Was auf einer Packung oder einem Produkt geschrieben stehen soll, ist sicher eine Wissenschaft für sich, da werden Ausschüsse gebildet, Master of Product Design für teuer Geld eingekauft und schließlich jedes Wort vom Herzen (und dem Hirn) abgerungen. Denkt sich der Unkundig. Ist aber anscheinend Unfug.
Vor einigen Jahren absolvierte eine gute Freundin von mir ein Praktikum bei einem großen Konsumgüterhersteller mit Schwerpunkt auf Pflegeprodukten. Jener Konsumgüterhersteller war von einer solchen Größe, dass ich bei den Hauptbeschäftigungen für Praktikanten "Kaffeekochen" und "Teilchenholen" erwartet hätte.
Doch schon nach kurzer Zeit rief sie mich eines Tages an, ob sie mir einen Text zur Begutachtung schicken dürfte. Sie solle den Packungstext für ein neues Shampoo entwerfen. "Beschäftigungstherapie für den Prakti", dachte ich. Falsch: Der Text erschien haargenau so tatsächlich auf dem Produkt.
Seitdem wundert mich nicht mehr, wenn auf einer Gerätschaft im Damenklo "Lady Killer" steht oder auf einer Pizza-Packung "IHR MEINE FAMILIE & ICH REZEPT". Es freut mich sogar: Wieder haben ein paar junge Menschen einen Einblick in den Berufsalltag bekommen.
Kommentare
Stefan 1. August 2005 um 18:42
Jetzt weiß ich auch, warum auf die Shampoo-Packungen eines bekannten Herstellers immer solche sinnfreien Diagramme aufgedruckt wurden: ohne Achsenbeschriftung und Skala enthielten sie nur eine kühne Kurve, die irgend eine tolle Wirkung des Shampoos darstellen sollte.
manuel 2. August 2005 um 9:54
schöne heile werbewelt… aber es ist mittlerweile in vielen bereichen so – besonders in der werbe- und medienwelt. man soll gar nicht glauben, wieviele bekannte dinge auf dem mist von azubis, praktikanten usw. gewachensen ist..
Marcel vom Parteibuch 3. August 2005 um 10:41
Solange die Praktikanten dann auch wie richtige Mitarbeiter bezahlt werden und die gleichen Rechte haben, finde ich da nichts anstößiges bei.
Komischerweise wollen das die Konzerne dann doch wieder nicht, dass die Generation p anständig bezahlt und behandelt wird.