Das ZDF behauptet, Eckart Gaddum sei Leiter der Zentralredaktion Neue Medien. Ich weiß nicht, was ihn als kompetent für seinen Posten erscheinen ließ. Zuvor war er Korrespondent, dann Leiter des nicht durch journalistische Qualität oder inhaltliche Tiefe auffällig gewordenen „Morgenmagazins“.
Nun stellen wir uns mal vor, ein Chefredakteur ginge hin und würde seine Leserbriefschreiber als „Liebe Redaktion“ begrüßen. Oder ein Schaffner würde den Reisenden nicht nur für Träwelink fiss teutsche Bahn ßänken – sondern sie als „Liebe Lokführer“ begrüßen.
Auf diesem Wissensniveau jedenfalls schreibt Eckart Gaddum im täglich bizarrer werdenden ZDF-Wahlblog. Dort nämlich begrüßt er die Kommentatoren so:
„Hallo, liebe Blogger,
haben Sie unsere Sendung auf heute.de: „Wahl im Web – live“ – gesehen, die interaktive Netz-Sendung zur Landtagswahl in Hessen? Wir freuen uns hier über und auf ihre Kritik.“
Man muss sich gar nicht mehr fragen, wie peinlich dieses Schein-Blog noch werden kann. Wenn beim ZDF Online-Chefs walten, die nicht mal das Grundvokabular beherrschen, dann werden wir noch viel Spaß bekommen.
Kommentare
baddiel 20. Januar 2009 um 12:00
Hallo liebe FTD,
finden Sie nicht auch, es gibt Schlimmeres?
Vielleicht wollte er auch nur dezidiert die Blogger unter seinen Lesern ansprechen…
Claudia Sommer 20. Januar 2009 um 12:02
Hallo Thomas,
leider ist es traurige Realität das führende Online/New Media Posten in der Regel mit Menschen besetzt werden, die keinerlei Online-Kompetenz haben.
Traurig aber wahr…
LG C
Hein 20. Januar 2009 um 12:02
Öhm, naja, ich finde diese Bezeichnung jetzt nicht unbedingt schlimm. Der von mir sehr geschätzte Zeit-Journalist Jörg Lau bezeichnet seine Kommentatoren auch als \“Mitblogger\“
Die Qualität des ZDF-Wahlblogs lässt sich sicher noch an einigen anderen Punkten festmachen.
stefan niggemeier 20. Januar 2009 um 12:39
Ich hab das schon oft gehört, von vielen. Ich fürchte, das ist eine sprachliche Entwicklung, die sich so wenig aufhalten lässt wie die Verschiebung von \“das Blog\“ zu \“der Blog\“. \“Ein Blog\“ ist für viele inzwischen ein Blogeintrag, \“der Blogger\“ zunehmend jemand, der in einem Blog kommentiert oder liest.
Taugt als weiterer Beweis für die unendliche Abscheulichkeit des Zwangsgebührenskandalprivatdreckssenders ZDF nur so mittel, finde ich.
SheephunteR 20. Januar 2009 um 12:45
Ich denke, er wollte mit dieser Anrede vll. wirklich gezielt Blogger ansprechen damit diese drüber schreiben, um dem ZDF Wahlblog vielleicht endlich etwas Relevanz in der Blogosphäre zu verschaffen.
Oder traue ich ihm da doch schon zu viel Kompetenz zu?
blogula 20. Januar 2009 um 12:50
wenn einer von einem Vampir gebissen wird, wird der ja auch zum Vampir. Warum sollte das beim Bloggen anders sein?
Herr Gabriel 20. Januar 2009 um 13:41
Wenn man also vom Blogger gebissen wird, wird man zum Vampir? Alles klar!
(Soweit ich weiß, beissen Blogger nicht.)
Lukas 20. Januar 2009 um 13:47
Als Blogger tut mir das (und alles was Stefan noch so aufzählt) natürlich weh, als studierter Linguist muss ich da mit den Schultern zucken: Sprache passiert halt. Es gibt ja auch Menschen, die Klaustrophobie mit \“Platzangst\“ übersetzen.
Viel eher übel aufgestoßen ist mir das ZDF-Wahlblog im \“Heute Nacht\“-Bericht über Robert Basic: Als man für den Off-Kommentar, was Blogs eigentlich sind, Schnittbilder brauchte, gab es ca. 3 Sekunden ein undefinierbares Blog zu sehen, dann für eine gefühlte Ewigkeit den Header des ZDF-Wahlblogs und dann noch schnell das Gärtner- und das Strickblog. Das war schon recht unbeholfene Eigen-PR.
Youngster 20. Januar 2009 um 14:38
Kann mich hier mal jemand aufklären? Wie hätte er denn die Leute begrüßen sollen? Liebe Kommentierer? Mitglieder? Im Ernst, ich kapier\’s nicht.
Und der/das Blog: stimmt, Sprache passiert, das denke ich auch. Irgendjemand hat mal \“das Blog\“ gesagt, so wie es heute ist. Und dann sagt irgendjemand \“der Blog\“ und dann sind wir schon bei \“die Blog\“ irgendwann 😉
Aber zurück zum Online-Cheffe: Wie hätte die ideale Begrüßung denn ausgesehen?
Thomas Knüwer 20. Januar 2009 um 14:55
Schlicht und ergreifend: Liebe Leser.
Blogger sind die Autoren eines Blogs. Kommentatoren sind diejenigen, die einen Kommentar hinterlassen. Das ist so fürchterlich schwer nicht zu begreifen und sollte bei jemand, der eine führende Position in diesem Bereich bekleidet selbstverständlich sein.
Christian S. 20. Januar 2009 um 15:10
Ich finde es reichlich vermessen, anderen Menschen vorschreiben zu wollen, wie sie ihr Publikum ansprechen. Hier tritt nichts weiter als der übliche Knüwer\’sche Reflex zutage, der \“Öffentlich-Rechtlich\“ so sehr verabscheut wie der Teufel das Weihwasser. Ermüdend, aber nichts Neues.
Tim 20. Januar 2009 um 15:28
Für die BILD sind \“Blogger\“ die – meist semi-Prominenten, – die einen verwackelten Videobeitrag bei bild.de abladen.
Thomas Knüwer 20. Januar 2009 um 15:29
Sorry, aber, Blödsinn. Die Anrede ist schlicht falsch. Wir können uns aber natürlich auch gerne darauf einigen, dass es egal ist, wie man jeden betitelt. Dann wird Obama heute zum Torwart vereidigt, Frank Schirrmacher ist Projektionsleiter bei der \“FAZ\“ und die Dame an unserer Kantinenkasse ist Ordnungsamtleiterin.
Raventhird 20. Januar 2009 um 15:33
\“Wenn beim ZDF Online-Chef walten, die nicht mal das Grundvokabular beherrschen\“
Wenn Chef walten, dann fehlt Vokabular auch bei Dich: Hier ist ein \“S\“.
Youngster 20. Januar 2009 um 15:47
Alles klar. Vielleicht wollte er sagen \“Lieber Leser und hoffentlich Kommentierende\“ – und hat das in \“Blogger\“ verpackt. Streng genommen sind Blogger nur solche, die ein eigenes (fast hätte ich \“einen eigenen\“ geschrieben) Blog haben, klar. Aber sind wir Kommentierende hier auf dem IE-Blog dann auch nur \“Kommentierende\“ oder \“Leser\“ (aber keine \“Blogger\“)?
Thomas Knüwer 20. Januar 2009 um 15:58
@Raventhird: Danke – ist korrigiert.
@Youngster: Stimmt, nur der Autor eines Blogs ist Blogger. Vielleicht wollte der Herr natürlich nur die Blogger unter den Lesern ansprechen – davon ist aber nicht auszugehen.
GSohn 20. Januar 2009 um 16:36
Noch peinlicher war am Wahlabend die Interaktionsmüdigkeit der ZDF-Experten im Chat. Da wurden Fragen über Fragen gestellt und schon frühzeitig war der Vorhang zu und alle Fragen offen.
Die Realitaet 20. Januar 2009 um 16:38
Youngster kommentiert: […] Aber sind wir \“Kommentierende hier auf dem IE-Blog dann auch nur \“Kommentierende\“ oder \“Leser\“ (aber keine \“Blogger\“)?\“
Ganz genau. Kommentierende. Das \“nur\“ kannste getrost weglassen. Scheint ja furchtbar schwer zu verstehen zu sein. ^.-
Christian S. kommentiert:
\“Ich finde es reichlich vermessen, anderen Menschen vorschreiben zu wollen, wie sie ihr Publikum ansprechen.\“
Und ich finde es absoluten Humbug die Richtigkeit von Herrn Knüwers Aussage in Frage zu stellen. Man sollte schon wissen, wer das Zielpublikum ist und in diesem Falle sind es nun schlicht und ergreifend >>Leser
Die Realitaet 20. Januar 2009 um 16:40
Natürlich können Leser auch Blogger/Kommentierende usw. sein, aber unter den Lesern befinden sich ja nicht nur Blogger – den Blog kann jeder lesen; das macht ihn noch lange nicht zum Blogger, sondern nur zum Leser dieses Blogs. Und nur Blogger anzusprechen, finde ich dann extrem vermessen, weil alle anderen außen vor gelassen werden und das ist echt unhöflich.
Hier wird – wie bereits deutlich gesagt – der Begriff Blogger völlig mit Lesern, Kommentierenden und anderem vermischt. Ich würde grundsätzlich \’Leser\‘ (da Überbegriff) als Anrede benutzen, und nur wenn ich mich explizit auf die Kommentierenden beziehen möchte, diese separat ansprechen. Aber das auch nur im Ausnahmefall. Leser bleiben sie trotzdem alle.
PS: Das hat überhaupt nichts mit Ö.R.-Bashing zu tun, sondern ist leider Realität. Und darauf hinzuweisen, ist sicherlich nicht das Wichtigste, aber es ist irgendwo immer subjektiv was wichtig und was unwichtig ist. In jedem Fall finde ich die Kritik absolut gerechtfertigt.
Dennis Horn 20. Januar 2009 um 17:13
Ich beobachte diese Entwicklung auch mit Sorge – immer mehr sprechen auch von \“bloggt uns\“, wenn sie meinen \“postet uns Kommentare ins Blog\“. Das passiert selbst denen, die ich unter Kollegen in den Medien als technisch wissend eingestuft hätte. Es ist vermutlich auch einfach nur eine sprachliche Entwicklung – so schlimm sie ist :(.
jo 20. Januar 2009 um 20:57
Ja, wie jetzt? Ich dachte Blogs seien (verteilte) Diskussionen. Auf Augenhöhe und so. Und nun gibt es wieder den Blogger oben und die lieben Leser unten? Alles auf Anfang, nur fluffiger geschrieben?
Das ist nicht minder sinnfrei als alle Beteiligter pauschal als Blogger zu beschimpfen.
maternus 20. Januar 2009 um 21:33
@ Christian S.: \“Ich finde es reichlich vermessen, anderen Menschen vorschreiben zu wollen, wie sie ihr Publikum ansprechen.\“
In der Tat, höchst vermessen, von einem Redaktionsleiter Sachkenntnis und gutes Deutsch zu verlangen, zumal dann, wenn er von unser aller Gebühren lebt.
Thomas Knüwer 21. Januar 2009 um 10:25
@jo: Was sie beschreiben ist eher ein Forum.
blogula 22. Januar 2009 um 15:53
ich versteh die Aufregung nicht, Herr Knüwer, der Mann ist doch nur konsequent. In \“über dieses Blog\“ steht in Lautschrift: \“ Es ist IHR ZDF-BLOG .. \“ Tja und damit hat jeder der da hin kommt ein Blog. Und wer ein Blog hat ist Blogger – so einfach alles ..
Tom Live 23. Januar 2009 um 17:29
Ein Experte kommt selten allein:
Ein zweites Mal \“liebe Blogger\“
http://blog.zdf.de/wahlimweb/2009/01/nicht-zu-glauben-liebe-blogger.html
espressosaeufer 31. Januar 2009 um 13:07
Schön, wenn sich so hervorragende Blogger mit tiefgreifender Kritik beschäftigen. Großartig, dass Herr Handelsblatt-Blogger von der Überschrift eines Blogeintrags auf die ganz große \“Peinlichkeit\“ schließen kann. Wieso sollte er sich auch die Mühe machen, die z. T. sehr guten Kommentare der Leser mit vielen Hinweisen zu lesen? Etwa, weil das ZDF in Kommentaren geradezu ertrinkt, während hier die Kommentarschreiber in eine Telefonzelle (gibt es die noch?) passen? Oder weil dann die Grundlage für die \“Peinlichkeiten\“-Tirade entzogen würde. Hut ab, Herr Chef-Blogger! Weiter so!
Thomas Knüwer 1. Februar 2009 um 13:18
@Espressosäufer: Folge ich Ihrer Argumentation, erlaubt allein Größe das Äußern einer Kritik. Bemerkenswert. Vielleicht aber schauen Sie sich auch mal die Zahl der Links auf die einzelnen Blogs an – auch ein beliebtes Mittel der Messung. Könnte sein, dass manche Dinge dann anders aussehen.
espressosaeufer 2. Februar 2009 um 11:26
@Thomas Knüwer: Sie gehen ja gar nicht auf meine Hauptargumente ein: nämlich, dass Sie weder die Inhalte der Blogeinträge noch die z.T. gescheiten Kommentare lesen, sondern nur eine \“Peinlichkeit\“ sehen und sofort das ganze Blog niedermachen. Und jetzt stürzen Sie sich auf ein Nebenargument: Quantität statt Qualität, hätte ich gesagt – aber mit der Qualität beschäftigen SIE sich ja gar nicht. Das ist – mit Verlaub – ganz schön billig.
Thomas Knüwer 2. Februar 2009 um 11:45
@Espressosäufer: Tja, und Sie nicht auf den Hauptpunkt meiner Kritik. Es laufen in der Tat viele Kommentare beim ZDF ein. Das eigentlich Spannende eines Blogs aber fehlt: Kommunikation. Weder kommunizieren die Autoren mit den Kommentatoren, ein Austausch der Kommentatoren untereinander findet auch nicht statt.
Und um es klar zu sagen: Wenn ein Online-Chef nicht mal weiß, was ein Blog ist, dann sollte er sich besser einen anderen Posten suchen.
espressosaeufer 2. Februar 2009 um 11:51
@ Knüwer: Doch, Kommentatoren antworten aufeinander – wenn auch nicht allzu oft, das ist richtig.
Und interessant: Weil ein Online-Chef \“Liebe Blogger\“ schreibt, ist er ungeeignet? Und alles ist \“peinlich\“?
Das sagt viel über Ihre Qualitäten aus: Scharfsinn, Urteilskraft, Fairness. Ich vermute, Sie schütteln so lange Ihr Haupt über der Suppe, bis ein Haar hineinfällt – und dann beschweren Sie sich darüber. Naja, ein Blog, dessen Autor solche Einstellungen und Qualitäten hat, ist für mich dann auch \“gestorben\“. Schade, Zeit verschwendet. Ich möchte Ihre Selbstbespiegelungen und Selbstbeweihräucherungen (wie es Ihnen ja auch Ihr Kollege an dieser Stelle mal vorwarf) dann gar nicht weiter stören.
Schöne Grüße
Peter Wegner 6. Februar 2009 um 13:25
Ein pfiffiger Redakteur hätte auf die Idee kommen können, die Online-Kompetenz des Beschimpften mal in einem Interview abzuklopfen und ihn bei der gelegenheit womöglich so richtig auf den Topf zu setzen. Dann hätte er sich Gedanken über die Frage machen können, wieso etwa beim Spiegel die Onliner die Mütze beim \“alten\“ Medium aufbekommen und es beim ZDF andersrum läuft. Aber wenn man ohne weitere Arbeitssschritte (Recherche, Nachdenken) einfach draufhauen kann, dann ist man eben ein… Genau: Blogger!
Daschjaluschtig 6. Februar 2009 um 14:21
Man gewinnt fast den Eindruck, das ZDF kommentiert hier manchmal mit.
Die Realitaet 6. Februar 2009 um 17:52
@alle, die hier Herrn Knüwer wegen seiner Kritik an der Anrede im ZDF scharf angehen:
Es ist und bleibt leider – auch wenn das einige Menschen partout nicht wahrhaben wollen – schlicht und ergreifend eine falsche Bezeichnung. Mein Mitleid wie man so ignorant sein kann. Liegt\’s vielleicht am Alter? ^^
Wenn man keine Ahnung und keine Argumente hat, sollte man einfach mal die ****** halten.
@espressosaeufer
Lieber ZDF-Blogger,
Wieso kommentieren Sie dann noch hier und liefern sich Duelle mit Herrn Knüwer, wenn Ihnen alles zuwider ist. Viel Spaß bei den Öffentlich-Rechtlichen, da haben Sie dann auch Ihr eigenes, richtiges Blog als echter Blogger… 😉