PR-Leute und Spin-Doktoren denken kurzfristig. Nur der Moment zählt, die Veröffentlichung jetzt und sofort – PR’ler sind die Diebels-Reklame der Kommunikation. Und irgendwann gibt’s dann einen Rückschlag – so wie jetzt beim „Manager Magazin“ und Linked In. Vor einigen Monaten habe ich mich schwer über das „Manager Magazin“ gewundert. Denn erst durfte sich das Business-Netzwerk Linked In in der Dezember-Ausgabe breitmachen, dann nochmal im März. Beide Male wurden die aufgeblasenen Äußerungen der Amerikaner hingenommen, ohne mal kritisch nachzuhaken. Umso stutziger machte mich die großflächige Berichterstattung, da in dieser Zeit der PR-Dienstleister in Germany so aggressiv zu Werke ging, dass einem schnell klar war – da will einer Modeschmuck als Tiffany’s verkaufen.
Was Berufskommunikatoren gerne übersehen ist, dass ständiges Nachhaken bei Journalisten kontraproduktiv ist. Viele Kollegen fragen sich dann schnell, ob das ständige Drängen, das wiederholte Nachfragen, wann denn nun eine Geschichte erscheine, den Verdacht nahe legt, dass jenes zu beschreibende Objekt ganz ganz dringend Publicity braucht. Jene Berufskommunikatoren haben vergessen, dass ihre Aufgabe die Vermittlung von Kontakte und die Information von Journalisten ist – und nicht das In-Artikel reinpressen.
Obwohl: Wahrscheinlich haben sie das nicht vergessen sondern nie gewusst. Ihnen geht es nur darum Zeilen zu schinden (oder Sendezeit). Das Dumme ist nur, dass Journalisten gelegentlich nicht vergessen. Dann ärgern sie sich, wenn sie dem nervigen PR-Heini oder der charmanten Tanja-Anja erlegen sind. Und sie hauen dem Verursacher seine Äußerungen um die Ohren. So wie jetzt das „Manager Magazin“:
„Seit Monaten kündigt das US-Businessportal LinkedIn an, eine deutsche Version zu starten – und dem hiesigen Marktführer Xing das Leben schwer zu machen. Doch bis heute ist nichts dergleichen geschehen. Der Portalbetreiber aus dem Silicon Valley tut sich mit seinem Deutschlandauftritt offenbar schwerer als geplant.“
So wird es noch vielen ergehen, die in diesen Tagen wieder glauben, Journalisten seien leicht zu manipulieren. Es sind jene, die vollmundig behaupten schon immer schwarze Zahlen geschrieben zu haben. Jene, die Glauben machen wollen, bei einem knappen siebenstelligen Umsatz und einer halben Hundertschaft Mitarbeiter könnten Gewinne gemacht werden.
In diesem einen Moment fällt ein Journalist drauf rein. Und später ärgert er sich. Und dann wird beim PR-Kettenkarussell mit „Ein schöner Tag…“ als Hintergrundmusik die Säge angesetzt.
Kommentare
Don Alphonso 21. August 2007 um 13:02
Vielleicht bekam da jemand auch nur ein besseres Angebot, das er nicht ablehnen konnte.
Christian 21. August 2007 um 22:09
Das finde ich doch beruhigend, dass am Ende immer alles rauskommt. Dann hat die PR ja augenscheinlich (und zum Glück) doch nicht so viel Macht, wie Sie sie ihr zuschreiben.
Matthias 22. August 2007 um 9:03
Ich gehöre auch zur den PR-Leuten. Basierend auf meiner Erfahrung möchte ich gerne anmerken, dass der Druck, kurzfristig Ergebnisse, sprich Clippings zu liefern, oft von den Unternehmen kommt. Womit ich die Kollegen nicht völlig aus ihrer Verantwortung entlassen möchte, denn zu seriöser PR-Beratung gehört es auch, dem Kunden deutlich zu machen, was mit Public Relations erreicht werden kann und was nicht. Und dass es z.B. nichts bringt, wegen der Fixierung auf kurzfristige Ziele einen negativen Eindruck bei Journalisten zu hinterlassen. Denn damit verbaut man sich wie Sie richtig schreiben eine langfristige gute Beziehung zu den Medien. Manche Unternehmen sind aber auf diesem Ohr taub, andere nicht.
Sven 22. August 2007 um 15:36
Wer in diesem Zusammenhang auf die Agenturen eindrischt, prügelt, wie so oft und gern, den Sack und meint den Esel. Der Druck auf die Dienstleister kommt vom Kunden. Man hat ja schließlich ne teure Agentur, also soll die schnell und von Quartal zu Quartal steigend Clippings liefern. Dass man bei Journalisten mit ständigen Anrufen oft verbrannte Erde hinterlässt, wird auf Unternehmensseite in der Regel nicht wahr- bzw. ernst genommen.
Thomas Knüwer 22. August 2007 um 16:21
@Sven: Nur – das ist das Problem der Agenturen. Und die machen es mit ihren Terroranrufen zu meinem Problem. Und da spiele ich nicht mit. PR-Agenturen haben es nicht geschafft, sich als Berater bei ihren Kunden zu etablieren. Sie sind nicht mal Dienstleister – sie sind oft willfährige Sklaven. Aber ich als Journalist weigere mich, das auszubaden.
Berufskommunikator 22. August 2007 um 16:49
Da gebe ich Herrn Knüwer vollkommen recht. Das gehört zur Beratung. Mit einem beratungsresistenten Kunden lässt sich nur kurzfristig Geld verdienen. Mit dem Preis, das eigene Kapital – nachhaltige Kontakte zu Journalisten – zu verbrennen. Das dient weder dem Kunden noch der Agentur.
Ausserdem kann unter dem Phänomen, kurzfristig viele Veröffentlichungen erreichen zu können, auch die Objektivität und Glaubwürdigkeit des Themas leiden – dann doch mal lieber ein exklusives Hintegrundgespräch vermitteln oder im Krisenfall ein offenes Ohr bei den Medien haben o. ä.
Da gab es doch so eine Neverending-Sory… Wie hieß die noch gleich…? \“Quantität und Qualität\“? Oder so?