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Der Redakteur hat‘ schwer. Vor allem, wenn der Anspruch des eigenen Hauses mit voller Wucht kollidiert mit der medienwirtschaftlichen Realität, so wie dies seit dem Wochenende auf der Facebook-Präsenz der ARD Sportschau der Fall ist.

Die Sportschau ist ja nun ein Aushängeschild des öffentlich-rechtlichen Sports. Gerade erst bejammert die ARD die Möglichkeit einer Erstaustrahlung der Fußball-Bundesliga im Web, spricht dem Fußball eine hohe gesellschaftliche Bedeutung zu und impliziert, dass nur die Sportschau der rechte Bedeutungsstandswahrer sein könne.

Tatsächlich ist die Sportschau 2011 nur noch ein Krüppel, verglichen mit den goldenen Zeiten der 70er und 80er. Sportarten außerhalb des Fußballs und der Formel 1 sind nur noch selten zu finden, fachkundige Berichte und packende Kurzreportagen die Ausnahme. König Fußball schwingt das Zepter und das auf dem Niveau eines Karnevalsprinzen: Hauptsache Stimmung – Kopf ausschalten.

Nun gibt es aber anscheinend noch immer einige hoffnungslose Anhänger anderer Wettkampfarten. Die haben nun zwar kein Geld mehr für längere Stücke oder Übertragungen – aber vielleicht Leidenschaft. Die digitale Technologie macht vieles möglich und so wird auch im Reiche der ARD experimentiert mit neuen Möglichkeiten.

So begleitet ein Online-Team die Hockey-Europameisterschaft. Doch weil ein richtiges Kamerateam auch Geld kostet, experimentiert die Sportschau für ihren Web-Auftritt mit Interviews, die per iPhone aufgezeichnet werden (hier ein Beispiel). Darauf ist man schon ein wenig stolz, scheint es.

Eigentlich könnten die Redakteure das auch sein. Nur: Die Zuschauer erwarten offensichtlich etwas anderes – nämlich mehr als das, was sie selbst auch liefern könnten, gäbe man ihnen eine Presseakkreditierung. Für sie stehen ARD und Sportschau für überdurchschnittliche Qualität. Und so lassen sie ihrem Ärger auf Facebook freien Lauf: Die einen kritisieren die Bildqualität, die anderen glauben, wer sich von der ARD interviewen lässt und ein iPhone sieht, müsse sich veralbert vorkommen und schließlich gibt es Kritik an der Nennung des Herstellernamens. Und auch die Differenz zu den hohen Ansprüchen der ARD an ihre Zulieferer (und die sinkenden Honorare für freie TV-Journalisten) werden in die Diskussion gebracht. Nachzulesen ist das ganze hier.

Das Social-Media-Team hält da gut mit und beantwortet eine Reihe Fragen. Doch natürlich bleibt das Grund-Dilemma gleich: Die ARD will mehr Gebühren und begründet dies mit dem eigenen Anspruch. Und dann deckt sie ein nicht unerhebliches Sportereignis – sowohl die deutschen Herren wie die Damen wurden Europameister – mit iPhones ab. Das ist nicht grundsätzlich verwerflich. Es zeigt aber wieder einmal, das bei öffentlich-rechtlichen Sendern nur eine Art von Programm Geld bekommt: das mit der Einschaltquote. Was ARD (und genauso das ZDF) ununterscheidbar macht von der privaten Konkurrenz.

Nachtrag vom 19.1.12: Die Wogen schlagen inzwischen höher auf der Facebook-Präsenz der Sportschau. Und offensichtlich macht das die betreuenden Redakteure nervös. Denn in leicht pampiger Art werden die Kritiker in den Senkel gestellt:


Kommentare


Argelbargel 16. Januar 2012 um 18:55

Hmm… Da muss man aber doch irgendwie trennen oder? Das eine ist doch die „normale“ TV-Berichterstattung, bei der man durchaus zurecht kritisieren oder zumindest darüber diskutieren kann, dass bzw. ob Sportarten ohne Quotenpotential unterrepräsentiert sind bzw. ob sich dafür die Kosten für eine klassiche TV-Übertragung mit Kamerateams, Ü-Wagen etc. lohnen bzw. über die GEZ finanzierbar sind.

Das andere ist die Berichterstattung fürs Web. Für diese – und wenn man den Kommentaren auf Facebook glauben darf nur für diese – wird jetzt zusätzlich noch mit Smartphones gedreht. Wo genau versteckt sich da der Verlust des Anspruchs – besonders im Vergleich zur privaten Konkurrenz? Ein Gate kann ich erst Recht nich erkennen, höchstens ein „Geifer-Gate“ bei all den Kommentatoren die diese Trennung offensichtlich auch nicht hinbekommen (wollen).

Mit ein ganz kleinwenig Recherche kann man rausfinden, dass zumindest ein Einspieler über die Hockey-WM wohl auch in der Sportschau lief (http://www.sportschau.de/sp/layout/jsp/komponente/mediaseite/index.jsp?id=147559#mbContent) – und selbst wenn die alte Tante ARD die Onliner mit iPhones drehen lässt – fürs TV war da sicher noch ein EB-Team dabei (und auch der im FB-Post erwähnte Live-Stream wurde ziemlich sicher mit klassischem Equipment gedreht).

(Disclaimer: ich arbeite als Onliner bei einer ÖR-Rundfunkanstalt)

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Oliver Fink 16. Januar 2012 um 19:59

Hmm. Anhand der mit Sorgfalt erstellten iPhone-Videos, die ich bisher gesehen habe, kann ich mir nicht vorstellen, dass diese für einfache Interviews nicht ausreichend sein sollten. FullHD wird im allgemeinen nicht gebraucht und mit dem abgebildeten Aufbau mit Strahler und Micro sollten sowohl Bild als auch Ton gut sein. Ich verstehe die Aufregung eher nicht…

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DAMerrick 16. Januar 2012 um 20:01

@Argelbargel

Genau darum geht es doch. Warum sollten die ÖR trennen? Warum sollen die ÖR welche angeblich immer mehr Geld brauchen dann nicht auch alle Berichterstattungen wenigstens gleich behandeln, also wenigstens den Schein einer Unabhängigkeit wahren welche immer wieder propagiert wird.

Heißt Web = Unwichtig?
Oder Glauben Sie wirklich wir würden in den 90ern leben wo bei einem Modem nicht auffällt das das Bild nicht mal einem Hobbyfilmer genügt?

Ich kann Mr. Knüller gut verstehen, gerade als Nichtdeutscher. Der Interviewte fühlt sich veräppelt, der Sender macht deutlich was er von dem Ereignis hält und gute Qualität bringt das auch nicht.
Gutjahr hat zwar mal beschrieben das. sich iPhone und iPad zwar für eine schnelle Berichterstattung eignen. Aber auch nur wenn man darauf nicht vorbereitet ist, wenn gerade etwas passiert und man hat sein equipment nicht dabei.
Und ich hoffe Sie Glauben nicht das die ÖR nicht darauf vorbereitet gewesen wären…

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DAMerrick 16. Januar 2012 um 20:02

Sorry.
Natürlich Mr. Knüwer.
die Rechtschreibprüfung hatte sich eingemischt.

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Martin Hoffmann 16. Januar 2012 um 20:19

Lieber Herr Knüwer,
ich lese und schätze ihr Blog seit längerer Zeit, muss Ihnen an dieser Stelle aber doch widersprechen. Denn diesmal haben Sie leider etwas übers Ziel hinausgeschossen und tun den ARD-„Netzreportern“ unrecht. Statt zu loben, wie die Kollegen die Hockey-EM oder den Bambi genutzt haben, um mit neuer Technologie zu experimentieren, hauen Sie hier einfach nur blindlings drauf. Sie fordern doch sonst eben genau diese Art von Innovationsgeist (völlig zu Recht auch von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten) ein – und wenn diese dann tatsächlich mal auf die Idee kommen, vom klassischen Weg der Massenmedien abzuweichen, ist das auch wieder nicht richtig. Was wäre denn die Alternative zur (ergänzenden!) Berichterstattung per Smartphone aus Leipzig gewesen? Man hätte mehr „echte“ Kamerateams oder VJs losschicken müssen. Hätte das der übertragende Sender angesichts einer einfachen Kosten-Nutzen-Abwägung gemacht? Eher nicht. Denn wozu sollte das auch gut sein, wenn man ähnliche Ergebnisse doch viel kostengünstiger per iPhone bekommen kann? Die ganze Aktion ist also voll und ganz im Sinne eines besseren Umgangs mit den Gebührengeldern (den Sie ja zu Recht fordern). Denn für Hockey-Fans, deren Sportart ansonsten als Orchideenfach durchgeht, ist sowieso jede Minute Sendezeit, die über das „normale“ Maß hinaus für Berichte verwendet wird, ein Gewinn. Das Ganze ist nur ein Experiment – noch dazu eines, das sich durchaus sehen lassen kann (auch wenn natürlich nicht alles perfekt abläuft!). Wo, wenn nicht in der Nische eines Online-Streams von einer Randsportart sollte man solche Dinge denn Ihrer Meinung nach überhaupt ausprobieren?
(Disclaimer: Auch ich arbeite für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.)

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Cordian 16. Januar 2012 um 21:44

Ach Herr Knüwer, mit diesem Text hätten sie sich problemlos bei den Facebook-Kommentaren einordnen können.

Da ist die angestaubte Behörde mal innovativ, deckt ein Sportereignis ab, von dem kein einziger anderer Sender berichtet, stellt sich auch noch ganz transparent auf die SocialMedia-Bühne, wie sie es immer fordern, und dann haben sie nichts besseres zu tun als mit Tomaten zu werfen?

Warum so frustriert?

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crazyeddie 16. Januar 2012 um 23:42

Warum haben die nicht wenigstens ein Nokia N8 verwendet?

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Lesenswertes vom 17.01.2012 | Floyboy – Florian Heinz, Journalist 17. Januar 2012 um 7:04

[…] indiskretionehrensache.de: Das iPhone-Gate der Sportschau: Warum es manchmal gut ist, nicht mit dem iPhone zu filmen. […]

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Mirco Zsoch 17. Januar 2012 um 8:23

Ich finde die Sehgewohnheiten sind entscheidend. Im Web erwarte ich nicht perfekte („Fernseh-„) Qualität. Deshalb empfinde ich den Einsatz von iPhones bei Randsportarten als durchaus probates Mittel um auch von dort in Bewegtbild berichten zu können.
Und aus eigener Praxis kann ich sagen, natürlich ist ein EB -Team vor Ort, wenn fürs TV gedreht werden soll!
Finde dieser Artikel schießt am Ziel vorbei.

(Disclaimer: ö.rechtlicher tv journalist)

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Beobachter 17. Januar 2012 um 9:00

Liebe ARD, liebes ZDF: Es ist nicht die Aufgabe der ÖR gegen die privaten Sender als Konkurrenz aufzutreten und bspw. Unsummen für irgendwelche Sportveransatltungen auszugeben!

Wer immer bei den ÖR mit dem Wahn begonnen hat, gegen die Privaten in die Schlacht der Einschaltquoten zu ziehen, den müßte man noch heute dafür zur Strafe 3 Wochen lang jeden Tag 24 Stunden Musikantenstadl in Dauerschleife sehen lasssen.

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Axl 17. Januar 2012 um 9:02

Thomas,

wenn ARD/ZDF mit großem (teurem) Aufwand berichten, wird gemeckert, dass Gebühren „verschleudert“ werden. Wenn ARD/ZDF mal innovativ versuchen mit weniger (teurem) Aufwand zu berichten, wird aber auch gemeckert, dass das nicht genug sei – und überhaupt!

Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten können doch machen was sie wollen – es wird immer als „falsch“ dargestellt. Ist das fair? Nicht wirklich!

Ach, und wenn Du schreibst, dass ARD/ZDF nun „ununterscheidbar“ seien von der kommerziellen Konkurrenz, dann verrat‘ uns doch auch bitte mal, wie ausführlich RTL und P7S1 von der Hockey-Europameisterschaft berichtet haben!

Und ja, ich arbeite auch beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, kann mit konstruktiver (!) Kritik prima leben (denn nobody’s perfect), bin mittlerweile aber auch extrem abgenervt von undifferenziertem Draufhauen um des Draufhauens willen.

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Thomas Knüwer 17. Januar 2012 um 9:24

Oh, oh, nach den Kommentaren hier kann man wohl nur folgern, dass die Nerven bei vielen Mitarbeitern des Öffentlich-Rechtlichen blank liegen….

Denn ich habe ja nicht die Arbeit der Videoreporter kritisiert: Die machen einen braven, unaufregenden Job. Das ist nicht böse gemeint – aber innovativ ist die Verwendung eines iPhones in dieser Form nun wirklich nicht. Da war ja selbst unser Spontan-Billig-Experiment mit Dennis Crowley gewagter: https://www.indiskretionehrensache.de/2010/09/foursquare-plant-deutsche-version/ Und dann reden wir ja noch nicht von wahren Innovationen wie sie beim Webvideopreis prämiert werden.

Aber warum verwenden sie iPhones? Die Videoqualität ist toll, aber längst nicht so gut wie mit der günstigeren Kodak-Kamera. Und wenn schon Kamera-Alternativen, warum keine Spiegelreflex?

Was ich ja wirklich kritisiere ist die immense Ungleichverteilung in den Budgets zu Gunsten des Fußballs. Denn es ist ja nicht so, dass die Sendeanstalten weniger Geld als früher zur Verfügung hätten – im Gegenteil. Nur wird dies eben heute in Quotenformate gesteckt.

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Karl Bold 17. Januar 2012 um 9:26

Gerade steht die Düsseldorfer Eishockeygemeinschaft DEG vor der Pleite: die Liga verzichtet auf Auf- und Abstieg, die Übertragung ist nach Premiere gewandert. Der Kommentar stimmt. Die Sportschau macht einen Bohei um Fußball, während andere Sportarten nur noch bei Olympia gezeigt werden. Das Experiment mit dem iphone sollte man aber nicht verteufeln. Die teure Profiausstattung hat keinen Internetanschluss, ein PC oder ähnliches wäre nötig, was auch Zeit bei der Übertragung kostet. Die Youtubevideos zur Arabellion in der Tagesschau haben schließlich auch keinen gestört.

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Christoph Rieth 17. Januar 2012 um 9:46

Lieber Sportskamerad Knüwer, ich war mal so frei und habe ihren Blogeintrag in unseren Sportschau-Kommentaren bei Facebook erwähnt. Ich hoffe das ist o.k.!? Entspannte Grüße aus Leipzig, Christoph

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Falk D. 17. Januar 2012 um 10:20

Während web2.0-apologeten auf ein iphone reagieren, wie 12jährige Mädchen vor drei Jahren auf ein Tokio-Hotel-Plakat, verlieren Sportfans im Allgemeinen im Angesicht dessen nicht die Fähigkeit zur Kritik. Und nach den zwei Videos die ich gesehen habe, kann ich sagen: „Die Bildqualität ist Mist.“
Farben, Kontrast, -Umfang, Randschärfe, Schärfenverteilung, Artefakte, Führung und Ausleuchtung sind weder einzeln noch in Summe sendefähig.

@Herr Hoffmann: zu ihrer Frage, wo man etwas ausprobieren könnte, gebe ich Ihnen gerne eine Antwort: In einem Testumfeld, das nicht unter dem Markendach liegt. Ausprobieren ist Ausprobieren. Produktion ist Produktion. Sie können Formate auf dem Sender ausprobieren, aber keine Techniken. Ihre Frage spricht vor dem Hintergrund ihres Arbeitgebers aber so oder so Bände.

Wir stehen 11 Monate vor der unausweichlichen Zwangsgebühr oder Haushaltpauschale, für die maßgeblich auch mit den Online-Angeboten argumentiert wurde. Verfassungsrechtlich auf der Kante zur Nasensteuer und eigentlich angesichts der Leitsätze im Urteil zum Kohlepfennig undenkbar.

Wenn ich als jemand, der kein Gerät zum Empfang bereithält, voll bezahlen soll, hat auf der anderen Seite volle Leistung zu stehen und kein Handyvideo, dass technisch auf der Qualität der Videos von Schulhofprügeleien steht. DSLR-Produktion wäre denkbar oder AVCHD-Handrekorder, die wahrscheinlich preislich unter dem geradezu lächerlichen iphone-Lolli lägen und besseres Material ausspucken. Der Mangel an Sensorgröße und Objektivdurchmesser lassen sich durch die Jobs-Kirche nicht wegbeten.

Die ÖRR-Anstalten ziehen sich merklich aus vielen Feldern zurück (Kurzwelle nur noch mit Sparleistungen), Programme werden merklich schmaler (produzierte gegenüber gesendete Minuten) und die Produktionen schlechter. Letzteres meine ich sowohl technisch wie inhaltlich. Gleichzeitig finden nicht nachvollziehbare Verpflichtungen (Jauch, Lierhaus, Opdenhövel) bzw. Abschlüsse in Höhen statt, die so wenig für einen sorgsamen Umgang mit zwangseingetriebenen Geldern sprechen.

Aber nur zu. Noch mehr solche Fehlschüsse und es gibt ein Rundfunkgebühr21. Ich wage aber die Prognose, dass die Grünen vermutlich die Protestler dieses mal nicht als Steigbügelhalter misbrauchen und anschließend verhonepiepeln können.

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Marcus 17. Januar 2012 um 11:53

Lieber Mr. Knüller,

ich kann beim besten Willen kein iPhone-Gate erkennen. Auch wenn das gut getextet ist, schießt es daneben. Sie schreiben

„innovativ ist die Verwendung eines iPhones in dieser Form nun wirklich nicht.“ – Ist sie doch. Denn es handelt sich hier um eine technisch recht neue Errungenschaft – vergleicht man sie mit bis jetzt bekanntem traditionellen Gerät. Gleichzeitig handelt es sich hier um eine Erneuerung herkömmlicher Produktionsprozesse. Hier wird ein „Embrace new Technologies“ probiert, das sonst immer nur gefordert wird. Die Unterscheidung zwischen wahren und unwahren Innovationen ist ein Eiertanz. Vor allem weil es Ihnen offenbar eher darum geht wer eine vermeintliche Innovation tätigt.

Ganz lustig, dass Sie ausgerechnet eine „günstigere Kodak-Kamera“ ins Spiel bringen. Sowohl die Kodak Zi6 und Zi8 haben gerade das gleiche Schicksal wie die Flip vor sich: http://www.howtogetviews.com/the-end-of-flip-video-cameras/ Sie waren und sind offenbar nicht innovativ genug und haben gegen Smartphones auf denen man direkt Schneiden und Publizieren kann keine Chance.

Ihr Hinweis auf Spiegelreflexkameras zeigt, dass Sie sich offenbar nicht die Mühe gemacht haben die Facebook-Kommentare zu lesen, denn dort steht dass die Redaktion direkt auf dem Gerät schneiden und publizieren wollte.

Schade, dass technisches Voranschreiten und Ausprobieren offenbar nur von den richtigen Leuten betrieben werden darf.

„Ausprobieren ist Ausprobieren. Produktion ist Produktion.“
— Das ist das genaue Gegenteil einer technikfreundlichen Prämisse, die unter anderem Facebook groß gemacht hat.

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Hans 17. Januar 2012 um 12:21

Ich arbeite auch für eine ÖR Anstalt und kann auf der einen Seite definitiv für die Verhältnisse dort (immer nur das teuerste Equipment) eine Innovation erkennen. Ich kann aber allen Kommentatoren versichern, dass in diesem Fall „Innovation“ sicher nicht das ausschlaggebende Argument für dieses Experiment war. Es geht darum, durch immer schlechter bezahlte Freie Mitarbeiter, immer mehr Content immer billiger produzieren zu lassen. Mit dem iPhone dürfen die Freien wahrscheinlich gleich noch ein paar Photos für die Bilderstrecke machen, ein paar Audio-Interviews fürs Radio aufnehmen und den Online-Artikel schreiben. Für das gleiche Honorar wie vor 10 Jahren für einen einzigen Hörfunkbeitrag versteht sich.

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Matthias 17. Januar 2012 um 12:34

Disclaimer vorneweg: Ich arbeite nicht für die ÖR-Anstalten. Ich zahle ganz normal (und natürlich nicht wirklich gern) meine Gebühren, bin kein militanter Schwarzseher, besitze weder ein iPhone noch sonst ein Apple-Produkt und nutze auch nicht Facebook.

Somit wurde ich erst durch diesen Blogbeitrag auf die neue Praxis der ARD-Webreporter aufmerksam und bin – anders als der Autor – begeistert. Ich finde es bewundernswert, wie die ARD hier handelsübliche Technik einsetzt, um über ein Randsportereignis ausführlich zu berichten. Der Querverweis zum Fußball ist wenig sachdienlich. Der Unterschied zwischen Hallenhockey und Bundesliga-Fußball könnte größer kaum sein. Das wissen auch die Sportler selbst und trotzdem üben sie ihren Sport mit Liebe und Hingabe aus.

Journalistisch betrachtet ist es für mich ein sehr interessantes Experiment. Ein Web-Reporter mit einem (ich nenne es jetzt einfach mal so) iPhone-Ständer ist schneller und flexibler als das übliche 3-Mann-Reporterteam mit dicker HD-Kamera. Durch den Wegfall der Technik tritt die journalistische Kompetenz wieder in der Vordergrund.

Die Zuschauer erwarten offensichtlich etwas anderes – nämlich mehr als das, was sie selbst auch liefern könnten, gäbe man ihnen eine Presseakkreditierung.

Bedeutet im Umkehrschluss: Drücke einem unbedarften Zuschauer eine HD-Kamera in die Hand und er wird besser berichten, als ein im Thema involvierter Webreporter mit einem iPhone? Das denke ich nicht!

Meinetwegen darf die ARD gerne weiter experimentieren. Für Web-Anwendungen erscheinen mir die Ergebnisse mehr als ausreichend.

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Argelbargel 17. Januar 2012 um 16:17

@DAMaverick: ich glaube, Sie haben mich und auch die Sache missverstanden. Bei der Berichterstattung wird nicht zwingend nach TV/Web bzw. wichtig/unwichtig getrennt. Sie Netzreporter haben _zusätzlich_ zur „normalen“ TV-Berichterstattung (diese, vermutlich aufwändiger komponierten Beiträge waren/sind ja ebenso online abrufbar) berichtet. Für diese Berichterstattung wurden dann statt klassischen Kameras iPhones verwendet. Nicht, weil die Bildqualität im Web unwichtig ist, sondern weil die Qualität der iPhones (720p?) fürs Web ausreicht und durch die Möglichkeit, auf einem Gerät zu Drehen, zu Schneiden und zu Publizieren, einen einfacheren, schnelleren Workflow ermöglichen, um auch kleinere Schnipsel, spontane Interviews etc. schnell und zeitnah, halt webgerecht, online zu stellen.

@Thomas Knüwer: ich bin ganz entspannt und, auch wenn sie mir mein Einkommen sichert, für jede kritische (aber konstruktive) Diskussion über die ARD und die GEZ zu haben. Ich finde nur, dass dieser Beissreflex bei allem was die ARD macht, nicht wirklich dazu beiträgt.

Wenn Sie sich über die Verteilung der Gelder und Aufmerksamkeit im Sport ärgern, sollte sich ihre Polemik auch dagegen richten und nicht gegen ein Experiment, das zeigt, dass die ARD den Stellenwert des Webs anerkennt und sich endlich bewegt. Und wenn es schon raus muss, dann sollte die Stoßrichtung gleich bleiben: ist das Experiment jetzt doof, weil die Qualität des Materials nicht stimmt und nur online geht, weil die ARD ihren Anspruch verrät oder weil andere schon vor den Netzreportern Videos fürs Web gemacht haben und die Innovation fehlt?

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falk d. 17. Januar 2012 um 21:28

Wenn ich „für’s web ausreicht“ lese, bekomme ich Tobsuchtsanfälle. Ein normaler DSL-Anschluss hat mehr Bandbreite als die meisten DVB-S Streams. Hinzu kommen effektivere Codecs und seit einiger Zeit (Smart-TV) auch entsprechende starke Wiedergabegeräte. Wer „fürs Web ausreicht“ schreibt, denkt noch in kleinen „Webvideos“. Das Qualitätsgefälle kippt schon seit langem in die andere Richtung.

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Matthias 18. Januar 2012 um 0:38

Wenn ich “für’s web ausreicht” lese, bekomme ich Tobsuchtsanfälle.

Ernsthaft? Das reicht schon aus für einen Tobsuchtsanfall?

OK, dann konkretisiere ich: Ihm Rahmen dessen, wie es von der ARD als „Webvideo“ genutzt wurde, empfand ich es als ausreichend. Wer sich aber das Video in acht Jahren auf seinem 189-Zoll-HD-3D-Smart-Tapetenfernseher anschauen möchte (und wer will das bei einer Hallenhockey-EM des Jahres 2012 nicht?), wird schwer enttäuscht sein.

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