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„Street Credibility, Street Credibility…“ Der Begriff geht Managing Partner Marcel einfach nicht mehr aus dem Kopf. Und gerade jetzt könnte sich die jüngst erworbene Kompetenz in diesem Bereich auszahlen. Denn schließlich ist der neue Kunde der kleinen PR-Agentur am Rande der Stadt kein Geringerer als: Nike! Der Sportartikelriese hatte über den DFB Kontakt zum Chef bekommen. Schließlich ist der Fußballverband ganz vernarrt in sein neues Maskottchen.

Nike also will zur WM eine Riesenaktion starten Joga Bonito heißt sie. „COMMUNITY!!!“ hat der Chef sofort gebrüllt, als die von Nike ihm das Konzept vorgestellt haben. Eine Plattform für echte Fußballfans, die sich vom Kommerz abkehren. Nur Junior Consultant Tanja-Anja warf lästerlicherweise ein, dass auch die Jogabonito-Aktion Kommerz sei. „Frau. Wird ausgetauscht“, machte der Chef kurzen Prozess.

Marcel machte derweil erst Nägel mit Köpfen. Zum Beispiel stand da auf der Nike-Seite „Worum es geht“. Mit abwehrender Handbewegung urteilte Marcel: „Nicht genug street credible. Muss mehr Gangsta Style haben. How about ,The cause??“ Begeisterung bei Nike. Dann die Optik: „Das muss hart rüberkommen. Wie die Street halt so ist in Neukölln“, fordert Marcel, der ganz in seinem Element ist.

Dann endlich steht die Seite. Ein wenig blöd ist, dass da auch noch der Kooperationspartner Google drinhängt. Und der fordert ein Einloggen über ein Google-Konto. Das aber haben die wenigsten.

Und überhaupt will die Sache mit der Community nicht so funzen. Da gibt es zum Beispiel die Deutsche-Nationalmannschafts-Community mit ihren drei Winz-Einträgen. Und dass jemand eine Community für den TSV Oberensingen betreibt ist auch nicht so richtig streetmäßig.

Also verbringen Marcel und Senior Consultant Lars ihre Abende damit, sich mit immer neuen Namen anzumelden und Communities zu gründen, auf dass die Nutzer diskutieren. Tun sie aber nur begrenzt.

Und Nikes Forderung, ständig Sätze einzubringen wie „Come experience the joy of 2006 Fifa World Cup by joining this community. JOGA BONITO“ oder „Disclaimer : All the logos, trademarks & copyright work shown here belong to the respective trademark and copyright holders“ zu benutzen, ist jetzt auch nur limited street credible.

Nach zwei Wochen Krisensitzung: „Läuft nicht, läuft alles nicht“, grummelt der Chef. Lars schaut betreten. Marcel gibt den Kämpfer: „Wir müssen die Blog-Community auf die Page holen.“
„Aber wie?“, fragt Lars.
„Na kommentieren! Da fahren die doch voll drauf ab. Es muss jemand bei Blogs kommentieren. Am besten ne Frau. Das zieht die Männer an, because of the sex. Und Frauen because of the weibliche Solidarität.“

„Schlägst Du gerade vor so was wie gefälschte Kommentare zu veranstalten?“, sagt Lars mit leiser Stimme.

„Right. And it has to be sexy. Sollen Autor von diesen Seiten doch schmeicheln. Eine ausländische Frau. Foreign sexy girl from… from… BRASIL!?, ruft er aus. „Dann noch ein paar Rechtschreibfehler rein, weil Ausländerin, you know. Außerdem ist dumm doch sexy.“

Den nächsten Tag verbringt Praktikantin Julia mit saurem Gesicht damit, in lauter Weblogs per Copy und Paste die Street Credibility von Joga Bonito zu erhöhen:

„Hi!!! Alle klar?? Ich hab ein super link ins Internet gefunden!! Hast du schön mal gehört dass die nike eine neues werbung über die weltmeisterschaft gemacht hat!! Es ist echt der hammer!! Wenn du das gücken willst: www.nk6.com.br/jogabonito“

Marcel schaut ihr über die Schulter und schmunzelt noch einmal über seinen Geniestreich: „Gücken ? wie süß. Das klickt jeder.“

Nachtrag: Anscheinend liest Nikes kleine PR-Agentur am Rande der Stadt nicht alle Beiträge. Diesen hier zum Beispiel nicht. Heute morgen also gab es wieder einen Kommentar, diesmal von lucianefenner@hotmail.com. Bis zur WM wird Nike vielleicht zumindest Spamming World Champion.

Nachtrag II: Unser Brasilien-Korrespondent Alexander Busch hat versucht, Kontakt aufzunehmen. Ergebnis: Die E-Mail-Adresse funktioniert nicht. Das Ergebnis seiner Google-Recherche ist nicht uninteressant:
„Der Name taucht bei zwei Unis im Süden auf für eine Studentin, die gerade die Zulassung für ein Studium der Kommunikationswissenschaften geschafft hat. Aber das muss sie nicht sein, es tauchen da auch noch andere Fenners auf.“

Weitere Abenteuer der kleinen PR-Agentur am Rande der Stadt:

Kurz vor Mitternacht
Koffeein-Schock
Mai-Ausflug
Frühlingsgefühle
Wahlkampf
Marcelinho
Arbeitsverweigerungskampf
High-Society
Verzweiflungstat
Frisches Blut
Niederschlag
Weibliche Waffen
Imagewandel
Vroni
Lingua franca
Angie
Dumm gelaufen
Neue Republik
PC-Maus
Gedanken eines Chefs
Rooobiiiiiieee
Daviiiiiiiid
Geliebte „Bunte“
Sich einfach zulassen
Ein fröhlich‘ Lied
Backenfutter
Kaiserslautern
Have yourself a merry little christmas
DFB
Ein Prosit der Gemütlichkeit
Kollerkommunikation
Die Zahl des Monats
Job-TV 24
Valentinstag
Sepp Blatter
Neue Sanftmut
Street Credibility


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