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Erinnern Sie sich noch an das Jahr 2010?

Manches aus diesem Jahr erinnert uns an das, was fünf Jahre später in Deutschland so los ist. So stellte die EU den griechischen Staatshaushalt unter ihre Kontrolle und spannt später den Rettungsschirm auf, die Demokraten verlieren in den USA die Mehrheit im Repräsentantenhaus und das Verfassungsgericht kippt die Vorratsdatenspeicherung.

Vor allem aber: Google führt Streetview in Deutschland ein. Besser: will es einführen.

Heute ist fast vergessen, was damals los war. Und der Dienst – ist längst Web-Allgemeingut. Doch die Bilder, die wir in Deutschland heute nutzen, sind alt. Das fällt auch in meinem Umfeld immer mehr Menschen auf, die nicht so digital-irre sind wie ich. „Google sollte mal wieder aktuelle Fotos machen“, sagte mir jüngst ein Freund. So sehen das laut einer repräsentativen Studie des Branchenverbandes Bitkom viele Deutsche: 80% der hiesigen Web-Verwender nutzen Google Streetview, zwei Drittel hätten gern aktuelle Bilder.

hofgarten streetview

Verständlich. Die Rampe, von der Google das Bild oben machte, existiert in Düsseldorf nicht mehr. Heute sähe das Bild so aus, wie auf dieser Illustration der Developer, der Firma, die dort den Kö-Bogen baute:

kö-bogen

„w&v“ schreibt nun sogar, dass Kommunen vielseitige Einsatzbereiche von Straßenpanoramaaufnahmen erkennen würden, unter anderem bei Feuerwehr, Polizei, Verkehr, Mobilität und Touristik, und zitiert Franz-Reinhard Habbel vom Deutschen Städte- und Gemeindebund: „Wir sehen hier große Potenziale unsere Arbeit effizienter zu machen.“

Nur: Die wird es nicht geben – und ich kann das Google nicht verdenken.

Was war los, in diesem Jahr 2010?

Eine Medien- und Politik-Hysterie. Die Berichterstattung war so nüchtern analysierend und ausgewogen wie die Bevölkerung von Springfield in dieser Szene der „Simpsons“:

simpsons fackelzug

Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner betätigte sich als Teufel-Wandmalerin, sah eine „millionenfache Verletzung der Privatsphäre“ und bot auf ihrer Homepage konnte man ein Standard-Anschreiben für den Einspruch bei Google. Der Grüne-Senior Christian Ströbele fand Streetview „ungeheuerlich„,  die damalige FDP-Datenschutzbeauftragte Gisela Piltz sagte „Ich widerspreche, weil ich Bilder meiner Privatwohnung nicht im Internet sehen will. Soweit es sich um private Liegenschaften handelt, empfehle ich das auch jedem anderen – uneingeschränkt.“ Und CDU-Hinterbänkler Peter Bleser kündigte gleich mal härtere Maßnamen an: „Wenn der Rechtsrahmen nicht ausreicht, müssen wir dafür Sorge tragen, dass die Privatsphäre bei dieser Technologie gewahrt bleibt.“

Und natürlich hatte auch die Digital-Nostradamusse Landesdatenschützer Thilo Weichert und Johannes Caspar ihre wöchentlichen 15 Minuten Ruhm: „Die Leute wissen gar nicht, was sie da erwartet“, panikte Caspar und Weichert präsentiert – selbstverständlich restriktive – Gesetzesvorschläge. Der Ex-Vize des Bundesverfassungsgerichtes, Winfried Hassemer, orakelte sogar über ein Verbot durch das Verfassungsgericht.

Die Medien nahmen all das gierig auf, nichts konnte abwegig genug sein, so lang es kontra Streetview ging. So organisierten drei Düsseldorfer Senioren einen Mini-Protest, der bereitwillig von der „Rheinischen Post“ in Szene gesetzt wurde: Mit einem Foto der drei vor ihrem Haus, das noch heute im Internet abrufbar ist. Die Redaktion der Düsseldorfer Lokalzeitung entdeckte damals auch Satellitenfotos bei Google und forderte ein Einspruchsrecht. In der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ schrieb Friederike Haupt „Hiermit widerspreche ich“ und später: „Die Frist ist zu kurz„. Selbstverständlich beschäftigte sich die Frankfurter Lokalzeitung nicht mit positiven Auswirkungen des Dienstes, mehrfach aber mit den Möglichkeiten, Einspruch einzulegen.

Wie desinformiert die Bürger dann letztlich waren, demonstrierte eine „Bild“-Straßenumfrage: Es entstand der Eindruck, Google-Drohnen flögen dauerhaft umher und übertrügen live aus deutschen Wohnzimmern.

Und nun haben wir den Salat. Könnte ja alles nicht so doof sein mit Streetview. Könnte Kosten sparen, Sicherheit schaffen, im Alltag praktisch sein. Faktisch aber sieht die Streetview-Abdeckung in Europa (Stand 2013) so aus (Foto CC-BY Michael Kreil – OpenDataCity – danke an Michael Kreil!):

Google Streetview Abdeckung

Die Chance ist vertan und wir dürfen uns bei Politikern, Datenschützern und Medien bedanken. Sie haben getan, was sie bei praktisch allen digitalen Themen in Deutschland tun: rumhysterisieren, Schlimmstfalls-Szenarien erschaffen, Gesetze und Verbote fordern.

Am Beispiel Streetview sehen wir sehr unschön, was dann passiert. Die Chancen einer neuen Technologie interessieren niemand, erst recht nicht, wenn sie von einem der großen Digital-Unternehmen kommen (oder wie der „Spiegel“ sie nennt: der Weltregierung). Wie schon einmal gebloggt: Hass macht blind, Google-Hass macht blöd. 

Jeff Jarvis schrieb sehr gut im vergangenen Jahr:

„I worry about Germany and technology. I fear that protectionism from institutions that have been threatened by the internet — mainly media giants and government — and the perception of a rising tide of technopanic in the culture will lead to bad law, unnecessary regulation, dangerous precedents, and a hostile environment that will make technologists, investors, and partners wary of investing and working in Germany.“

Was wir bräuchten wäre eine unvoreingenommene Berichterstattung, eine die Bürger über Chancen wie Risiken informiert; Politiker, die sich erst ein kundiges Bild machen und dann laut werden; Datenschützer, die zwar Daten schützen, aber nicht Technologie verhindern wollen. Eigentlich also, bräuchten wir das, was selbstverständlich scheint.

Doch das ist schon zu viel erwartet in Deutschland, anno 2015.


Kommentare


Christian T. 20. April 2015 um 17:12

Der ehemalige Vize des BVerfG hieß nicht Volker, sondern Winfried. Ansonsten: absolute Zustimmung!

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Thomas Knüwer 21. April 2015 um 9:15

@Christian T.: Danke, korrigiert!

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Falk D. 20. April 2015 um 21:20

Es gibt für den Bewohner eines Wohnhauses keinen Vorteil dadurch, dass sein Wohnhaus in Streetview abgebildet ist.
Die große Potentiale von Streetview sind die: in den USA, wo es keine Einspruchsmöglichkeiten gibt, setzen Kredit-Ratingfirmen und Repo-Agenturen diese Daten massiv ein. Da wurden Kredite aus der Ferne gekündigt, weil das Haus 14 Staaten weiter die falsche Farbe hat. Übrigens gibt es selbst in den USA Agenturen, die sich auf Street-View-Blurring-Requests spezialisiert haben.
Und leider ist das Risiko der Wiederholung von ersterem in Deutschland -einig Schufa-Land- nicht gänzlich nichtig.

Nebenbei verloren Sie etwas die Perspektive. Bei strenger Auslegung des KUrHG sind die Streetview-Aufnahmen in Deutschland nicht zulässig, denn das Mobil der „Panoramafreiheit“ ist nur den zu Fuß gehenden Fotografen OHNE besondere Hilfsmittel beschreitbar. Andere Fotofreunde scheiterten in Paderborn bereits mit 2,5m hohen Stativen rechtlich daran, das Diozesan-Museum auszublenden. Bei Google’s 3m hohen Streetview-Panzern drückte man beide Augen zu. Insofern hat „Deutschland“ sich sehr weit bewegt als Google, dessen größtes Eingeständnis war die Opels wahlweise von behinderten Kinder oder Kunststudenten bekleckern zu lassen, nur um später festzustellen, dass WLAN-SSIDs und bei offenen WLANs auch deren Subnetze und aufgeschnappten Inhalte mit kartografiert wurden, was das ein „Fehler“ war. Ich werte die weiße Karte als Erfolg.

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Ulrich T. 20. April 2015 um 22:28

@Falk D.
Schon heute fließen Infos (ohne einen Blick auf Streetview) über die Wohngegendeines Kunden in die Berechnung seiner Kreditwürdigkeit ein (googlen: Geoscoring). Geschicktes Datamining ist da weitaus effektiver. Ich werte die weiße Farbe als Erfolg der Desinformation.

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J Mikka Luster 20. April 2015 um 23:26

Ich screibe diese Worte selten, aber im Fall des Falk D. muß es sein: „Blödsinn.“

Bewohner eines Wohnhauses mögen vielleicht Ihnen zufolge keine Vorteile haben. Mein Vorteil, die leichtere Auffindbarkeit meines 08/15 Reihenhauses für Anfahrende und die Tatsache daß Mieter sich auch, schon oft vor der Besichtigung einer leeren Wohnung, damit ein Bild schaffen können, ist bei mir gegeben. Nachteile habe ich keine. Woher auch.

Selbst in den USA, genau wie die in Deutschland oft erwähnten „Einbrecher“ die Street View verwenden würden, ist es klar daß Bilder die auch nur sechs Monate alt sind denkbar unbrauchbar sind. Die verwenden ein Fahrrad und fahren vorbei, eine der 100en von „schick‘ uns eine Addresse und wir fotografieren die Straße“ Services die weniger als $10 pro Straße verlangen, oder die offiziellen Cartopics die in den USA für umsonst erhältlich sind.

Street View Kameras sind nicht drei Meter hoch sondern 1.89 am unteren und 2.11 am oberen Ende. Das ist Audi 100 oder Opel Vectra (57″) plus Kamera-Aufbau.

Die Vorteile des Street View sind immens. Nicht nur als Navigationshilfe sondern auch als Archiv. Was würden Sie geben um Pompeii drei Tage vor dem Vulkan, Rom vor dem Brand, New York vor 9/11, oder San Francisco vor dem Quake zu sehen? Ich eine Menge. Stattdessen betreiben wir Kultur- und Historievandalismus und blurren die Häuser des Herrn Schindler, Rothschild, und der Anne Frank. Wir entfernen die IG Farben und andere kulturhistorisch relevanten Häuser weil irgend ein Spackheimer Angst hat daß das Internet seine Geranien zählt.

Ignoranz, Technophear, und Mauscheleien – so ist Deutschland halt wenn man den Politikern das Wort gibt und auf die Ewiggestrigen hört.

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Hapi 21. April 2015 um 0:25

@Falk D.: Wenn ich mich richtig erinnere, ist es eh egal, was die Bewohner eines Hauses davon halten, da nur der Eigentümer einen Widerspruch bei Google einreichen konnte.

Davon abgesehen gibt es genügend Gründe für Bewohner/Eigentümer. So ganz aus der Lamäng:

– Etwaige Mieter, Kaufinteressenten können sich das Haus schon mal von außen anschauen. Unnötige Besichtigungstermine werden vermieden.

– Rettungsdienste, Feuerwehren und die Polizei können in den Einsatzzentralen Zugriff auf Streetview nehmen und Vor-Ort-Kräfte unterstützen (einem Freund von mir ist es mal passiert, dass der RTW über 30 Minuten brauchte, weil er im Dunkeln die Hausnummer nicht fand, während er nach einem Treppensturz auf der Kellertreppe lieber etwas schneller Hilfe bekommen hätte).

– Handwerker könnten Kostenvoranschläge ohne Besichtigung vor Ort vornehmen.

– Behörden können bei aktuellen Datenmaterial schneller erkennen, wo Straßenrenovierungen und Baumaßnahmen nötig sind, weil sie nicht eigene Trupps durch alle Straßen schicken müssen.

Es gibt bestimmt noch viele Dutzende weitere solcher Vorteile. Man muss schon ganz schön phantasielos sein, um ehrlicherweise zu behaupten, es würde *keine* Vorteile für Bewohner durch Streetview geben.

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Hans 21. April 2015 um 5:28

Anhand welcher Daten genau wurde die Karte Von ODC erstellt? Nicht dass sich am Ende wieder die BILD zu Recht beschwert 😀

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Horst 21. April 2015 um 6:20

@Hapi:
Hausbesichtigung:
Warum sollte man sich bei erwerbswünschen ein Haus auf Bildern des Dienstes Google-Maps ansehen? Selbst mit sämtlichen Genehmigungen und Ignoranz des Datenschutzes wären die Bilder nicht Tagaktuell und würden somit ein verzerrtes Bild der realität wiederspiegeln.
Würde denn jemand auf Basis rein von Bildern im Internet ein haus kaufen, ohne es jemals direkt gesehen zu haben?

-Rettungskräfte:
Und wer ist schuld, wenn die Bilder nicht aktuell sind (ich schrieb bereits dass die niemals Tagaktuell sein können), sich die Zufahrts-/Zugangsbedingungen verändert haben und der RTW dann nicht wie auf Basis von Streetview geplant an das Objekt kommt und somit mehr Zeit benötigt?

-Behörden:
Ich verweise wieder darauf, dass die Daten niemals Tagaktuell sein können…

Streetview ist ein nettes Gimmick um „mal zu gucken“, sich von einer fremden Gegend ein Bild zu machen oder sich einen Überblick zu verschaffen. Mehr nicht! Und dafür reicht es doch wenn die alle paar Jahre mal durchgurken, oder?

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lab 21. April 2015 um 6:53

@Falk D. Es gibt für die Bewohner/Eigentümer eines Hauses aber einen Vorteil, wenn sie den Dienst StreetView nutzen können. Und genau da zeigt sich das Problem: nur nutzen und nicht selbst beitragen funktioniert eben nicht, wenn zu viele so denken. Und was die Scoringfirmen betrifft, so ist das wirklich paradox: gegen StreetView wird zu öffentlich Felde gezogen, während diese Unternehmen im Verborgenen wesentlich brisantere Daten seit Jahren akkumulieren.

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Thorsten 21. April 2015 um 6:56

Thomas Knüwer meint, die Google Streetview Abdeckung in Deutschland ist schlechter als in anderen Ländern, weil sich im Jahr 2010 alle so über diesen neuen Dienst aufgeregt haben. Ist das so? Keine Ahnung, ein Statement von Google oder etwas ähnliches finde ich hier jedenfalls nicht. Der Zusammenhang ist für ihn dennoch klar: Die Deutschen sind technophob, was von besitzstandswahrenden Medien und Politikern befeuert wird. Und deshalb haben wir jetzt einen schlechten Service von Google.

Man kann und sollte den Deutschen ja eine Menge vorwerfen, beispielsweise den Weltmeistertitel im organisierten Massenmord, aber Technophobie? Gehts noch? Lasst euch mal in meinem Heimatdorf von einem älteren Herren begeistert erklären, wie jeder, der auf seinen Hof kommt, einen Bewegungsmelder auslöst, was dazu führt, dass gleich fünf Bilder per Webcam gemacht werden, die dann gleich per E-Mail auf sein Handy geschickt werden. Technophobie ist in Deutschland nicht das Problem. Besitzstandswahrung und Paranoia schon. Und eine seltsame Obrigkeitshörigkeit. Oder warum hat Herr Knüwer nicht bei Google nachgefragt?

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Thomas Knüwer 21. April 2015 um 8:55

@Thorsten: Googles Aufzeichnungsfahrzeuge sind 2014 wieder durch Deutschland gefahren, um die Straßen für Maps aufzuzeichnen. In diesem Zusammenhang hat Google betont, dass die Daten nicht für Streetview verwendet werden.

In Sachen Technophobie: Diese Aussage bezieht sich vor allem auf Medien, Politik und Institutionen. Wie im Artikel beschrieben: Sie prägen maßgeblich das Meinungsbild. Sie dazu auch: https://www.indiskretionehrensache.de/2014/12/wirtschaftsstandort-deutschland/

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Max 21. April 2015 um 8:05

Wenn die Streetview Daten so wertvoll für die öffentliche Sicherheit sind und Kosteneinsparungen sind, dann sollten wir nicht darauf vertrauen das sie uns ein Unternehmen bereitstellt welches man nur bedingt beeinflussen kann.
Warum fordert niemand das diese Daten regelmäßig von den offentlichen Institutionen z.B. per Ausschreibung erhoben werden.
Dann würde damit auch eine Diskussion einhergehen welche Daten man genau erheben möchte/soll/darf und wer diese wie nutzen kann.

Z.B. Könnte man dann auch schnell erfassen welche Strassen ausgebessert oder welche Bäume verschnitten werden müssen oder wo illegal Müllabgeladen wurde ….

Falls ich ein Unternehmen mit Sanierungsaufgaben beauftrage könnte ich die Möglichkeit haben dem Unternehmen die Daten für mein Haus freizugeben und nicht nur die Aktuellen sondern auch den ganzen Alterungsprozess der letzten 10 Jahre.
Das wäre deutlich mehr informelle Selbstbestimmung als „ich nutze das was Google mir überläßt“.

—-

„Es entstand der Eindruck, Google-Drohnen flögen dauerhaft umher und übertrügen live aus deutschen Wohnzimmern.“

Wenn wir da mal Google weglassen, ist und wird das tatsächlich ein Problem wir hatten schon 2014 Drohnen mit Kameras über dem Badesee kreisen und ich habe keine Lust das meine Kinder beim Baden live ins Internet übertragen werden.
In Zukunft wird die Technik noch günstiger und in 5 Jahren oder vorher werden 7/8 jährige Kinder solche Drohnen mit Kamera vll auch Infrarotkamera zum Geburtstag geschenkt bekommen.
Die Fragen die sich stellen ist, wo wir die Grenzen der Nutzung ziehen wollen. Flughöhe, Örtlichkeiten (direkt vorm Schlafzimmerfenster?), Fernsteuerungsreichweite… wie werden Unfälle (Absturz auf Personen, Sachbeschädigung) gehandhabt / verhindert.

Solche Diskussionsthemen hört man von „Internetvorreitern“ nur selten. Hauptsache das Paket ist in 2 Stunden nach Hause geliefert.

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Netz-TV 21. April 2015 um 8:11

In der Lokalzeitung steht heute das Bedauern von Tourismus-Verantwortlichen, dass es für ihre Region im Gegensatz zur ausländischen Konkurrenz keine Streetview-Aufnahmen gibt. 🙂 Vielleicht wird man in Deutschland aufwachen, wenn man bemerkt, dass Streetview eine Basistechnologie für konkurrenzfähige Autos der Zukunft ist.

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Carom 21. April 2015 um 8:39

@Hapi:
Jeder Bewohner konnte das aktuell bewohnte Gebäude ausblenden lassen – Google hat einen Brief an den Melder unter der auszublendenden Adresse gesendet, das war alles an abgefragter Authentifizierung. Wer dort wohnte, konnte ausblenden lassen, fertig.

Ihre Vorschläge zur Nutzung von Streetview sind, höflich gesagt, albern – wenn Rettungsdienst oder Feuerwehr in persona vor einem Haus stehen, was soll da eine verzerrte Ansicht auf einem Monitor besser können? Handwerker nehmen Aufmaß für was an einem Bildschirm – die Einbauküche? Wie alt und ungenau sind die Bilder, auf deren Grundlage Behörden Entscheidungen treffen sollen?

Sie phantasieren sehr unterhaltsam, insofern ist Ihr Beitrag nicht völlig unnütz 😉

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Thomas Knüwer 21. April 2015 um 8:58

@Carom: Das mit dem Albern lohnt sich zu überdenken. Als die Feuerwehr des Flughafens Frankfurt auf Second Life ging, hielten das alle für albern. Doch die Feuerwehr selbst nutzte den Second-Life-Flughafen jahrelang für Strategieübungen. Oder wie der großartige Medientheoretiker Clay Shirky gesagt hat: „Schauen Sie sich die lustigen Dienste an. Denn heute in drei Jahren wird jemand mit diesen lustigen Diensten etwas ernstes machen.”

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Ingo_gm 21. April 2015 um 11:57

Ich bin bestimmt alles andere als Technophob, gebe unsummen für überflüssiges Technikspielzeug aus und bin privat+arbeit(u.a. Datenbank Programmierung) locker 12-14Stunden pro Tag im Internet und ich habe das Mietshaus in dem ich Wohne pixeln lassen. Ich bin da ganz bei Falk D. der Bewohner eines Hauses hat durch die Darstellung bei StreetView keine Vorteile aber ggf einige Nachteile. Stichworte Kreditvergabe/Kreditkonditionen/Schufa. Auch das Aufbauen und ggf spätere zusammenführen von entsprechenden Datenbanken ist freundlich Ausgedrückt als schwierig zu betrachten. Dazu kommt die Speicherung der Netzwerks SSIDs.

@Hapi
-Wenn ich mich richtig erinnere, ist es eh egal, was die Bewohner eines Hauses davon halten, da nur der Eigentümer einen Widerspruch bei Google einreichen konnte.

Falsch, ich -als damals Mieter- konnte das Mietshaus ohne Probleme verpixeln lassen.

-Etwaige Mieter, Kaufinteressenten können sich das Haus schon mal von außen anschauen. Unnötige Besichtigungstermine werden vermieden.

1) will ich mir als Interessent das Haus def. persönlich ansehen! Und setze dabei nicht auf alte Bilder von Street View und/oder des Maklers/Verkäufers/Vermieters.
Ich(tm) habe gerade eine Wohnung gekauft und dabei genau nie Street View genutzt.
2) Hier kann ich nur für Berlin sprechen, es werden quasi keine Wohnung mehr ohne Makler(würde mal tippen 99,7%) verkauft, der Makler gibt aber niemals in seiner Anzeige die Adresse an(weil man dann an Ihm vorbei versuchen könnte den Kauf abzuwickeln). Ergo hilft dir Street View gar nichts.

-Rettungsdienste, Feuerwehren und die Polizei können in den Einsatzzentralen Zugriff auf Streetview nehmen und Vor-Ort-Kräfte unterstützen…..

Ich bin mir ziemlich sicher dass die eher GPS nutzen als Street View.

-Handwerker könnten Kostenvoranschläge ohne Besichtigung vor Ort vornehmen.

Wohl kaum, alle Handwerker mit denen ich jetzt gesprochen habe wollten mir nichtmal aufgrund genauer Maße und umfangreicher Fotos ein Angebot machen.

-Behörden können bei aktuellen Datenmaterial schneller erkennen, wo Straßenrenovierungen und Baumaßnahmen nötig sind, weil sie nicht eigene Trupps durch alle Straßen schicken müssen.

Die Bilder werden niemals tagesaktuell sein und sind damit für die Behörden auch nutzlos.

@J Mikka Luster

Auch die Archiv Funktion sehe ich als eher nicht gegeben an. Von New York gibt es unzählige Bilder vor 9/11.
Rom, Pompejii,SF waren eher noch nicht das Bilder Zeitalter. Sollte morgen Berlin durch was auch immer ausgelöscht werden, gibt es auch ohne StreetView zahlreiche Bilder wie es ausgesehen hat.

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Falk D. 21. April 2015 um 12:04

@J Mikka Luster: Der Mittelpunkt des Kameraballs auf den Streetview-Cars ist immer auf 8.2 ft montiert. Die Stitching-Software dreht sonst durch. Darüber ist beim R5 noch eine 180° Kamera nach oben. Die Werte, die Sie angeben, passen allenfalls, für einen R1, der kaum zum Einsatz kam. Ein Bild eines R5 sehen Sie unter http://en.wikipedia.org/wiki/Google_Street_View#/media/File:GoogleStreetViewCar_Subaru_Impreza_at_Google_Campus.JPG . Der Impreza selbst ist 1,47m hoch, so dass Sie die Höhe selbst nachvollziehen können. Der Rest Ihrer „Argumente“ ist entsprechend.

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Carom 21. April 2015 um 12:28

@Thomas Knüwer #Hapi:
Nichts gegen eine pragmatische Nutzung von Diensten dieser Art, aber die im gemeinten Kommentar genannten Szenarien waren dann doch arg konstruiert (und dadurch auch eben amüsant).

StreetView ist strukturell bedingt ja eher Archiv als Werkzeug, insofern ist es für Simulationen wohl noch nützlich – spürbarer Nutzen im „echten Leben“, in der „Echtzeit“, wird in Zukunft durch Streams von Drohnen und anderen Robotern, fahrend oder fliegend, erzeugt werden.

Wenn dann zum Beispiel die Feuerwehr einen Brandort mit einer Drohne umfliegt, um Bergung und Rettung zu optimieren, bin ich sofort bei allen Phantasien dabei.

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vera bunse 21. April 2015 um 13:20

Nachtrag: http://www.bitterlemmer.net/wp/2010/08/15/polizeigewerkschaft-will-google-streetview-fur-virtuelle-streifenfahrten-nutzen/

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Wahre Worte | Escape Sequence 21. April 2015 um 14:47

[…] Google Streetview: eine Fallstudie für die Folgen der deutschen Technophobie /facepalmGermanySecurity […]

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kaltmamsell 21. April 2015 um 14:50

Mein Vater zeigte mir vor Kurzem in Google Streetview, dass sein Geburtshaus in Madrid abgerissen worden ist. Ich zeigte ihm dann, wie er ältere Google-Aufnahmen dieser Ansicht findet (für diese Gegend gab es bereits vier). So konnten wir eingrenzen, in welchem Zeitraum dieser Abriss geschehen ist.
Das war schön.

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Ena Vigo 22. April 2015 um 7:30

Interessant an dem Beitrag ist, wie sich CSU, FDP und Grüne gegen Street View aus dem Fenster lehnten.
Viel schlimmer finde ich zur Zeit die Überwachungsmethoden die von der deutschen Regierung durch Maut und VDS eingeführt werden. Wo finde ich da „Schreiben“ die ich nur noch ausdrucken muss um mich dagegen zu wehren?

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Jott 22. April 2015 um 7:43

Bilder von Häusern nicht im Netz haben wollen. Dann erfahren, dass eigentlich alles abgehört und gespeichert wird und die Partei(en) noch wieder wählen, die dagegen nichts unternimmt…

Wo ist da die Logik???

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CalibreX 22. April 2015 um 13:05

Streetview braucht man nicht..punkt. Es wurde auch hier in DE Vielerorts abgelehnt, als bekannt wurde das in Amerika z.B. Einbrecher sich SV für Villen zu nutze gemacht haben.

Google Maps mit Fotos von Sehenswürdigkeiten reicht vollkommen aus. Streetview braucht kein Mensch, es hat einfach keinen nützlichen Mehrwehrt.

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Twinny 22. April 2015 um 14:49

Ich finde das wirklich lustig. Wie kann man sich nur über Streetview aufregen aber gleichzeitig die massenhafte Überwachung seiner Telefongespräche, Handydaten und Internetverkehr mehr oder minder klaglos hinnehmen? Deutschland ist extrem schizophren wenn es um so etwas geht. Streetview hat eine Histerie allerersten Grades verursacht und bei der NSA-Geschichte zuckt der Deutsche mit den Schultern.

Zu sagen Streetview hätte keinen Nutzen ist gelinde gesagt lächerlich.
Ich arbeite in einer Gebäudereinigung und wir benutzen Streetview bei uns täglich. Wir benutzen es um den Mitarbeitern zu zeigen welches Haus und welchen Bereich des Hauses sie zu bearbeiten haben und Angebote für Glasreinigung z.B. machen wir Anhand der Bilder in Streetview soweit sie noch aktuell sind. Dadurch wurden den Kunden bereits viele Fahrtkosten erspart was desöfteren mal den Kommentar „Das kann man mit Google machen?“ hervorbrachte mit Dank für die rasche Bearbeitung.

Und ich habe einen Bekannten bei der Feuerwehr der mir auch bestätigte das sie die Bilder auf Streetview sehr oft vor einem Einsatz ausdrucken. Das geschieht damit die Einsatzkräfte sich schonmal ein Bild von der Örtlichkeit machen können. Das die GPS im Auto haben um dort hin zu finden – da wäre ja niemand drauf gekommen Sherlock Ingo…
Man muss auch mal über den eigenen Tellerrand schauen und die Phantasie einschalten was machbar ist und es nicht gleich verteufeln weil jemand den Vorgarten sehen kann…
Vielleicht sollten solche Bedenkenträger jedem Passanten und Autofahrer vor passieren des eigenen Grundstücks zwangsweise eine Augenbinde verpassen? 🙂

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indiskretionehrensache.de: Google Streetview — Eine Fallstudie für die Folgen der deutschen Technophobie | Collected Links 22. April 2015 um 19:19

[…] indiskretionehrensache.de: Google Streetview — Eine Fallstudie für die Folgen der deutschen T… […]

Antworten

Wolf 23. April 2015 um 7:27

Frau Aigner hatte andere Interessen, dle die Bürger vor Google zu „schützen“. Geschützt werden sollten die Katasterämter, deren Geschäfstmodell es nach wie vor ist, Geodaten zu verkaufen, inklusive hochaufgelöster Luftbilder (sogar hinter den Häusern aus den Gärten). Daten, für die jeder Interessent bislang ein paar hundert Euro bezahlte, bot Google plötzlich kostenlos an. Dieses Neue konnte nur noch mit Hilfe des regierungseigenen Kampagnemediums B-„Zeitung“ rechtzeitig skandalisiert werden, um das alte Geschäftsmodell zu retten. Sehr erfolgreich, wie man sieht.

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Ronny 23. April 2015 um 12:52

Sehr guter Beitrag. Und hierzu kann ich nur noch eine Geschichte von 2010 ergänzen.

Die Hysterie der Medien war gerade im vollem Gange, als mir eine Bildzeitung in die Hand fiel (ja ich weiß Asche auf mein Haupt) Ich schlage die Zeitung auf und was springt mir dort ins Auge? Eine Vollblattanzeige von Google zum Thema Google Streetview. Und ein paar Seiten dahinter ein Bericht von der Bild, warum Google Streetview sinnvoll ist. Soviel zum Thema unabhängige Berichterstattung.

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Recommended Reading: Google Streetview, Facebook Algorithmus und der goldene Schnitt 24. April 2015 um 10:11

[…] Google Streetview: eine Fallstudie für die Folgen der deutschen Technophobie 80% der hiesigen Web-Verwender nutzen Google Streetview, zwei Drittel hätten gern aktuelle Bilder – aber die wird es leider nicht geben. Und wir Deutsche sind selber schuld… (Hier geht’s zum Artikel auf indiskretionehrensache.de.) […]

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Ger 28. Mai 2015 um 15:57

Keine unwiderrufliche Verpixelung ist akzeptabel. Auch von Personen und Kennzeichen nicht. Warum. würden Sie fragen? Weil zufällige Objekte als scheinbare Gesichter oder Kennzeichen ebenso verpixelt werden. Diese Diskussion auf Englisch sagt alles darüber:
https://productforums.google.com/forum/#!topic/maps/y-R6cJxKu6w

Um einfacher zu sagen. In München wurde in 2014 NEUES Einkaufszetrum gebaut – MONA beim Olympiaeinkaufszentrum. Davon wurden vor kurzem NEUE Bilder gemacht. Ich will dass die NEUE Bilder von NEUEN Gebäufe auch NEU bleiben und nicht hunderte Stellen an der Gebäude als mögliches Kennzeichen unwiderruflich verpixelt. Ist die Erwartung dass neue Bilder von neuen Gegenständen auch glasklar bleiben zu hoch?

Russland und USA sind zueinander verfeindet, doch eine Sache scheinen sie gemeinsam zu haben – in öffentlichen Raum gibt es kein Recht auf Datenschutz. Sowas wie Wunsch, dass Verbot von Autokameras (Dashcam) geschriben wird, um die Privatsphäre von Passanten zu schützen haben auch sie nicht. Interessant oder?

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