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Große Werbeagenturen, die arbeiten doch einigermaßen professionell. Kennen die schlichtesten Grundlagen, sagen wir mal, des Internets. Denkt man. Stimmt aber nicht. Wie die Agentur Grey in einer die Lehrbücher schon bald füllenden Mischung aus Unverschämtheit und Dummheit vorführt. Kurz vor meinem Urlaub bin ich sprachlos. Sprachlos, dass im Jahre 2008 ein wirklich nicht kleiner Marketing-Berater so agiert wie die Werbeagentur Grey.

Ein guter Freund mailte mir einen Artikel aus dem Westen zu. Darin geht es noch einmal um die Werbekampagne „Ruhr hoch n“, die ich ja schon der kleinen PR-Agentur am Rande der Stadt zuschrieb. Entworfen wurde sie von Grey – und traf auf mächtig Kritik.

Nun trug sich folgendes zu, das ich einfach mal aus dem Westen zitiere:

„Die Kritik am Revier-Slogan „Ruhrn TeamworkCapital” war groß. Weshalb sich die 70 im Initiativkreis Ruhrgebiet vertretenen Unternehmen der Region am Mittwoch auf eine Überarbeitung verständigten. Und siehe da, Änderungen wie „Ruhr®” statt „Ruhrn” stießen sogleich auf breite Zustimmung in der Bevölkerung.

Dieser Eindruck zumindest entsteht beim Nachlesen von Kommentaren im Internet. Auf www.DerWesten.de , dem Portal der WAZ Mediengruppe, fanden sich zu einem Bericht gleich nach dessen Veröffentlichung fast ausnahmslos wohlwollende Reaktionen. Wie die WAZ jedoch aus informierten Kreisen erfuhr, wurden 15 dieser Kommentare an ein und demselben Rechner geschrieben. Und dieser Rechner steht in Düsseldorf, bei der Werbeagentur Grey.

Ein pikanter Umstand, denn Grey und sein Chef Frank Dopheide sind vom Initiativkreis mit der Kampagne-Entwicklung beauftragt worden. Auf Nachfrage erklärte er: „Es kann sein, dass einzelne Mitarbeiter Kommentare abgegeben haben, aber nicht Grey als Unternehmen.”“

Ja, ja, nicht offiziell war das, haben halt ein paar Leute rumgespielt, kann halt passieren. Solche Ausreden kennen wir ja seit Jamba und Spreeblick. Nein, das ganze ist keine Kleinigkeit. Es ist keine Kleinigkeit, dass Grey-Mitarbeiter Astroturfing für Blöde betreiben, dass sie nicht wissen, was IP-Adressen sind und wie diese aufgezeichnet werden. Es ist keine Kleinigkeit, dass sie meinen, öffentliche Diskussionen manipulieren zu müssen. Und es ist keine Kleinigkeit, dass der Kopf dieser Agentur nicht mal den Anstand hat, sich mit einigermaßen großer Geste zu entschuldigen.

Dürfen wir Grey als dümmste Werbeagentur des Jahres küren? Schon jetzt, im Mai? Meine Stimme zumindest haben Herr Doppheide und sein Team.


Kommentare


Frank 16. Mai 2008 um 11:08

Bin dafür!

So einer Agentur sollte man keinerlei Onlineaufträge mehr antrauen.

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Erfolgs-Blogger 16. Mai 2008 um 11:15

(x) menschlich
(x) saublöd
( ) kann passieren
(x) darf nicht passieren
(x) Jehova

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Jochen Hoff 16. Mai 2008 um 11:28

Nein. Die sind nicht blöd. Die brauchen Aufträge und Gewinne um jeden Preis. Da wird nicht mehr nachgedacht. Da wird gehandelt. In Panik.

Ach ja. Da es keine Folgen haben wird, wird es beim nächsten Mal schlimmer. be berlin ist ein schönes Beispiel.

Das was gemacht wurde ist Betrug und Manipulation. Findet sich im Privatleben am Kartentisch ein Falschspieler fliegt er raus und braucht nie mehr wieder zu kommen. Wenn er Pech hat gibt es auch noch einen körperliche Ermahnung. Hier passiert nichts.

Genau wie bei der Welt die einfach Werbeinhalte als eigenen Content verkauft. Wir haben uns mit der Korruption abgefunden. Deshalb brauchen wir uns auch nicht mehr zu beschweren.

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Ann-Christin Zilling 16. Mai 2008 um 11:43

Gleich als dümmste Agentur der Republik – das ist mir zu dick. Wie hysterisch. So ein Fehler hätte auch anderen passieren können. Ist es aber nicht. Danke an Grey und Danke an den harten Thomas Knüwer. Wieder einmal sind wir sensibilisiert dafür, wie man\’s nicht macht. Deshalb ist Grey trotzdem ein ordentlicher Laden.

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Lukas 16. Mai 2008 um 11:46

Ich finde den neuen Ansatz schon bedeutend besser als \“Ruhr hoch n\“, aber nach dieser Aktion traut man sich ja kaum noch, das zuzugeben.

Au weia.

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RheinRuhrLänder 16. Mai 2008 um 11:56

Ich sach nur Peinlich hoch n:-)

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Oliver Meyer 16. Mai 2008 um 12:13

Das Frau Zilling von OgilvyOne kein Problem mit einer Firma hat, die Astroturfing einsetzt, sollte nach dieser Geschichte
http://blogbar.de/archiv/2008/01/18/eklig-oglivy-ecca-und-die-pharmalobby-auf-blogbeschleimung/
nun auch nicht wundern…

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Henning 16. Mai 2008 um 13:58

Frau Zilling hat Recht, so ein Fehler hätte auch anderen passieren können, z.B. Ogilvy:

http://www.ognibeni.de/2005/02/is-ogilvy-mather-testing-bullshit-marketing-for-american-express/

Ich frage mich, warum diese Agenturen aus den Fehlern nicht lernen?

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Michel Steinberg 16. Mai 2008 um 14:09

peinliche nummer, vor allem für den kunden. wobei ich persönlich \“ruhr hoch n\“ besser finde als \“ruhr hoch r\“, weil es doch viel logischer ist.

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Gelöscht 16. Mai 2008 um 14:30

***Hier stand ein dummer kommentar.***

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SvenR 16. Mai 2008 um 15:07

Ich wusste bislang nicht, dass es einen eigenen Namen für diese Dummheit gibt: Astroturfing (oder habe ich da was komplett falsch verstanden?).

Auf der anderen Seite bin ich aber sehr froh, dass die so beschränkt sind. Man stelle sich vor, die wären einfach alle nach Hause oder in das Internetcafe umme Ecke gegangen und hätten sich selbst bejubelt.

Wenn man dan inflagranti erwischt wird auch noch so einen Käse von sich zu geben – streichen Sie bitte das vielleicht im Titel dieses Artikels, Herr Knüwer.

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Marc 16. Mai 2008 um 15:38

@SvenR: Ja, gibt es. Und es hat eine so schöne Namensentstehung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Astroturfing

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Sascha Stoltenow 16. Mai 2008 um 17:09

Für alle Verschwörungstheoretiker:
Die Profits von Grey und Ogilvy packt sich jedes Jahr Martin Sorell in sein Geldköfferchen. Ordentlich.

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cpier 16. Mai 2008 um 17:59

Bei so vielen tollen Ideen kann man sich ja wirklich nicht entscheiden. Deshalb mein persönlicher Vorschlag

\“WIRsindC@pital®\“.

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stefano picco 16. Mai 2008 um 18:28

Wirklich peinlich, sowas kann aber immer wieder mal paßieren, doch hier gilt eindeutig, zum falschem Zeitpunkt am falschem Ort gewesen 🙂

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Jürgen Siebert 16. Mai 2008 um 21:58

»Wenn jetzt das n gegen ein R ausgetauscht wird, halten die Verantwortlichen an der Form fest, und tauschen einfach den Inhalt aus. Ist das Ruhrgebiet jetzt die Region des Rechtsschutzes und der Markenzeichen? Das nenne ich einen Sieg des Designs über den Inhalt (= Dekoration, siehe unten) … und der Sieg der Gremien über eine selbstbewusste Entscheidung. Das Ergebnis kann nur ein Pups im Weltall werden, und die Beteiligten glauben auch noch, damit glücklich zu sein.«

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Kommentator 17. Mai 2008 um 7:14

Meine Version der Geschichte: Der Chef der Agentur wird wirklich nicht gewußt haben, welche Dummheiten da gerade betrieben werden – der gleiche Chef könnte aber auch für den intern wehenden eisig-arroganten Wind aus Kostendruck und Führungsschwäche (mit-) verantwortlich sein, der Mitarbeiter zu solchen Handlungen treibt aus Angst, sich die nächste Kündigung vom Geschäfts\“Führer\“ androhen lassen zu müssen.

Der Fisch fängt immer vom Kopf her an zu stinken. Wenn der Kopf stinkt, macht der ganze Fisch nichts her.

Meine Version ist Spekulation. Seit ich vor einigen Tagen von der Auszubildenden bei JvM hier im Hamburg las, die es normal fand, regelmäßig 12 und 16 Stunden am Tag zu arbeiten, und das als Azubine, traue ich der Branche alles zu und frage ich mich: Werber – gibt\’s die auch mit Hirn?

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Sven 17. Mai 2008 um 10:52

\“Dürfen wir Grey als dümmste Werbeagentur des Jahres küren?\“

Ich würde abwarten – da kommt sicher nochwas. Ich habe da vollstes Vertrauen in die Kreativität der Branche.

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Paul 17. Mai 2008 um 22:27

Schon vor Jahren hat die Agentur Grey in Düsseldorf vergeblich versucht, den Slogan \“Dussel hoch n\“ zu verwirklichen. Daran sind sie kläglich gescheitert, was auch kaum wundert. Eher würde der Düsseldorfer \“Kölsch\“ trinken. Man könnte fast zu der Erkenntnis gelangen, der Ideenreichtum der Agentur ist genau so gestaltet wie ihre Homepage: einfältig grau ! ( muß man gesehen haben )

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Frank Weiß 18. Mai 2008 um 16:36

Was geschah denn vergleichbares bei Jamba und Spreeblick?

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Malte 18. Mai 2008 um 20:11

@Frank Weiß:
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,335622,00.html

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Thomas Heyen 18. Mai 2008 um 21:27

\“Grey – die vielleicht dümmste Werbeagentur der Republik?\“ im Blog des Handelsblatt zu lesen, ist schon ein Schmunzeln wert. Gerade im Hinblick auf den Umstand, dass Grey betreuende Agentur des Handelsblatt ist. Fragt sich, wie lange noch?

http://www.ubartholmoes.de/2008/04/02/selbstbewusste-handelsblatt-kampagne/

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Paul 18. Mai 2008 um 21:33

Und von wegen, man habe nicht gewußt, daß die Lobhudeleien über den \“gelungenen\“ Namensstreich aus der eigenen Agentur gekommen sind. Wie sagt man doch so schön: \“Der Fisch stinkt immer am Kopf zuerst!!!

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Axel Porsch 19. Mai 2008 um 11:09

Nun ja, bei Ogilvy ist Frau Zilling nicht mehr tätig aber Ihre valide Einschätzung zu Blogs und deren Qualität und Nutzen gab Frau Zilling im medienhandbuch.de vom 17.03.2005 zum Besten:

medienhandbuch.de: Welche spezifischen Vor- und Nachteile bieten Blogs darüberhinaus für Unternehmen?

Zilling: Ein Vorteil kann Glaubwürdigkeit sein. Ein weiterer Vorteil ist, dass eine gute PR-News, die eine Veröffentlichung in einem Blog wert ist, durch die Verknüpfungen ein Vielfaches an Publicity erfahren kann. Im negativen Fall können das natürlich auch Nachteile sein. Dadurch, dass Blogs nicht unbedingt von Profis gemacht werden, steht es mit der journalistischen Sorgfalt nicht immer zum Besten. Für Unternehmen ist es schwierig, auf Falschmeldungen wirkungsvoll zu reagieren.

Und Grey Spam Supporters: Avanti, Dilettanti!

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acies 19. Mai 2008 um 11:41

Ich sach ma: so mancher Brummi-Fahrer hätte sich seinen Berufswunsch vielleicht reiflicher überlegt, wenn ihm bewusst gewesen wäre, dass heute alle 100 Kilometer ein dummer Landes-Claim an der Autobahn rumsteht.

\“Land der Horizonte\“
\“Urlaub, so weit das Auge reicht\“
\“Metropole Hamburg. Wachsende Stadt\“
\“Bremen erleben\“
\“MV tut gut\“
\“Sie kennen unsere Pferde. Erleben Sie unsere Stärken\“
\“bbbbe.berlin\“
\“Nordrhein-Westfalen. Zusammen. Stark\“
\“Ruhr(R) TeamworkCapital\“
\“Brandenburg. Offen für Macher und Gründer … Ideen und Perspektive … Entdecker\“
\“An Hessen führt kein Weg vorbei\“
\“Sachsen Anhalt. Wir stehen früher auf\“
\“Sachsen. Land von Welt\“
\“Deutschlands starke Mitte\“
\“Wir machen\’s einfach\“
\“Saarland. Schön, dass Du da bist\“
\“Wir können alles außer Hochdeutsch\“
\“Ich bin ein Sächsist\“
\“Berlin. Wir fahren nach Berlin\“

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textexter 21. Mai 2008 um 10:17

Es gibt weitaus dümmere Agenturen als Grey. Zum Beispiel jene kleine Düsseldorfer Agentur, die eine komplette Kampagne aus den USA 1:1 abpauste und daraufhin zum \“Kupferstecher der Nation\“ von der Fachpresse gekürt wurde. Die kolossale Pleite 1 Jahr danach war nur folgerichtig. Vom Staatsanwalt verfolgt, logen sie vor Gericht und wurden zu Geldstrafen verurteilt.

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Dominik 21. Mai 2008 um 16:36

Nee, echt mal – einer Agentur, die normalerweise so sehr auf ihr Image pocht und sich rühmt, zu einer der besten zu gehören, darf so etwas auf gar keinen Fall passieren. Ich verstehe nicht so ganz, wieso der ein oder andere da beide Augen zudrückt, denn so eine Art und Weise ist absolut unprofessionell…

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devox 28. August 2008 um 17:21

das ist ja herrlich, wundervoll! leider habe ich es erst heute gelesen… tja, auch eine art zustimmung zu generieren… jaja, ich sags ja immer, lieber viele kleine als ein großer der sich um alles kümmert.

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Grey auf dem Platz der Social Media-Irrungen 9. April 2013 um 9:52

[…] wird Grey behaupten, dies sei eben ein einzelner Mitarbeiter gewesen. So wie schon 2008. Dann aber müssen sich die Düsseldorfer fragen lassen, ob es immer noch keine Social Media […]

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