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Wenn Alexander Dix einkaufen geht, dürfte das eine freudlose Angelegenheit sein – für das Verkaufspersonal.
„Zu diesem Hemd hätte ich noch eine ganz wunderbar passende Krawa…“, setzt der Verkäufer an. „NEIN!“, schnauzt Dix zurück.
„Sie tragen häufig einen Anzug? Dann empfehle ich den etwas weicheren Stoff, der…“, lautet ein neuer Versuch. „SPIONAGE“, brüllt Dix.

Alexander Dix ist Landesbeauftragter für den Datenschutz in Berlin. Und er begeht den Fehler, den so viele Datenschützer in diesen Tagen machen. Er zetert gegen das Internet, ohne sich Gedanken über die nicht-digitale Welt zu machen.
Gegenüber dem Deutschlandfunk hat Dix sich erregt über die bei Amazon heiß geliebte Funktion, bei der Kunden auf der Basis ihrer Bestellungen neue Empfehlungen für Bücher gemacht werden:
„Ich möchte, wenn ich in einem realen Buchladen die Bücher durchstöbere, möchte ich nicht, dass mir auf Schritt und Tritt jemand folgt und nachguckt, wo ich da gerade drin blättere und mir das nächste Buch gleich unter die Nase hält. Aber Amazon hat sein Geschäftsmodell darauf aufgebaut und das basiert darauf, dass das Nutzungsverhalten registriert und gespeichert wird.“

Nun, merkwürdigerweise wollen Millionen Menchen genau das. Die Empfehlung. Das ist nur verständlich. Schließlich nennt sich dieses Feature „Dienstleistung“ und es wird in Buchhandlungen erbrach, so lange es Buchhandlungen gibt. Verkäufer empfehlen Produkte und je besser sie die Kunden kennen, desto besser treffen diese Empfehlungen. Dazu wurden schon immer persönliche Daten übergeben. Dass am Wochenende eine Familienfeier ansteht, zum Beispiel. Die persönlichen Vorlieben eines Beschenkten. Die eigene Lebenssituation.

Nun ist der chronisch technik-rückständige Buchhandel ein schlechtes Beispiel. Aber was ist mit Kundendatenbanken bei anderen Firmen. Warum erregt sich Dix nicht gegen Autohändler, bei denen persönliche Daten gespeichert werden mit dem Auto, was Rückschlüsse auf die Einkommensverhältnisse zulässt? Niemand hat bisher gewarnt, Autokonzerne könnten diese Daten verkaufen. Was ist mit Abo-Kundendaten, die Verlage verkaufen, wird ein Blatt eingestellt?

Jede Dienstleistung braucht Information. Und je größer das dienstleistende Unternehmen, desto größer ist die zu verwaltende Menge an Information. Ohne Computer geht das nicht mehr. Datenschützer aber kümmern sich nur selten um klassische Branchen, erst recht nicht, wenn es um deutsche Unternehmen geht.

US-Internet-Firmen sind ein einfacheres Ziel. Sie scheinen weiter entfernt, zucken nur mit den Schultern angesichts der Zeterer in old Germany. Prinzip „Eiche, Sau und reiben“. Deshalb sind sie dankbare Objekte der Attacken.

Datenschützer aber diskreditieren ihre eigene Arbeit mit dieser Wahl des scheinbar leichteren Gegners. Denn zu behaupten, Kunden wollten keine Empfehlung zeugt von großer Weltfremdheit, angesichts der Beliebtheit des Dienstes.


Kommentare


erasmus 7. Oktober 2008 um 12:27

1. Wo kann ich bei AMAZON die Funktion \’Empfehlung\‘ abwählen ? (Besser wäre anwählen, also opt-in)
Das geht nur durch \’Abmelden\‘.

2. Hoffentlich wertet der Buchhändler mein Verhalten, also \’Buch in die Hand nehmen\‘, \’blättern\‘ etc. nicht aus.
Es wäre mir extrem unangenehm wenn mir beim Hugendubel ständig ein Verkäufer hinterherliefe und sich Notizen macht was ich so treibe 🙂

Und wenn es mir zu aufdringlich wird, \’Sie schauen so traurig, ist Ihnen jmd. verstorben ?\‘, reicht wohl ein Blick als \’opt-out\‘.

Ich finde die Forderungen angemessen.

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Andreas 7. Oktober 2008 um 12:35

Herr Knüwer, haben Sie nichts gelernt aus den Kommentaren zu Ihrem, nun ja, verunglückten Beitrag zum Thema \“Street View\“ (, in dem Sie auf keinen einzigen Kommentar antworteten)?
Sie verfolgen weiterhin die \“Argumentationslinie\“: wenn man nicht gegen jede Form einer kritikwürdigen Praktik schimpft, dürfe man dies gegen keine einzige tun.

Zudem verkennen Sie grundlegende Aspekte in Ihrem Vergleich Amazon (reduziert auf Buchhändler) und einer Buchhandlung, sowie grundlegender zwischen analoger und digitaler Informationsverarbeitung.

> Nun, merkwürdigerweise wollen Millionen Menchen genau
> das. Die Empfehlung.

Das mag sein. Doch es steht zu vermuten, daß es einige Menschen gibt, die dies _nicht_ wollen. Ich zum Beispiel. Oder differenzierter: ich möchte _nur_ dann eine Empfehlung, wenn ich darum gebeten habe.

> es wird in Buchhandlungen erbrach [sic!], so lange es
> Buchhandlungen gibt. Verkäufer empfehlen Produkte und
> je besser sie die Kunden kennen, desto besser treffen
> diese Empfehlungen. Dazu wurden schon immer persönliche
> Daten übergeben. Dass am Wochenende eine Familienfeier
> ansteht, zum Beispiel.

Zunächst: ich teile _aktiv_ für den _Einzelfall_ eine bestimmte Information mit. Diese wird üblicherweise _nicht_ gespeichert, _nicht_ mit anderen Daten zusammengeführt und zur Profilbildung herangezogen.
Der Verkäufer erfährt nur soviel, wie ich meine, daß für eine vernünftige Beratung/Empfehlung nötig ist.
Amazon (als Bsp) hingegen speichert etwa, welche Bücher ich mir auch nur ansehe. Und das auf Dauer. Amazon verknüpft diese Daten mit den \“Gewohnheiten\“ unzähliger anderer Kunden.
Der Buchhändler vergisst automatisch, Datenbanken nie.
Der Buchhändler kann keine Querverbindungen zu zig weiteren Personen errechnen, Algorithmen problemlos.

Dies sind fundamentale Unterschiede.

> Warum erregt sich Dix nicht gegen Autohändler, bei denen > persönliche Daten gespeichert werden mit dem Auto, was
> Rückschlüsse auf die Einkommensverhältnisse zulässt?

Da diese persönlichen Daten für den Erwerb des Autos notwendig sind? Die \“Interessensdaten\“ bei Amazon sind es keineswegs.
\“Datensparsamkeit\“ ist das Zauberwort.

> Jede Dienstleistung braucht Information. Und je größer
> das dienstleistende Unternehmen, desto größer ist die zu
> verwaltende Menge an Information. Ohne Computer geht das
> nicht mehr.

Das mag sein.
Es geht aber trotzdem weiterhin um die _informationelle Selbstbestimmung_, die Zweckbindung und die Notwendigkeit von Daten.
Ich muss über _meine_ Daten verfügen können. Sind sie überhaupt notwendig zur Erbringung der Dienstleistung? Wozu werden sie verwendet.
Die Logik, mit der Sie argumentieren, ist die reine Geschäftslogik des Unternehmers, der immer mehr und mehr über seine (potentiellen) Kunden wissen will, da er damit _vermeintlich_ mehr Produkte absetzen kann.

[Nebenbei: ich halte all das \“Targeting\“ durch gezielte Profilbildung für ein goldenes Kalb. Die meisten Menschen wissen _selbst_, was sie wollen.]

In dieser Argumentation verpufft allerdings das grundlegende Recht der Kunden, über ihre eigenen Daten und das, was mit diesen geschieht, zu bestimmen.

> Datenschützer aber kümmern sich nur selten um klassische
> Branchen, erst recht nicht, wenn es um deutsche
> Unternehmen geht.
> US-Internet-Firmen sind ein einfacheres Ziel. Sie
> scheinen weiter entfernt

Es benötigt möglicherweise tatsächlich großer Unternehmen, an denen sich nun mal besonders gut _exemplarisch_ zeigen lässt, wo Probleme bestehen.
Zudem gibt es diese Probleme bei den \“klassischen Branchen\“, wenn Sie damit die Buchhandlung um die Ecke meinen, einfach nicht.
US-Unternehmen sind auch deshalb ein geeignetes Beispiel für Kritik, da dort so gut wie keine Datenschutzkultur existiert. Man kann somit relativ deutlich aufzeigen, was eine Aufgabe noch bestehender Datenschutzvorschriften bedeuten könnte.

> zu behaupten, Kunden wollten keine Empfehlung zeugt von
> großer Weltfremdheit, angesichts der Beliebtheit des
> Dienstes.

Zu behaupten, da viele Menschen Amazon nutzen, sei auch der Empfehlungsalgorithmus und die Aggregation millionenfacher Nutzungsdaten beliebt, zeugt ebenfalls von großer Weltfremdheit.
Millionen Fliegen können nicht irren.

Könnte es sein, daß vielen Menschen überhaupt nicht bewusst ist, daß die gesammelten Daten problematisch sein können? Benötigt man hierfür möglicherweise Datenschützer, die darauf hinweisen?

Herr Knüwer, es bleibt mir weiterhin ein Rätsel, wieso Sie in letzter Zeit so vehement auf Kritiker bestimmter fragwürdiger Datenpraktiken einschlagen.
Es scheint fast, als ob Sie in Ihrer grundsätzlichen Interneteuphorie jede Form von Skepsis oder Zurückhaltung als Idiotie verurteilen.

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Case 7. Oktober 2008 um 14:13

@andreas: Ich finde diese Ausführungen ziemlich treffend. Ich kaufe mittlerweile nicht mehr bei amazon ein, weil mir diese Empfehlungen auf den Geist gehen – und ehrlich gesagt auch Angst machen. Deswegen kaufe ich jetzt wieder gerne im wahren Leben – und da bevorzugt bei kleinen persönlichen Geschäften..

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M. 7. Oktober 2008 um 15:55

Lieber Thomas, nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich. Amazon ist wahrscheinlich das schlechteste Beispiel für eine hilfreiche Beratung. Kein Buchhändler in der nicht-virtuellen Welt steht die ganze Zeit neben mir und holt zu jedem Buch, das ich in die Hand nehme eine Empfehlung hervor. Kein Klamottenladen führt Buch über jede Hose (und Hosengröße), die ich als Pendant zum angemeldeten Amazon-Stammkunde anprobiere.

Bei Amazon wissen wir jedoch nicht, was der US-Buchhändler alles über uns speichert. Wir wissen nicht wie lange unsere reine Guck-History gespeichert ist und wir habven wenig Einfluß darauf, wer Zugriff auf die Kundendaten hat. Remember: Amazon verarbeitet alle Daten in den USA, ein Land das als \“safe haven\“ für unsere Daten gilt — dennoch dürfen die US-Geheimdienste darin stöbern.

Kritik an Amazon ist daher angebracht. Nicht an der Vorschlagsfunktion an sich, die zweifellos sinnvoll sein kann, sondern an der Intransparenz bezüglich der gehorteten Daten. Ich wüsste beispielsweise gerne, ob man meine Kundenhistorie bei \“ABC Bücherdienst GmbH\“ mittlerweile in die USA geschafft und dort ausgewertet hat. Ich wüsste auch zu gerne, wie lange meine Bestellhistorie gespeichert wird und wie lange mein Surfverhalten gespeichert wird, wenn ich als angemeldeter Nutzer stöbere. Etwas Transparenz würde gut tun und im Zweifel hätte etwas weniger Datenhunger (Stöberhistorie gar nicht speichern, Bestellungen nach zwei oder drei Jahren so anonymisieren, dass kein Rückschluss auf bestimmte Bücher mehr möglich ist) keinen spürbar negativen Effekt auf die Qualität von Bestellvorschlägen.

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lucky/luke 7. Oktober 2008 um 15:56

Die Empfehlungen von Amazon werten lediglich Daten aus, die sowieso gespeichert sind, und die auch gespeichert werden müssen (die gesetzliche Aufbewahrungsfrist für die entspr. Unterlagen beträgt zwischen 6 und 10 Jahren). Ob Amazon die Auswertungen dem Besucher anzeigt oder nicht hat meiner Meinung nach wenig Einfluß auf den Datenschutz.

Ich finde, die Datenschutzbeauftragten sollten sich lieber um wichtigere Dinge kümmern, z.B. um afterbuy.de, die ohne Rückfrage sensible Daten von eBay-Käufern offen ins Netz stellen:

http://www.sicherheitsblog.info/Blog/sicherheit.nsf/dx/2008-08-10-002

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Phillip 7. Oktober 2008 um 16:00

Der Unterschied zwischen deutschen Unternehmen und amerikanischen Unternehmen:

Wir haben in Deutschland explizite Datenschutzgesetze. In den USA sind diese Gesetze implizit vorausgesetzt durch die Gründungsväter, die das Internet nun wahrlich nicht voraussehen konnten.

Dadurch sind Daten schlechter geschützt als sie es in Deutschland sind, eben weil die Situation nicht eindeutig ist.

Und Amazons (und auch Facebooks) Server stehen in den USA.

Und es gibt auch einen offensichtlichen Unterschied zwischen dem Einkauf im Ladengeschäft (was dank Barzahlung auch anonym ablaufen kann) und einem Einkauf im Internet, bei dem die Daten eines Einkaufs zwangsläufig mit persönlichen Daten verknüpft werden, und dadurch einfacher auszuwerten sind.

Ausserdem sehen Datenschützer auch die Payback-Karte ungern.

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Andreas 7. Oktober 2008 um 16:05

@lucky/luke
> Die Empfehlungen von Amazon werten lediglich Daten aus,
> die sowieso gespeichert sind, und die auch gespeichert
> werden müssen

Aha.
Der gesamte Clickstream sind also Daten, die \“gespeichert werden müssen\“. Wieso das? Wozu ist dies notwendig?
Amazon hat maximal Daten zu speichern, die für die Abwicklung des Bestellvorgangs notwendig sind. Im besten Fall werden diese nach Abschluss des Geschäfts gelöscht.

Das \“Argument\“ \“werden doch sowieso\“ gespeichert\“ ist ebenfalls keines, denn gerade im Bereich der IT ist nahezu _alles_ gestaltbar. Logging kann man an- und ausknipsen. Ganz einfach.

> Ob Amazon die Auswertungen dem Besucher anzeigt oder
> nicht hat meiner Meinung nach wenig Einfluß auf den
> Datenschutz.

Dies bedeutet, Sie haben nicht verstanden, was \“informationelle Selbstbestimmung\“ heißt.
Denn es beginnt bereits damit, daß jeder einzelne darüber zu verfügen hat, ob und welches Datum von ihm erhoben wird, und geht weiter hin zum Auskunftsrecht über diese Daten. Zumindest in Ländern, in denen es noch so etwas wie einen Hauch Datenschutz gibt.
Es geht dabei nämlich eben nicht etwa nur um missbräuchliche Veröffentlichung, wie Sie mit dem Beispiel afterbuy andeuten.

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M. 7. Oktober 2008 um 18:03

@lucky/luke: Die Aufbewahrung von Rechnungsdaten über die zehn Jahre einmal außen vor: Clickstreams lassen sich anonymisieren und damit dennoch auswerten. Tut Amazon dies? Man weiss es nicht, ich glaube eher nicht.

Rechnungsdaten dürfen nach zehn Jahren gelöscht werden, müssen es aber nicht. Ich würde mir wünschen, dass bei Privatkundengeschäften eine Löschung nach zehn oder elf Jahren zur Pflicht wird, wenn der Kunde nicht explizit auf die Vorhaltung der alten Daten besteht. Ich möchte mir nicht in fünf Jahren einmal im Jahre 1997 bei ABC bestellte Chemiebücher dem Verfassungsschutz erklären müssen. Es spricht ja nichts dagegen, alte Rechnungsdaten zu anonymisieren und so für Statistiken weiter nutzbar zu machen.

Ich wünsche mir, dass Unternehmen, die sich explizit an deutsche Kunden richten, darlegen müssen, nicht nur nach welchem Recht sie Verkäufe abwickeln, sondern auch wo und nach welchem Recht der Datenschutz oder eben -nichtschutz erfolgt.

Beim aufdringlichen Krawattenverkäufer brauche ich keine Angst zu haben, dass er jede Hemd-Krawatte-Kombination speichert und für fremde Geheimdienste zugänglich speichert. Beim Buchhändler ums Eck muss ich nicht damit rechnen, dass er die von mir angesehenen Chemiebücher dem Schäuble durchkabelt.

Neue Situationen erfordern neue Maßnahmen. Leider sind die Politiker, deren Aufgabe die Anpassung des Datenschutzes an die neuen Zeiten wäre, vom Datenschutz nicht gerade begeistert, weil sie gerne selbst in den daten nach Terroristen, Bombenlegern und §129a-Subjekten wühlen. Mündige Verbraucher müssen daher selbst anfangen, unangenehme Fragen zu stellen. Und wenn da ein Datenschutzbeauftragter hilft, ist das zu begrüßen.

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quer 7. Oktober 2008 um 18:12

Ich gehe absichtlich nicht (mehr) auf die Diskussion ein, denn vielleicht ist Herr Knüwer zum Troll mutiert. Er erfüllt immerhin plötzlich einige Eigenschaften eines solchen:
*Generiert Diskussion durch einfache Thesen, die nur wortreich zu widerlegen sind
*Ignoriert Anworten, geht der Diskussion selbst aus dem Weg
*Wiederholt auch bereits widerlegte Thesen, anstatt sie argumentativ zu untermauern

Die Gründe dafür konnen sehr vielfältig sein:
*Braucht mehr page impressions
*Braucht Argumentationsweisen für Datenschutz und bekommt sie so frei Haus (crowd surfing)
*Ein Datenschützer hat sich an der Supermarktkasse vorgedrängelt, dann lautstark über Payback lamentiert und alle aufgehalten
*Der betriebseigene Datenschutzbeauftrage hat einen Witz über Herrn Knüwer gemacht/steht auf seinem Lieblingsparkplatz/…
*Sensibilisierung und Mobilisierung seiner Leser für Datenschutz (agent provocateur)
*Die Beiträge bilden den Auftakt zur großen Datenschutzwoche im Zeichen des Weltaktionstages \“Freiheit statt Angst\“ an diesem Samstag
( www.freiheit-statt-angst.de )

Mir persönlich wären die beiden letzten Möglichkeiten die liebsten. Trotzdem gilt: Don\’t feed the troll!

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Kurt Schwab 7. Oktober 2008 um 18:14

Besonders intelligent kann das datengestützte Vorschlagswesen nicht sein, da es mir noch immer Bücher und Videos von \“Bob der Baumeister\“ vorschlägt. Es stimmt allerdings, dass ich vor acht Jahren, als meine Kinder noch kleiner waren einige Artikel aus dieser Reihe gekauft habe.
Ansonsten bin ich persönlich sehr dankbar für Vorschläge und Empfehlungen, die für mich persönlich erstellt werden. Ich denke nicht, dass ich ein lohnendes Ziel für die Nachforschungen von Nachrichtendiensten bin. Schon als junge Offiziersanwärter haben wir ständig darauf gewartet, dass uns dralle weibliche Stasi-Offiziere verführen um uns die Geheimnisse unserer Landesverteidigung zu entlocken. Sie sind aber nie gekommen.
Wer Paranoia entwickelt, sollte grundsätzlich das Haus nicht mehr verlassen, weil die Straßen, Bahnhöfe und U-Bahnstationen sind voll von Videoüberwachungskameras.
Für meine Person ersuche ich mit einem ausdrücklichem \“opt in\“ an alle Unternehmen, mir bitte die Werbung zuzustellen, die mich mit hoher Wahrscheinlichkeit anspricht. Dafür dürfen sie auch einige Daten von mir speichern. Angesichts der Datenmengen, können sie ohnedies nur nach Profilen suchen. Es sei denn, eine dralle weibliche Spionin arbeitet verdeckt im Versandhandel und möchte mir meine Geheimnisse entlocken:).

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ajku 7. Oktober 2008 um 18:17

Wenn das lanu wüsste … 🙂

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Jeeves 7. Oktober 2008 um 19:45

Auch ich will das nicht. Nicht wegen \“ausspionieren\“, sondern weil ich mich als kleiner Junge oder BlödZeitungs-Leser behandelt fühle.
Und oft sind diese \“Tipps\“ tatsächlich daneben: Da hab ich vor Weihnachten etwas für ein achtjähriges Kind einer entfernten Bekannten bestellt, und seit dem bekomm ich jedesmal ähnlichen Kinderkram als Vorschläge. Der mich natürlich überhaupt nicht interessiert.
Es ist also nicht nur lästig sondern auch noch dämlich, das \“Erinnerungs- \“Programm von Amazon. Wie auch sonst?
Drum: einfach nicht beachten.
Beim Buchhändler hat mir noch NIE jemand was vorgeschlagen (!), und ich geh\‘ in Buchläden, seit nunmehr 57 Jahren. Und kauf dort sogar reichlich. Denn ich weiß meist was ich will.

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Weltenweiser 7. Oktober 2008 um 22:09

Es ist natürlich grundsätzlich etwas sehr verwegen, etwas als datenschutzrechtlich okay zu bezeichnen, weil es sich eine Mehrheit von Kunden wünscht. Andererseits kann man sich auch Schlachten liefern, die seltsam sind. Es wird teilweise so debattiert, als ob man bei Amazon einkaufen müsste. Peinlich wird die Debatte, wenn man versucht, einem wichtige Links unterzuschummeln.

Ich bin dann mal weg. Meine Bäckerin, die mir gern eine Schnecke einpackt, weil ich die fast immer bestelle, ohne vorher zu fragen, darf ich wahrscheinlich in Notwehr erschießen, oder?

Kommt mal runter.

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Stefan 7. Oktober 2008 um 22:45

Völlig richtig. Viele Datenschützer vergessen, dass niemand niemanden zwingt, bei Amazon einzukaufen. Jede Buchhandlung bestellt auch das Fachbuch. Wir sind ein freier Markt.

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Prospero 7. Oktober 2008 um 23:11

Bücher sind hier in Deutschland preisgebunden – in der Regel, sofern es nicht um Remittenden geht. Insofern kann man, wenn es NUR um Bücher geht und nicht um CDs oder sonstigen Kram natürlich einen Bogen um Amazon machen und beim Buchhändler im Ort einkaufen.

Allerdings hat Thorsten insofern Recht, als auch der Buchhändler vor Ort nach einiger Zeit den Geschmack seines Kunden kennen wird – nein, nicht die Kettenbuchläden, aber vielleicht die auch, je nachdem – und dann das tut, was sein Geschäft ist: Empfehlen und verkaufen.

Und ob das die anderen Onlinebuchhändler nun anders machen oder was die mit den Daten machen bezweifle ich ja dann auch, selbst wenns BOL sein sollte…

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Tom 8. Oktober 2008 um 9:09

Auch wenn ich zehn Jahre in der gleichen Buchhandlung einkaufe, muss der Laden noch nichtmal meinen Nachnamen wissen.

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Textkoch 8. Oktober 2008 um 9:46

Es ist eigentlich immer das gleiche Problem: Wo Daten gesammelt werden, entstehen früher oder später Begehrlichkeiten Dritter. Was verhindert, dass im Rahmen von sehr weitgehenden Antiterrorgesetzen staatliche Institutionen die Amazon-Datenbanken nach bestimmten Interessenprofilen durchforsten, die..nunja..irgendwie verdächtig erscheinen (Pilotenlehrbücher, Koran, Erbschaftsrecht)?

In Deutschland gut zu beobachten ist das bei den Daten des Mautsystems. Wo es sie schon mal gibt, ist Ihr Gebrauch zur Fahndung nach Kapitalverbrechern inzwischen erlaubt, auch wenn zuvor stets versichert wurde, dass genau dies nicht geschieht. Mutmaßliche Terroristen und Kindermörder sind in diesem Zusammenhang immer die Early-Adopters, bis man nach Jahren der Gewöhnung nichts mehr daran findet, auch den gewöhnlichen Ladendieb mittels Mobilfunk-Bewegungsprofilen zu verfolgen.

Das alles stellt das Grundprinzip des Rechtsstaates auf den Kopf, in dem es ausreichend Verdachtsmomente geben muss, um polizeileiche Ermittlungen zu rechtertigen. Methoden der Business-Intelligence im Auftrag der Justiz schaffen aber erst diese, vom individuellen, anlassbezogenen Verhalten gelösten Verdachtsmomente.

Deswegen ist der erwähnte Grundsatz der Datensparsamkit so wichtig und deswegen sind große Datensammler wie zum Beispiel Amazon zu kritisieren, denn selbst wenn ich Amazon vertraue, sieht das bei unserem Innenminister schon anders aus. Und natürlich sind große Datentöpfe, wie sie Amazon besitzt, für die Strafverfolgungsbehörden attraktiver, als die Abodaten kleiner Verlage. Und übrigens: Die KfZ-Daten der Deutschen braucht niemand von den Autohändlern und -herstellern einzusameln, die besorgen sich Interessenten zentral und ganz legal beim Kraftfahrzeugbundesamt, eine in der Tat wichtige Quelle zur Generierung so genannter Kaufkraft-Daten (und -Karten).

Um es zuzuspitzen: Man stelle sich das Wissen von Amazon und andere großen Datensammlern mal in einem System wie in der DDR vor. Das sind doch Dinge, von denen die Stasi geträumt hat. Auf Knopfdruck Interessen- und Kaufprofile: Wer interessiert sich für welche Bücher?

Diese (zugegeben) Worst-Case Szenarien sind bei einem Einzelhändler, der mich auf Wunsch berät und deswegen ein paar mündliche Infos von mir bekommt, aber schlicht nicht denkbar. Wie man diesen Unterschied nicht sehen kann, ist mir ehrlich gesagt unerklärlich.

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Mirko 8. Oktober 2008 um 14:56

Thomas: Darf man die Amazon-Vorschläge kritisieren, obwohl sie viele andere Menschen mögen und praktisch finden? Darf man datenschutzrechtliche Bedenken anmelden und trotzdem Google-Mail benutzen? Darf man gegen die bundeseinheitliche Steueridentifikationsnummer sein und trotzdem SPD wählen? [endlos lang fortsetzbar]

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mariana mayer 8. Oktober 2008 um 15:48

Im Prinzip genau das gleiche: den Ureinwohner wird Blut abgenommen um die Gene oder anderes zu untersuchen.
Es wird Wissen abgesogen.

Hier werden unsere Daten verteilt. Das wußten doch die meisten Einzelpersonen schon immer.

Durch EDV ist das ganze lediglich systematisch möglich, der gläserne Mensch. Störend ist: Die Bürokratie. Wenn sowieso alles bekannt ist, warum muüssen ständig Formulare ausgefüllt, Belege eingereicht usw. werden. Insbesondere wenn etwas zu bekommen ist was eine mzusteht. Habe ich etwas zu tuen oder zu bezahlen steht sie auf der Matte, habe ich etwas zu erhalten muss ich Belege ausfüllen, Formulare kopieren … Also dann bitte gleichverteilt. Wenn ich etwas zu bekommen habe, dann bitte auch automatisch.

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mariana mayer 8. Oktober 2008 um 15:51

Was ist mit Abo-Kundendaten, die Verlage verkaufen, wird ein Blatt eingestellt?

Ich gehe davon aus, dass das HB meine Daten entsprechend den Gesetzen behandelt. Herausgabe persönlicher Daten: Nein, nur im Falle einer schweren Straftat, z.B. Kinderhandel.

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sanddorn 8. Oktober 2008 um 20:27

Im Laden kann ich dem Verkäufer sagen das ich verdammt nochmal nur ein Hemd möchte! Bei Amazon geht das nicht, keine Ahnung wer diese Funktion heiß liebt – ich jedenfalls nicht.

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Daniel Schultz 9. Oktober 2008 um 18:34

Bei Amazon kaufe ich nicht ein. Sollte Thomas Knüwer nicht irgendwo auf das verwendete Google-Analytics hinweisen. Auf handelsblatt.com finde ich es auch nicht. Dort werden aber die Daten auch \“nur\“ an nuggad, ivwbox und doubleclick gesendet.

Das erinnert mich an den Kaufmännischen Leiter einer anderen deutschen Tageszeitung, der mir dazu noch eine Stellungnahme zukommen lassen wollte.

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Tom Spiegel 9. Oktober 2008 um 21:52

Dass Thomas Knüver den Alexander Dix hier so persönlich angeht, könnte damit zusammenhängen, dass dieser als Berliner Beauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit eben nicht nur Amazon, sondern insbesondere auch StudiVZ (zu Recht) im Visier hat – und die gehören mit zu Holtzbrinck.

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Thomas Knüwer 10. Oktober 2008 um 7:54

Huuuu – Verschwörungstheorie. Sorry, aber, Blödsinn.

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quer 10. Oktober 2008 um 10:02

Guten morgen Herr Knüwer,
Schön, dass sie sich doch noch zu Wort melden, aber warum antworten sie nur auf den Kommentar, der für längerfristige Leser von sich aus als Blödsinn zu erkennen ist und nicht auch auf gut begründete wie z.B. von Andreas (07.10.2008 – 12:35), der im letzten Beitrag zum Thema schon sauber argumentiert hat, oder Textkoch (08.10.2008 – 09:46), der sie in seinem Blog inzwischen auch erwähnt?

Mein Eindruck verstärkt sich, dass sie nur provozieren wollen.

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