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Es muss erlaubt sein, deutlich zu fragen, ob Frank Schirrmacher, Mit-Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, jedwede Haltung zu Gunsten des Scheinwerferlichts abgelegt hat. Einen habe ich gesehen. Einer hat gestern nicht geklatscht in der Düsseldorfer Stadthalle, bei der Bambi-Verleihung. Wäre er sitzen geblieben, hätte dieser Unbekannte meinen vollen Respekt.

So aber ging er unter, als alle aufstanden und klatschten. Standing Ovations für Tom Cruise. Nun ist Cruise ohne Frage ein grandioser Schauspieler, zumindest aus meiner Sicht. Doch er ist eben auch mehr: bekennender Scientologe. Und die Scientology-Organisation ist – milde gesprochen – höchst umstritten, sie steht unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. Grund: Anhaltspunkte für Bestrebungen gegen die freiheitliche Grundordnung (aktuelle Details gibt es hier).

Nun ist es eines, dass Cruise den Bambi bekommt. Der Bambi ist ein willkürlich verliehener Preis mit ständig wechselnden Kategorien, wer prominent ist und zur Verleihung kommt, kriegt halt einen. Hubert Burdas beste Freunde werden besonders bedacht, ansonsten scheint es nur um Massenwirksamkeit zu gehen. Dass ein öffentlich-rechtlich subventionierter Privatsender diese Werbeveranstaltung eines Verlages auch noch überträgt, wäre noch mal eine gesonderte Diskussion wert. Oder dass die Stadt Düsseldorf einen sechsstelligen Betrag für Lichtkünstler rauswirft, der vorhersehbar versagt.

Nein, hier soll die Rede sein von Frank Schirrmacher. Dass der „FAZ“-Herausgeber sich bei solch einer Gala blicken lässt, war mir bisher nicht bekannt. Gestern aber verlieh er ein Gold-Reh – an Tom Cruise. Und er setzte zu einer Lobeshymne an, die mir den vorher gesehenen Sieg meines geliebten HSV gleich wieder verdarb.

Denn Schirrmacher bezeichnete den Preis als „richtig und zwingend“, bejubelte Cruise dafür, das Image der Deutschen im Ausland zu polieren. Gerade so, als ob er den Film „Valkyrie“ schon gesehen hätte – was mutmaßlich nicht der Fall ist. Schärfstens werde Cruise attackiert, sagte Schirrmacher, und er kenne keinen, der doch so nett und freundlich bleibe. Eine Aussage, die auch gut in den „Paten“ gepasst hätte.

Cruise sei ein aufrechter Mann im Sinne Hemingways, erklärte Schirrmacher. Dabei umging er die Frage, warum Cruise so umstritten ist in den Feuilletons; Nicht, weil er als Amerikaner einen Deutschen spielen will, sondern weil er eben Mitglied einer höchst fragwürdigen Organisation ist.

Dann kam Cruise und bestätigte die Bedenken. Manchem Gesicht im Saal war die Entgeisterung anzusehen über die krude Rede. Sie endete mit den letzten Worten Stauffenbergs: „Es lebe das heilige Deutschland“. Cruise ergänzte: „Mögen wir das nie vergessen.“ Ist es noch jemand eiskalt den Rücken herunter gelaufen?

Scientology versucht als Alltag akzeptiert zu werden. Sie will ihr Ding machen und Mitglieder gewinnen, recht still, recht leise. Sollte Ihnen in der Fußgängerzone jemand einen Stress- oder Psycho-Test offerieren – das sind fast immer Scientologen.

Wenn nun der Herausgeber einer der, vielleicht sogar DER, angesehensten Tageszeitung Deutschlands so bei einer Preisverleihung auftritt, wenn gleichzeitig Deutschlands meistverkaufte Tageszeitung sich für ein Scientology-Zentrum begeistert – dann hat Scientology ihr Ziel bald erreicht.

Nachtrag vom 18.1.08: Ja, der Herr Cruise steht wahrlich ein für das, an was er glaubt. Der Mut-Bambi-Sieger ist nun in einem Video zu besichtigen, das Angst macht. Oder vielleicht den Bambi 2008 bekommt?


Kommentare


Mainbube 30. November 2007 um 11:04

Es ist einer der dunkelsten Momente der deutschen Medienlandschaft gewesen, nicht nur weil ein Scientologe einen Preis bekommen hat und sich alle dafür erhoben haben, nein auch weil Frank Schirrmacher offenbar so geil auf den Auftritt bei Burda gewesen ist, das er sein Hirn ausgeschaltet hat. Sie haben so recht, es ist höchst merkwürdig was dort geschehen ist. Ich denke im nächsten Jahr wird die NPD für ihren mutigen Einsatz für das Deutschtum ausgezeichnet werden, oder die Ex-SED als Fackelträger für 40 Jahre Offenheit in der DDR, oder so.

Burdas Jury hat so übel gepatzt, nie wieder kann ein vernünftig denkender Mensch eine Bami entgegennehmen.

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Hanno Zulla 30. November 2007 um 11:09

\“Der Bambi ist ein willkürlich verliehener Preis mit ständig wechselnden Kategorien, wer prominent ist und zur Verleihung kommt, kriegt halt einen.\“

War das schon immer so oder hatte der Bambi je eine echte Bedeutung?

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Thorsten Krings 30. November 2007 um 11:38

Ehrlich gesagt, habe ich Schirrmacher schon immer für einen Dünnbrettbohrer gehalten, der sich eben gut verkaufen kann. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass er je etwas gesagt oder geschrieben hätte, was mich beindruckt hat. Intelektuell ist er ein Durchschnittsmensch mit Hang zum Narzismus. In der Würdigung der Person Cruise war er sicherlich befremdlich in der Außenwirkung. Trotzdem: nicht Scientology hat den Preis gewonnen, sondern Tom Cruise und zwar für eine Leistung, die er erbracht hat. Egal welcher Organisation er angehört: das schmälert diese Leistung nicht.

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Hanno Zulla 30. November 2007 um 12:02

Apropos Schirrmacher: Es gab mal eine 3/4h Stunde gesammelten Hass auf ihn in hr2: http://podcast.hr2.de/derTag/die_kampagnieros_wie_mediendebatten_inszeniert_werden__.mp3

Ganz amüsant, nur leider sehr sehr eintönig. Die Autoren der Sendung reiten ein wenig zu sehr auf dem Thema herum…

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mitleser 30. November 2007 um 12:04

mir läuft es bei dem satz schon eiskalt den rücken runter. aus patriotismus. und respekt vor stauffenberg.

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Lukas 30. November 2007 um 12:47

Ich fand die Diskussion \“Darf so jemand einen deutschen Helden spielen?\“ aus vielerlei Gründen albern, u.a. weil es mir bei einem Schauspieler relativ egal ist, was er privat macht, wenn er seine Rollen gut spielt (was bei Cruise durchaus des öfteren der Fall ist).

Wie Cruise dann aber aus einer Trotzreaktion heraus von einigen Presseorganen hofiert und schon mal vorsorglich heilig gesprochen wurde, das finde ich fast noch schlimmer als die Aufregung von Politikern und sonstigen Bedenkenträgern im Vorfeld der Dreharbeiten.

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Chat Atkins 30. November 2007 um 13:08

Vielleicht ist der FS ein künftiger Medienthetan?

Das Zitat entsprang vermutlich aus Unwissen. Stauffenberg war kein Demokrat, er gehörte zu diesen verschwurbelt deutschnationalen Mystikern rings ums \’heimliche Reich\‘ von Stefan George & Co. Dass niemand heutzutage mehr so daherredet, konnte der kulturfremde TC wiederum nicht wissen, weil er solch gebrochene Traditionen aus den USA nicht kennt.

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Ute 30. November 2007 um 13:12

Also das muss ja – den ganzen Artikeln, die man liest zufolge – eine völlig seltsame Nummer gewesen sein, da mit dem Schirrmacher und Cruise.

Meine Meinung:

Erstens: Wie kann man denn sowas pathetisches sagen: \“Es lebe das heilige Deutschland\“ in dem Zusammenhang einer Bambi-Verleihung und dann als Schlussworte??? Peinlich und unangehem, wie Cruise sich da als Stauffenberg persönlich aufspielt!

Zweitens: Nein, Tom Cruise ist kein guter Schauspieler, er spielt im Grunde immer nur eine Rolle.

Drittens: Ein \“aufrechter Mann im Sinne Hemingways\“, hat der Schirrmacher das wirklich so gesagt?! Und welche Vorstellung hat denn bitte Hemingway über einen aufrechten Mann? Das muss ja selbst ein ganz mieser , gewaltverherrlichender Gesell gewesen sein, der selbst am Morden und Töten (im übrigen deutscher Soldaten) großen Gefallen hatte und damit herumgeprahlt hat.

Viertens: Warum hält ausgerechnet Schirrmacher auf den Scientologen Cruise eine Laudatio?

Alles seltsam …

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Ute 30. November 2007 um 13:14

@ Lukas: Ich stimme Dir zu, nur sollte Cruise die Rolle dann auch nicht als Privatmann missbrauchen, um sich damit aufzuspielen! Widerlich! (Hat er ohnehin meiner Meinung nach alles nur gemacht, um endlich den langersehnten Oscar zu bekommen.)

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Peter 30. November 2007 um 14:19

Chat Atkins hat recht: Staufenberg war kein Demokrat. Er hat den ganzen NS-Wahnsinn inklusive Judenvernichtung so lange mitgemacht, bis auch dem letzten Blödi klar war, dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen ist. Für Deutschland zu retten, was noch zu retten ist, das war es, worum es ihm ging – nicht um eine Opposition gegen das NS-Regime.

Dafür, dass ihn Cruise ihn jetzt zum Widerstandskämpfer macht und damit das Deutschlandbild weltweit schönfärbt, dafür hat er den Bambi bekommen – nicht für die schauspielerische Leistung in dem Film, die ja noch niemand kennt. Und zur Überreichung solch einer Würdigung war niemand besser geeignet als Schirrmacher, der ja wie die ganze FAZ immer die moralische Legitimation dafür liefert, dass der Rubel rollen muss, und die diejenigen, die dabei überrollt werden, in der Geschichte nicht vorkommen.

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Hein 30. November 2007 um 14:43

@Lukas

So egal finde ich das nicht. Wenn z.B. ein Udo Voigt Schauspieler werden und in einem \“Der Untergang\“-Remake den Adolf spielen würde, dann hätte es schon einen bitteren Beigeschmack.

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Janice 30. November 2007 um 14:55

Da hat die Herr Schirrmacher ja im Blindflug sogar Eva Herrman rechts auf der “Autobahn” überholt! Respekt, wie er einen bekennenden Scientologen zum Bambi-Patrioten kürt, weil er filmisch einen Judenhasser, Nazi und Kriegstreiber zum Helden stilisiert. Es mangelt in Deutschland an heroischen “Alternativen” – muss man halt nehmen was da ist!

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mitleser 30. November 2007 um 15:02

z.b. maulhelden?

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euphoriefetzen 30. November 2007 um 15:26

²thorsten krings

hää?
der film befindet sich gerade mal in der postproduktion, niemand in der bambijury hat diesen film gesehen. wie kann er da für seine leistung einen preis bekommen, weil er die rolle annahm / ihn produziert?

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textexter 30. November 2007 um 15:41

Was Frank Schirrmacher nicht hat, kann er auch nicht ausschalten: Hirn. Ansonsten ist jedes echte Bambi entsetzt, mit diesem Preis in eine Medientonne geworfen zu werden.

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loreley 30. November 2007 um 15:56

Tom Cruise hat den Bambi nicht für seine schauspielerische Leistung bekommen, die ja noch kaum einer beurteilen kann, sondern für seinen Mut Stauffenberg zu spielen.

Das habe ich heute morgen im Deutschland Radio gehört. Ich wusste auch nicht, dass es einen Bambi Courage gibt.

Stauffenberg wurde im Nachkriegsdeutschland übrigens lange als Verräter betrachtet.

Die Kommentare hier zeugen mal wieder von fundiertem Wissen und Intelligenz.

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euphoriefetzen 30. November 2007 um 16:07

mut? bei einer gage von > 20.000.000 €.
schön das sie zu den erlesenen gehören loreley.

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Markus Pirchner 30. November 2007 um 17:14

Tom Cruise ein (grandioser) Schauspieler? Habe ich etwas verpasst? Im Vergleich zu Mr. C ist ja Sylvester Stallone noch ein begnadeter Mime.

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Franz patzig 30. November 2007 um 17:39

Ich habe es auch gesehen und fand es unmöglich. Bei allem Überschwang, der Schirrmacher ergriffen haben mag, dass der \“Held\“ Stauffenberg nun auf der Hollywood-Bühne präsentiert wird, wundert es mich, wie man die Mitgliedschaft in der Scientology Organistion einfach ausblenden kann.

Ich konnte es nicht fassen, wie dann alle noch zu Standing Ovations erhoben. Komischerweise ist mir der Markwort dabei am meisten aufgefallen. Ughhh

Und dann die Auszeichnung Courage? Vielleicht war es auch für den Mut, Katie Holmes Plazenta essen zu wollen UND Stauffenberg zu spielen.

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Jörg Friedrich 30. November 2007 um 17:51

Ich denke, es gäbe schon Dinge, zu denen ich Mut bräuchte, sie zu tun, selbst wenn man mir zig Mio Euro bieten würde. Und wenn ich schon 100 Mio. Dollar hätte, würde mir die Gage das erst recht nicht leichter machen. Deshalb ist da schon was dran, dass Cruise Mut gezeigt hat: Er kann überhaupt nicht wissen, wie der amerikanische Markt darauf reagiert, dass er einen *deutschen* Wehrmachtsoffizier spielt. Und er weiß auch nicht, wie das deutsche Publikum reagiert, wenn gerade *er* diese Rolle übernimmt, was man ja schon hier in der Diskussion sehr gut sieht.

Ob das nun Mut war, oder ob ihn die Rolle einfach interessiert hat, kann ich nicht einschätzen. Feige ist es jedenfalls nicht gerade, und er hätte es auch nicht tun müssen. Das Risiko für seine zukünftigen Optionen ist jedenfalls nicht gering. Also kann man schon so was wie Mut sprechen.

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Hanno Zulla 30. November 2007 um 18:11

\“Tom Cruise hat den Bambi nicht für seine schauspielerische Leistung bekommen, die ja noch kaum einer beurteilen kann, sondern für seinen Mut Stauffenberg zu spielen.\“

Ich finde die Erklärung plausibler, dass er den Bambi kriegt, weil er prominent ist und gerade in Deutschland ist. Zumindest ergibt sich das aus den Bambis der letzten Jahre…

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Thomas Hanke 30. November 2007 um 18:36

Stimmt was du über Schirrmacher schreibst, der Auftritt war allerdings auch nicht so überraschend, offenbar wird die Verwertungskette FAZ/Bild/Spiegel jetzt ausgedehnt auf Film. Ich fand ärgerlicher, dass die ARD unter dem Vorwand Bambi minutenlang Werbung für Burberry macht – wäre Grund für einen Gebührenboykott, unser Geld brauchen die ja vermutlich nicht mehr, bei diesen zu vermutenden Nebeneinnahmen.

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Detlef Guertler 30. November 2007 um 18:50

Ich bin beileibe kein Freund Schirrmachers, ganz im Gegenteil (http://www.taz.de/nc/1/archiv/archiv-start/?dig=2002%2F06%2F03%2Fa0137&type=98), von Tom Cruise ganz zu schweigen, aber wenn ich in den Wein der politisch korrekten Empörung mal ein wenig Wasser gießen darf: Der Filmstart von Valkyrie im kommenden Jahr wird aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem Höhepunkt einer weltweiten Deutschland-Euphorie passieren. Es ist weder Schirrmachers noch Cruises Erfindung, dass jetzt schon auf den Laufstegen lauter Marlene Dietrichs und blonde Burschen mit kantigen Gesichtern in Reiter- oder Militärhosen posieren.
Schirrmacher ist ein grandösiger Wellenreiter, der immer einen Tick zu spät zum Trend kommt, um ganz vorne zu sein, aber immer noch rechtzeitig, um sich als ganz vorne verkaufen zu können. Das versucht er auch diesmal mit dem Trend zu Deutschland, und je mehr sich die Leute darüber empören, desto mehr werden sie ihm im kommenden Jahr erstaunt beipflichten, dass er mal wieder im richtigen Moment den richtigen Trend erkannt hatte.

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Detlef Borchers 30. November 2007 um 18:56

Was Stauffenberg gesagt hat, ist umstritten, es gibt drei Varianten: Es lebe das heilige Deutschland, Es lebe das geheime Deutschland, Es lebe unser heimliches Deutschland. Die letzten beiden Varianten verweisen auf das Gedicht \“Geheimes Deutschland\“ von Stefan George. Und wenn man sich die ganze Päderasten-Truppe des George-Kreises anschaut, so ist das nicht sooo weit vom Hubbard-Unsinn entfernt. All diese \“Schauenden\“ und \“Übermenschen\“, das passt schon. Bei Stauffenberg muss ich immer an seinen Ehrensäbel denken, der bei der DKP wie eine Reliquie gehalten wurde, nur die obersten Kader durften ihn berühren, um \“ihm\“ nahe zu sein.

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lupe 30. November 2007 um 19:39

Ich wüsste keinen Grund, mir jemals eine Bambi-Verleihung anzuschauen. Nachdem ich den Eintrag las, finde ich immer noch keinen.

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Dr. Dean 30. November 2007 um 21:20

Stauffenberg hat teils schon recht früh Distanz zur Naziherrschaft gezeigt, er war auch nicht ganz so antidemokratisch eingestellt, wie man heute meint. Immerhin wollte Stauffenberg, dass im Fall einer geglückten Machtübernahme erstens, dass der Krieg aufhört, zweitens, dass eine Sozialdemokrat die Regierung leitet.

Aber so kritisierenswert Stauffenberg trotzdem ist, richtig übel ist, was dieser Schirrmacher und auch Cruise aus ihm gemacht haben, quasi einen konservativen Musterpatrioten. Für persönliche Gefühle von Patriotismus und Heimatliebe habe ich noch Verständnis, aber bei Nationalismus hört es auf. Ich kann kaum meine Kotzgefühle bändigen, wenn ich mir vorstellen, wie sich Schirrmacher und die versammelte Gesellschaft von Burda-Freunden gemeinsam erhoben haben, um dem Satz \“Es lebe das heilige Deutschland!\“ stehend zu applaudieren.

*Würg*

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Jens 30. November 2007 um 22:49

Ich hätte für weniger Millionen den Mut gehabt den Film zu drehen. Man hätte mich aber nicht gecastet. 😉

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Rainersacht 30. November 2007 um 23:21

Der Cruise ist einfach eine voll hohle Fritte. Seine Olle hat während seiner \“Rede\“ mehrfach die Hände vors Gesicht geschlagen als wollte sie sagen: Meine Güte, was redet der da…
Wenn Sciontologen mehrheitlich so doof wären, müsste man sich keine Sorgen machen.

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eMHa 30. November 2007 um 23:42

Apropos: Cruis, Stauffenberg & beliebte deutsche Printmediengestalt

Da hat ja schon einmal ein beliebter stellvertretender Kulturchef erklärt, dass: wir das alles viel zu eng sehen, und sich da nur ein paar Sektenbeauftragte von der Hinterbank nach vorn drängen wollen, Scientology schließlich eine anerkannte Löffel & Gabel Religion ist, es da sicher Geschichten gibt das die Mitglieder unter Druck gesetzt werden, aber in den USA das alles viel relaxter gesehen wird. Und überhaupt: wie können wir Deutschen nur etwas dagegen haben, das ein Sci-Fi-Heiland wie der Tom unser erbärmliches Image in der Welt wieder aufpolieren will?

http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2007/07/02/dkultur_200707021008.mp3

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loreley 1. Dezember 2007 um 8:50

Hier noch ein Lesetipp:

http://www.mdr.de/artour/archiv/4988868.html

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Felix Deutsch 1. Dezember 2007 um 10:45

Ich weiss nicht, was ihr habt bzw. unter welchem Stein sich manche in den zurückliegenden Jahrzehnten aufgehalten haben.

Stauffenberg als Widerständler ist offizielle BRD-Nachkriegsideologie, siehe die Feiern im Bendlerblock.

Da musste nicht erst Schirrmacher kommen, um diesen Mist aufzurühren.

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Parias 1. Dezember 2007 um 12:57

Schirrmacher heftet sich doch ans Revers, durch Invektive in seinem Meinungsmachblatt persönlich die Freigabe des Bendlerblocks für Dreharbeiten veranlasst zu haben. Seitdem ist er mit Cruise auf Du. Dass er sich den Bambi-Auftritt nicht entgehen lassen wollte, dürfte nicht erstaunen.

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Felix Deutsch 1. Dezember 2007 um 13:13

Dass die FAZ bzw. Schirrmacher immer schnell dabei sind dem deutschen Nationalismus wieder in die schweissfüssigen Puschen zu helfen, ist doch nix Neues (auch nicht der der Kniff mit dem Rückgriff auf Gewährsmänner aus einem der ehem. Siegerstaaten).

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Dr. Dean 1. Dezember 2007 um 14:04

Ich finde – das ist natürlich reine Geschmackssache – dass der Altmännerschweiß von Schirrmacher immer noch etwas strenger riecht als Pferdemist aus Lamstedt. Da wird alles bejubelt, jede überflüssig inszenierte Bundeswehrvereidigung, jeder reaktionäre Unfug von Wirtschaftslobbyisten, alles, was auch nur enfernt nationalistisch oder erzkonservativ tönt. Insofern ist Schirrmachers Jubel über die \“heilige Deutschland\“-Rede von Cruise nur folgerichtig.

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Gregor Keuschnig 1. Dezember 2007 um 14:31

Hier wird einiges durcheinandergeworfen.

Zunächst einmal hatte Schirrmacher ausführlich und dezidiert im Juli erklärt, warum er für Cruise in der Rolle von Stauffenberg ist, und zwar trotz seines Scientology-Engagements. Das kann man hier nachlesen.

Die Weltanschauung eines Schauspielers ist zunächst für die Beurteilung seiner Qualitäten als Schauspieler unerheblich. Und zwar solange es keine Verquickungen in seinem Spiel hierzu gibt. Man kann immer über die schauspielerischen Qualitäten von Tom Cruise streiten, aber von den Torfköpfen, die da in Düsseldorf am Donnerstag versammelt waren, kann ihm nur einer einigermassen das Wasser reichen, und das ist Armin Mueller-Stahl. Über den Rest breitet man besser den Mantel des Schweigens.

Wenn man die Laudatio liest und auch Cruises Rede gehört hat, so wäre ohne den Hintergrund \“Scientology\“ niemand auf die Idee gekommen, das in dieser Form zu kritisieren. Man kann natürlich über eine solche Vergabe generell streiten; den Bambi ausgerechnet \“Courage\“ zu nennen ist für mich auch sehr merkwürdig. Aber wer hätte daran Anstoss genommen, wenn es nicht \“der Scientologe\“ gewesen wäre?

Selbstverständlich kann man über die historische Einordnung des Widerstands um Stauffenberg auch streiten. Man kann diese Leute für Opportunisten halten. Das geht besonders aus dem bequemen Sessel heraus, den man als Wohlstandskind natürlich längst im Wohnzimmer stehen hat. Man selber war noch nie in einer entsprechenden Situation – aber diese Leute per se zu diskreditieren, geht ja leicht aus der Tastatur. Da führt man dann – freilich unter anderen Vorzeichen – so nebenbei das Geschäft der Adenauer-Nomenklatura fort. Auch \’ne Tradition.

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Gregor Keuschnig 1. Dezember 2007 um 14:33

Nachtrag: Schirrmacher zu Cruise hier: http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,493153,00.html

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Dr. Dean 1. Dezember 2007 um 15:24

@Gregor Keuschnig
Du hast das Bild vergessen, wo Schirrmacher dem \“heiligen Deutschland\“ zujubelt.

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Rainersacht 2. Dezember 2007 um 16:56

Gibt\’s irgendwo eine Mitschrift von Cruisens wirrer Rede? Oder einen Clip? würde gern retrospektiv entschlüsseln wollen, was ich in echt nicht verstanden habe.
Schirrmachers Laudatio war dagegen ja von geradezu bestechender Logik und Klarheit: Wir sind wieder wer! Und sei der Dauerparty zur WM 2006 dieses Mal voll lustig. Vom deutschen Popp-und-Party-Pack wird sicher kein Krieg mehr ausgehen.

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Dr. Dean 2. Dezember 2007 um 19:13

@Rainersacht
Wenn man Cruise verstehen will, sollte man m.E. die \“B.Z.\“ durchstöbern. Im Ernst. Und vielleicht in Rechnung stellen, dass er halt ein sehr patriotischer Amerikaner ist und gegenüber Nationalismus ein anderes Verhältnis hat. Anders als wir, die wir scharfen Formen von Nationalismus i.d.R. skeptisch gegenüber stehen, schien es für Herrn Cruise naheliegend zu sein, das Positive an Stauffenberg mit dessen Nationalismus zu erklären.

Vielleicht hat er sich aber auch nur einen Scherz mit Schirrmacher machen wollen, um damit einen Publizisten zu entblößen, der in ausgeprägter Denkschwäche bzw. in geradezu FAZke-mäßiger Übertreibungssucht behauptet hat, dass Cruises Stauffenberg-Darstellung \“das Ansehen Deutschlands gerettet hat\“.

Vollständiges Schirrmacher-Zitat:
(Vorsicht! Enthält eine Überdosis Altmännerschweiß.)

\“Durch seine Entscheidung, Graf Stauffenberg sein Gesicht zu leihen, wird Tom Cruise das Bild, das die Welt sich von uns Deutschen macht, verändern. Das Ansehen des Landes zu retten, gerade auch im Ausland, war einer der wichtigsten Beweggründe Stauffenbergs bei seiner Tat. Durch Tom Cruises mutige Entscheidung, diese Rolle zu spielen, wird Stauffenbergs Anliegen auf mittelbare Weise doch noch verwirklicht.\“

Anders gesagt: Tom Cruise verwirkliche angeblich das Anliegen von Stauffenberg.

(Wie kann man nur auf eine derart krude Idee kommen?)

Während es Stauffenberg um die Beendigung der NS-Verbrechen und um eine Verkürzung der Kriegsleiden ging, und auch um Rache an Hitler, bewirft Frank Schirrmacher jede vernünftige Erinnnerung an Stauffenberg mit nationalistisch stinkenden Dreck, indem er unterstellt, dass es Stauffenberg allein (!) bzw. in erster Linie um das Ansehen Deutschlands gegangen sei.

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Ute 3. Dezember 2007 um 8:59

Letztlich wollten sich beiden Männer – warum auch immer – mit pathetischem Geschwulst mit Stauffenbergs Ruhm bekleiden und haben sich stattdessen ordentlich bekleckert (das ist wohl nur leider niemandem in dem Saal aufgefallen). Peinlich ist das, wenn man das so einseitig tut, sowas nennt man nämlich Geschichtsklitterung.

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Felix Deutsch 3. Dezember 2007 um 14:14

Während es Stauffenberg um die Beendigung der NS-Verbrechen und um eine Verkürzung der Kriegsleiden ging, und auch um Rache an Hitler, bewirft Frank Schirrmacher jede vernünftige Erinnnerung an Stauffenberg mit nationalistisch stinkenden Dreck, indem er unterstellt, dass es Stauffenberg allein (!) bzw. in erster Linie um das Ansehen Deutschlands gegangen sei.

Ahaha ja, natürlich, \“vernünftige Erinnnerung an Stauffenberg\“. Und zu welchem Zweck?
Der hat doch selbst nachgelassen, dass es ihm um die Ehrenrettung seiner Kaste/Klasse und des deutschen Nationalismus ging (weshalb der Erfolg der ganzen Unternehmung als nachrangig zu betrachten sei)!

Als ob der Schirrmacher den Stauffenberg verfälschen müsste, um sein Geschäft zu betreiben. Lachhaft.

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Jörg Friedrich 3. Dezember 2007 um 15:07

Aus dem von Gregor Keuschnig verlinkten Schirrmacher-Text: \“Der wahre Stauffenberg dürfte heute Stauffenberg nicht spielen aus ideologischen und gesinnungsethischen Gründen. Man will einen Mann ohne Hintergründe, ohne Irrationalitäten, ohne Erdenrest. Wer weiß, vielleicht gibt Tom Cruise uns den zurück?\“

Das hatte mich schon beim ersten Lesen überzeugt – und es überzeugt mich immernoch.

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Dr. Dean 3. Dezember 2007 um 17:05

@Felix Deutsch

Vielleicht liege ich falsch und habe inzwischen zuviel von Stauffenberg gelsesen, aber wenn Stauffenberg von \“Ehre\“ sprach, dann meinte er vor allem Anstand, und nicht das Hochhalten irgendwelcher kruden konservativen Ideale. Die Motivation von Stauffenberg war deutlich vielschichtiger, als sie Schirrmacher mit seinem nationalistischen Gewäsch darstellt.

@ Jörg Friedrich
Schirrmacher spielt mit seiner sich sympathisch zu lesenden \“Erdenschwere\“ (tatsächlich aber: sinnloser Mystizismus) auf die nationalistische Mystik des George-Kreises an. Nur, das weiß Schirrmacher nicht bzw. will es nicht wissen, Stauffenberg war dem Georgekreis eher fern. Deutlich näher war er am Sozialdemokraten Julius Leber.

Wir können Gift darauf nehmen, das Schirrmacher nichts davon erzählen wird, aber umso emsiger die politische Lüge eines angeblichen, allgemeinen Klimas \“politischer Korrektheit\“ betreibt.

Dass ein Mann wie Stauffenberg, der in seiner Haltung einem Sozialdemokraten wie Julius Leber sowie Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg, einem elitär-fürsorglichen Konservativen nahe stand, \“heute Stauffenberg nicht spielen dürfte aus ideologischen Gründen\“ ist eine dämliche Unterstellung von Schirrmacher. Ich habe noch nichts davon gehört, dass man einem extremen Wirrkopf wie Cruise, der eine totalitäre SciFi-Religion für das Maß aller Dinge hält, die Schauspielerei verboten hätte.

Warum sollte man dann ausgerechnet einem Mann wie Stauffenberg diese aus \“gesinnungsethischen Gründen\“ verbieten – was Schirrmacher in seiner Schwachsinnstirade für sicher hält?

Wir schmeißen ja nicht einmal einen verfassungsfeindlichen Rechtsextremisten als Innenminister aus dem Amt.

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*** 3. Dezember 2007 um 17:14

***Hier stand ein Kommentar, der als Schmähkritik hätte empfunden werden konnte. Wir haben ihn auf Anfrage der „FAZ“ gelöscht.***

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Jörg Friedrich 3. Dezember 2007 um 17:36

Woher stammen deine Informationen über den wahren Stauffenberg? Und warum sind sie sicherer als die Schirrmachersche Lesart?

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Dr. Dean 4. Dezember 2007 um 10:41

@Jörg Friedrich
Dass Stauffenberg in seinen politischen Vorstellungen dem George-Kreis eher fern war, und dafür dem Kreisauer Kreis nah, ist Stand der historischen Forschung. Man sollte, meiner Meinung nach, allerdings auch berücksichtigen, dass gerade die Arbeit im Kreisauer Kreis ihn, als auch seinen Mentor verändert haben, wenn man so will, demokratisierten. Dass er \“heute\“ ein preußisch-nationalistischer Militarist, Antidemokrat und Sozenfresser sein würde, ist ein gründlicher Irrtum.

Ich empfehle
a) Peter Steinbach: \“Claus von Stauffenberg – Zeuge im Feuer\“, ein Werk, dass ausführlich die Motive von Staufenberg erforscht.

b) als Onlinequelle ist dieses Interview für mich relevant gewesen:
http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/808/14794/

Ich hoffe, ich habe Dir Deine Frage damit einigermaßern beantwortet.

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Jörg Friedrich 4. Dezember 2007 um 13:01

Danke!

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Peter 7. Dezember 2007 um 14:10

\“mir läuft es bei dem satz schon eiskalt den rücken runter. aus patriotismus. und respekt vor stauffenberg\“

Dabei läuft es mir nicht kalt den Rücken runter, sondern warm die Speiseröhre hoch!

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Christel 5. Januar 2008 um 21:48

Fast könnte man meinen, Tom Cruise wäre der einzige Preisträger gewesen. Vielleicht war die Preisverleihung zu früh,für einen Film, den noch keiner gesehen hat. Bei anderen Filmen oder Serien hat sich scheinbar niemand an der Scientologyzugehörigkeit einiger Darsteller gestört. Das erste Beispiel: Immer wieder gerne gezeigt wird \“Kuck mal, wer da spricht\“. Die Hauptdarsteller John Travolta und Kirsty Alley sind ebenfalls Mitglied. Das zweite Beispiel. Seit über 20 Jahren ist eine Serie für viele aus dem Sonntag nicht mehr wegzudenken. Ein Darsteller ist ebenfalls bekennender Scientologe. Und die Serie läuft und läuft und läuft….ein Ende ist nicht abzusehen. Für mich gab es an diesem Abend zwei Lichtblicke. Einer war die Verleihung an Armin Mueller-Stahl. Der zweite an das Team des 2-Teilers \“Contergan\“ mit einer umwerfenden Denise Marko.

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