Ist es Bequemlichkeit oder Leserwille, dass Journalisten zu bestimmten Anlässen zu den immer gleichen Formulierungen greifen lässt?
Ob heute wohl besonders viele Kollegen die Liebe zur Copy- und Paste-Funktion entdecken? Schließlich lesen sich die Artikel über Karnevalszüge immer gleich.
Gerade ist es 13.31 und schräg durch mein Fenster sehe ich die rosenmontagsübliche Mischung aus warm getrunkenen Vollkostümlern, schamhaften Leichtgeschminkten und Kindern, die über den Schwanz ihres Ganzkörperlöwenkostüms stolpern. Und im Hintergrund läuft Kölner Karnevalsmusik weil der Düsseldorfer halt keine eigene hat. Zumindest keine, die man länger ertragen würde.
Und die Agenturen greifen bereits wieder zu den üblichen Floskeln:
"In Köln lockten am Sonntag die Schull- und Veedelszöch (Schul- und Stadtteilzüge) zehntausende Besucher auf die Straßen" (AP)
"Verwöhnt werden die Jecken in diesem Jahr auf jeden Fall von
Petrus" (AP)
"Bei strahlendem Sonnenschein jubelten zehntausende Zuschauer den Vereinen, Schulen und Musikgruppen zu, die ihre Kostüme und kleinen Wagen aufwendig und einfallsreich gestaltet hatten." (dpa)
Und keine Sorge: Irgendwann wird auch der "närrische Lindwurm des Frohsinns" aus den Zeilen kriechen ohne dass sich jemand fragt, was zum Teufel eigentlich ein Lindwurm ist.
Überall liest und hört sich die Karnevalsberichterstattung gleich. Sind die berichtenden Kollegen also einfach einfallslos? Oder ist über den Karneval schon alles gesagt? Vielleicht aber möchte der Leser/Zuschauer/Hörer auch nichts anderes um sicher zu sein, dass in einer sich ständig wandelnden Welt wenigstes im Karneval alles noch so ist, wie es immer war?
Kommentare
Der Schulz 7. Februar 2005 um 14:09
Same procedure as every year … but there are some differences. Ich habe das Unmögliche erlebt: Düsseldorf-City ist komplett gesperrt. Brückenzufahrt Kniebrücke (stadtauswärts) funktioniert nur aus einer Richtung; nämlich einer, welche aus einem totalgesperrten Sektor heranführt. Und dennoch war ich „drin“ und kam auch wieder raus. Eine Karnevalshochburg, aus der nur der herausfindet, der auf einer Rheinseite bleibt, oder sich glücklich schätzen darf, über jahrzehntelange Schleichwegerfahrung zu verfügen … ich guck mir aber jetzt das närrische Treiben nicht via Webcam an … Helau !