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„Facebook“. Kein einziges Ein Mal fiel dieser Name. Facebook.

In den USA ist das größte Social Network der Welt inzwischen der größte Leserverschieber, geht es um Nachrichten. In England ranigert es auf Platz 7. Das war im Mai, inzwischen ist Facebook sicher noch den einen oder anderen Platz hochgeklettert. Der Business Insider schreibt:
„For instance, a reporter at a major daily paper recently told me that her company no longer spends a lot of time on search engine optimization – that is, trying to get stories to show up high in Google’s search results. Instead, they’ve found that a ton of traffic is now coming from Facebook and, to a lesser degree, Twitter.“

Doch am Mittwoch fiel der Name kein einziges Mal. Da diskutierte ein Dutzend Medienmanager bei der Elefantenrunde der Münchener Medientage. Doch alle sprachen nur von oder über Google.

Immer größer wird die Kluft zwischen dem Wissen der Medienentscheider und der Realität. Helmut Markwort, der Moderator der Runde, wusste offensichtlich nicht einmal, wie Google arbeitet. Er fabulierte vom massenhaften Inhaltediebstahl. Gut, der Mann ist alt – vielleicht muss er das nicht mehr begreifen. Aber: Muss er dann noch öffentlich moderieren?

(Foto: Medientage München)

Tatsächlich scheinen die Medientage weiter in einer Zeitschleife gefangen. Nur selten treffen auf Podien unterschiedliche Positionen aufeinander, und je großkopferter die Großkopferten desto weniger verschieben sich ihre Aussagen – während der Fortschritt weiter schreitet.

Aber – vielleicht täusche ich mich nur? Bin zu negativ? Machen wir doch mal einen Test. Ein Quiz. Für Sie alle, liebe Medieninteressierte. Aber: Bitte nicht Googeln, wir sind doch Ehrenleute, gelle?

Also: Aus welchen Jahren stammen die folgenden Zitate?

„Natürlich kann man die Blockierung von Internet-Seiten anordnen.“
Manfred Hecker, Rechtsanwalt des deutschen Lottoblocks

„Es ist aber nur fair und richtig, diejenigen Online-User, die unsere Qualitätsinhalte kostenfrei genutzt haben, an unseren Aufwendungen zu beteiligen.“
Andreas Scherer, Geschäftsführer „Augsburger Allgemeine“

„Im Anzeigenmarkt fliegt uns das derzeit das Geld entgegen.“
Julia Jäkel, Gruner + Jahr

„Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und sind weiter im Geschäft.”
Hermann Balle, Verleger „Straubinger Tagblatt“

„Die Zeitungen sind überhaupt nicht in der Krise.“
Michael Grabner, Holtzbrinck

“Auf der ganzen Welt – mit der kleinen Ausnahme Südkorea – sind Zeitungsverlage führend bei Nachrichten im Internet… Wir haben den Bereich fast monopolartig in der Hand.”
Christoph Keese, Axel Springer

(Foto: Medientage München)

„Nur wer sich dem Fortschritt nicht verweigert, wird überleben.“
Mathias Döpfner, Axel Springer

“Internet ist ein anderes Geschäftsmodell (als Fernsehen). Dann gebt uns doch was ab vom öffentlich-rechtlichen Geld.”
Hubert Burda

„Glauben Sie, dass Verlage die Sprache der Googles dieser Welt sprechen?“
Michael Bohn, Geschäftsführer Zenith Optimedia

„Am Ende eines Lebens steht der Tod. Doch bis dahin zählt nur, was wir aus unserem Leben machen. Genauso sollten wir das mit Print halten“
Wolfram Weimar, Focus

„Im Internet und in Weblogs ist mir zu viel Trash.”
Peter Stefan Herbst, Chefredakteur „Saarbrücker Zeitung“

„Im Internet ist eine Regulierung der Meinungsvielfalt nötig.”
Markus Schaechter, ZDF

“Die Kannibalisierungsdiskussion (zwischen Internet und Print) sollten wir in eine Schublade stecken und 20 Jahre lang nicht drüber reden.”
Christoph Keese, Axel Springer

Bonusfrage: Aus welchem Jahr stammt dieser Teilnehmerbeleg?


Kommentare


Stefan Primbs 15. Oktober 2010 um 11:32

Stimmt einfach nicht. Name #Facebook fiel (viell. zu wenig). Siehe BR-Mediathek time 2.15 http://bit.ly/dDz3kR #mt10 #bloggerfai

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Cathrin Jacob 15. Oktober 2010 um 11:41

Danke für diesen Beitrag, und ohne mich an der Raterei zu beteiligen füge ich noch dieses Zitat hinzu:
„Es geht darum, Relevanz zu schaffen.“ (Michael Burst von UIM) Leider fand man davon auf den #mt10 herzlich wenig.
Lesenswert auch: http://ow.ly/2Tl9P

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Thomas Knüwer 15. Oktober 2010 um 11:45

@Stefan Primbs. Oh, stimmt. Einmal fiel er. Beiläufig.

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Stefan Primbs 15. Oktober 2010 um 12:02

Mal nachhören, ist gar nicht so unklug, was Döpfner da in dieser Minute zu Facebook sagt.

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Thomas Knüwer 15. Oktober 2010 um 12:42

@Stefan Primbs: Sagt er nicht, dass Facebook eine viel größere GEFAHR sei? Dann ist es Bullshit im Quadrat.

Derzeit komme ich in die Datei in der Mediathek leider nicht mehr rein…

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Stefan Primbs 15. Oktober 2010 um 13:14

Das schon, aber er bezichtigt die Zeitungshäuser und Verleger v.a. der Bigotterie, wenn sie Google und Facebook anklagen – und zugleich SEO-Optimierer und Facebook-(Social-Media)-Optimierer beschäftigen. Immerhin Selbsteinsicht.

Und in dem Satz mit der „größeren Gefahr“ lässt sich zumindest herauslesen, dass Döpfner die Bedeutung von Facebook für die Verlage /“den Online-Vertrieb“ auf Lange Sicht höher einschätzt als diejenige von Google.

Nun ist das für Leute, die sich mit Social Media beruflich beschäftigen, nichts Neues. Doch scheint mir dieser Blogeintrag genau darauf zu zielen, dass die Altvorderen in den Medien diese Entwicklung übersehen hätten. Döpfners Rede von der „größeren Gefahr“ zeigt m.E. zumindest, dass diese Einsicht eben doch da ist.

Ob das für die bisher dominierenden und gut verdienenden Verlage (nicht für die Medien oder den Journalismus oder die Meinungsfreiheit/Demokratie) eine „Gefahr“ ist, ist wohl eine Frage der Einschätzung – und des Mutes, diese Herausforderung anzugehen.

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Sebs 15. Oktober 2010 um 14:55

Ich war grade auf den Jugendmedientagen im Publikum zum Feindbild Google gehockt, mangels Wichtelticket … alter … was ein haufen ahnungslooser … bis auf den armen Mann von Google. Es ist schon ein Witz was da auf der Bühne sitzt.

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bingfan 15. Oktober 2010 um 22:53

Facebook liefert bei spezielleren Themen und Zielgruppen schon mehr – und vor allem qualifiziertere – Leser als Google News, Markworts Nachrichten.de kommt ja kaum über die Messbarkeitsgrenze. Darüber sollten sich Journalisten und Verleger freuen, dass echte Menschen gute Inhalte weiter empfehlen. Aber die machen ja lieber in Bezahl-Progrämmchen auf dem tastaturlosen Notebook, Online-Reisebüros und Partnervermittlungen.

Mit dem biologischen Alter hat das wahrscheinlich wenig zu tun, eher mit der Einstellung, aufgrund einer gefühlten Nähe zur politischen Macht auch im Markt unverwundbar zu sein. Es sieht nicht so aus, als ob das auf Dauer gut ginge. Lasst die ersten Probe-Abstimmungen in sozialen Netzen zu verlässlichen Prognosen der Mehrheitsmeinungen führen und die Politik verabschiedet sich schnell von den alten Massenmedien als Transportmittel.

Dann braucht es auch keine Elefantenrunden mehr.

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Zurück « Issgelb.de* 16. Oktober 2010 um 15:47

[…] Medientage sind vorbei. In der Summe waren sie sehr lehrreich. Viele Prominente waren vor Ort, unter anderem Ilse Aigner und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, […]

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Armin 16. Oktober 2010 um 16:30

Na ja, das Zitat aus dem Business Insider hoert sich auch mehr nach „also der Freund der Bekannten die einen Onkel hat, der einen Freund hat der mal gehoert hat“ an, nicht gerade nach vernuenftiger Recherche.

Und „a ton of traffic is coming from Facebook“, ach wirklich? In social networks geben die Leute links weiter? So wie sie es frueher per e-mail gemacht haben? Welch faszinierende und tiefgruendige Erkenntnis. Da waere ich ja nie drauf gekommen.

Wahrscheinlich schreiben sie die Artikel jetzt mehr so dass sie sich besser als Aufreger eignen damit die Leute die auch schoen bei Facebook, Twitter und Konsorten weitergeben. Auch eine Art der Suchmaschinenoptimierung…

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Christian Jakubetz 16. Oktober 2010 um 18:02

Ich hätte da auch noch eine Quizfrage (schade, dass ich den entsprechenden Screenshot in den Kommentaren nicht hochladen kann):

Wem gehört der Twitteraccount mit 44 Followern, null Personen, denen man selber folgt – und mit exakt einem abgesetzten Tweet?

Nicht bei Twitter nachschauen, wir sind doch Ehrenleute, oder?

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Trendsetter Medientage at JakBlog 16. Oktober 2010 um 18:08

[…] (Thomas Knüwer hat sich übrigens den Spaß gemacht und hat ein paar hübsche Zitate in ein Medientage-Quiz gepackt) […]

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Issgelb.de* » Blog Archive » Zurück! 26. Oktober 2010 um 12:36

[…] Medientage sind vorbei. In der Summe waren sie sehr lehrreich. Viele Prominente waren vor Ort, unter anderem Ilse Aigner und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, […]

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