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In der Serie “Netzwert Reloaded” verfolge ich jeden Montag, was das Team von Handelsblatt Netzwert vor exakt 10 Jahren über das digitale Geschäft schrieb. Alle Netzwert-Reloaded Folgen finden Sie hier.

Wie schnell sich die digitale Technik in einige Branche gefräst hat, demonstriert die Netzwert-Ausgabe vom 21.5.2001. Denn damals waren die Modekette Zara und ihr Mutterhaus Inditex noch neu und aufregend – vor allem für die Textilwirtschaft. Gerade sechs Ableger hatte Zara damals in Deutschland, weitere zehn waren geplant. Dieses Modell des schnellen Orderns bei Bedarf, der sich ständig drehenden Kollektionen, ermöglicht durch eine durchdigitalisierte Lieferkette: Das war damals eine sensationelle Neuigkeit:

„,Ich habe schon viele Fabriken gesehen, aber keine wie die von (Inditex-Chef) Ortega‘, lobt Jose Luis Nueno, Wirtschaftsprofessor an der Universität von Navarra. ,Wenn es um Technologie und Produktion geht, ist Zara weit voraus.'“

Zehn Jahre später sind viele der grundlegenden Arbeitsprinzipien von Inditex Standard für jene Bekleidungshandelsketten, die aus deutschen Fußgängerzonen uniforme Malls machen.

Mancher jedoch glaubte nicht, dass diese digitale Revolution anhalten würde. Verlage, zum Beispiel. In jenem Mai traf die Krise auch Netzwert.

Mangels Anzeigen sank das Seitenvolumen von mindestens 12 erstmals auf acht. Festgelegte Seitenrubriken entfielen somit, andere fanden auf einmal größer statt. Wir stellten fest, dass unser starres Korsett an Seitenüberschriften nicht flexibel genug war. Ehrlich gesagt: Dieser Ausgabe ist es anzumerken. Sie wirkt irgendwie blutarm.

Aber wir waren ja nicht die einzigen, die litten. Gründungswillige Uni-Absolventen fanden zum Beispiel kaum noch Geldgeber. Bestehende Firmen hatten es in Deutschland noch einfacher. Die Wagniskapitelgeber investierten im ersten Quartal 2001 immerhin noch 648 Millionen Euro in junge Unternehmen. Die Mehrheit steckte das Geld aber in existierende Firmen. So erhielt damals das Meinungsportal Dooyoo nochmal 10 Millionen frisches Kapital von seinen Gesellschaftern. Dafür aber gaben die Gründer 20% der Anteile heraus. Und bei der Frage, in welche Branchen 2001 investiert würde, deutete sich schon der Wechsel an: Mit dem Bereich Life Sciences landete erstmals nach Jahren ein Nicht-IT-Fach auf dem ersten Platz.

Und noch ein Wechsel deutete sich an. Da kam etwas auf, was später Web 2.0 oder Social Media genannt werden würde. Die ersten Teenager saßen vor Webcams und andere schauten zu. Sie gestalteten Homepages auf Geocities – und andere liebten es. So mutet dann der Doonesbury-Cartoon in jener Ausgabe geradzu prophetisch an:

Lesen Sie kommende Woche: Das erste Googeln.


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