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Ich bin ja kein Muster an Rechtschreibfehlerlosigkeit. Aber ich bilde immerhin keinen Nachwuchs aus – im Gegensatz zum Communication College. Bei dem sollen junge PR-Menschen herangezogen werden. Werbeaussendungen mit Fehlern haben immerhin einen Vorteil: Der Leser weiß, dass er äußerst vorsichtig sein sollte.

Diese E-Mail wurde tatsächlich als Akquise-Maßnahme meiner besonderen Freunde vom Communication College verschickt:

„Die PR-Akademie Rhein-Main und die PR-Akademie
Berlin sowie das communication-college gewähren Rabatte auf ihre zeitgeässe und kostenadäquate Ausbildung, Weiterbildung und berufliche Qualifikation. Folgende Rabatte gewähren die Ausbildungsinstitute, die zu den staatlich anerkannten Berufs- und Ausbildungsabschlüssen Fachwirt Public Relations führen…

In den Gnuss dieser Rabattierungen kommen folgende
Personengruppen: PR-Fachkräfte, die bereits eine Ausbildung bzw. Prüfung absolviert haben, Mitglieder der Deutschen Public Relations Gesellschaft (dprg), Inhaber eines Bundespresseausweises, Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter von politischen Mandatsträgern und Mitglieder des Bundesverbands deutscher Pressesprecher.“


Kommentare


Clap 12. Juni 2007 um 18:22

Aber das Zitat auf deren Startseite ist doch wirklich gut …

\“Man sollte abends nicht zu Bett gehen, wenn man tagsüber keinen neuen Menschen kennengelernt hat oder nichts Neues gelernt hat\“.

In diesem Sinne: Gute Nacht!

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Felix Deutsch 12. Juni 2007 um 18:37

\“Man sollte abends nicht zu Bett gehen, wenn man tagsüber keinen neuen Menschen kennengelernt hat oder nichts Neues gelernt hat\“.

Hehe.

Dann sind die Fehler wohl durch komplette Übernächtigung zu erklären.

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Spritkopf 12. Juni 2007 um 18:56

Ach, Herr Knüwer, von wem ich schon alles vor orthographischen Freizügigkeiten strotzende Texte gelesen habe – Sie würden es nicht glauben. Ich habe mir daher schon lange abgewöhnt, mich darüber aufzuregen. Und nachdem die Kultusministerkonferenz per Reform die deutsche Rechtschreibung für vogelfrei erklärt hat, schon gar nicht mehr.

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Vroni 12. Juni 2007 um 22:19

Gaanz annners:

Das kommt davon, dass die Idioten ihren Krempel janz modern nur am Bildschirm korrekturlesen. Und – obwohl zum Teil hochstudiert – keinen Dunst haben von ganz normal menschlichen Wahrnehmungs- und impliziten Logikfallen:

Ach was red ich, nicht einmal meine letzte Chefin (Wissenschaftlerin gar) hat Konsequenzen aus der hilfreichen Mitteilung gezogen, dass die Fehlerquote beim Bildschirmkorrekturlesen ganz einfach enorm hoch ist. Sie hätte sich mit etwas mehr simplem Qualitätsmanagement viele Kundenklagen sparen können. Wie: den Stuss ausdrucken lassen und danach lesen lassen. Wie geizig geht noch. Es gibt eindeutige, wissenschaftliche Wahrnehmungsstudien darüber (ich weiß, fälsche die immer nur selbst…, bla) über den deutlichen Vorteil von Papierkorrekturlesen. Und spart Reklamationen. Und verjagt keinen Endkunden, letzteren Kostenverlust will ich gar nicht hochrechnen 🙂

Dazu noch wird gerne vergessen, dass nicht derjenige, der den Text verzapft, diesen auch noch korrekturlesen sollte, sondern ein anderer Kollege, da die Blinder-Fleck-Gefahr gegeben ist. Aber das wird auch nicht mehr gelernt sowas, wir wollen ja alle Zeit und Personal sparen. Wie hipp.

Ach was soll\’s, mit der Dame habe ich mich eh bis zum Anschlag auseinanderklamüsern müssen, weil sie zusätzlich nicht begriff, dass ihre redundanten PR-Sabbeleien durch die aufgeblasene Textmenge logisch nicht mehr in das Layout passen und dass trotz aller romantischen Heilserwartungen an die Zunft der Drucker das Gummipapier noch nicht erfunden ist.

Das Hauptproblem ist daher nicht unbedingt allein die Unfähigkeit zur Recht- und Schlechtschreibung, sondern dieses, dass simple Work-Flow-Regeln missachtet werden. Und das kommt von ganz oben, vom Geiz-Kopf, der bekanntlich fischig stinkt, nicht von denen, die im Mittelbau zeitgestresst nolens volens die eifrigen \“Tanjas miss_bilden\“ und zulassen \“müssen\“, dass Murks das Haus verlässt.

Die oben inkriminierten Fehler wie beispielsweise fehlende \“e\“ in Wörtern wie \“Genuss\“ haben daher eher mit sowas und Zeitstress zu tun und nicht mit mangelnden Rechtschreibkenntnissen. Welche natürlich auch noch, ich bin davon nicht ausgenommen, aber ich lerne täglich dazu. Mein Mann ist Nistgermane (Germanist) und haut mich dann schon :-))

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Klaus Viehöfer 13. Juni 2007 um 8:06

Gibts nicht wenigstens ne automatische Rechtschreibkorrektur? Die klärt nicht alles, ist aber zumindest ein Anfang und als Plug-In bei Firefox gratis zu bekommen.

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Clap 13. Juni 2007 um 9:41

@Klaus: Da braucht man keine automatische Rechtschreibkorrektur. Da genügt ein Blick in die eigenen Communication-College-Statuten:

\“(…) Der Leser steht also im Mittelpunkt der schreiberischen Bemühungen, ist Kunde, auch wenn sich bei manchen Veröffentlichungen der Eindruck aufdrängt, dass dieser Tatbestand von den jeweiligen Autoren einfach oder gar arglistig vergessen worden ist. Der verständliche Text beginnt deshalb mit der Überlegung, an wen er sich richtet (…)\“

Und weiter:

\“(…) Auch und gerade Leser, die durch ihre beruflichen Verpflichtungen zur Lektüre gezwungen sind, haben Anspruch auf pfleglichen Umgang durch den Autor. Und das bedeutet für den \“Federhalter\“ zwingend das intensive Bemühen, sich auf sein Gegenüber einzustellen, dessen Bedürfnisse weitgehend zu erfassen und sie durch harte Arbeit zu befriedigen.\“

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Daniel 13. Juni 2007 um 10:17

Lieber Herr Knüwer,

vorab: ich bin ein großer Fan Ihrer Schreibe und deshalb intensiver Leser Ihres Blogs.

Aber mit Verlaub: Haben Sie sich hier nicht zum Erbsenzählen verleiten lassen? Sicher – Rechtschreibfehler in einem Acquise-Text zur PR-Ausbildung sollten hier ebensowenig passieren wie in einem zur Journalisten-Ausbildung. Aber mal Butter bei die Fische, können Sie sich an eine morgendliche Lektüre der Tageszeitung erinnern, ohne einen kleinen \“Tippie\“ entdeckt zu haben? Oder zwei? Ich nicht…

Und was die von Ihnen im ersten Satz selbst angesprochene Glashausproblematik betrifft: Sie bilden zwar nicht aus, aber dennoch eine ernstzunehmenden Vorbildfunktion gegenüber anderen Schreiberlingen. Etwa für mich. Und trotzdem sieht man als Leser über aus Zeitdruck entstandene Tippfehler hinweg.

Ich wette, aus vielerlei Gründen wären dem communication college diese Fehler in einer Printversion des Mailings nicht unterlaufen… Ohne in eine medienwissenschaftliche Diskussion über orthografische Konstitutionen unterschiedlicher Kommunikationskanäle abdriften zu wollen…

Nevertheless: Wann gibt es eine neue Folge der kleinen PR-Agentur?

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Chat Atkins 13. Juni 2007 um 10:55

Der Leser sieht über nichts hinweg. Ich zumindest nicht …

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Daniel 13. Juni 2007 um 11:15

Nun ja, das würde ich so nicht unterschreiben…
Der Leser sieht natürlich in vielerlei Hinsicht über so einiges hinweg. Auch Sie. Etwa, wenn Sie einen Text nicht komplett lesen (sehen Sie über Textbausteine hinweg) oder wenn Ihnen ein Rechtschreibfehler nicht auffällt (sehen Sie drüber hinweg) oder wenn Ihnen die korrekte Schreibweise eines Wortes einfach gar nicht bekannt ist (sehen Sie unbewusst drüber hinweg).
Wenn Sie mit Ihrem Kommentar aber meinten, dass Sie bzw. \“Der Leser\“ Fehler in der Rechtschreibung dem Autor nicht verzeihen – dann bittesehr: Seihen sie dohc nicht soh!

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Chat Atkins 13. Juni 2007 um 13:21

Gut, Ihnen zuliebe werde ich zum Seihen nicht länger mein Mikrofasertuch verwenden …

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Pr-Berater Berlin 13. Juni 2007 um 14:33

Wobei man in diesem Zusammenhang durchaus erwähnen sollte, dass die Tanja-Anjas (und übrigens auch Jessicas und Tatjanas) nun wirklich wenig dafür können. Zeitdruck, einen cholerischen Chef im Nacken und die Befristung des Praktikums sind Dinge, die sich jeder Journalist in Nachvolontärszeiten nur noch schwer vorstellen kann…

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vroni 13. Juni 2007 um 15:18

@ PR-B(e)rater

Knüwer meinte nicht als Schuldigen die (T)Anjas sondern ihre Ausbilder, die sich mit derartigen E-Mail-Angeboten als Miss_bilder outen.

Mir als Leser sagen solche Mails nur, dass dieser Verein sich den Lektor gespart hat. Lektoren sind heutzutage vollkommen überflüssige Wesen 🙂 Ich weiß spontan nur von einer löblichen PR-Firma in der Sonnenstraße, Minga, die leistet sich einen.

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Harald 14. Juni 2007 um 12:13

Ein echter Gnuss das zu lesen 😉

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Horst S. 27. Juni 2007 um 23:30

Im idyllischen Niedernberg am bayrischen Untermain gibt es wohl auch eine solche Agentur – mit Lektor will ich meinen. Und das sogar zweisprachig und ohne Mitarbeiter vom communication college (vielleicht liegt\’s ja auch daran).

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