieser Satz ist nicht aus neutraler Warte geschrieben.)
Und da ist das andere Extrem: Angst. Wer Angst hat, geht selten Risiken ein. Er setzt auf Bewährtes und wartet ab, bis alles wieder besser ist.
Womit wir bei der neuen Werbekampagne von Yahoo wären. Gibt es eigentlich noch irgendwo eine Werbeagentur mit Großkunden, die auch nur einen Funken von Kreativität in sich trägt? Das fragte ich gestern, als ich zum ersten Mal den TV-Spot zur neuen Yahoo-Kampagne sah.
Die ist groß. 100 Millionen Dollar verteilt auf zehn Märkte. „Yahoo’s last stand for the future,“ nannte sie der Markenberater Dean Crutchfield gegenüber dem „Wall Street Journal“. Und sie war einer der Branchenscherze auf der Vermarktermesse Dmexco in der vergangenen Woche in Köln: Für viele dort war die Idee, dass ein Internet-Unternehmen TV-Spots und Print-Anzeigen schaltet geradezu bizarr. Mehr zur Strategie gibt es auch beim Netzökonom.
Ich sehe das anders. Online-Werbung ist extrem wichtig. Aber für ein Unternehmen von der Größe Yahoos kann es wichtig sein, sich Kunden gerade außerhalb des Web in Erinnerung zu rufen.
Nur: Warum tut man das nicht kreativ, umwerfend, mitreißend? Die Print-Anzeigen blasen einen großen Ballon auf, machen hohe Versprechungen – aber bleiben merkwürdig unkonkret.
Noch viel schlimmer der TV-Spot. Fast meint man, da hätten die Kreativen beisammen gesessen und hätten einfach ein Best-of-Video der globalen Werbung zusammengeschnippelt: fallende Rosenblätter, tanzende Inder, flatternde Fahnen, Fußballer, die Fußbälle um den Globus kicken – das alles hat man schon gesehen bei Nike und der Deutschen Telekom und Vodafone. Bezeichnend wohl, dass dieses Video gerade mal auf 20.000 Abrufe in drei Tagen kommt: Ein Web-Konzern von der Power Yahoos müsste weit mehr bewegen.
Und deshalb war meine erste Frage, ob es noch kreative Werbeagenturen gibt, die falsche. Nicht Kreativität ist das Problem – sondern Mut. Mut, in der Krise etwas anderes zu machen, als sich aus dem 08/15-Baumarkt-Tuschkasten der Werbung zu bedienen.
Ob dieser mangelnde Mut beim Kunden Schuld an der Yahoo-Langeweile ist, oder der mangelnde Mut bei der Agentur – das wissen nur die Beteiligten. Sicher ist nur: Jeder Aufruf an die Yahoo-Kunden, kreative Ideen einzureichen, hätte schwungvolleres gebracht – und das zu einem Bruchteil des Preises.
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