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Der Anton aus Tirol hielt sich für was ganz Tolles. „Ich bin so schön, ich bin so toll“, sang er. Sicher war er das auch – für die Verhältnisse des Tiroler Gebirges. Vielleicht hätte er gemerkt, dass seine Güteklasse eben nur bei urlaubenden, unter Jagertee stehenden Haserln gut ankommt, unten, in den großen Städten aber ganz andere Qualitäten gefragt sind – wenn er sich in die Niederungen gewagt hätte. So aber ist Anton aus Tirol ein Vorbild für Bertelsmann und die Stiftung Warentest. Denn Bertelsmann hat anscheinend wieder jene unerträgliche Leichtigkeit des Wirtschaftens erreicht, die verloren schien, seit Andreas Schmidt nicht mehr in Gütersloh weilt. Ganz nonchalant ist im „Spiegel“ von einem deutschen Myspace zu lesen, das man nun aus der Taufe heben will. Ganz so, als ob die Jugend zu erreichen die leichteste Disziplin der Medien sei – und nicht die schwerste. Aber es wird schon klappen mit der Community, in Gütersloh ist man schließlich auch der schöne Anton, um den sich alle kebbeln.

Ebenso wie „Test“, das Magazin der Stiftung Warentest. Keiner der „Test“-Leser werde zu einem Produkt aus dem Hause Axel Springer greifen, verkündet Stiftung-Warentest Vorstand Werner Brinkmann bei der Netzeitung. Ich fürchte, er glaubt auch noch daran. Gerade so, als existiere die „Computer Bild“ nicht. Aber wer soll Anton schon gefährlich werden, in seinem Reiche Tirol?

So manch wichtiger Mensch in den Medien neigt dazu, Dinge anzunehmen, einfach weil dies bequem für ihn ist. Weil er nie den Zug nimmt um zu schauen, was es außerhalb von Tirol so gibt.

Dazu braucht es meist extreme Verzweiflung. So wie bei der „Los Angeles Times“. Deren Redaktion hat jetzt die Schnauze voll von behäbigen Manager, inkompetenten Beratern und dem Hinterherhecheln in Sachen Neue Medien. Sie gründete das „Manhattan Project“ und recherchiert jetzt ihre Zukunft – Hut ab. Und viel Glück.

Aber jetzt alle:

„Ich bin online, ich bin radio, ich bin der Anton aus G-loh.
Meine gigaschschönen Videos, sind der Wahnsinn für die Teen-Os,
Mein RTL, so wunderschön und schnell.

Ich bin so stark, und auch so wild, ich nehm es auf mit Welt und Bild.
Wippe ich meine Commun’ty, schrein die Kids Heyjojuche – und wollen den Anton aus G’loh!“


Kommentare


Don Alpohonso 16. Oktober 2006 um 14:41

Kurz drauf gab es den Versuch von BMG, mit der Antonia aus Tyrolia einen Wiesnhit zu landen – das lief dann in der Warteschleife der Presseabteilung. Bezeichnenderweise, als ich zum gescheiterten Projekt Musicdownload24.com recherchiert habe.

Irgendwas müssen sie tun. Und ganz so doof ist es nicht, sowas selbst zu probieren, wenn ein Youtube nach einem Jahr eine Milliarde Abschreibungen bedeutet und Millionenklagen. Bertelsmann könnte aus dem Napsterdebakel gelernt haben.

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Thomas Knüwer 16. Oktober 2006 um 14:54

Don! Du glaubst daran, dass ein Medienkonzern eine Teeny-Community aufbauen kann? Hattest Du zu viel Urlaub?

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GHLing 16. Oktober 2006 um 16:22

Ich sehe diese „deutshce Myspace“-Geschichte sehr skeptisch. In meinen Augen hatte Myspace so einen Erfolg, weil es als kleines, „hippes“ Unternehmen gestartet ist, das vielen Usern sympatisch war. Es wuchs immer weiter und durch Murdocs einkauf wurde es noch ein Stück größer. In Amerika.
Das sich das ganze jetzt von einem Großkonzern einfach genauso gestalten lässt bezweifel ich. Die Idee hinter Myspace war, einfach eine Community zu schaffen, in der sich User treffen und austauschen konnten, Kontakt zu unbekannteren Bands gefunden haben und dadurch voneinander profitiert haben (Momentan gibt es für Musik ja ein ähnliches Projekt namens last.fm).
Wenn ich aber an Bertelsmann denke, dann kommt mir zuerst eines in den Sinn: Kommerz und Gewinn. Die machen die Community, um mit ihr Geld zu machen.
Und darauf werden sicher einige der User, gerade aus dieser „Web 2.0“-Generation, sehr allergisch reagieren. Damit fangen sie vielleicht sie Jamba-Klingelton-Abonnenten. Von denen kriegen sie wohl auch ihr Geld (leider), aber meine Daten kriegen sich nicht (bin übrigens auch nichtb ei Myspace angemeldet).

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Don Alpohonso 17. Oktober 2006 um 3:16

Jetzt.de und Neon.de und Party bei uns beweisen, dass es geht.

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