Endlich ist Deutschland so, wie man es sich oft wünscht: In fiebriger, freudiger Erregung auf vier schöne Wochen. Eigentlich sollte ich keine Lust mehr auf Fußball haben. In den vergangenen Wochen habe ich mich durch Berge von Material gewühlt, habe nicht zitierfähige Quellen gesprochen und habe mit offenem Mund über dem Puzzle gesessen, dass sich zum Bild der Fifa und zu einer langen Geschichte für die Report-Seite formte. Wer sich das unappetitlichen Netz des Weltfußballverbandes vor Augen führt, der sollte eigentlich wirklich jede Vorfreude auf die WM begraben haben.
Vor drei Tagen aber ist mir der erste Wagen mit herauswehender Deutschland-Fahne in der Düsseldorfer Innenstadt begegnet. Und noch immer gucke ich jedem Auto mit Patriotismus-Bekundung überrascht hinterher. Verwundert starre ich zu Fenstern zu schwarz-rot-goldenen Fenstern hin. Treffe ich Kollegen, die ich ein paar Tage nicht gesehen habe, beginnt das Gespräch meist mit der Frage: „Schon WM-Fieber?“
Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, dass Deutschland einfach Lust hat zu feiern – egal ob es was zu feiern gibt. Denn seien wir ehrlich: Sonderlich große Hoffnungen, dass die deutsche Mannschaft es über das Viertelfinale hinaus schafft, hat wohl kaum jemand mit einem Funken Realitätssinn.
In den vergangenen Monaten gab es auch hier reichlich Kritik. Egal ob es um die Sprachdiktatur der Fifa ging, um bizarre Gespräche mit dem Vip-Karten-Verkäufer , Nike-Kommentar-Spamming oder den großen Sepp .
Und, klar, natürlich, vieles rund um die WM ist so abstrus, dass es eher in einen Satire-Roman gehört denn in die Realität. Fußball ist der einzige Markt, in dem die Kunden von vorne herein als prügelnde Säufer behandelt werden, deren einzige Existenzberechtigung es ist, ihr Geld an Fifa und DFB zu überweisen. Darüber wird weiter zu reden sein. Auch während der WM.
Doch erst mal soll und wird der Ball rollen ? und vieles wird zeitweilig vergessen sein. Zumindest, wenn der Einlass an den Stadien funktioniert ? die wohl einzige Klippe, die die Organisatoren noch fürchten müssen.
Fast alles spricht dafür, dass es eine große WM wird: Nie zuvor war Fußball schneller, nach Jahrzehnten hat ein Großteil der Mannschaften ihre Stärken in der Offensive, nicht mehr in der Defensive. Die Spiele finden in den modernsten, vielleicht auch besten Stadien weltweit statt. Die Fernsehbilder werden Maßstäbe setzen. Gut, die öffentlich-rechtlichen Kommentare auch ? aber nach unten.
Ja, ich freue mich auf diese WM. Und zwar tierisch. Genauso wie viele Menschen um mich herum. So viele, bemerke ich, wie noch nie zuvor bei einer WM. Fußball ist das Esperanto unseres Jahrtausends geworden, jene Völkerverständigung, die Olympia einst erreichen wollte, hat der Fußball geschaffen.
Selbst der Report-Kicker-Tisch ist präpariert: Auf rechts stürmt Asamoah…
…und die Bandenwerbung ist verkauft:
Und deshalb wird jetzt gefeiert. Nicht unkritisch und bitte nicht unlästerlich ? es soll ja Spaß machen.
Also, liebe Leser, gönnten Sie sich doch einmal Fooligan als WM-Begleitprogramm, oder das WM-Blog (Hinweise auf weitere, schöne WM-Blogs werden gern in den Kommentaren entgegen genommen). Treten sie mit an beim sehr, sehr lustigen Teamscream.
Oder lesen Sie ab sofort die Fünferkette ? denn auch wir konnten nicht an uns halten und haben ein WM-Blog gegründet (Fällt das unter Blog-Diarrhoe?).
Mit-Autoren sind Ringe-Reporter Grischa Brower-Rabinowitsch, Marc Renner, der unterhaltsamste Liveticker-Schreiber der Nation, Marcus Pfeil, der hier schon durch ein Argentinien-Trikot auffällig wurde (Argentinien! Also bitte! Tretende Pampa-Stiere, aber keine Fußballer!) und Online-Praktikant Manuel Krons.
Tja, ich werde auch dabei sein. Sollte ich in der Fünferkette etwas schreiben, werde ich den Text hier verlinken, sofern die Leser hier das nicht als zu aufdringlich empfinden.
Also, jetzt alle: CCOOOOOOOOMMMMMEEEEE OOOOOONNNN EEEEEEEEENNGGGGLAAAAAAAANDDDDD!!!!!!!
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