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Jeden Morgen schalte ich beim Wirtschaftssender CNBC ein, der leider auch nur in den Morgenstunden im Düsseldorfer Kabel zu sehen ist (Es wäre übrigens mal eine echte Investition in die Volksbildung ihn ganztätig einzuspeisen, vielleicht statt einer Shopping- oder Gewinnspielbude). Heute morgen nun gab es eine steile – aber wegen des Unterhaltungswertes diskussionswürdige These: So lange Meldungen wie die Knast-Zeit von Paris Hilton die Medien dominieren, so lange werden auch die Börsen hochgehen. Heute morgen lese ich auf unserer Titelseite: „Anleger misstrauen Rally“ und weiter hinten in der Finanzzeitung: „Anleger ignorieren das Zinsrisiko“. Fast im Tagesabstand gibt es neue Sorgen, der Dax könne seinen hohen Stand nicht halten, bald werde es dramatisch nach unten gehen.

Ken Fisher von Fisher Investements wischte solche Sorgen vorhin bei Seite. Er gehört zu den regelmäßigen Gästen in der CNBC-Morgensendung – und zu den streitbarsten und unterhaltsamsten. Seine simple These: So lange Paris Hilton es schafft, die Schlagzeilen zu bekommen, so lange gibt es nicht die „Killer-News“, die Märkte nach unten ziehen könnte. Selbst die Anschläge in London seien nicht stark genug gewesen, ein Tag lang Aufmacher – dann waren sie hinfort gedrängt. Gute Nachrichten auf den ersten Seiten der Zeitungen und in den ersten Minuten der Nachrichtensendungen aber bedeuten steigende Kurse. So einfach sei das. Und die Klimaerwärmung? „Wo ist die Nachricht?“, rief Fisher aus. „Wie hoch steigt der Meeresspiegel in den kommenden drei Jahren? Nada.“ Somit lande es nicht in den Schlagzeilen – keine Kurswirkung.

Und deshalb mach er sich auch keine Sorgen: „Alles ist toll.“ Und wenn so viel über den nachlassenden Einfluss der Medien diskutiert wird – wenigstens Ken Fisher verlässt sich auf sie. Ist das tröstlich oder ein Grund für Sorgen?


Kommentare


Christian 4. Juli 2007 um 10:38

Ich lege ja als Timekiller ganz gerne in der U-Bahn mal den Handelsblatt-Newsfeed per WAP auf dem Handy. Nur gut, dass auch dieser Blog eingespeist wird, denn das liefert dann so schöne Artikelüberschriftem im WAP wie \“Der Dax steigt dank Paris Hilton\“ (9:33) – und zack ist der Kaffee wieder zurück in der Tasse

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Julius 4. Juli 2007 um 10:45

Paris Hilton ist genau wie das iPhone – Symbol für die Einfallslosigkeiten von Journalisten, die schreiben, was alle schreiben. Die dabei lieber freiwillg PR verbreiten, wie im Fall iPhone oder eben Klatschgeschichten, anstatt zu recherchieren und zu informieren. Ich finde das traurig. Dass das was mit der Börse zu tun haben könnte, bezweifle ich aber. Vielleicht blenden die Kollegen die Realität einfach aus. Früher in der Vor-iPhone-Hilton-Zeit, da genügte schon die Andeutung einer Zinserhöhung, um die Märkte zu bewegen. Und die fortlaufenden Meldungen über Umweltschäden und Klimaerwärmung hätten die Gesellschaft vielleicht in eine kollektive Depression geschickt. Wenigstens hätte man sich Gedanken gemacht. Heute aber schauen wir einer jungen Frau Namens Hilton beim Leben zu und warten vor Geschäften auf die Zuteilung eines mobilen Telefons. Irgendwie traurig – oder?

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Ben Utzer 4. Juli 2007 um 11:23

@ Julius

Das hätte glaube ich kaum jemand besser beschreiben können! Danke!

Ich finde es auch sehr traurig das es immer wieder diese Meldungen ohne Bestand in die Schlagzeilen schaffen.

Herr Knüwer hier sind dann wieder Sie gefordert, ein kritisches umgehen mit derlei \“Nachrichten\“ – sofern man solche Meldungen so nenne darf – ist ja noch akzeptabel, aber es sollte sofern möglich auch unterbunden werden. Bitte!

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Felix Deutsch 4. Juli 2007 um 11:44

Tja, die Hypothekenblase ist am platzen und reisst mal eben so ein paar Hedgefonds mit; während reihenweise Leute mit variablen Zinssätzen ihre Häuser verlieren, verkaufen die Hiltons mal eben ihre Hotelkette für XX Mrd $ und Paris ist im Fernsehen. War da was?

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Andreas Nink 4. Juli 2007 um 12:05

Ob iPhone, ob Parishilton – jeder Hype wird zu Tode geritten. Andere Themen leiden an schlechter Recherche. Wir hatten eine öffentlich-rechtliche, natürlich promovierte Kulturredakteurin, die den Beuys\’schen Margarinetopf aus der Wirtschaftswerteedition mangels Recherche kurzerhand zu einem Designbeispiel unserer Agentur umdefinierte. Jüngst befand Spiegel-Online Podcasts und Internet-Videos hierzulande als erledigt, das Web-2.0-Special ist ein Aufguß alter Artikel. Sollen sie doch alle lieber über Parishilton schreiben. Davon verstehen sie was.

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Harald 4. Juli 2007 um 13:34

Alle längerfristigen Entwicklungen sind kompliziert zu beschreiben und damit nicht attraktiv für die Massenmedien, kurzfristige Sensationen und hübsche Menschen machen sich dagegen als Aufmacher immer gut und im Sommerloch besonders. Wenn man der Nachrichtenlage so glauben darf: BSE: Geheilt, oder nicht! SARS/Vogelgrippe: Ach ja, da war mal was mit toten Vögeln. Gibt\’s das noch? Krieg im Irak: Lauft so nebenbei mit wie seit Jahrzehnten der Konflikt in Palästina, danke der Nachfrage! Der Dollar wird einbrechen und einen neuen Wirtschaftsabschwung einleiten: Wie bitte, davon habe ich noch nie gehört? Paris Hilton: Ja klar, die kenne ich, dass die schon wieder aus dem Gefängnis raus ist ist ungeheuerlich und typisch für die Situation in Amerika! Hatte die nicht ein iPhone bei der Entlassung in der Hand?

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