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„Huch, ich wusste nicht, dass die meine Daten haben“, sagt eine Mitarbeiterin gerade. Immerhin: Sie erinnerte sich, dass sie sich bei jenem Onlinehändler angemeldet hatte, der ihre Daten wiederum für Facebookwerbung nutzt.

Dass sie dies sehen kann, ist eine recht frische Funktion im größten aller Social Networks – und diese Funktion birgt ein gewisses Risikopotential für die PR.

Schon länger können werbetreibende Unternehmen ihren E-Mail-Datenbestand mit Facebook abgleichen, oder besser: Sie können Mailadressen, die sie wie auch immer erhalten haben, nutzen um jenen Personen zielgerichtete Werbung auf Facebook einzuspielen. Ob man dies überhaupt tun sollte, ist ohnehin so eine Frage. Denn Nutzer entscheiden sich ja recht bewusst, was sie so veranstalten. Und nur, weil jemand die Newsletter einer Marke mag, heißt das nicht, dass ihm auch das Inhaltekonzept auf Facebook passt.

Bisher konnte Unternehmen das aber relativ egal sein. Facebook nennt zwar die Gründe, warum einem eine bestimmte Anzeige gezeigt wird, wenn man den kleinen Haken eben einer Anzeige anklickt und sich „Warum sehe ich diese Anzeige“ anschaut. Doch das war bisher einigermaßen unkonkret. Nun sind die Informationen tiefer geworden, auch dies eine relativ neue Funktion. Vor allem aber: Bisher wurde bisher nicht erwähnt, dass ein Datenaustausch mit anderen digitalen Orten stattgefunden hat.

Doch genau dieser Datenaustausch ist es ja, der Bedenken hervorruft. Es ist Nutzern unheimlich, wenn Facebook ihnen Kontakte vorschlägt, wenn ihnen nicht klar ist, wie das Netzwerk auf diese Verbindung gekommen ist. Meist liegt das Geheimnis daran, dass entweder sie oder der Vorgeschlagene dem Dienst Zugriff auf ihre Adressliste gegeben hat und dort eine Mailadresse verzeichnet war, die für Facebook genutzt wird.

Und birgt jene neue Funktion das Potential zum PR-Desaster: Nutzer können sehen, wer ihre Daten ähnlich mit Facebook abgeglichen hat, wie Privatnutzer, die Zugriff auf ein Adressbuch gewähren. Für alle scheint dies noch nicht freigegeben. Wer es testen will (noch scheint es nicht bei allen Nutzern erhältlich zu sein):

  • Im Web auf Facebook rechts oben die Funktion „Einstellungen“ anklicken.
  • Links auf Werbeanzeigen klicken.
  • „Werbeanzeigen basierend auf meinen Einstellungen“ bearbeiten.
  • Button „Einstellungen für Werbeanzeigen abrufen“
  • Runterscrollen auf Werbungtreibende

Und jene Firmen, die dann unter dem Reiter „Werbetreibende mit deinen Kontaktinfos“ gelistet werden, haben ihre Datenbank mit Facebook abgeglichen.

Weshalb das in Sachen PR gefährlich sein kann, zeigt meine Auswahl hier: Denn wie Fireflies und ITMedia an meine Daten gekommen sind, ist mir ein Rätsel – ich kenne beide Firmen nicht.

Ad_Preferences

Und es zeigt sich eine weitere Gefahr. Firmen bauen ja Kontaktdatenbanken auf, die auch Nicht-Kunden enthalten. Munter werden da dann Adressen eingekauft ohne Rücksicht auf den Verbraucher. Diese über Jahre entstandenen Datensätze könnten dann für Facebook-Werbung genutzt werden. Bisher blieb das unbemerkt – nun macht es Facebook öffentlich.

Schon bald könnten sich dann Mediendienste und technophobe Medien wie „Spiegel“ oder ARD sich dann ergötzen an jenen Unternehmen, die Daten unbescholtener Bürger nutzen um das Schlimmste zu tun, was sich ein deutscher Journalist vorstellen kann: ihnen Werbung zu zeigen. Dieser Satz ist natürlich von Ironie durchzogen. Doch sollten die Digitalverantwortlichen in Unternehmen sehr genau darauf achten, wie diese Werbefunktion durch ihre eigene Abteilung oder durch die beauftragte Mediaagentur genutzt wird. Denn auch wenn diese Erregungswellen kurz sind – man sollte sie sich trotzdem ersparen.


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