Der August ist ja ein merkwürdiger Monat. Früher war einfach ein bisschen weniger los. Dieses Jahr aber haben viele Menschen das Gefühl, der deutsche August ähnelt mehr und mehr seinen Gegenstücken in Frankreich und Italien: Das Sommerloch ist so allgegenwärtig, dass es nicht mal richtig gute Sommerlochgeschichten gibt.
Und so stellt sich ein gewisses Gefühl der Leere ein. Es fehlt etwas. Zum Beispiel mal wieder ein Schneider, das wär doch schön. So nen richtiger Norbert. Eben eine Aktion, die beweist, wie unendlich unkundig die Landesanstalt für Medien NRW in Sachen Internet ist. So wie beim Web-TV, dem Streaming, Pornographie, oder der Verwunderung darüber, dass ihn jemand ernst nimmt.
Mit dem heutigen Tage endet der gefühlte August. Norbert Schneider is back at the Schreibmaschine – und hat gleich mal ein Briefchen an Google geschickt. Der freie Straßenverkehr ist ein Unding. Wir müssen uns dagegen zur Wehr setzen. Denn über Straßen fliehen Bankräuber und Geschwindigkeitsübertreter, auf Straßen kommen Menschen um, über Straßen fahren Diktatoren und Nazis. Es wird Zeit diesem Umtrieb Einhalt zu gebieten: Bringen wir den Staat endlich dazu, die Zufahrt zu jeder Art von Straße zu reglemtieren.
Ja – da lesen Sie, was? Ich habe gelernt. Von Norbert Schneider. Der hat nämlich, wie ich im Westen lese, einen Brief an Google geschickt. Grund: Der verabscheuungswürdige Dienst Rotten Neighbour verwendet das Material von Google Maps. Dieses ist für jeden frei zugänglich, was ja eigentlich sehr schön ist.
Geht Schneider nun also hin und schreibt an Rotten Neighbour, US-Medienaufseher oder Medienprofessoren? Nein, das wäre zu einfach, zu klar, zu logisch. Ein Norbert Schneider ist so nicht. Er schreibt an Google: „Google sollte sich nicht daran beteiligen, dass nun ein digitaler Pranger eingeführt wird.“ Und, wie es in der Pressmitteilung heißt: „Schneider äußerte die Hoffnung, dass Google dafür sorgen werde, die denunziatorischen Möglichkeiten des Portals zu beseitigen.“
Das ist zwar ziemlich gaga, aber von hohem Unterhaltungswert. Was sollte Google etwas gegen Rotten Neighbours tun? Karten sperren, aus den Sucherergebnissen nehmen – gut, das ginge, wäre aber eine inhaltliche Beurteilung und die ist immer ziemlich heikel. Aber die „denunziatorischen Möglichkeiten beseitigen“?
Vielleicht sollten wir Norbert Schneider zum Maskottchen des Web 2.0 ernennen. Zumindest aber sollte er mal geehrt werden, vielleicht mit dem Goldenen Waldi Hartmann am Bande.
Weiter so, Herr Schneider! Auf dass niemals mehr August werde!
Ach so, Sie, lieber Leser, werfen ein, die LFM sei ja gar nicht für das Internet so richtig zuständig? Ach, das hat diesen Institutionszombie noch nie gestört.
Kommentare
Uwe 22. August 2008 um 14:52
Sehr lustig. Wer im Business mit Google zu tun hat, kennt die Problematik der Erreichbarkeit. Bei Google jemanden (außer dem Sales) persönlich zu sprechen ist so gut wie unmöglich. Insofern muss ich wirklich darüber Schmunzeln, wenn ein Brief aus Deutschland an \“Herrn Google\“ geht mit der Bitte, mal schnell Google Maps für eine einzige Applikation zu sperren, weil man die in NRW nicht schick findet. Viel Spaß beim Weiterträumen…
Jenny 22. August 2008 um 15:59
Sich bei Google über Rottenneighbour zu beschweren, ist wie sich bei der Firma Zwilling zu beschweren, dass jemand mit einem ihrer Messer umgebracht wurde – Unsinn.
Ihr Beitrag enthält aber kaum mehr Sinn. In meinen Augen ist er eher eine Bestätigung für das, was Ende Juli Spiegel Online über die Bedeutungslosigkeit deutscher Blogger schrieb und hier ja auch diskutiert wurde.
Der Beitrag ist reine Polemik und lässt sowohl jedwede Hintergrundinformation über die Motivation der Landesmedienanstalten in Richtung Internet-Regulierung als auch Argumente, welche die Diskussion um das Thema Internet-Regulierung voranbringen könnten, vermissen.
Falls Sie diesen Anspruch mit Ihrem Blog eventuell ja gar nicht verfolgen, streichen Sie die Kritik. Dann ist Ihr Beitrag nicht mehr als ein \“Ha, ha, der komische Schneider!\“ und Sie kommen über das inhaltliche Niveau einer \“Bravo\“ nicht hinaus. In dem Fall wären Sie allerdings gar nicht so weit von Rottenneighbour entfernt.
Julius Jenner 23. August 2008 um 8:31
Wo leben Sie denn, Jenny? Was ist denn an Kritik und Polemik auszusetzen?
Und die Motivation der Landesanstalt in Sachen Internet-Regulierungen finden Sie in Knüwers alten Beiträgen. Die haben nur Angst um ihren Job.
Mir scheint, Sie haben nicht ganz begriffen, wie Verlinkungen und Weblogs funktionieren. Wenn Sie jedes Mal die Welt erklärt haben wollen, lesen Sie Wikipedia.
Chat Atkins 24. August 2008 um 14:59
Ach, Gott, ach, Gott – Jenny de Profundis und \’die Motivation der Landesmedienanstalten\‘. Ich denke mal, die glauben dort schlicht, dass für sie alles gut sei, was dem bösen Google-Kraken schadet, der auf ihren angestammten Claims mit seinen Tentakeln winkt …
Helmut Streit, Bad Kissingen 27. August 2008 um 11:30
Ich möchte mir gern selbst ein Bild von rotten
neighbours Machen. Wer kann mir helfen, auf diese
Seite zu kommen(nicht als rotten, nur als User)
Thomas Knüwer 27. August 2008 um 12:08
Theoretisch können Sie das unter www.rottenneighbor.com – allerdings ist die Seite derzeit nicht erreichbar, wie schon häufiger.