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Die vergangenen zwei Wochen bin ich erstmals durch Japan gereist. In einer Zeit, da wir so sehr darüber diskutieren, wie unsere Gesellschaft aussehen – besser: wie sie sich verhalten – sollte, war es ein surreales Erlebnis. Denn Japan, das war ein Blick in eine Gesellschaft, wie sie kaum vorstellbar scheint im Jahr 2018. Eine Gesellschaft wie wir sie uns im Alltag wünschen, aber eigentlich als unrealistisch abgeschrieben haben.

Taxifahrer, zum Beispiel, können durchgängig höflich und freundlich sein. Sie können Anzüge tragen, viele mit Krawatte, manche garnieren dies mit weißen Handschuhen, einige sogar mit Hut. Selbst wenn sie den Weg nicht kennen, bleiben sie gut gelaunt, bitten um Entschuldigung und tun alles, um den Gast dorthin zu fahren, wo er hin will. Auch beschimpft sie keine unkorrekt fahrenden Autos, die wieder hupen nicht umher.

In Geschäften wird jeder Eintretende begrüßt. Man lässt ihn in Ruhe, bis er um Hilfe bittet. Diese bekommt er, selbst wenn es Verständigungsschwierigkeiten gibt. In Restaurants wird zumindest gelächelt, noch viel häufiger wird mit dem Gast gelacht. Und bekommt der Koch ein Lob, scheint er sich ehrlich zu freuen. Schwer umzugehen ist mit der servilen Freundlichkeit in Hotels und Restaurants. Dass sich Personal noch verbeugt, wenn der Gast bereits um die Ecke gebogen ist, das wirkt merkwürdig. Doch es hinterlässt auch dieses Gefühl von Geschätztwerden – und das steigert die eigene Wertschätzung gegenüber dem Dienstleister.

In der U-Bahn versucht jeder, anderen Fahrgästen so viel Raum zu geben, wie es gerade geht. Noch bevor ein Zug einfährt, reihen sich alle hintereinander auf, niemand drängelt. Schwierig wird es nur in der Tokioter Morgen-Rush-Hour. Ansonsten aber: Distanz. Außer bei Schlafenden. Die dürfen ihren Kopf auf der Schulter des Sitznachbarn ablegen, ohne dass dieser die Schulter mit empörtem Kommentar hochzucken lässt.

Wird es auf dem Gehsteig voll, achten die Menschen darauf, Passierenden Raum zu geben.

Gruppen von Schülern sind fröhlich, brüllen aber nicht rum. In Miyajima und Nara, zwei Orten, an denen es freilaufende, aber zutrauliche Rehe gibt, versucht keines der Kinder und kein Jugendlicher die Tiere zu piesacken oder zu erschrecken.

Was ist das für ein Unterschied zu Deutschland. Regelmäßig berichten Fahrrad fahrende kpunktnull-Mitarbeiterinnen, lautstark als „Fotze“ bezeichnet zu werden. In der U-Bahn scheint es für Jugendliche das Normalste zu sein, jedermann akustisch an ihrer Musik oder Youtube-Filmen über die Handy-Lautsprecher teilhaben zu lassen. Die Geschichten über patzige und inkompetente Mitarbeiter von Deutscher Bahn oder Eurowings sind Legion, von Taxifahrern in abgeranzter Kleidung und mit ausbaufähiger Höflichkeit will ich gar nicht erst anfangen: „Könnten Sie die Klimaanlage anmachen?“ – „Ist kaputt.“ – so passiert es mir bei jeder Taxifahrt im sommerlichen Berlin.

Interessant auch, wie zumindest im Dienstleisterbereich dieser Umgang miteinander erreicht wird. In Deutschland glauben wir, Freundlichkeit und Dienstleistungsqualität entstünden vor allem durch externen Druck. Wenn der Kellner nicht freundlich ist, kriegt er kein Trinkgeld; wenn das Restaurant nicht gut ist, gibt eine negative Kritik im Netz; spurt der Taxifahrer nicht, gibt’s kein Trinkgeld und ich raunz den so was von an.

In Japan hingegen sorgt die intrinsische Motivation für gute Dienstleistungen. Es ist egal, ob jemand U-Bahn-Fahrer, Kellner oder Sommelier ist – er will der verdammt beste U-Bahn-Fahrer, Kellner oder Sommelier sein. Die Motivation ist also nicht Druck, sondern persönlicher Stolz.

Und ist das nicht auch die viel bessere Haltung für einen Dienstleister? Denn so realisiert man wieder, worum es in diesem Feld geht: Wer nicht nur eine okaye Leistung abliefert, sondern mehr will – der sorgt für einen glücklichen Moment bei seinem Gegenüber. Das klingt zwar fürchterlich schmalzig, doch behaupten wir alle nicht immer, darum gehe es im Leben? Menschen glücklich zu machen? Und sind wir nicht selbst so glücklich über Dienstleistungserlebnisse, dass wir sie beständig teilen – egal ob im Social Web oder im Gespräch? Mehr noch: Ist es nicht sogar unser erster Impuls, über ein tolles Serviceerlebnis reden oder schreiben zu wollen, nachdem es uns passiert ist?

Natürlich bin ich Japan-Amateur (und die Kenner unter meinen Lesern hauen mir diese Thesen in den Kommtaren vielleicht um die Ohren). Doch glaube ich, dass diese Grundhaltung auf alle Lebensbereiche und den Umgang miteinander abfärbt. Wer realisiert, dass es möglich ist, andere für eine Sekunde glücklich zu machen, verhält sich vielleicht anders.

Natürlich hat Japan auch Probleme. Sexismus ist Alltag, junge, dienstbereite Frauen sind Fetisch Nummer 1. Rassismus existiert in einer speziellen Form, denn eine stattliche Zahl von Restaurants wünscht keine Ausländer egal welcher Herkunft als Gäste. Auch die Legende der sich zu Tode arbeitenden Japaner ist keine bloße Geschichte, bestätigte uns eine der Guides mit denen wir reisten. Als anekdotischen Beleg blickten wir eines Abends aus einer Hotelbar im 24. Stock auf das Gebäude gegenüber, in dem Ernst & Young residiert: Erst gegen 22 Uhr begann dort eine kleine Gruppenflucht Richtung Ausgang – weil gegen halb 11 automatisch die Jalousien runterfuhren.

Und doch: Wer als Tourist durch das Land reist, wähnt sich in einer besseren, in einer wünschenswerten Welt. In einer Welt, in der Respekt mit k statt mit c geschrieben wird und eine Geisteshaltung ist, nicht eine Hiphop-Floskel.


Kommentare


Ben 16. Oktober 2018 um 11:25

„In Miyajima und Nara, zwei Orten, an denen es freilaufende, aber zutrauliche Rehe gibt, versucht keines der Kinder und kein Jugendlicher die Tiere zu piesacken oder zu erschrecken.“

Ich hatte eher das Gefühl dass die Japaner – Schüler oder nicht – bei jeder unerwarteten Bewegung der Tiere erschreckten. Eigentlich recht lustig anzuschauen. 🙂

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Axl 17. Oktober 2018 um 9:39

Hi Thomas,
kann Deine Eindrücke nur voll und ganz bestätigen. Japan ist seit Jahren mein „Erholungsland“, in das ich immer wieder reise – insbesondere wenn ich einmal mehr Erholung von der deutschen „Ich“-Gesellschaft brauche.
Was mir übrigens in japan auch immer wieder auffällt: Die Höflichkeit und Freundlichkeit wirkt ansteckend. Wenn ich freundlich, höflich und zuvorkommend behandelt werde, gebe ich mir automatisch auch mehr Mühe, mich genau so zu verhalten.
Natürlich hast Du auch recht mit den angesprochenen Problempunkten (und das sind längst nicht alle). Aber ein perfektes Land gibt es eh nicht, und bei aller Kritik, die man sicherlich an Japan und der japanischen Gesellschaft üben kann, muss ich doch zugeben: dort fühle ich mich wohl, während ich Deutschland mittlerweile nur noch als „Transitland“ verstehe.

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Stephan Fleischhauer 17. Oktober 2018 um 11:38

Schöne Schwarzweißmalerei

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Thomas Knüwer 17. Oktober 2018 um 14:08

@Stephan Fleischhauer: Danke für die intensive Auseinandersetzung und die klaren Argumente.

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DT 18. Oktober 2018 um 13:44

Selbstlos freundlich sein, ist tatsächlich die einzige Form, die authentisch und ehrlich wirkt. Alles andere dient ja nur dazu, etwas dafür „zu bekommen“.
Die aktuelle Grundangst vor allem Fremden, die in Deutschland geschürt, aber auch nicht ernst genommen wird, ist (leider) auch ein Ableger unserer Geschichte, Kultur, Erziehung. Die sieht in asiatischen Ländern völlig anders aus, und das beschreibst du ja auch dementsprechend schön.
Und ich wette, ein Teil der Leserschaft wird deinen Text eher als Kritik und persönlichen Angriff werten, statt eine Initialisierung zum Betrachten des Selbstverständnisses zu sehen. Negatives liest man allzu oft, ich danke für die positiven Zeilen!

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Jokel 18. Oktober 2018 um 16:17

Herr Knüwer, Ihr Artikel ist nun einmal sehr einseitig. Daher könnten Sie sich auch gerne an die eigene Nase fassen und die „intensive Auseinandersetzung“ im Rahmen Ihres eigenen Artikels betreiben.
Herr Fleischhauer trifft den den wunden Punkt schon sehr genau. Wieso sollte man hierzu noch Argumente anführen? Lieber kurz und bündig halten.

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Thomas Knüwer 18. Oktober 2018 um 16:22

@Jokel: Einseitig? Ich glaube, ich habe klargemacht, dass es sich um subjektive Eindrücke handelt, die mich haben denken lassen. Und dass ich mit einigen Punkten (Frauenbild) Probleme habe, steht da auch.

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Martin Weber 18. Oktober 2018 um 16:44

Es ist ein schöner Artikel. Er ist so geschrieben wie er es empfunden hat. Das ist vollkommen in Ordnung! Hr. Knüwer hat wie so viel Touristen die schöne Seite von Japan kennengelernt und das er dies nieder schreiben möchte um uns daran teilhaben zulassen ist doch was schönes und lässt einen träumen und so manchen hier zu lande darüber nach denken und vielleicht sich ändern. Sind denn nicht die meisten Reisebericht so? Wenn man die dunkle Seite japan kennenlernen will (was ich nicht empfehlen würde, nur mal so nebenbei) Der muss abseits der großen Touristen Centren sich bewegen und da schlägt dir ein ganz anderes Japan entgegen. Hr. Knüwer hat es ja schon angedeutet in seinem Bericht Sexismus ist an der Tagesordnung! Japan können auch sehr Menschen verachtend sein! Schluss endlich ist diese Reise dokumentation eine schöne Sache um mal kurz das streßige Leben in Deutschland zu vergessen. Das ist es worauf es ankommt! in diesem Sinne schönen Abend!

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Oliver 18. Oktober 2018 um 13:30

Interessanter Artikel. Leider wird es bei uns nie so werden.

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Andreas 30. Oktober 2018 um 15:50

Wär doch auch schade! Wer würde denn dann deswegen noch in Japan Urlaub machen wollen?

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Cornelia Yano 18. Oktober 2018 um 13:39

Vielen Dank für diesen Artikel. Ich bin mit einem Japaner verheiratet und genieße jede Auszeit in Japan in vollen Zügen. Diese Höflichkeit, der Respekt, die (echte) Herzlichkeit. Auch die jungen Menschen wissen sich noch zu benehmen. Zurück in Deutschland ist es für mich jedes Mal wieder ein Kulturschock. Sehr schade.

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Sesar, Helmuth 18. Oktober 2018 um 13:42

Speziell in Nara……wir (Deutsche) mussten Hirschen das Verpackungsmaterial, das von japanischen Touristen gefüttert wurde, aus den Mäulern nehmen – zwar unterstützt durch einen schimpfenden, offensichtlich Einheimischen – aber Respekt gegenüber zutraulichen Tieren sieht anders aus.
Auf der anderen Seite – wir hatten überhaupt keine Probleme auch gegen Mitternacht in Kyoto am Fluss zu flanieren. Und wir können bestätigen, dass der Dienstleistungsgedanke und die gegenseitige Rücksichtnahme gelebt werden.

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Marius 18. Oktober 2018 um 13:47

Ich war im vergangenen Jahr erstmals in Japan und alles, was ich zuvor als Anonymität und klinische Verhaltensweisen befürchtet habe, war im Grunde das, was mir jeden Tag ein ganz bißchen erleichtert hat. Die Sauberkeit, die Höflichkeit, das Lächeln und auch die Bemühung, jederzeit zu helfen, färbten auch auf mich ab und dies führt dazu, dass man sich als Besucher schnell selbstsicher und „geachtet“ durchs Land bewegt.

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Jerome 18. Oktober 2018 um 13:55

Ich stimme dir voll und ganz zu. Schön geschrieben.

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Dieter 18. Oktober 2018 um 14:01

ich frage mich immer eine Sache wenn ich von Japan höre. Auf der einen Seite hört man dort werden die Menschen älter als sonstwo, auf der anderen Seite das dort eine der höchsten Suizidraten besteht. Wie passt das zusammen? Die Menschen auf dem Land leben lang und in Ruhe und die Menschen in den Städten haben Stress bis zum abwinken? Soweit ich weiß gibt es dort auch nur wenig Urlaub für die EInheimischen.

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Thomas Knüwer 18. Oktober 2018 um 14:13

@Dieter: Man sollte alle Einflussfaktoren einbeziehen und sich die Zahlen genau anschauen. Ja, in Japan gibt es viele Selbstmorde – aber auch keine Massenselbstmorde. Die Zahl der Selbstmorde geht auch nach unten. Die Arbeitsbedingungen sind auch durch die intrinsische Motivation sicherlich nicht das, was wir als wünschenswert empfinden. Urlaub gibt es gar nicht so wenig, doch die Japaner nehmen ihn nicht voll. Wenn ich die Zahlen richtig gesehen habe, machen sie durchschnittlich 10 Tage Urlaub im Jahr. Dazu kommen allerdings auch viele Feiertage mit ganz erstaunlichen Regelungen. Beispiel: Fällt der Feiertag auf einen Dienstag wird der Montag automatisch zum zusätzlichen Feiertag.

Was das Älter werden betrifft, muss man die Ernährung im Auge behalten. Essen besitzt einen immensen Stellenwert. Selbst das, was in Japan als Fast Food läuft ist gesünder und leckerer als das, was es bei uns in einer Frittenschmiede gibt. Außerdem haben die Japaner traditionell viel Wert auf Bewegung im Alter gelegt.

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Jay 18. Oktober 2018 um 15:51

Da muss ich etwas zu einschieben. Japaner nehmen wirklich sehr wenig Urlaub und die Feiertage klingen für mich jetzt einfach nach verzerrter Realität. Ein Feiertag sieht in Japan genau so aus wie ein Sonntag, sehr viele Japaner müssen an dem Tag regulär normal arbeiten. Kinos, Restaurants und alle Arten von Läden sind an diesen Tagen normal geöffnet. Daher kann ich mir nicht vorstellen, dass beispielsweise in der Golden Week alle Betriebe und Firmen still stehen.

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Thomas Knüwer 18. Oktober 2018 um 16:27

@Jay: Allerdings füllen sich an Feiertagen auch die Ferienorte – das war deutlich spürbar. Für kleine Geschäfte – auch so eine Besonderheit – gibt es nach dem Feiertag oft einen eigenen Feiertag, das wohl eine recht komplexe Situation. Auch erscheinen an diesem Tag dann die Zeitungen nicht, die aber am Feiertag rauskommen (was früher in Deutschland auch Normalität war).

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Maximilian Blum 18. Oktober 2018 um 17:31

Die hohe Lebenserwartung hängt mit der vergleichsweise gesunden Ernährung zusammen. Im Gegensatz zu Mitteleuropäern und Amerikanern, nehmen die Japaner viel omega-3-Fettsaäuren zu sich und vergleichsweise wenig omega-6. Eine fisch- und meeresfrüchtereiche Ernährung ohne fleisch-mayonaise-Wahnsinns-Fastfood bewirkt vor allem eine enorme Verbesserung fürs Herz-Kreislaufsystem aber auch generell. Klar in Japan gibt es auch fettleibige Leute, aber bei weitem nicht so viele wie in Europa oder gar den USA. Leider fangen die Japaner zunehmend an, sich an „westliche“ Ernährungsgewohnheiten anzupassen, sehr ärgerlich. Es sollte besser andersherum sein.

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shouwaronin 18. Oktober 2018 um 14:06

Habe ein Jahr in Japan gelebt. In Tokios Umland und direkt in Tokio. Auf den ersten Blick scheint es tatsächlich so zu sein, dass alles besser ist. Die Menschen freundlicher, die Gesellschaft friedlicher, mehr Respekt und so weiter. Doch mit einiger Zeit bemerkt man, dass es sich dabei um ein groß aufgezogenes Theater handelt. Das einzige das zählt, ist sein Gesicht zu wahren. Ehrlichkeit oder Direktheit wird man dort nicht erwarten können. Es geht um Harmonie um jeden Preis. Konflikte werden vermieden, nicht gelöst. Nicht Leistung zählt, sondern Anpassungsfähigkeit. Wer gut in einem Räderwerk funktioniert, wird dort schnell Anschluss finden. Alle anderen leben mehr oder weniger außerhalb der eigentlichen gesellschaftlichen Norm. Als Ausländer wird man diesen permanenten gesellschaftlichen Druck nicht wahrnehmen. Ich habe ihn auch erst am Ende meines Aufenthaltes etwas erspüren können und war am Ende froh wieder in meiner verranzten, unhöflichen und wenig respektierlichen deutschen Ecke zu sein, in der man wenigstens sicher sein kann, dass man bekommt was man sieht. Wie man so schön sagt: „Die Wahrheit tut weh“ und dies in jeder Hinsicht.

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Jokel 18. Oktober 2018 um 15:03

Sehe ich auch so. Nicht umsonst sind die Japaner eines der wenigen Völker, bei denen Depressionen und andere psychische Erkrankungen noch weiter verbreitete sind als in Deutschland. Die hohen Selbstmordraten sind da nur eines der Symptome und die Spitze des Eisberges. Man muss sich auch einmal die Statistiken ansehen, wieviele Männer und Frauen in Japan über 30 noch Jungfrau sind. Meines Wissens nach hatten 40% der gesamten Bevölkerung noch nie einen Partner oder Sex. Daher kommen dort auch diese völlig absurden Fetische wie diese Kissen, Schulmädchen etc…
Das Unterdrücken von Emotionen hat einfach keinen guten Einfluss. Nicht umsonst geht es den Menschen, zumindest psychologisch, besser, je weiter man in Europa in Richtung Süden geht.
Daher sehe auch ich es so: Lieber habe ich Lärm, Dreck, pöbelnde Jugendliche und keinen Respekt, als dass ich mit 40 Jahren ohne Partnerin oder echten menschlichen Kontakt depressiv in einer 10m^2 Wohnung mit Sexkissen wohne.

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Jay 18. Oktober 2018 um 16:08

Ja ich habe auch ein Jahr in Japan studiert und fand das Leben sehr sehr angenehm aber das lag auch daran, dass ich im Gegensatz zu den Japanern viel Zeit hatte, nicht 80 % meiner Zeit arbeiten musste und einfach als Außenstehender die angenehmen Seiten des Landes genießen konnte. Ich fand daher die japanische Gesellschaft auch ausgesprochen sauber und höflich sowie hilfsbereit aber sobald man Japaner näher kennenlernt, sieht man die Probleme. Eine Kellnerin, studiert und wirklich intelligent, musste 3 Jobs machen um Kinder und pflegebedürftige Mutter durchzubringen. Und nun bedenkt in jedem dieser 3 Jobs sind Überstunden an der Tagesordnung. Sie hatte pro Tag meist 3 Std. Schlaf. Das hat mich sehr geschockt und leider war sie kein Einzelfall.

Außerdem merkt man ab und an eben auch, dass diese Freundlichkeit nur eine Maske ist, gerade als Ausländer ist mir das das ein oder andere Mal aufgefallen. Und ein verkniffen gelächeltes „Nein Sie sind hier leider nicht willkommen“ tut genau so weh wie ein ehrliches mit fiesem Gesichtsausdruck.

Ich mag Japan nach wie vor sehr aber ich möchte nicht mehr mit einem „standardjapanischen“ Leben tauschen. Die Gesellschaftlichen Zwänge sind mir da in einigen Punkten zu einschränkend.

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Michael 18. Oktober 2018 um 14:08

Ich war noch nicht in Japan, daher fehlt mir der Vergleich.
Aber dass Höflichkeit in Deutschland vor allem durch externen Druck geschieht, empfinde ich auch so.
Vielleicht mag der Artikel etwas überspitzt sein, aber dem Apell des Autors (etwa: „Seid doch mal höflich um der Höflichkeit willen“) kann ich mich anschließen.
Ich bin kein Optimist, aber es gibt dies Sprichwort „Lächle in die Welt, und sie lächelt zurück.“
Letztlich stimmt das. Und man kann das auch auf die Höflichkeit übertragen.
Natürlich gibt es haufenweise Deutsche, die höflich _sind_.
Aber wir sind eben kein Volk, mit dem man Höflichkeit verbindet.

Wenn es mir an schweren Tagen gelingt, mir ein Lächeln abzuringen, obwohl mir dann in dem Moment vielleicht nicht danach ist, werde ich in der Regel belohnt dafür. Gilt das Lächeln gar noch einem Menschen, erst recht.

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Aan 18. Oktober 2018 um 14:08

Sehr gut auf den Punkt gebracht. In Deutschland fehlen einfach die Manieren. Ich bin immer wieder gerne in Japan, besonders die nicht-aggressive Art der Japaner ist wirklich sehr angenehm.

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MW 18. Oktober 2018 um 14:09

Kann man wirklich nicht vergleichen. Japan hat eine Kultur des Respekt und der Hörigkeit gegenüber Autorität und Macht.
In Deutschland bekommt man Ehrlichkeit und Freiheit. Eben die Freiheit auch was außerhalb der gesellschaftlichen Norm zu tun. Meisten Deutsche wissen ja wohin diese Hörigkeit („RESPEKT“ mit K ) führt, wenn diese unreflektiert und internalisiert daher kommt.

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Aan 19. Oktober 2018 um 6:57

Das mag ja stimmen, aber in Deutschland ist es doch mittlerweile mehr die Regel als die Ausnahme ausserhalb der Norm zu tanzen, mit dem Ergebnis, dass jeder jeden blockiert. Das Resultat: verdammt miese Stimmung.

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Ernst J. Zymelka 18. Oktober 2018 um 14:14

sehr schön beschrieben. genau so hab ich es auch erlebt. Eine tolle Kultur.

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Andreas 18. Oktober 2018 um 14:16

Hallo Thomas

ich reise mit meiner Familie ab und an in das „schöne Land“.

Die Eindrücke, die Du schilderst, treffen ins Schwarze: „In einer Welt, in der Respekt […] eine Geisteshaltung ist, nicht eine Hiphop-Floskel.“ – das ist genau der Punkt. Der Respekt, den die Menschen dort einander entgegenbringen, ungeachtet der sozialen Stellung, ist auffallend.

Sicher ist die japanische Gesellschaft in vielen Aspekten kein perfekter Entwurf. Aber sie zeigt so viele einfache und sinnstiftende Haltungen bezüglich des gemeinsamen Zusammenlebens, die „unserer“ Gesellschaft so sehr fehlen und doch so gut täten.

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Luna Malie 18. Oktober 2018 um 14:17

Ganz toll zu lesen ! Ich selbst war leider noch nicht dort, habe bisher aber auch nur positive Resonanzen vernehmen können.
Schön geschrieben, vielen Dank !

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Tim Lüddemann 18. Oktober 2018 um 14:19

Äußerst unzufriedenstellender Artikel. Erstens halte ich es für mega schwierig von eigenen Erfahrungen innerhalb zwei Wochen Rückschlüsse auf eine gesamte Gesellschaft zu ziehen. Das andere rückwärtsherum, ich empfinde es nicht ansatzweise so schlimm, wie Sie es in Deutschland beschreiben.
Zum Anderen ignorieren Sie komplett die Schattenseiten dieser „Immer-freundlich-Lächeln“-Dienstleistungsgesellschaft: krass hohe Suizidrate, permanenter Leistungsdruck, mangelnde individuelle Entfaltung, etc.
Schön, dass Sie als Kunde angenehme zwei Wochen hatten, alle höflich zu Ihnen waren und sie sich „wie ein König“ gefühlt haben. Aber zum Anderen ist es nicht so schrecklich in Deutschland, wie sie es zeichnen und zum Anderen ist eine „ich ordne mich allem unter, verstecke meine Gefühle und Gedanken, damit der Kunde zufrieden ist“ kein erstrebenswerter gesellschaftlicher Zustand, vorallem, wenn man die Schattenseiten von dieser gesellschaftlichen Einstellung komplett ignoriert.

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Thomas Knüwer 18. Oktober 2018 um 14:51

@Tim Lüddemann: Vielleicht lesen Sie auch mal die anderen Kommentare hier. Ich betone übrigens ausdrücklich, dass es sich um beschränkte Eindrücke eines Reisenden handelt.

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Roland 18. Oktober 2018 um 16:18

Ich fand faszinierend auch die Kommentare zu lesen. Teils haben die fast Bildungscharakter…;-)))
Einige Reaktionen hatte ich aber so erwartet, denn ähnliches findet man bei Amazon, durch alle Internet-Foren, Online-Artikel oder andere Berichterstattung,
wobei die hier sind sie noch „harmlos“. Ich persöhnlich, würde darauf nicht antworten, denn bei solche aktionen kommt nichts gutes dabei raus.
Möchte nur höfflich hinzufügen, das ich bei unsere Reisen sehr oft miterlebt musste wie viele deutsche Touristen sich im Ausland verhalten: ziemlich überheblich, sehr laut und kritisieren alles und jedem.
Das habe ich zum Beispiel in Kyoto während ein Busfahrt erlebt: die beide Herren haben sich so laut unterhalten, dass wir ganz hinten im Bus alles gut hören könnten.
Oder im Bangkok haben sich manche Deutschen extrem herabwürdigend über die Einheimischen geäußert usw.
Aber wenn man gar keine Interesse hat die andere Kulturen zu verstehen, wem wunderts…

Ich kann fast „wörtlich“ deine Gefühle sehr gut nachvollziehen und vieles bestätigen, so ging uns auch nach unsere erste Reise.
Und auch wenn wir bei unsere zweite Reise auch einige peinliche und teils unangenehme Momente erlebt hatten (warum auch immer), planen wir schon die nächste Reise nach Japan.
Vielen Dank für deine Worte, ich selber konnte leider nichts über meine Erfahrungen schreiben, dafür fehlt mir das notwendiges Talent.

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tim lüddemann 18. Oktober 2018 um 17:26

Aber erst später. Am Anfang schreiben sie immer von „der gesellschaft“ oder „eine gesellschaft“, ohne Ihre persönliche Perspektive zu thematisieren und das erzeugt stark den eindruck von einer verallgemeinerung. Die Einordnung und Relativierung am Ende ist löblich, wirkt aber, wie ich finde, zweifelhaft, wenn die ganzen Absätze davor „die“ japanische Gesellschaft gelobt und als viel besser dargestellt wird.

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Doro 18. Oktober 2018 um 14:24

Wir waren letztes Jahr dort und die Höflichkeit ist wirklich ein Traum. Zumal große Menschenmassen für mich sehr anstrengend sind, bspw. beim Steigen in den Zug, vermisse ich da wirklich die japanische Art. Ich erinnere mich auch noch daran, wie wir gerade erst wieder in Deutschland angekommen sind, uns noch am Flughafen etwas beim Bäcker kaufen möchte n und man direkt wieder angepampt wird.

Was ich jedoch nicht bestätigen kann: „Wird es auf dem Gehsteig voll, achten die Menschen darauf, Passierenden Raum zu geben.“ Viele blickten auch hier nur auf ihr Handy und nahmen einen nicht wahr. Am Anfang sind wir noch ausgewichen, aber der ein oder andere Rempler leiß sich dann doch nicht vermeiden.

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Jay 18. Oktober 2018 um 14:24

Da hat man doch gleich Lust, mal hin zu fahren.

Und sicherlich hat jedes Land seine Probleme – auch Japan bildet keine Ausnahme und gerade der Rassismus ist wirklich schwierig.
Insgesamt kann ich den Überlegungen aber beipflichten. Ich habe bereits oft im Service gearbeitet (Kasse und Verkauf aber auch Lehre) und es ist erstaunlich, wie stark der Spiegel ist, den der Kunde zurückgibt. Selbst wenn ein schlecht gelaunter Herr vor mir stand und ich freundlich geblieben bin, dauerte es nur einen Moment, da auch er sich anschickte, mir fair gegenüber zu bleiben. Auch hier gibt es Ausnahmen, Leute, die der Meinung sind, trotzdem das Problem an dem Kassierer ausleben zu müssen. Aber insgesamt hat ein Lächeln auf meinen Lippen immer mehr gebracht als die schlechte Laune, die der ein oder andere Kollege zeigte.

An der Stelle ist eben auch wichtig, Job und Leben zu trennen. Dann kann man auch am nächsten Tag wieder lächelnd zur Arbeit gehen, auch wenn man mal müde ist oder es zu Hause kriselt. Die Japaner sind da sehr gut drin, soweit ich weiß. Nicht nur ihr Ehrgeiz, auch die Diskretion ist ein besonderes Merkmal dieser Gesellschaft. Man ist für sich selbst verantwortlich und nicht für die Launen des anderen. Man nimmt die Dinge, wie sie da kommen – man schätzt das älter werden. Es ist kein Makel, sondern eine Erfahrung. Und dies führt eben auch zu den Problemen: Die Distanz der Leute lässt die Probleme anderer verschwinden. In der Bahn bedrängt zu werden schickt sich auch aus Seite des Opfers nicht also wird geschwiegen. Man spricht eben nicht öffentlich über Probleme. Man nimmt sie einfach mit nach Hause.

Eine gute Mischung wäre die Lösung für ein angenehmes Zusammenleben. Doch wie oft ist sich jeder selbst der Nächste. Und manchmal ist das auch gar nicht zu verdammen, oder? Wenn man dank verspäteter Bahn wieder mal im Regen steht, wenn man pünktlich seine Sachen abgegeben hat, aber das Amt ewig braucht es zu bearbeiten, wenn überall mit zweierlei Maß gemessen wird. Menschen sind so unterschiedlich und in unserer Kultur ist dieser Unterschied wichtiger als eine Gleichbehandlung. Japaner gehen in einem Grau unter, frei nach dem Motto: kennst du einen, kennst du alle.

Hat mich, wie man sieht, sehr zum Denken angeregt. Danke dafür 😉
Grüße
Jay

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Rina 18. Oktober 2018 um 14:27

Ich sehe beide Länder irgendwie als mein zu Hause an und doch würde ich nie dauerhaft in Japan leben wollen. Ich kann – vor allem aus touristischer Sicht – den Artikel voll und ganz nachvollziehen. Und dass der deutsche Dienstleistungssektor sich überhaupt so nennen darf, darüber wundert sich der Rest der Welt ohnehin. Aber in einem Punkt muss ich doch widersprechen: „In Japan hingegen sorgt die intrinsische Motivation für gute Dienstleistungen. Es ist egal, ob jemand U-Bahn-Fahrer, Kellner oder Sommelier ist – er will der verdammt beste U-Bahn-Fahrer, Kellner oder Sommelier sein. Die Motivation ist also nicht Druck, sondern persönlicher Stolz.“
Nur, weil der Druck nicht durch (fehlendes) Trinkgeld oder pampige Kundschaft (und glauben Sie mir, die gibt es auch in Japan in mehr als ausreichender Zahl) gegeben ist, heißt es nicht, dass er nicht da ist. Service und Gastfreundschaft werden in Japan seit jeher groß geschrieben, und so setzt nun einmal der Vorgesetzte alles daran, dass seine Mitarbeiter brav die (oft in extra Kursen mühsam erlernten) Höflichkeitsfloskeln richtig anwenden und trainiert sie darauf, jedem noch so absurden Kundenwunsch und -verhalten mit einem hilfsbereiten Lächeln zu begegnen. Und wer diese Leistungen nicht bringt, muss eben gehen. Glauben Sie mir, der Druck ist da. Und wer ein bisschen länger in Japan lebt, der sieht die leeren Augen der Konbini-Mitarbeiter, wenn sie um drei Uhr nachts einen betrunkenen Geschäftsmann höflich darum bitten, den Laden zu verlassen, ohne die Einrichtung zu demolieren. Der merkt, dass viele Begrüßungsfloskeln Automatismen sind, wenn sie heruntergerattert werden, nur um dann festzustellen, dass man die eigene Kollegin gerade für einen Kunden gehalten hat, weil man die Personen gar keinen Blickes mehr würdigt.
Klar, die Dienstleistung ist weltklasse, aber zu einem hohen Preis. Ich habe höchsten Respekt vor jedem, der in diesen Branchen in Japan arbeitet, trotz der Erschöpfung, den Überstunden, den lästigen Kunden und der oft schlechten Bezahlung. Oft wünsche ich mir ein bisschen was davon (der Höflichkeit, nicht den miesen Bedingungen) auch in Deutschland, aber nicht so übertrieben, wie es in Japan zelebriert wird. (Und glauben Sie mir, wenn Sie die Floskeln, die dort verwendet werden, alle verstehen würden, würden Sie so manches mal wohl auch den Kopf schütteln…)
Trotz allem: Für einen deutschen Touristen sicher eine Wohltat!

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Marina 18. Oktober 2018 um 14:28

Hallo Thomas,

meine Tochter war 18 Monate als Austauschschülerin in Japan. Ich kann ihre Erzählungen in Deinem Bericht wiederfinden. Für meine Tochter, die ein eher introvertierter Mensch ist, war die Zeit in Japan sehr angenehm. Einer der Hauptgründe war, dass die japanischen Jugendlichen keine Selbstdarsteller sind. Nie ging es darum, wer cool, cooler, am coolsten sei. Es ist richtig, dass sie als Gastschülerin einen Sonderstatus inne hatte und mit den tatsächlich existierenden Schattenseiten nicht in Berührung gekommen ist. Ich finde Deinen Bericht wichtig, weil gerade dadurch die bei uns vorherrschende Schwarz-Weiß-Malerei relativiert wird.

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Kei 18. Oktober 2018 um 14:41

Nachdem ich zum ersten Mal mit meiner kleinen Schwester ein paar Wochen in Japan war, ist auf der Rückreise in Deutschland der Unterschied noch krasser aufgefallen. Meiner Schwester kamen sogar die Tränen wie unzivilisiert es hier doch ist.
Wir werden auf jeden Fall noch öfters dorthin fliegen, nur leider ist der Flug sehr teuer.

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Edenjung 18. Oktober 2018 um 14:42

Ich habe von meinem 4 lebensjahr bis zum 10 in Japan gewohnt. in nem Dörfchen im umland von Kyoto (grneze Präfektur Shiga) und habe dort bei meinen entfernten verwandten gelebt. Ich bin dort mit meiner Cousine (2 grades) zur Schule gegangen und habe heute noch einige Freunde dort 😀
Ich für meinen Teil liebe Japan, aber ich bevorzuge das Leben hier in Mitteleuropa (momentan Holland zum Studium).
Auch wenn ich, der hauptsächlich auf dem Land war und ich desshalb eher weniger Rassismus erlebt habe [auch weil ich gut Japnisch sprechen kann (aber schreiben fällt mir immernoch schwer)] und weil wir im Vergleich zu Kindern in der Großstadt eher nicht so viel Druck hatten zu performen und man viel mit anderen unternommen hat, finde ich, dass die situation in den Großstädten absolut anders ist. auf dem land ist es entspannter, und ich fühle mich dort wesentlich wohler, gerade weil man die Leute wesentlich besser kennt.
Was mir aber bis heute mega auf die nerven geht ist diese zurückhaltung und Maske die die Leute aufsetzen. Für mich war es in den ersten paar jahren echt schwierig mit anderen ausserhalb meiner Familie klarzukommen, da ich sehr extrovertiert bin und gerne mal meine Meinung ohne zu denken raushaue. Mein Mitschühler kamen damit aber besser klar.
In deutschland kriegt man dafür einfach die Meinung schnell aus anderen raus und man kann auch mal diskussionen führen, wo man nicht dem gegenüber seine meinung aus der Nase ziehen muss.

Aber wied gesagt, man muss immer zwischen den Leuten auf dem land und der Stadt unterscheiden, sowohl in Deutschland als auch in japan. Beides mag ich.

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Jokel 18. Oktober 2018 um 14:45

So ein Bullshit. Machen nicht gerade die Emotionen und der damit entstehende Trubel, Lärm und Wirr-Warr das Leben lebenswert?
Natürlich ist ein bisschen Respekt nicht falsch. Mir ist es aber 1000 mal lieber, wenn ich ein bisschen weniger Respekt bekomme, dafür aber sehen und spüren kann, was in meinem Gegenüber vorgeht. Das ist meiner Erfahrung nach in Japan nur selten so.
Man hat in Japan geradezu das Gefühl, in einem Land voller humanoider Roboter unterwegs zu sein.
Das ist doch nichts tolles.
Funktionieren kann jeder. Auch Roboter und Maschinen. Was uns zu Menschen macht, sind die Emotionen. Dass diese manchmal auch unangenehm sein können gehört dazu. Aber das macht das Leben doch erst aus und schön (vorausgesetzt man ist nicht autistisch, soziophobisch zwanghaft oder hat sonst irgendwie mit seiner Psyche zu kämpfen).

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Lina 18. Oktober 2018 um 14:54

Das Beschriebene war auch mein erster Eindruck, als ich nach Japan reiste. Mittlerweile habe ich seit 8 Jahren einen japanischen Partner, 50% meiner Freunde sind Japaner.
Aus meiner Sicht kann Japan in vielerlei Hinsicht eine große Inspiration für jeden Einzelnen von uns sein, ja. Dienstleistungen sind für beide Seiten lohnenswert wenn sich diese in gegenseitigen Respekt und Freude an der Arbeit ausdrücken. Ein kleines Lächeln macht vieles leichter. Wir sollten das in Deutschland nicht vergessen.
Gleichzeitig: Japan ist eine Insel, Tokio eine der am dichtesten bevölkerten Städte der Welt. Das Zusammenleben funktioniert nur, wenn jeder Rücksicht auf den Anderen nimmt.
Japan hat eine vorherrschend kollektivistische Gesellschaft, die Werte stark im Buddhismus und Shintoismus verwurzelt.
Ein vielfach zitiertes Stickwort besagt: „Der herausstehende Nagel wird klein gemacht“. Nicht leicht für Minderheiten, die „anders“ sind. Mobbing an Schulen ist an der Tagesordnung.
Japan hat eine der höchsten Selbstmordraten.
Die Mitarbeiter haben vermutlich nicht das Büro verlassen, weil die Jalousien runtergingen sondern weil der Chef gegangen ist. Noch immer ist es vielfach so, dass ein Mitarbeiter erst aufsteht, nachdem der Chef gegangen ist. Und/Oder er die letzte U-Bahn noch erreichen möchte.
Berufstätige Mütter sind im Arbeitsleben nach wie vor unterrepräsentiert (und unterbezahlt). Nicht zu vergleichen mit Deutschland.
Vielleicht sollten man obigen Bericht als frische Bestandsaufnahme sehen, die eine Inspiration darstellt, die eigene Lebensrealität zu reflektieren (und verbessern).
Und dann beim 2. Japanbesuch mal direkt bei den Japanern nachfragen: Warum ist das so? Wie fühlt ihr euch dabei (https://de.wikipedia.org/wiki/Honne_und_Tatemae) ?

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Thomas Knüwer 18. Oktober 2018 um 15:01

@Lina: Wir sind ja mit japanischen Guides gereist, die sehr offen über ihr Leben berichtet haben. Interessanterweise waren es immer Frauen – eben weil Guide ein Teilzeitberuf ist und davon gibt es wenige. Wir haben traditionelle Familieneinstellungen gehabt und genauso eine Anfangvierzigerin, die mit diesen Traditionen nichts am Hut haben wollte. Insofern haben wir schon einiges mitbekommen.

Was das Büro betrifft: Nein, es handelte sich hier nicht um den Chef. Ansonsten wären über sicherlich 10 Stockwerke alle Chefs gleichzeitig aufgestanden. Tatsächlich hat die Haustechnik die Fenster verdunkelt und das musste dann von Hand geändert werden, was bei nur 2 Fenstern passiert.

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Mochitaro 18. Oktober 2018 um 14:57

Erhellender Artikel mit Blick auf einen anderen Gesellschaftsentwurf für diverse hiesige Miesepeter, Thomas.

Ebenso viele bereichernde differenzierte Einwürfe in den Kommentaren, die bereits viele Punkte ansprechen, einen weiteren möchte ich noch ergänzen:

Dieser interne Stolz, sei es als Taxifahrer, Kellner oder Reisbauer sein bestes zu geben und dem Kunden eine positive Erfahrung zu geben wird auch dadurch befeuert, dass die allermeisten Kunden auf Kundenseite sich respektvoll, höflich und wertschätzend gegenüber den Dienstleistenden gegenüber verhalten.

Wenn man sich bedenkt wie aggressiv, frech und mit welch Gepöbel Servicepersonal hierzulande konfrontiert wird, ist der Schluss auf einen allmählichen Verdruss dieser garnicht fern.

Insofern also ein wenig ein Henne und Ei Problem.

Nach längerem Aufenthalt in Japan brauche ich immer etwa ein bis zwei Wochen bis man sich das leichte Verbeugen und intensive Bedanken wieder abgewöhnt hat – so stark ist dieser gesellschaftliche Kitt, der sich wie ein unsichtbares Tuch über einen legt.

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Kookyshow 18. Oktober 2018 um 14:59

Japan ist wirklich immer eine Reise wert und grade der gegenseitige Respekt ist für Deutsche (aus Berlin oder generell dem ehemaligen Osten, im Süden finde ich das noch wesentlich angenehmer (disclaimer: ich bin Berliner ^^)) eine echte Erfahrung! Manche sagen, es ist ja eh nur oberflächliche Freundlichkeit aber ich lebe lieber mit Menschen zusammen, die oberflächlich freundlich sind als mit solchen die oberflächlich UNfreundlich sind!

Bei aller Liebe zur japanischen Gesellschaft muss man trotzdem erwähnen, dass hier viel auf dem traditionellen Lebensmodel (Frau an den Herd), hierarchischen Strukturen (Ich Chef, du nix) und Rassismus beruht. Vieles ist nur so möglich weil die Gesellschaft extrem homogen ist, in Deutschland ist eine, wie in Japan gelebte Religion (zurückhaltend und einladend) nicht möglich weil wir viele unterschiedliche Kulturen vereinen und daraus natürlich auch Konflikte entstehen, die es in Japan nicht oder nur wenig gibt.

Summasumarum lebe ich trotzdem lieber in Deutschland weil ich Multikulti als klaren Erfolg sehe und die deutschen Regeln zum Arbeitsalltag & die Sozialsysteme großartig sind und sich das grundsätzlich sehr offene Lebensmodel in Deutschland besser leben lässt als in Japan. Man kann sich mehr ausprobieren ohne sein Gesicht zu verlieren.
Trotzdem werde ich so bald wie möglich wieder in dieses wunderschöne Land Reisen!

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Micki 18. Oktober 2018 um 15:00

Du hast das alles gut beschrieben und so ist es auch. Ich arbeite in einer Japanischen Firma und muß jeden Tag erleben, wie man wie Don Quichote gegen Windmühlen kämpft und verliert. Probleme werden totgeschwiegen. Lösungen gibt es erst nach 500 mal nachfragen. Improvisieren geht nicht, denn es läuft immer nach Schema F. Hierachie ist alles, ja keine eigene Meinung haben. DAs kann man mal eine Zeilang machen aber ein leben lang mlchte ich das nicht.

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Hümmer 18. Oktober 2018 um 15:09

ja da schau her. Ein sehr interessanter Beitrag. Ja, ich stimme dem zu, dass es da bei uns wirklich krankt. Doch vielleicht hilft der Beitrag ja, dem einen oder anderen ein wenig mehr höflichkeit zu entlocken.
Karin Hümmer

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Tuenf 18. Oktober 2018 um 15:15

Ich fühle mich sehr an meine positiven Erlebnisse aus Südkorea erinnert. Welche Nebenwirkungen die ständige, auf Ehre basierende Leistungsbereitschaft und (sicherlich zu einem gewissen Teil aufgesetzte) Freundlichkeit haben, erfährt man als Tourist aber natürlich nicht. Womöglich hilft ein Blick auf die Selbstmordrate, die in beiden Ländern recht hoch ist.
Aber schön fände ich es allemal, wenn auch deutsche Fußballfans nach dem Spiel das Stadion aufräumten, bevor sie nach Hause gehen 🙂 So berichtete es mir jedenfalls ein japanischer Professor aus dem Land der aufgehenden Sonne.

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Tobias 18. Oktober 2018 um 15:16

Sehr toller Erfahrungsbericht! Ich selbst habe ein Jahr lang in Tokyo gelebt und gearbeitet und die gegenseitge Wertschätzung, den Respekt, die Höflichkeit, die Hilfsbereitschaft und all die im Artikel benannten Punkte nicht nur genossen, sondern sie mir auch selbst angeeignet.

Als ich nach dem Jahr zurück in Deutschland war, hatte ich wochenlang Probleme damit, mich wieder an den rauheren und kühleren Umgang zu gewöhnen. Ich dachte immer nur „Oh Gott, sind die hier bei uns alle unfreundlich. Dies und das hätte es in Japan so nicht gegeben bzw. hätte man da nicht so gemacht“.

Unsere Gesellschaft kann sich mehr als nur eine Scheibe von Japan abschneiden, allerdings befürchte ich, dass wir das japanische Niveau des gegenseitigen Respekts nie wirklich erreichen werden. Sehr traurig. Daher bleibt leider nur, in Zukunft möglichst viele Urlaube wieder dort zu verbringen.

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Haselnuss 18. Oktober 2018 um 15:24

Liest sich sehr schön.
Aber habt ihr es in Deutschland mal mit Höflichkeit, Freundlichkeit und Rücksichtnahme versucht?
Immer wenn ich mich so verhalte, bekomme ich die auch zurück. 😉

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doitsujin 18. Oktober 2018 um 15:38

Ich kann dem Kommentar von shouwaronin sehr zustimmen. Meines Erachtens ist es der Unterschied ob man als Tourist reist, geschäftlich dort ist (und in welcher Position) oder gar seinen Lebensunterhalt dort vielleicht sogar bei einem japanischen Arbeitgeber bestreitet.
Als Tourist ist es wirklich sehr angenehm – keine Frage. Die, wenn auch zum Teil als Berliner unglaubliche, Freundlichkeit ist scheinbar harmonisch. Jedwede Dienstleistung erfolgt mühevoll und mit einer gewissen Hingabe.
Ja, die Mädels und Frauen haben kein leichtes Los. Die so bei Schulmädchen beliebten „Hermes-Schals“ sind oft der Gegenwert von Gefälligkeiten älterer Herren in entsprechenden Positionen.
Die Eltern investieren Unsummen für Universitäten für Ihrer Kinder. Die mit dem Ziel von beruflichem Erfolg, die Mädchen mit dem Ziel eben dort einen Mann zu finden. Am Ende arbeiten zwei mit gleicher Qualifikation beim gleichen Arbeitgeber: Er in guter Position, sie kocht Kaffee…
Bevor beide jedoch die Stelle bekommen, werden in bestimmten Unternehmen Backgroundchecks durchgeführt. Der in Kanji geschriebene Familienname gibt bereits den ersten Hinweis ob die Person einen angemessen Stand in der Bevölkerungsschicht hat…
Das Lächeln verliert sich bei Vielen außerhalb der Öffentlichkeit.
Trotzdem toll da…
7 Jahre…

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Dany 18. Oktober 2018 um 15:41

Vielen Dank für den schönen Artikel der mir aus der Seele spricht! Ich kenne das Land aus mehreren Reisen (selbsterkundend!) und muß sagen, daß was Sie beschrieben haben, ist ebenfalls mein Eindruck. Kurzum, wenn ich wieder in Frankfurt am Main mit dem Flieger lande, denke ich unwillkürlich: „In welch einem Land aus Barbaren und grobschlächtigen Neandertalern lebe ich eigentlich?

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Heike Stuewe 18. Oktober 2018 um 15:42

Ja, so war es auch bei unserem Besuch.

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Chris 18. Oktober 2018 um 15:51

Auch wenn nichts verwerflich daran ist, das Gute herauszustellen ist mir der Artikel zu einseitig.
Sicher, die japanische Gesellschaft hat ihre Stärken und daher auch eine gewisse Anziehungskraft auf Länder und Mentalitäten, die andere Schwerpunkte haben.
Aber – dieser persönliche Stolz bei der Arbeit und der Zwang, der damit einhergeht (Druck kann man das schon gar nicht mehr nennen) bleiben hier völlig unangefasst!
Immense Arbeitszeiten, kaum Privatleben, ein demografisches Problem bei dem Deutschland fast wie ein Jungbrunnen wirkt, ein bereits in der Schule beginnender Druck, der bos in die späten Abendstunden reicht, enorm hohe Suizidrate, ein nicht unbeträchtlicher Teil „Hikikomoris“, d.h. Leute, die sich völlig zu Hause abkanzeln, weil sie die Gesellschaft nicht ertragen, eine unglaublich hohe Singlequote, Anime Partnerbots (eine Art Alexa, die dir nette Sachen sagt oder SMS schreibt, dass sie dich vermisst)… und und und.
Das ist nicht böse gemeint, aber vielleicht sollte hier noch mal die Eine oder Andere reise in das Land angetreten werden, bevor man einen solchen Artikel schreibt.
Stattdessen wird etwas geschrieben und bereits im Text zur Diskussion aufgerufen, ob es denn so stimmt…
Hat mit Informativen und gut recherchierten Journalismus auch nicht viel zu tun.

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Thomas Knüwer 18. Oktober 2018 um 16:31

@Chris: Niemand behauptet, dass dies hier Journalismus ist. Indiskretion Ehrensache ist mein persönliches Blog und ich bin seit etlichen Jahren kein Journalist mehr.

Bei den Punkten, die Sie aufführen, sollten uns aber einige zu denken geben. In Deutschland ist Burnout eine Volkskrankheit – auch ohne den immensen Druck. Abkanzelungen von der Gesellschaft erleben wir ebenfalls – allerdings eher in höherem Alter in Gestalt von Messies. Schuldruck: Na ja, wenn ich höre, was befreundete Lehrer so erzählen… Und auch die Ausbildung ist in Deutschland kein billiges Vergnügen mehr. Gestern berichtete mir ein werdender Vater, dass die Wunschkita rund 1.900 Euro im Monat kosten würde. Partnerbots? Längst ebenfalls Normalität in Deutschland.

Könnte es also sein, dass uns Probleme der Gesellschaft in Japan auffallen, weil das Land anders ist, als unseres?

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Jens B. 18. Oktober 2018 um 16:12

Ich finde es sehr interessant und auch wichtig, dass solche Kontrastkulturen existieren. In den Kommentaren werden viele Kilschees aufgerufen wie die hohe Suizidrate. Solche EInwände haben natürlich ihre Berechtigung. Allerdings ist es doch großartig zu sehen, dass eine Gesellschaft mit deutlich anderen Normen und Vorstellungen ihre Berechtigung hat und gut funktioniert. Nach den Maßstäben deutscher Linker ist Japan als untragbares „Naziland“ abzustempeln, schließlich wird Migration, Asyl, und fremde Kultur oder stark abgelehnt. Andererseits entsteht dann eben diese homogene Gesellschaft, in der verlässliche kulturelle Umgangsformen existieren und Höchstleistungen erbracht werden können. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille, und Japan ist die Möglichkeit abseits des eigenen Horizonts dies verstehen zu lernen und vermeintliche Überlegenheit zu hinterfragen.

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shouwaronin 18. Oktober 2018 um 18:24

ich habe mich ursprünglich genau aus dem Grund den Sie anführen für Japan entschieden. Ich wollte sehen, wie eine der uns Europäern fremdesten Kulturen dieses Planeten funktionieren können.
Ich kann nur sagen, dass es kein Modell ist, das nachahmenswert wäre. Wir würden individuelle Freiheit und Kreativität gegen soziale Kontinuität und Effizienz tauschen. Mag sich erstmal nicht so schlimm anhören, doch Freiheiten können immer schneller verloren werden, als erkämpft.

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Ruppert 18. Oktober 2018 um 16:22

Also ich finde die zurückhaltende Gesellschaft gut. Was interessieren mich die Emotionen von anderen die mir nicht nahe stehen. Ich habe kein Interesse an ihnen und hören will ich von denen auch nichts.

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Gast 18. Oktober 2018 um 16:35

Bin auch nur Japan Amateur und sicher ist vieles an diesen Kulturunterschieden beeidruckend und auch reizvoll.
z:B.: das es so etwas wie Diebstahl im Samuraigeordneten Land bis zur Zwangsöffnung per Kanonenboot wohl praktisch unbekannt war. (https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarze_Schiffe)

Aber:
– zwar dürfte die intrinsische Motivation bei dieser tief in der Kultur verankerten Freundlichkeit eine große Rolle spielen.
Jedoch gibt es auch in Japan sehr unangenehme/menschenunwürdige externen Druck/Disziplinierungsmassnahmen. Bsp.: http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/ungluecke/zugunglueck-in-japan-die-unpuenktlichen-werden-erniedrigt-und-bestraft-1233622.html

– Atomlobby und Aufsichtsbehörde, ein einziger Filz (Fukushima)

– Hat dieser Kulturunterschied zwischen Deutschland und Japan einen großen Unterschied beim Größenwahnsinnigen Gang in den zweiten Weltkriege gemacht? (Stichwort Kamikaze was für externen Druck es da wohl braucht um die Piloten ausreichend zu motivieren)

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Der Hosenmacher 18. Oktober 2018 um 16:37

Eine der Grundannahmen hier, nämlich die postulierte „intrinsische“ motivation, mit der sich jeder glückliche Japaner freuen kann geboren worden zu sein, wage ich anzuzweifeln.
In kaum einem Land/einer Kultur gibt es einen stärkeren sozialen Leistungsdruck, gekoppelt an einen Ehrbegriff der für Europäer doch meist sehr archaisch erscheint. Dies hat zum teil abstruse Entwicklungen und soziale Phänomene zur Folge (als bekanntestes Beispiel wohl die „Hikikomori“). Sie sprechen auch schon das Beispiel Rassismus an, und das ist nur ein Teil eines gesellschaftspolitischen Problems dem sich Japan gegenüber sieht. Sie sollten mal in Südkorea oder China nachfragen, was die Bewohner dieser beiden Staaten vom japanischen Rassismus (vllt würde man sie japanese supremacists nennen, ich weiß es nicht) halten. Japan hat seine Kriegs- und Menschenrechtsverletzungen nie aufgearbeitet und daher immernoch sehr angespannte Beziehungen zu seinen „Nachbarländern“. Es geht hier nicht nur um Restaurants, welche Ausländern keinen Einlass gewähren. Das Problem sitzt tiefer und spielt auch einen Rolle in der Konformität und Uniformität der japanischen Gesellschaft.
Ich kenne sie nicht, daher weiß ich nicht welcher Welt oder Gesellschaft sie entgegenträumen, aber ich wollte sie nur daran erinnern, dass vieles von dem was ihnen positiv erscheint (und vieles von dem erstrahlt ohne Zweifel zurecht in einem positiven Licht) einen Hintergrund haben kann, der vielleicht nicht so einfach zu bewerten ist.

Ich jedenfalls weiß, dass die laut Musik hörenden Jugendlichen in der Bahn vielleicht kurz nervig sind, dafür aber auch für persönliche Freiheit und Inidivualität stehen.

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T.K. 18. Oktober 2018 um 16:42

Als Historiker/Japanologe, der auch längere Zeit in Japan (Tokyo) gewohnt hat, möchte ich doch auf die „Rosa Brille“ hinweisen. Das ist aber kein Vorwurf, sondern ein so weit verbreitetes Phänomen, dass man sich manchmal fast schon als Pessimist/Schwarzmaler sieht. Ein Problem der japanischen Gesellschaft ist, dass sie gegen aussen so freundlich wirkt. Auch wenn es sicherlich viele Leute gibt, die es ernst meinen, ist es trotzdem ein sozialer Zwang, wer sich nicht daran hält fällt sofort auf und wird wohl seinen Job verlieren. Das geht soweit, dass man auch den unverschämtesten Kunden immer freundlich gegenübertritt, wo wir schon lange einen Riegel vorgeschoben hätten. Und solche Leute gibt es auch in Japan immer wieder, das habe ich selbst erlebt und war anfangs etwas schockiert. Denn man kennt die Japaner sonst eher als abgeschlossen gegen aussen, das Privatleben und die Arbeit/äusseren Beziehungen werden eher getrennt. Somit auch was man gegen aussen sagt und was wirklich gedacht wird. Man soll ein funktionierendes Mitglied der Gesellschaft sein, das heisst unnötige Konflikte vermeiden, eine strikte Hierarchie befolgen und auch arbeiten. Daher gibt es auch viele dieser Jobs, wie am Eingang eines Geschäftes das „Irashaimase“ (ein Ausdruck des „Keigo“, der Höflichkeitssprache), oder den Weg an einer Baustelle zu weisen, wo es sowieso nur eine Möglichkeit gibt. Man arbeitet, denn alles andere wäre merkwürdig.
Als Tourist ist das natürlich ein ganz anderes Erleben, wenn man sich diesen sozialen Normen nicht bewusst ist. Und ein geordnetes Anstehen am Bahnhof vermisse auch ich, seit ich zurückgekommen bin. Japan ist ein faszinierendes Land, aber es hat seine dunklen Seiten. Ein interessanter Ansatz um mehr über die japanische Gesellschaft zu lernen bieten wissenschaftliche Artikel (wohl nur auf Englisch) zum Bildungssystem und dem Verhalten im Klassenzimmer. Was man als Kind lernt bestimmt zu guten Teilen wozu wir als Menschen werden.

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Hana Mond 18. Oktober 2018 um 16:58

Wenn man nicht ausgerechnet Berlin (Attitüde: Stolz auf die eigene Unhöflichkeit, denn das ist ja die voll tolle typische Berliner Schnauze) als Vergleichsgegenstand nimmt, schneidet Deutschland in Punkto Höflichkeit auch besser ab 😉

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Dieter Fuchs 18. Oktober 2018 um 17:03

Auch ich hatte vor Monaten meine erste Japanreise und staunte nur noch. Stimmt alles. Vergessen haben Sie die extreme Sauberkeit. Kein Vergleich zu unseren versifften Städten. Daß Züge nicht auf die Minute sondern auf die Sekunde pünktlich sein können machte mich erst mal sprachlos. Allerdings habe ich negatives nicht übersehen: Rituale ohne Ende die um ihrer selbst willen gelebt werden und eine überbordende Bürokratie – schlimmer als bei uns. Trotzdem: Der Ton macht die Musik und der Wohlfühlfaktor ist sehr hoch.

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Christian 18. Oktober 2018 um 17:04

Ich mag Japan und die Japaner, bin oft dort und gehe viel mit ihnen um. Das sind ganz normale Menschen, so wie die Deutschen auch, nur mit einer anderen Kultur und Geschichte.

Ich glaube, ein Großteil aller Menschen in Deutschland und Japan sind grundsätzlich höflich. Kooperation ist den Menschen in die Gene geschrieben und zahlt sich auch in unserer heutigen Gesellschaft aus. Dasselbe gilt auch für Egoismus. So ist halt das Leben, auch in Japan.

Externen Druck, höflich zu sein, gibt es auch in Japan, und zwar in Form von massivem gesellschaftlichem Druck, schon von kleinauf. Japan ist eine sehr homogene Gesellschaft. Von den Mitmenschen mit Verachtung gestraft und gemieden zu werden, ist für viele Japaner das schlimmste.

Die Deutschen sehen das oft lockerer, und sind daher in der Regel offener, direkter und grober. Was von beidem besser ist, kann ich nicht beurteilen. Das muss jeder selbst entscheiden.

Antworten

Erhard Schmidt 18. Oktober 2018 um 17:44

Hallo Thomas,
vieles habe ich ebebso schon in den 70igern jahren erlebt.
was von 1971-1975 6 mal in Japan immer ca.sechs wochen,einfach wunderbar im Gegensatz zu unseren ,,Tollen“Gesellschaft.

Antworten

Marina 18. Oktober 2018 um 18:09

Hi Thomas, danke für dein Artikel. Japan fasziniert mich schon lange und ich plane in ca. 5 Jahren dahin zu reisen und mich selbst alles angucken.
Ich möchte aber keine Reise aus dem Katalog.
Könntest du mir vielleicht ein Tipp geben, wie man Japanreise am besten plant, so dass man auch einen umfangreichen Eindruck von dem Land bekommt? Kennst du vielleicht zuverlässige Internetseiten oder Bücher. Für einen guten Rat wäre ich dir sehr dankbar.

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Thomas Knüwer 19. Oktober 2018 um 10:02

Wir haben die Reise mit einem Reisebüro geplant. Es geht auch ohne, aber das macht die Sache beim ersten Besuch schlicht einfacher und effizienter.

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shouwaronin 18. Oktober 2018 um 18:13

Ich muss mich nochmal zu dem Punkt mit dem Stolz und der Arbeit zu Wort melden.
Meine japanische Frau arbeitete als Kindergärtnerin, Verkäuferin und Call Center Mitarbeiterin bei der Post in Japan. Dort ist Pöbelei von den Kunden und völlige Ausnutzung Ihrer „Kunde ist König“ Position nichts ungewöhnliches. Aus diesem Grund wollte Sie immer in Deutschland arbeiten, da sie sich hier nicht so in einer Rolle eingezwängt fühlt. Blöderweise hatte Sie aber leider auch hier einen japanischen Kunden, der Sie über Tage hinweg wegen eines Fehlers eines dt. Kollegen versucht hat „zur Rechenschaft“ zu ziehen.
Ganz traurig ist die Position als Kindergärtnerin in Japan. Dort erhält man von den Eltern für jedes Wehwechen des in ihre Obhut gegebenen Kindes regelrecht eine Standpauke. Sie bekam dann irgendwann das Gefühl ein Sandsack für die Mütter zu sein.
Daher bezweifle ich, dass es etwas mit Stolz zu tun hat. Eher eine unterschwellige Angst, die immerzu daran erinnert nicht zu versagen. Nicht umsonst gibt es in Japan den festen Begriff des Honne und Tatemae, grob übersetzt: die zwei Gesichter.
Tut mir leid für die sehr pessimistische Sichtweise, aber das sind meine Erfahrungen, die ich dort gemacht habe.
Uns Deutschen fehlt übrigens einfach nur ein wenig mehr Geduld. Wir neigen dazu schnell aufzubrausen, wenn unser Gegenüber mal etwas länger braucht.

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hans 18. Oktober 2018 um 19:21

Interessanter Bericht, allerdings deute ich deine Beobachtungen komplett anders.
Ohne jetzt die Servicewüste in Europa schön reden zu wollen, aber so einfach ist es jetzt ja auch nicht mit der Motivation, die intrinsische Motivation wurde halt über jahrzehnte eingeprügelt(sic!) bis die Kinder erwachsen und gebrochen waren.
oder zumindest sehe ich das ganze auch als ein Symptom einer autoritären gesellschaft, in der Arbeit bis über die Selbstvernichtung schon im Vorschulalter indoktriniert wurde
bzw Einer Philosophie, in der das Subjekt niemals mehr sein kann als ihre Tätigkeit der Gemeinschaft einbringt.
Ist das ganze nicht eher das Symptom einer extrem auf Arbeit fokusierten Gesellschaft, eine radikale Variante von Webers protestantischem Ethos gar?(es war ja nicht nur geopolitischer Zufall, dass sich die Achse Japan-deutschland seinerzeit aufmachte, die Welt zu unterwerfen; und eigtl nur die Japaner in Nanking ansatzweise so fleißig und industriell gemordet haben wir unsere Vorfahren)

Ist nicht so übel gemeint, wie es jetzt wohl klingt, nur kann ich den Standpunkt nur dann kurz darlegen, wenn ich etwas dicker auftrage.
natürlich ist Japan ein moderner und Liberaler Staat, aber da ist mir der deutsche grantler lieber, der mir als Mensch und nicht als maschine(und nichts anderes sind Menschen, die immer lachen) entgegentritt.

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Thomas Knüwer 19. Oktober 2018 um 10:01

@Hans: Ich bin mir nicht sicher, in wie weit Du Dich bislang mit der japanischen Erziehung beschäftigt hast. Zum Beispiel haben Kinder in den ersten 2 Schuljahren sehr viel mehr Möglichkeiten, sich auszutoben, als deutsche Schüler. Und wenn wir über Leistungsdruck reden: Den sehe ich in Deutschland in dramatischer Weise steigen. Nur ein Beispiel: Ein Gymnasiallehrer braucht heutzutage eine gute Rechtschutzversicherung – weil Eltern gern gegen schlechte Noten klagen.

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shouwaroni 19. Oktober 2018 um 13:01

da gebe ich Ihnen Recht. Kleine Kinder geniessen in Japan Narrenfreiheit. Dort wird über vieles hinweggesehen bei dem man hier in Deutschland nur abfällig die Nase rümpfen würde.

Nun, dass Eltern gegen schlechte Noten klagen finde ich garnicht so übel. Hätte sich bei mir vielleicht auch bezahlt gemacht 😉
Scherz beiseite; unsere individualistische auf persönliche Entfaltung ausgerichtete Gesellschaftsform passt einfach nicht zu unserem altbackenen „alle über einen Kamm“ scheren wollenden und mal schauen wer unter durchfällt Schulsystem. Anpassungen sind schon vor 30 Jahren nötig gewesen, ich glaube nicht, dass sich seitdem viel verändert hat. Aber tut mir leid, wir weichen von Thema ab.
In diesem Sinne finde ich es zumindest ermutigend, dass viel aktiver über verschiedene Missstände gesprochen wird, als in der Vergangenheit.

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Schirmer 19. Oktober 2018 um 16:51

Sehr geehrter Herr Knüwer, es ist schön zu lesen, dass es Kurzberichte gibt, die aufzeigen, dass Deutschland in vielen Dingen sich vom Normalsein im Handeln und Denken immer weiter entfernt. Ich war im letzten Jahr erstmalig für 4 Wochen in Japan und habe es auf meiner privaten Reise lieben gelernt. Es sind, und das hoben sie in ihrem Bericht besonders hervor, die Menschen die das ganze auf eine Ebene heben, die es bei uns in Deutschland nur in Ausnahmefällen noch gibt. Respekt, Freundlichkeit, der Kunde im Mittelpunkt stehend, ohne dabei das Gefühl zu haben, lästig zu sein, das wirkt nachhaltig.
Ich persönlich habe viele asiatische Länder bereist, aber Japan ist im Mix das was ich mir gerne wünschte, ohne zu vergessen das es auch etwas Schatten gibt. Vielen Dank für ihren Reiseeindruck.
Mit freundlichen Grüßen
Olaf Schirmer

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Mona 22. Oktober 2018 um 16:10

Hallo,
ich fand den Artikel sehr interessant, da er die Eindrücke vom ersten Japan-Besuch wiederspiegelt. Nur Schade, das einige meinen er müsste komplett zerflügt werden und alles auf die Goldwage gelegt werden…
Nächstes Jahr ist meine erste Japantour und zwar mit dem Rucksack. Bis jetzt ist nur der Flug gebucht. In Tokio werde ich ein oder zwei Tage bleiben. und dann nach Osaka und zu Fuß weiter. Da ich Land und Leute ein wenig kennenlehren möchte finde ich, dass eine feste Reisetour für mein Vorhaben nicht geeignet ist. Ok, zumindest diese Vorstellung habe ich. (Noch nie so eine Tour gemacht.) Natürlich sollte man sich auch ein wenig über die Kultur schlau machenund vieleicht auch ein wenig die Sprache lernen. (Kann nie schaden)und ja es gibt extreme Unterschiede zwischen Japan und Deutschland. Genauso wie .. Iran oder Pakistan und Deutschland. Leute: das sind nun mal andere Kulturen!
England ist auch anders. Wer in einer Schlange steht wartet gedudig bis er dran ist. So habe ich es kennengelernt. Aber das vor allem sozialschwachen Frauen die Kinder weggenommen und zur Adoption freigegeben werden, wer weiß das denn schon…
Japan ist nicht perfekt. Deutschland aber auch nicht! Die Sauberkeit -im Gegensatz zu Japan – läßt hier in Deutschland sehr zu wünschen übrig. Warum ist es denn so schwer, Müll in den Mülleimer zu werfen oder wie es Japaner machen mit nach Hause nehmen. Ja, wer sagt: ich habe es lieber das mich so ein paar Teenies anpöbeln, mich mit Ihrem gebölke und nervtötende Musik im Bus oder sonstwo nach einem anstrengenden Arbeitstag noch den letzten Nerv rauben… na bitte schön. Der das gut findet, weil er glaubt es habe mit Auslebung der „Freiheit“ jeglicher Art zu tun.. na ja.. Deutschland wird in meinen Augen immer rücksichtsloser, schmutziger und agressiver.
Das haben so einige feststellen müssen, nicht nur ich und was Herr Knüwer aussagt finde ich gut!
Ein wenig mehr Freundlichkeit, Höflichkeit, Einsicht, Rücksichtnahme täte uns allen doch gut…?
In diesem Sinne: ICH FREUE MICH AUF JAPAN!

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Marco 24. Oktober 2018 um 22:26

Japan ist ein wunderbares Land. Die Menschen sind sehr hilfsbereit und freundlich. Es ist sehr gut organisiert auch die Einwanderung folgt klaren Regeln. Ich denke es ist ein Vorbild in vielen Bereichen. Insbesondere auch beim Thema Sicherheit und Sauberkeit ist das Land herausragend. Aggressive Übergriffe habe ich dort nie erlebt. Vieles was in Deutschland mittlerweile üblich ist , wäre dort undenkbar…

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CK 30. Oktober 2018 um 19:58

Japan ist wohl eine der ethnisch und kulturell homogensten Gesellschaften der Welt. Vielleicht ist Vielfalt gar nicht so bereichernd. Zumindest wenn man auf Höflichkeit, Anstand und Sicherheit steht. Aber das wird man wohl kaum belegen können. Zu viele Faktoren. Für mich persönlich aber sehr einleuchtend.

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Volker 9. November 2018 um 12:09

Ich habe das Land jetzt zweieinhalb Wochen erlebt und mein Eindruck hat sich geändert. Den wiedersprechenden Kommentatoren zustimmend möchte auch nicht dauerhaft dort leben. Aber es gibt doch sooo vieles dort, was bei uns genauso funktionieren könnte, ohne eine freiheitlich-individualistische Denkweise aufzugeben.
Was ich aus Japan nicht importieren würde, sind die teilweise doch inhaltsleeren Höflichkeitsfloskeln und Verbeugungen (die auf mich einen teilweise lächerlichen Eindruck machen – wieso verbeugt sich der Schaffner, wenn er den Wagen verlässt?) und auch eine schon abartige Geräuschkulisse in Bahnhöfen und Innenstädten (Jingles, Lautsprecherdurchsagen usw), der teils paranoide Hygienewahn (aber beheizte Toilettenbrillen als Keimbrutstätten!) und die schrecklich vielen Plastikverpackungen. Was mich hingegen begeistert, ist die Ruhe in den öffentlichen Verkehrsmitteln, das Funktionieren der immensen Personenströme in den Bahnhöfen und Fußgängerzonen, überhaupt die Effizienz und Durchdachtheit des öffentlichen Nahverkehrs inklusive Bezahlsystem, uns um Jahrzehnte voraus!
Gesellschaftlich erzwungene Disziplin hatten wir vor nur wenigen Jahrzehnten auch noch in einem Teil unseres Landes und keiner möchte sie ernsthaft zurück. Aber freiwillige Selbstdisziplin kann auch das Resultat einer richtigen Persönlichkeitsbildung sein und das ist DER Webfehler unseres öffentlichen Bildungs- und Wertesystems. Die zunehmende Anzahl von „Ich-scher-mich-einen-Scheiß-um-jede-Regel“-Individuen quer durch alle Alters- und Einkommensschichten ist schon lange keine statistische Randerscheinung mehr. Es muss ja nicht gleich der Kantsche Imperativ sein, aber wer nicht im Sinne denkt „wenn ich das mache, fällt das doch kaum auf“, sondern „was passiert wenn es alle so machen“, der knattert nicht mit sinnlos lauten Motorrädern durch Wohnviertel, prollt grölend in der S-Bahn oder stellt seinen Müll nachts auf die Straße – ja, der geht mit der Kippe und dem Bonbonpapier auch zum oft nur wenige Meter entfernten Mülleimer. Und der riskiert auch mal ein Wort des Tadels, statt wegzusehen wenn es passiert. In einer Gesellschaft, in der gelebter Individualismus aber weit vor jedem Verständnis für die Belange des Anderen und der Gesellschaft gehandelt wird, geht es aber so zu und sieht es so aus wie wir es von hier kennen. Davon ist jeder Japan-Aufenthalt in der Tat eine echte Erholung.

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